Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Casino Hille hat geschrieben: 8. September 2020 18:38Der Bond von Sean Connery, Roger Moore und Tim Dalton war ein Mann seiner Zeit. Der Bond von Daniel Craig ist in SF und SP ein Mann alter Schule. :wink:
Bei Dalton stimme ich dir zu. Der Bond von Connery und Moore passt als Figur aber eher in die 50er als in die 60er, 70er und 80er.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Ich finde die Ausführungen ganz passend. Aber langsam lerne ich, dass diese Frage wohl unbeantwortet bleiben wird. Denn immer wenn man für Bond irgendwie eine Art Konzept zu haben schien wurde es einen Film später schon wieder über Bord geworfen (so mal grob: siehe GE, CR).

Somit bereite ich mich innerlich mal darauf vor, dass wir wie bisher immer wieder die Retronummer gepaart mit aktuellen Themen und Film- Serientrends zu sehen bekommen. Also weiterhin von Film zu Film geplant wird.

PS: das sollte keinesfalls pessimistisch klingen. Ich bin ja gefühlt noch der letzte SP Liebhaber hier...
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Revoked hat geschrieben: 8. September 2020 19:45 immer wenn man für Bond irgendwie eine Art Konzept zu haben schien wurde es einen Film später schon wieder über Bord geworfen (so mal grob: siehe GE, CR).
Sowohl bei GE als auch bei CR war eigentllich klar, dass sich das Konzept weiterentwickeln wird.

Bei GE, weil da das "Konzept" hauptsächlich darin bestand, dass es der erste Bondfilm nach Ende des Kalten Krieges war und man das natürlich verarbeiten musste. Kann man aber eben nicht in jedem Film wieder machen, auch wenn es hin und wieder mal anklang.

Bei CR waren die Hauptkonzepte zum einen Bond begins und zum anderen die große Liebesgeschichte mit Vesper. Da ist auch klar, dass man das in den kommenden Filmen nicht einfach wiederholen kann.

Wirklich gestört hat mich dieser Richtungswechsel der Konzepte eigentlich nur in DAF und in der Dalton-Ära.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Casino Hille hat geschrieben: 8. September 2020 18:38 Aber genau damit weicht die Reihe dem eigentlichen Problem immer wieder aus. Klar, Craig's Bond kann jetzt in jedem Film suspendiert oder gefeuert werden oder selbst kündigen und von außerhalb agieren. Nur: Ist das eine echte Lösung oder eine Entschuldigung, um ohne großen Aufwand weiterhin dieselben Filme wie die letzten 58 Jahre zu drehen? Natürlich ist Bond jetzt in jedem Film entweder ernsthaft verliebt oder von einer vorherigen Liebschaft vorbelastet, aber hat man sich dem Sexismus der Reihe damit gestellt oder geht man ihm nur geschickt aus dem Weg? Macht es einen Unterschied, ob Bond's Absichten mit Madeleine in NTTD ernste sind und sie zudem eine Powerfrau, wenn Ana de Armas dann trotzdem im tief geschnittenen Cocktail-Kleid die alte Bond-Girl-Funktion übernimmt? Ist SP ein moderner Film, weil M und C sich zwei Minten über Drohnen unterhalten? Hat man das damit thematisiert? Oder ist es nur ein Zugeständnis daran, dass selbst der größte Retro-Touch nicht ganz ohne moderne Note ausgespielt werden kann?

Thematisch waren die Bondfilme immer am Zahn der Zeit, und das sind sie auch bei Craig, aber entwickelt haben sie sich nie wirklich. Obwohl man das mit Craig anfangs deutlich angestrebt hat, ist man letztlich in einer Nostalgie-Blase verblieben, in der die Welt sich nur bezogen auf Filmtechnik und die nötigen politisch korrekten Töne weitergedreht hat. Der Bond von Sean Connery, Roger Moore und Tim Dalton war ein Mann seiner Zeit. Der Bond von Daniel Craig ist in SF und SP ein Mann alter Schule. :wink: Die nächsten Bondfilme müssen klären: War das alles oder kommt da noch mehr? Gibt es noch Ideen für die Figur? Und existiert vielleicht eine moderne Version der altbekannten James Bond Rolle, die wir noch nicht kennenlernen durften?
Mit einem gewissen Bruch durch die Mendes Bonds kann man dir nur Recht geben. Ich sehe allerdings kein Problem darin, wie Bond durch Craig hin und hergerissen zwischen gewissen Eigenschaften und mittlerweile gefestigteren, moralischen Gesellschaftsnormen porträtiert wird. Sowie seine problematische Haltung zu seinem Staatlichen Arbeitgeber und dessen Interessen.
Bond kann reale, sexistische Eigenschaften besitzen, solange es vom Film nicht glorifiziert, bzw. einfach kritisch behandelt wird. Da hat man in SF mit der ehemaligen Kinderprostituierten einen recht ekelhaften Tritt ins Fettnäpfchen gemacht, der mir absolut schleierhaft ist.
Was in der Hinsicht in NTTD wirklich passiert, bleibt abzuwarten. Daher lieber aussen vor nehmen.
Gerade QOS muss ich hier wieder loben. Bond braucht nur einmal in "alte" Muster zu verfallen und hat indirekt wieder Blut an den Fingern kleben. Deshalb ist Fields Verführung auch so plump gehalten. Daher macht es auch Sinn das Bond am Ende mit Camile wie gelaeutert wirkt.
Da es in unserem Alltag sexistische Dar- und Vorstellungen gibt, sollte man bei einem Bond-Film jetzt nicht gleich die luftigen Cocktail Kleider verbannen. Schließlich macht es wenig Sinn eine moralische Utopie zu verkaufen, wenn der Film nicht gerade in einer zukünftigen, alternativen Gesellschaft spielt.

Und das Problem hinter seinem Job lässt sich m. M. n kaum lösen. Entweder Bond wird wirklich zu Bourne oder halt Jack Bauer. So wie es jetzt aber war, lässt es sich schlecht fortsetzen, wenn der neue Darsteller nicht gleich das selbe erlebt wie Craigs Bond.

Es bleibt eigentlich nichts übrig, als Bond den Drahtseilakt zwischen Pflicht und Gewissen fortsetzen zu lassen, was halt mit wachsender Anzahl von Filmen immer unglaubwürdiger zu werden droht.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Samedi hat geschrieben: 8. September 2020 20:43
Revoked hat geschrieben: 8. September 2020 20:38 der eingeschlagene Weg ist doch nicht weiter entwickelt worden....
Natürlich ist der in CR eingeschlagene Weg in QOS weiter entwickelt worden. Oder siehst du das anders?
In CR sagt Bond zu M: „The bitch is dead“. Er hat seine Lektion gelernt und beurteilt von nun an Situationen leidenschaftslos. Insofern ist der in QoS eingeschlagene Weg ein rückschrittlicher, denn hier sucht er plötzlich nach Antworten und kann sich emotional nicht von Vesper distanzieren. Ich habe da immer einen Widerspruch zur Handlung des Vorgängers gesehen, der für sich genommen keine Fragen offen lässt und nicht weiter hätte fortgesetzt werden müssen. Trotzdem ein klasse Film, da er den Bondcharakter an ganz anderen Stellen um weitere Facetten ergänzt, und ihn noch menschlicher und zugänglicher macht.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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craigistheman hat geschrieben: 8. September 2020 23:34 In CR sagt Bond zu M: „The bitch is dead“. Er hat seine Lektion gelernt und beurteilt von nun an Situationen leidenschaftslos. Insofern ist der in QoS eingeschlagene Weg ein rückschrittlicher, denn hier sucht er plötzlich nach Antworten und kann sich emotional nicht von Vesper distanzieren. Ich habe da immer einen Widerspruch zur Handlung des Vorgängers gesehen, der für sich genommen keine Fragen offen lässt und nicht weiter hätte fortgesetzt werden müssen. Trotzdem ein klasse Film, da er den Bondcharakter an ganz anderen Stellen um weitere Facetten ergänzt, und ihn noch menschlicher und zugänglicher macht.
Wie ich bereits geschildert habe, ist der Vesper-Aspekt ja nicht das einzige "Konzept" von CR. Daneben gibt es noch Bond begins, was durchaus in QOS seine Fortsetzung findet und im Prinzip erst so richtig mit dem Ende von SF abgeschlossen wird. Außerdem ist da auch noch die geerdetere Herangehensweise (vor allem im Vergleich mit DAD). Auch das wird in QOS fortgeführt.

„The bitch is dead“ muss meiner Meinung nach übrigens nicht zwingend bedeuten, dass Bond über den Tod von Vesper hinweg ist. Das war eher eine aus Trotz getroffene Aussage in der Situation.

Es gibt bei QOS zwar auch einiges, was ich zu kritisieren hätte (und das auch gelegentlich tue), aber in dem Punkt sehe ich da keinen zwingenden Widerspruch zu CR.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Samedi hat geschrieben: 9. September 2020 00:09 „The bitch is dead“ muss meiner Meinung nach übrigens nicht zwingend bedeuten, dass Bond über den Tod von Vesper hinweg ist. Das war eher eine aus Trotz getroffene Aussage in der Situation.
Das war aber sowas von Trotz! Genauso wie er sie in der Mitte des Films als "blöde Kuh" bezeichnet.
Bond ist am Ende von CR verletzt/verletzlich wie (vielleicht) noch nie in seinem Leben und überspielt das... und er überspielt das auch nicht besonders gut. Für mich war das SO offensichtlich.
www.ewiggestern.de (der Retro-Podcast)

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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SMERSH hat geschrieben: 8. September 2020 20:23Da es in unserem Alltag sexistische Dar- und Vorstellungen gibt, sollte man bei einem Bond-Film jetzt nicht gleich die luftigen Cocktail Kleider verbannen. Schließlich macht es wenig Sinn eine moralische Utopie zu verkaufen, wenn der Film nicht gerade in einer zukünftigen, alternativen Gesellschaft spielt.
Das ist so ein Punkt, bei dem ich auch nicht verstehe, wieso er kritisiert wird. Unsere Gesellschaft hat doch einen Dresscode. Was spricht dagegen, wenn ein Bondgirl zu einer Abendveranstaltung im Cocktail-Kleid geht? Im fünften "MissionImpossible" versucht die Fergusson in der Oper im Abendkleid sogar ein Attentat durchzuführen. Da könnte man auch kritisieren, wieso Bond die ganze Zeit über im Smoking herumläuft. Das war in der ausufernden Darstellung (Agent auf Mission/im Außeneinsatz) schon in den 60er Jahren eigentlich ziemlich lächerlich. Ansonsten würde ich der Kritik aber schon zustimmen, dass Bond in Zukunft moderner werden muss und nicht ständig Retro-Elemente bedienen sollte. Welche Sinn hat es zum Beispiel, wenn Bond jetzt in jedem zweiten Film in seinem steinalten DB5 herumkurvt (und nun auch noch der aus TLD)? Früher hat man brandneue Fahrzeuge gehabt (Lotus) und damit Trends gesetzt. Jetzt ballert 007 ständig aus den alten DB5-MGs und das soll beklatscht werden...?

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Nummer4Fonda hat geschrieben: 9. September 2020 10:37 Welche Sinn hat es zum Beispiel, wenn Bond jetzt in jedem zweiten Film in seinem steinalten DB5 herumkurvt?
Naja, das wurde schon gut erklärt und für den Craig-Bond hat das auch seine Berechtigung. Mit einem neuen Darsteller braucht man das in der Art aber nicht mehr fortsetzen.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Nummer4Fonda hat geschrieben: 9. September 2020 10:37 Welche Sinn hat es zum Beispiel, wenn Bond jetzt in jedem zweiten Film in seinem steinalten DB5 herumkurvt (und nun auch noch der aus TLD)? Früher hat man brandneue Fahrzeuge gehabt (Lotus) und damit Trends gesetzt. Jetzt ballert 007 ständig aus den alten DB5-MGs und das soll beklatscht werden...?
Noch einer, dem der DB5 zum Hals raushängt. Okay, bei TB hat es gepasst, so als kurzen Auftritt im Folgefilm, in GE war's als kurzer, unkommentierter Retro-Ausflug auch ganz nett, CR musste nicht sein aber war mehr ein Easter Egg, in SF dann teil des Retro-Nostalgie-Konzepts. Aber alle zusammen, vor allem die geballten Auftritte bei Brosnan und jetzt besonders bei Craig sind mir zu viel. So sehr hänge ich nicht an GF, ich natürlich schon gar nicht, dass ich das beim siebenundzwanzigsten Mal noch aus Prinzip feiere.
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