Re: Danny Boyles "goldene Filmidee"

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Henrik hat geschrieben: 26. September 2020 07:42 Die Szene ist doch nur wegen dem Papageien so albern.
Nein ist sie nicht. Sie ist vor allem wegen der völlig peinlichen Establishment-Konformität zum Fremdschämen. Wir sollten nicht vergessen, dass ein paar Jahre zuvor ja noch die Energiekrise und der Punk durch UK wüteten... Vor allem hat Bond schon deutlich spektakulärer den Tag gerettet, ohne von Herr oder Frau Premier dafür auch nur für eine Sekunde mit dem Allerwertesten angeschaut zu werden. Also völlig überflüssig das Ganze und vermutlich ein Versuch, dem sonst recht ernsten Film, aus Angst vor der eigenen Courage eine süße Endnote zu verpassen.

Bond sollte auch nicht zum Ritter geschlagen werden, das passt meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Er darf zwar ruhig devoter Patriot sein, doch sollte dieses Verhältnis auch immer einen gewissen Zynismus oder eine Selbstironie zulassen. Bond ist keiner der "großen" und spielt auch nicht in der "ersten Liga". So ein snobistisches Gehabe will ich bei Bond nicht sehen, schon gar nicht in Verbindung mit dem britischen Königshaus. Für die Olympischen Spiele mag das funktionieren, aber nicht als Handlungselement eines Filmes.

Re: Danny Boyles "goldene Filmidee"

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craigistheman hat geschrieben: 27. September 2020 14:46 Bond sollte auch nicht zum Ritter geschlagen werden, das passt meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Er darf zwar ruhig devoter Patriot sein, doch sollte dieses Verhältnis auch immer einen gewissen Zynismus oder eine Selbstironie zulassen. Bond ist keiner der "großen" und spielt auch nicht in der "ersten Liga". So ein snobistisches Gehabe will ich bei Bond nicht sehen, schon gar nicht in Verbindung mit dem britischen Königshaus. Für die Olympischen Spiele mag das funktionieren, aber nicht als Handlungselement eines Filmes.
Sean Connery wurde auch schon zum Ritter geschlagen. Zu einem Snob hat ihn das aber dennoch nicht gemacht.
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"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Danny Boyles "goldene Filmidee"

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Samedi hat geschrieben: 27. September 2020 14:58 Sean Connery wurde auch schon zum Ritter geschlagen. Zu einem Snob hat ihn das aber dennoch nicht gemacht.
Und Roger Moore auch und Judi Dench und und und. Finde den Unterschied zwischen fiktionaler Figur und und Darsteller*in Samedi... Entschuldige, ich wusste nicht, dass du Sean Connery privat so gut kennst, um solche Pauschalurteile von dir zu geben.

Re: Danny Boyles "goldene Filmidee"

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craigistheman hat geschrieben: 27. September 2020 15:04 Entschuldige, ich wusste nicht, dass du Sean Connery privat so gut kennst, um solche Pauschalurteile von dir zu geben.
Das Pauschalurteil, dass man zum Snob wird, wenn man zum Ritter geschlagen wird, kam doch von dir.

Ich sehe das eben nicht so und da war Connery nur ein Beispiel. Und wenn ich Connery nicht als Snob einstufe, muss ich ihn deshalb nicht gleich privat "so gut" kennen.

Ein Ritterschlag ist eine Ehrung. Die kann den geehrten theoretisch verändern, muss sie aber nicht. Und weil Bond (wenn überhaupt) erst am Ende des Films zum Ritter geschlagen werden würde, bleibt uns diese potentielle Veränderung wohl ohnehin erspart.

Also: No Time for Snobs. 8)
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Re: Danny Boyles "goldene Filmidee"

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Ok lassen wir das, es führt zu nichts. Meiner Ansicht nach, ist jede Erhebung in den Adelsstand eine Geste, die an eine erzkonservative, snobistische Sicht auf die Gesellschaft appelliert. Und selbst, wenn es bloß representativ ist, es steht meines Erachtens für ein gewisses Weltbild, das meines Erachtens nicht mehr in unsere Zeit passt, wenn es das überhaupt jemals getan hat. Ist ja alles ganz lieb gemeint und so, aber bei Bond muss ich das im Film nicht sehen.

Edit: Bei den ganzen Bemühungen um Modernität, kann ich mir das beim besten Willen auch nicht vorstellen. Kann aber sein, dass einer anderen Figur diese besondere Ehre zuteil wird.

Re: Danny Boyles "goldene Filmidee"

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craigistheman hat geschrieben: 27. September 2020 15:21 Meiner Ansicht nach, ist jede Erhebung in den Adelsstand eine Geste, die an eine erzkonservative, snobistische Sicht auf die Gesellschaft appelliert. Und selbst, wenn es bloß representativ ist, es steht meines Erachtens für ein gewisses Weltbild, das meines Erachtens nicht mehr in unsere Zeit passt, wenn es das überhaupt jemals getan hat.
Das sehe ich im Prinzip genauso, aber wegen uns beiden wird UK die Monarchie auch nicht abschaffen, welche ja noch viel weniger in die Zeit passt als der Ritterschlag.

Und in dem in UK herrschenden System ist der Ritterschlag nunmal die höchste Auszeichnung, die das Land zu vergeben hat.

So oder so sagt diese Zeremonie als solche aber alles über das Land aus und so gut wie nichts über den geehrten.

Das Land bzw. die Staatsform ist snobistisch, aber Bond würde durch den Ritterschlag eben nicht snobistischer werden.
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Re: Danny Boyles "goldene Filmidee"

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Wenn ich alle Informationen zu dem Thema richtig deute, wollte Boyle einen leichtfüßigen, humorvolleren Bond, und auf diese Weise den Kreis schließen. Es wäre ein Bond geworden, in dem sich James Bond über weite Teile der Handlung in Gefangenschaft befunden hätte. Es hätte wohl einen saudi-arabischen Antagonisten gegeben, der aus La Haine bekannte Saïd Taghmaoui wurde in Betracht gezogen und schon gecastet. Es wurden erste Sets gebaut.
Der Film hätte sehr in Richtung Goldfinger gehen können, Craigs persönlicher Favorit. Boyle wird schlau genug gewesen sein zu wissen, dass Bonds Tod die öffentliche Meinung spalten würde, und wollte vermutlich nicht bis an sein Lebensende für diesen Schritt verantwortlich gemacht werden. Es wird aber weitere gravierende künstlerische Differenzen gegeben haben.
Jedenfalls, und das übersehen wir aufgrund der langen Wartezeit und der vielen Verschiebungen leider sehr oft, war Fukunaga eine Notlösung und hat unter enormen Zeitdruck arbeiten müssen, wie seinerzeit Marc Forster.

Re: Danny Boyles "goldene Filmidee"

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craigistheman hat geschrieben: 5. Oktober 2021 13:35 Wohl ersteres nehme ich an. Boyle will Bonds Tod und wird gegangen, weil für ihn nichts anderes in Frage kommt.
ja, genau.

Was ich sagen wollte: Eigentlich hätte ja EON die Figur Bond "beschützen" sollen - und nicht Boyle (wir wissen nicht welche weiteren Differenzen es noch gab, nur dass EON einen düsteren Film wollte und Boyle nicht wollte, dass P&W (oder sonst wer) am Hodge-Skript herumbasteln; und eben der Sun-Artikel über den Tod von Bond, was damals offensichtlich ja alles stimmte, wie wir jetzt wissen). Keine Ahnung was Boyle mit Bond genau vor hatte und was die "goldene Filmidee" war und auch von einem möglichen "royalen Cameo" wurde berichtet und einer möglichen Gefangenschaft Bonds etc.. Ich hoffe, das wir das irgendwann einmal erfahren, vielleicht wäre es auch Käse gewesen.

"nein, das können wir so nicht machen", "OK, das können wir in der Story lassen, aber das mit dem Kind geht gar nicht", etc.

Da gab es früher diese Interviews mit den Produzenten, wo sie genau so geredet haben und auch aufzählen, was alles bei Bond nicht geht (nichts Politisches, keine Religion usw.) und wie sehr sie sich um die Marke Bond kümmern würden.

Und nun haben sie in NTTD all diese früheren Prinzipien einfach gebrochen, alles auf einmal mit dem "Höhepunkt" am Ende.

Es ist ihr Ding, sie können machen was sie wollen (im Kosmos der Craig-Filme haben sie das auch versucht zu erklären).

Komisch ist es trotzdem.
Bond... JamesBond.de