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Filmkritik: James Bond 007: Lizenz zum Töten

Hello back! Nachdem ich gestern den Hauch des Todes spüren konnte, habe ich mich heute mit der Lizenz zum Töten befasst. Hierbei handelt es sich um 007s 16tes Leinwand Abenteuer, erschienen 1989.

Felix Leiter, der mit Bond auf dem Weg zu seiner Hochzeit ist, bekommt die Nachricht, dass sich einer der größten und mächtigsten Drogendealer der Welt, Franz Sanchez, in den USA aufhält. Bond und Leiter machen sich sofort auf den Weg, verhaften Sanchez und feiern danach Leiters Hochzeit. Kurz darauf flieht Sanchez, verwundet Felix Leiter in der darauffolgenden Nacht schwer und tötet seine frisch angetraute Frau. Bond schwört Rache, doch M ist anderer Meinung und entzieht Bond seine Lizenz zum Töten. Bond ermittelt einfach weiter, schließt sich mit einer ehemaligen Navy Pilotin zusammen und fliegt nach Isthmus City, wo sich Sanchez aufhält. Mehrere Tötungsversuche Bonds schlagen fehl, sodass er sich in Sanchez Organisation einschleust und sogar dessen Vertrauen gewinnt. Kurze Zeit später wird Bond enttarnt und soll von Sanchez Handlanger ermordet werden. Bond rettet sich in letzter Sekunde, zerstört Sanchez Hauptquartier und tötet letzteren nach einer fulminanten Verfolgungsjagd.

Timothy Dalton spielt zum zweiten und leider zum letzten Mal die Rolle des 007. Seine Darstellung hat sich im Vergleich zu TLD noch einmal verändert. Er spielt Bond noch härter, Humor ist faktisch keiner mehr Vorhanden und den coolen lässigen Bond scheint es auch nicht mehr zu geben, im Endeffekt genauso wie bei Daniel Craig. Aber es ist nicht nur die Härte, die an Craig erinnert, es ist auch das Motiv: Rache. In QOS handelt Craig quasi aus demselben Motiv heraus und ebenfalls ohne Rückendeckung des MI6. Alle die mich kennen wissen, dass ich ein großer Fan von Daniel Craigs Bond bin und da ist es naheliegend, dass mir auch Dalton gut gefällt.

Wie in jedem Bondfilm gibt es auch hier einen Gegenspieler, Franz Sanchez, einer der mächtigsten Drogenbosse der Welt. Dargestellt wird diese Rolle von Robert Davi, einem 1953 geborenen, amerikanischen Schauspieler. Im letzten Film war ich vom Bösewicht enttäuscht, hier gefällt er mir ausgezeichnet, so gut, dass ich finde er hätte nicht mal den blöden Leguan gebraucht, das ist eine jämmerliche Kopie der Blofeld-Katze, aber sonst kann ich nicht meckern. So wie Sanchez stelle ich mir einen Drogenboss vor, kalt und brutal. Ein fetter Pluspunkt für den Bösewicht.

Die obligatorischen Bondgirls werden von Carey Lowell alias Pam Bouvier und Talisa Soto alias Lupe Lamora gespielt. Nun ja, eine gefällt mir, die andere nicht. Fangen wir mit der guten an: Pan Bouvier ist klasse, nicht nur die Darstellerin überzeugt, sondern auch die Rolle: sie wiedersetzt sich gegenüber Bond und wird nicht müde auch ihre eigenen Fähigkeiten zu betonen, ganz im Gegenteil zu Bond Girl Numero zwei. Lupe Lamora soll wohl so eine Art Zwangsgeliebte von Sanchez darstellen und lässt sich von ihm ausnutzen wie er will. Sicher, sie ist stark gefährdet wenn sie ihn verlässt, aber trotzdem ist sie einfach zu weich.

Desmond Llewelyn hat in diesem Streifen seinen längsten Auftritt als Q. Mir scheint, dass er nur in irgendeiner Form dabei sein musste, weil er das fast immer war, da es aber nicht reichte, dass Bond einfach nur Waffen von Q bekommt, wurde Llewelyns Part enorm vergrößert. Mir gefällt das, auch wenn ich es bei der Vorgeschichte für reichlich unwahrscheinlich halte, dass Q Bond freiwillig über den Weg läuft.
Wenn man über Q redet, welche beiden anderen Rollen drängen sich dann ganz automatisch auf? Richtig, M und Moneypenny, letztmalig gespielt von Robert Brown und Caroline Bliss, die aber nur ganz kurz zu sehen ist. Mir gefallen beide, vor allem da M dieses Mal härter ist als je zuvor.

Neben Robert Brown und Caroline Bliss verabschiedet sich ein weiter Name, der im Zusammenhang mit James Bond sehr bekannt ist: John Glen, der Regisseur. Sein 5ter und letzter Bondfilm ist leider auch sein schwächster. Im Vergleich zum Vorgänger kommt kaum bis gar kein Bondfeeling auf, dafür aber eine Menge Miami Vice Feeling, sozusagen könnte man den Film auch Miami Vice starring James Bond 007 nennen. Ein Grund hierfür stellen sicherlich auch die Locations dar, denn schließlich spielt ein Großteil des Films in einer ähnlichen Umgebung. Apropos Umgebung: Die Handlungsorte in diesem Film mögen mir alle nicht recht zusagen. Alles geht mir sehr in eine Richtung und vor allem fehlt mir London als Schauplatz. Die 25 Sekunden können ja wohl kaum als eigener Schauplatz gewertet werden. Anscheinend wollten die Produzenten mit all dem oben angesprochenen Aspekten den rückläufigen Besucherzahlen einen modernen, an den Zeitgeist angepassten Bond entgegensetzen, nur leider haben sie dabei das wichtigste vergessen, nämlich Bond…James Bond. Nach 25 Jahren ist es schwierig bestimmte Traditionen einfach aus einem Film zu verbannen, wenn die gleichen Darsteller immer noch dabei sind, ihre Screentime aber durch die fehlende Tradition massiv gekürzt ist. Das hat bei CR nur funktioniert, weil es weder Q noch Moneypenny gab.

Der Film an sich ist spannend und fesselnd, aber wenn man sich das Drehbuch genauer anschaut, dann wird nach der Ankunft in Isthmus City nur Noch Zeit totgeschlagen. Bond will Sanchez töten und wird daran gehindert, ab hier müssen nur noch die 2h vollgemacht werden, denn ein neuer Handlungsstrang fällt Maibaum, bzw. Wilson nicht mehr ein. Ich vermute gar, dass Maibaum hier aufgrund des Autorenstreiks aussteigen musste und Wilson alleine weitergemacht hat.

Kommen wir zu der Musik. Der ganze Soundtrack gefällt mir nicht. Es gab bei Bond viele Soundtrack-Komponisten, aber niemand hat es geschafft die Musik unpassend zu Bond zu schreiben wie Micheal Kamen. Die Unterlegung der Gunbarrel ist hier das aussagekräftigste Beispiel. Ich könnte mir zwar auch keinen klassischen Bondsoundtrack à la John Barry auf den Film vorstellen können, aber ein bisschen mehr Bond hätte nicht geschadet. Letzteres trägt auch viel zum oben erwähnten, fehlenden Bondfeeling bei.

Fazit:

Lizenz zum Töten überzeugt nur teilweise und zwar zu ziemlich genau 50%, mit dem Rest kann ich mich nicht anfreunden, daher ist die einzig mögliche Bewertung für mich 5 von 10 Punkten. Ich hoffe meine Kritik hat euch gefallen. Anregungen, Aufregungen und Verbesserungsvorschläge einfach in die Kommentare, ich freue mich über jede neue Idee!

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

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Filmkritik: James Bond 007: GoldenEye

Heute geht mein Marathon weiter, gesichtet wurde diesmal der Film GoldenEye aus dem Jahre 1995. Viel Spass mit meiner Kritik!

007 und 006 zerstören während des kalten Krieges einen russischen Stützpunkt, doch 006 wird von einem General getötet und von Bond zurückgelassen. 9 Jahre später wird in Monaco der Prototyp des Tiger-Hubschraubers entführt. Die Entführer, jener russischer General und eine Pilotin namens Onatopp, bringen den Hubschrauber zu einem Stützpunkt nach Sibirien, den sie kurz darauf mit Hilfe des GOLDENEYE-Waffensystems zerstören. Es gibt nur zwei überlebende, nämlich den Verräter Boris Grischenko und die Programmiererin Natalya Simonova. Bond wird auf Simonova angesetzt, da der MI6 vermutet, dass sie den Verräter identifizieren kann. Mithilfe des amerikanischen Agenten Jack Wade nimmt er Kontakt zu Simonova auf, allerding wird sie später kurzzeitig von Onatopp und dem General festgehalten. Bond hat mitlerweile erfahren, dass sich hinter der Zerstörung des Stützpunktes die von dem totgeglaubten 006 (Alec Trevelyan) geleitete Organisation „JANUS“ verbirgt. Nachdem 007 Simonova wiedergefunden hat, machen sie sich auf den Weg nach Kuba, wo sich das Hauptquartier von JANUS befindet. Der Stützpunkt wird zerstört und Trevelyan getötet.

Wieder einmal bekommt James Bond ein neues Gesicht, diesmal Pierce Brosnan. Um eines vorwegzunehmen, mir gefällt seine Darstellung nicht. Nach dem sehr harten Timothy Dalton wird Bond jetzt smarter. Er ist eine Mischung aus Dalton und Moore, die Sprüche erinnern an Moore und die Härte an Dalton. Wenn wir schon gerade von Sprüchen sprechen, muss ich erwähnen, dass seine Sprüche „Entschuldigung, hatte vergessen anzuklopfen…“ zu den laschesten Sprühen gehören, die ich von Bond je gehört habe. Kein Biss und kein unterschwellig schwarzer bis intellektueller Humor ist hierin zu erkennen. Bond wirkt zwar dynamischer, aber irgendwie auch nicht mehr so bedrohlich und die Charakter Eigenschaft, dass Bond auch ein kaltblütiger Killer sein kann fehlt irgendwie komplett. Man merkt halt, dass er deutlich an den Zeitgeist der 90s angepasst wurde und darin ist wahrscheinlich auch der Grund für Brosnans allgemeine Beliebtheit zu suchen.

Sein Gegenspieler, sein ehemaliger Kollege 006 alias Alec Trevelyan, wird von Sean Bean gespielt. Mir kommt er nicht wie der „Vorsitzende“ einer großen Verbrecherorganisation vor, sondern eher wie eine Heuschrecke umzingelt von 20000 Ameisen. Er ist vielleicht schlauer, aber irgendwie wirkt er wie ein jederzeit absetzbarer Chef. Sean Bean bleibt auch nicht als Gegenspieler im Kopf, da er nicht nach einem solchen aussieht. Er sieht vielmehr aus wie ein britischer Geheimagent, daran ändern auch ein paar Brandwunden nichts. Trevelyan überzeugt nicht!

Dann gibt es noch den russischen General, namens Ourumov, gespielt von einem deutschen, Gottfried John. Er gehört zu den einzigen Darstellern die mich komplett überzeugen, er bringt die Härte des Generals und den militärischen Ton wirklich überzeugend rüber. Letzteres ist sicherlich auch auf Johns raue Stimme zurückzuführen. Natürlich ist auch schön, dass es mal wieder ein deutscher in einen Bondfilm geschafft hat, denn liebe Engländer, bei allem Respekt, die besten Bösewichte kamen immer noch aus deutschen Landen ;)! Einen dicken Pluspunkt für ihn!

M und Moneypenny haben auch neue Darsteller bekommen, nämlich Judi Dench und Samantha Bond. Dench überzeugt mich voll und ganz, sie ist keine Unterstützung von Bond, sondern verachtet ihn sogar. Moneypenny wirkt nun vielmehr wie eine einfache Sekretärin als eine Frau die man sich wirklich mit Bond im Bett vorstellen kann, zudem ist sie mir etwas zu alt.

Das Bondgirl heißt in GoldenEye Natalya Fyodorovna Simonova und wird von der polnische-schwedischen Schauspielerin Izabella Scorupco dargestellt. Im Gegensatz zu Onatopp hat Natalya Fyodorovna Simonova mal wieder gar keine eigene Meinung und hängt an Bond wie eine Klette. Sie ist eine talentierte Programmiererin und überzeugt mich nur wenn sie vor einem Bildschrim sitzt, sonst merkt man von ihrem Talent recht wenig. Sie überzeugt mich nicht!

Regisseur Martin Campbell schafft es mit seinem ersten Beitrag zur Bondreihe Bond in eine neue Richtung zu dirigieren. GoldenEye ist ein harter, actionreicher Thriller geworden, der das Grundkonzept der Bondfilme über weite Teile erneuert, aber nicht komplett umstößt.
Für das Drehbuch zeichnen sich offiziell Michael France, Jeffrey Caine und Bruce Feirstein verantwortlich, allerdings hat auch Kevin Wade mit daran gearbeitet. Mich überzeugt die Geschichte nicht. Mir ist auch Trevelyans Plan undurchsichtig vor. Wozu braucht er GoldenEye, was hat er von einem Bankenchaos, wie hat er überlebt (Schuss und Explosion) und viele andere offene Fragen erschweren mir das Verstehen der Story. Noch dazu finde ich GoldenEye als Name eines russischen Waffen-Systems für äußerst weit hergeholt. Золотой глаз halte ich da für realistischer.
Der Film überzeugt durch atemberaubende Stunts, wie zum Beispiel der Sprung von der Staumauer am Anfang oder dem Sprung ins Flugzeug. Letzterer ist zwar als Stunt gut gemacht, aber im wahren Leben nahezu unmöglich. Trotzdem liegen bei der Umsetzung der Actionszenen eine der Stärken des Films. CGI wird nicht verwendet, dafür werden viele Modelle von Derek Meddings in die Luft gejagt, was dafür sorgt, dass vieles zwar weniger echt, aber dafür natürlicher ausschaut.
Positiv fällt mir ebenso auf, dass man viele Traditionen erhalten hat und dass der Aston Martin DB5 endlich wieder als Bondcar zu sehen ist, sogar ausgestattet mit einigen NEUEN Gadgets. Die klassische Büroszene mit M wurde erfreulich erneuert. Ms Büro ist nun im Neubau des MI6 untergebracht und hat auch eine deutlich modernere Optik, die trotzdem vom Grundriss her an das alte Büro erinnert.
Die Musik zu diesem Film stammt von Éric Serra. Sie ist Bonddurchschnitt. Es handelt sicherlich nicht um einen herausragend guten Score, aber ihn als schlecht zu bezeichnen verdient er auch nicht.

Fazit:

Mit GoldenEye liegt ein durchwachsener Beitrag zur Bondreihe vor, der zwar in Sachen Stunts und technische Umsetzung punkten kann, in Sachen Darstellung der Figuren durchaus Nachholbedarf hätte. 4,5 von 10 Punkten. Ich hoffe meine Kritik hat euch gefallen! Anregungen, Aufregungen und Verbesserungsvorschläge einfach in die Kommentare, ich freue mich über jede neue Idee ;)!
Zuletzt geändert von ProfessorDent am 6. März 2016 01:43, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

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Filmkritik: James Bond 007: Der Morgen stirbt nie

Hallo liebes Forum! Heute habe ich „Der Morgen stirbt nie“ gesichtet und damit meinen Bondmarathon fortgesetzt. Viel Spaß mit meiner Kritik.

Der Medien-Mogul Elliot Carver möchte in seinen Zeitungen und Magazinen die spektakulärsten Nachrichten veröffentlichen, dafür spielt er das UK und China gegeneinander aus und möchte so einen dritten Weltkrieg provozieren. Bond findet es heraus und verhindert zusammen mit einer chinesischen Agentin Carvers Plan. Carver wird getötet und Bond und die chinesische Agentin und 007 beginnen eine neue ganz intensive Verbindung zwischen den beiden Staaten ;).

Pierce Brosnan bewältigt in diesem Streifen seine zweite Mission als Darsteller des legendären Geheimagenten James Bond 007. Während mich seine Darstellung in GoldenEye weniger überzeugt hat, überzeugt mich diese voll und ganz. Brosnan ist in der Rolle angekommen und dosiert jetzt härte und Humor in einem ausgewogenen Verhältnis. Mir gefällt, dass Bond der unangefochtene Top-Agent ist und wird nicht ständig von M zusammengesch…... wird wie sein Nachfolger UND er hat kein psychisches Problem. Auch seine Dialoge mit Q, den er noch heftiger aufs Korn nimmt als irgendein anderer Bonddarsteller, gefallen mir sehr. Ich kann nicht meckern, ein toller Fortschritt!

Elliot Carver, so heißt der Bösewicht in diesem Beitrag zur Bondreihe, wird von Jonathan Pryce dargestellt. Bei Bond Bösewichten gibt es normalerweise 3 Kenneigenschaften, nämlich die Brutalität, den Plan die Weltherrschaft oder so etwas in der Art zu erringen und den Größenwahn. Aus Carver trifft vor allem letzteres zu. Gerade zu Beginn wird deutlich, dass er sich für etwas ganz Besonderes hält und dabei fast kindlich eingebildet ist, weshalb ihm fast die Tränen kommen ;). Positiv sticht mir ins Auge, dass er nicht irgendein Null-Acht-Fünfzehn Bösewicht ist, der irgendwelche Geheime Abschussstationen im Urwald gebaut hat, sondern dass er sich durch eine legale Geschäftsfassade zu schützen versucht und ihm das ja auch fast gelingt. Trotz der eben erwähnten positiven Eigenschaften ist er mir ein bisschen zu fröhlich, er grinst immer und wirkt gelegentlich leicht hyperaktiv (mag auch an der Synchro liegen). Alles in allem überzeugt er mich aber trotzdem und deshalb bekommt für seine Darstellung von mir einen Pluspunkt.

So, kommen wir zum Bondgirl, hier handelt es sich mal wieder um eine Agentin die eigentlich für die Gegenseite arbeitet, sich aber am Ende mit Bond zusammenschließt. Wen man sich das durchliest erinnert man sich sofort an Barbara Bach aus TSWLM, aber das was Michelle Yeoh hier auf den Bildschirm zaubert ist mit Bach nicht zu vergleichen. Ihre Rolle, Wai Lin, ist sehr selbstbewusst und Bond über weite Teile ebenbürtig. Kurz um: Perfekte Besetzung für eine perfekte Rolle.

Nach Gottfried John haben wir schon wieder einen deutschen Bösen als Teil der Bondreihe, nämlich Götz Otto alias Stamper. Bei Broccoli hat er sich damals bekanntlich mit den Worten „Ich bin groß, ich bin böse, ich bin kahlköpfig und deutsch. Fünf Sekunden, behalten Sie den Rest.“ Vorgestellt und genauso ist auch seine Rolle zu beschreiben. Ich weiß nicht so recht, aber ich finde es gibt schon deutlich bessere Handlanger in der Geschichte der Bondfilme. Ich weiß gar nicht warum er mir nicht zusagt, vielleicht ist er zu jung, keine Ahnung, aber auf jeden Fall halte ich ihn nicht für die Traumbesetzung für diese Rolle.

Nachdem Martin Champell abgesagt hatte, wurde Roger Spottiswoode als Regisseur verpflichtet und macht seine Sache sehr gut. Mir sagen zwar die Neunziger-Bonds allgemein nicht so zu, aber er hat es geschafft den Film durchweg spannend und interessant zu inszenieren. Einzig die Autoverfolgungsjagd im Parkhaus ist mir ein Fünkchen zu lang, aber darüber kann man hinwegsehen, gerade da sie wunderbar Bond-typisch endet. Das Finale erinnert schließlich ein wenig an das Ende von Strombergs Supertanker in TSWLM, hier gefallen mir der Kampf mit Stamper und der Tod von Carver, den Bond, ganz klassisch, mit einem deftigen Spruch ins Grab schickt. Stellenweise erinnert mich TND ein bisschen an das was ich eigentlich mit DAD verknüpfe und zwar die etwas düster inszenierten Szenen die in Asien spielen, außer der Flucht aus Carvers Medienzentrum und die darauffolgende Verfolgungsjagd, welche mich wiederum an TMWTGG erinnern ;).
Das Drehbuch ist denkbar einfach aufgebaut (Zusammenarbeit mit Agentin, Weltherrschaft im Bereich Medien, das hat schon bei Roger Moore funktioniert), was nach GE auch wohltuend wirkt. Zu erklären ist das wahrscheinlich mit der Tatsache das GE sehr erfolgreich war und man erst mal auf Nummer sicher gehen wollte, schließlich musste man die Bondreihe ja erst wieder zu einer festen Größe im Business machen. So weit, so gut. Leider lässt die Spannung des Films in der zweiten Hälfte erheblich nach, da man sehr früh weiß, dass es eine Schlacht auf Carvers Schiff geben muss. Dieser Showdown auf dem Schiff ist aber für die lange Erwartung ein bisschen mickrig und erinnert zu sehr an das Finale von TSWLM.

Die Locations habe ich oben bereits kurz angeschnitten, trotzdem werde ich noch einmal kurz darauf eingehen. Auffallend ist, dass London nur kurz zu sehen ist und der klassische Büroflirt mit Moneypenny (auch in GE gab es ihn nur ansatzweise) komplett fehlt. Asien gefällt mir als an sich als Location, nur leider wird es sehr düster gezeigt. Ich würde gerne mal wieder etwas in der Art von YOLT sehen, wo Asien viel vertreten ist und gut inszeniert wird. Nachdem die größeren Sets die am Ende in die Luft gehen nach MR eigentlich abgeschafft wurden, gibt es hier wieder ein solches Set und zwar Carvers Schiff. Es sieht zwar cool aus, aber irgendwie finde ich es unpassend, da das Schiff gar nicht groß genug für einen derart großen Raum wirkt.

Vor dem endgültigen Fazit möchte ich noch auf die Musik respektive den Soundtrack zu sprechen kommen. Zum ersten von bisher 5 mal übernimmt diesen Job David Arnold, der die meisten Fans gleich mit GB-Unterlegung in der Tasche haben dürfte, die erinnert (zumindest mich) stark an GF. Arnold bringt viele neue Einflüsse mit in die Reihe, zum Beispiel Techno, bzw. Technobeats, zu hören in „Backseat driver“, ohne die klassische Art der Bondscores zu missachten. Wunderbarer Score, sehr schön!

Fazit:

Pierce Brosnan überzeugt mich, der Bösewicht nicht ganz, die Handlung auch nicht komplett und die Locations nur teilweise. Das summiert sich halt und deshalb bekommt der Film von mir 7 von 10 Punkten. Ich hoffe meine Kritik hat euch gefallen, Anregungen, Aufregungen und Verbesserungsvorschläge einfach in die Kommentare, ich freue mich über jede neue Idee ;)!

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

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Filmkritik: James Bond 007: Die Welt ist nicht genug

Hallo liebes Forum! Die letzten Tage vor dem Anlaufen von SP werde ich nutzen um meinen Marathon zu beenden. Heute Abend habe ich mir folglich „Die Welt ist nicht genug“ angesehen, Pierce Brosnans Nummer 3, erschienen im Jahr 1999. Viel Spaß mit meiner Kritik!

Robert King, ein berühmter Milliardär, Ölpipeline Erbauer und Freund Ms wird von einer Bombe im MI6 Hauptquartier getötet. Bond bekommt den Auftrag die erst kürzlich aus der Gewalt von Terroristen freigekommene Tochter Robert Kings, Elektra zu beschützen, da Bond hinter dem Attentat auf Robert King Elektras Entführer, den Killer Renard, vermutet. Mit der Zeit stellt sich allerdings heraus, dass Elektra, die die Arbeit ihres Vaters fortführt eine Ölpipeline zu erbauen, ihrem Entführer verfallen ist (Stockholm-Syndrom) und sie in Wirklichkeit hinter dem Attentat auf ihren Vater steckt. 007 wird von den beiden gefangen genommen und erfährt ihren gemeinsamen Plan: Sie wollen in Istanbul eine Atombombe detonieren lassen, damit ihre Pipeline die einzige funktionierende wäre (alle anderen Pipelines in den Westen wären von der Explosion betroffen). James Bond und eine Atombombenexpertin verhindern den Plan und töten Renard und Elektra.

Pierce Brosnan setzt seine Karriere als 007 fort und schlüpft in TWINE bereits zum dritten Mal in die Rolle des Geheimagenten. Was auffällt ist, dass er im Vergleich zu GE oder TND ganz schön gealtert ist, vermutlich durch seine kürzeren Haare zu begründen… Auch bemerke ich, dass sein Humor mehr und mehr an Roger Moore erinnert, denn solche Sätze wie „…Wie ist ihre Beziehung?“ „…rein plutonisch“ würde ich jederzeit auch Roger Moore, bzw. Niels Clausnitzer zutrauen. Wie bereits gestern oder bei GE erwähnt, ist Bond Ms Liebling und kommt noch mehr als ihr „Sohn“ (M=Mutterfigur) rüber als Craig in SF. Bekräftigt wird mein Eindruck durch Ms Aussagen dahingehend, dass sie Bond nie sagen würde dass er der Beste ist. Apropos der Beste: Pierce Brosnan ist der beste Schauspieler im Film und überzeugt mich noch mehr als in TND.

Henchman und Villain sind in diesem Streifen in eine Rolle integriert, nämlich in die Rolle von Renard/ Viktor Zokas alias Robert Carlyle. Er ist zwar vielleicht unverwundbar aber durch seine vielen blutenden Verletzungen die er während des Films erleidet und die nicht versorgt, wäre er 10-mal verblutet. Allgemein finde ich die Idee einen unverwundbaren Bösewicht zu kreieren schrecklich, weil sie nicht funktioniert. Wenn jemand eine Kugel in den Kopf bekommt, dann kann man nicht einfach weitermachen als wäre nichts passiert, da es nahezu unmöglich ist, dass nur winzige Nervenzellen wie etwa der Geschmackssinn absterben. Absolut unüberzeugend!

Die dritte Hauptrolle heißt Elektra King und wird von Sophie Marceau gespielt. Ihr Charakter ist sicherlich der interessanteste im Film, da sie sich vom scheinbar ahnungslosen, naiven Opfer zum gnadenlosen Täter verwandelt, das gefällt mir wirklich gut, vor allem weil ihr am Ende jene Naivität zum Verhängnis wird. Marceau ist für diese Rolle die Idealbesetzung, da sie die vordergründige Beherrschung und die innerliche Zerissenheit gut darstellen kann. Elektra bleibt mir als eines der besten Bondgirls bisher in Erinnerung und überzeugt mich vollkommen.

Und noch ein Bondgirl gibt es in diesem Streifen, nämlich Dr. Christmas Jones alias Denise Richards. Was soll ich sagen, sie erinnert mich sehr an Stacey aus AVTAK, ich würde sogar so weit gehen und sie eine Doublette von ihr nennen. Sie gefällt mir trotzdem recht gut!

Bei den letzten Bewertungen habe ich die „MI6-Familie“ außen vor gelassen, aber heute muss ich noch einmal darauf eingehen, da es sich um den letzten Auftritt von Desmond Llewelyn handelt, der leider kurz nach der Premiere verstorben ist. Sein Abgang ist perfekt, man könnte fast meinen, dass er geplant war. Er hat einen Nachfolger (der sehr trottelig rüberkommt ;)) und entfernt sich so, dass es so aussieht als hätte Q tatsächlich vor in den Ruhestand zu gehen.

Die 19. Bondproduktion wird von Michael Apted geleitet, der ein sehr kurzweiliges und spannendes Abenteuer auf die Leinwand bringt. Er beginnt direkt mit einer langen und intensiven PTS die durch ihre Bootverfolgung sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird. Bond verschleudert hier schon sein erstes Gadget, ein Schnellboot, das stark an das Boot erinnert indem Roger Moore in Moonraker den Amazonas entlang rast. …Und damit wären wir auch schon bei einem der größten Probleme des Films: Irgendwie war vieles schon einmal irgendwo da. Um ein Beispiel zu nennen: Der Plan von Elektra erinnert an den Plan von Carver oder an den von Zorin, immer will ein(e) Geschäftsmann(frau) seine Branche unter Kontrolle bringen.
Wenn man aber den gerade erwähnten Nachteil außen vor lässt, liegt ein spannendes Drehbuch vor, da man lange Zeit über die wahren Motive im unklaren gelassen wird und man sich selbst mitten im Finale nicht vorstellen kann, wie Bond das Blatt noch wenden wird. Ergänzt wird die Story durch Action, viel Action. Vielleicht sogar zu viel Action. Gerade auf diesen Bootsstegen explodiert ständig irgendwo etwas, sodass man kaum noch einen Überblick hat. Immer wenn ein Auto/Hubschrauber/Flugcart eine Wand berührt, geht sofort alles in die Luft. Wie bei der Straßensperre in der PTS: Das Boot der Frau fliegt über das Polizeiboot hinüber, berührt für den Bruchteil einer Sekunde das Polizeiboot, welches natürlich sofort meterhoch in die Luft geht.

Gott sei Dank ist die oben erwähnte Kritik nur ein Aspekt die bei der Bewertung des Films von Nöten ist, es ist auch zu erwähnen, dass der Film in Sachen Bondfeeling Pierce Brosnans stärkster Beitrag zur Reihe ist. Es gibt exotische Locations, wie zum Beispiel Istanbul, Aserbaidschan und Kasachstan, aber auch London und den MI6.

Die Musik stammt erneut von David Arnold, der an Barry am nächsten herankommt und Barrys klassischen Motive mit modernen Arrangements verknüpft und so einen neuen Sound schöpft der perfekt zu dem Bond aus den 90er Jahren passt. Das einzige was mich stört ist, dass die Gunbarrel Musik immer direkt nach dem Schuss mit dem Ende des Bondthemas beendet wird. In den alten Filmen wurde das Thema dann weitergespielt und später anders beendet.

Fazit:

Der letzte Bondfilm im alten Jahrtausend ist für mich (bisher) Pierce Brosnans bester Beitrag zur Reihe. Viel Feeling, gute schauspielerische Leistungen und viele tolle Soundtrack Songs stehen einer Story, die aus zu vielen altbekannten Elementen besteht, gegenüber. 7,5-8 von 10 Punkten.

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

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Filmkritik: James Bond 007: Stirb an einem anderen Tag

Hallo liebes Forum! Nach TWINE habe ich heute DAD gesichtet, es ist der 20. Bondfilm, erschienen im Jahre 2002. Viel Spaß mit meiner Kritik!

James Bond 007 wird auf den nordkoreanischen Colonel Moon angesetzt, der in schmutzige Geschäfte verwickelt sein soll. Er tötet Moon, wird aber verraten und von Moons Vater, General Moon, gefangengenommen und nach 14 Monaten gegen einen im Ausland festgenommenen Handlanger Colonel Moons, Zao, ausgetauscht. Bond, der verdächtigt wird während seiner Gefangenschaft Geheimnisse preisgegeben zu haben, möchte seinen Ruf wiederherstellen und den Verräter finden. Nach Ermittlungen in Kuba kommt er dem Milliardär Gustav Graves auf die Spur, der sich bald als totgeglaubter Colonel Moon herausstellt. Moon möchte mit Hilfe von „Ikarus“, einer künstlichen Sonne, in Südkorea einmarschieren, doch 007 und eine NSA Agentin töten Moon und zerstören Ikarus.

Zum vierten und letzten Mal heißt der Bonddarsteller Brosnan…Pierce Brosnan. Mit bereits 49 Jahren befindet er sich in einem Alter in das bisher nur Opa Roger vorgedrungen ist, doch nicht nur das Alter ist eine Parallele zu Roger Moore, auch in Sachen Doubles kommt er langsam an Moore heran. Bei der PTS habe ich das Gefühl, dass er bei allen möglichen Szenen gedoubelt wird. Leider folgt daraus kein verwundbarerer Bond wie ihn Daniel Craig mit zunehmenden Alter spielt, nein, Bond wird noch mehr zum Superhelden der alles kann, was dazu führt, dass mich Pierce Brosnan kaum noch überzeugt. Schade!

Den Bösewicht, Colonel Moon, bzw. Gustav Graves, spielen gleich zwei Schauspieler, nämlich Will Yun Lee und Toby Stephens. Naja, sie passen zwar beide auf ihre Rolle, besonders Stephens bringt die Ekelhaftigkeit von Graves überzeugend rüber, aber die Anlegung ihrer Rolle(n) ist schon sehr fragwürdig: Das Gesicht einfach umändern? Ich weiß, ich weiß, in Bondfilmen ist das geübte Praxis, aber realistischer wird es daher trotzdem nicht. Die Frage, die sich hierbei auch stellt ist: Wozu? Wozu, nimmt Moon dieses Risiko auf sich? Bei fast allen anderen Bondfilmen mit Gesichtsoperationen wird der Grund, bzw. das Motiv ordentlich geklärt, hier fehlt dieser Aspekt komplett, man weiß ja nicht einmal warum Moon überhaupt in den Süden einmarschieren will.

Das Hauptbondgirl ist zur Ausnahme mal wieder eine Agentin. Jacintha „Jinx“ Johnson heißt sie und wird von Halle Berry gespielt. Sie überzeugt mich größtenteils, obwohl es auch bei ihr einige Aspekte gibt, die mir nicht gefallen, wie zum Beispiel: Das Flugzeug stürzt ab und was mach Jinx? Sie hockt in einer Ecke und macht….NICHTS….für eine Agentin ganz schön mager, oder? Aber gut, sie überzeugt mich wie gesagt und dabei bleibt es auch!

Über einen Henchman und eine Henchwoman verfügt der Film ebenfalls. Der Henchman trägt den Namen Zao und ist eher fürs grobe zuständig, wie soll ich sagen, passt scho! Die Henchwoman, Mrs Frost, wird von Rosamund Pike gespielt und ist…unnötig, mehr fällt mir zu ihr nicht ein.

Verantwortlich für diesen Streifen zeigt sich der neuseeländische Regisseur Lee Tamahori, der offensichtlich über eine Leidenschaft für Greenscreens verfügt. Gefühlt sind mehr als die Hälfte der Nahaufnahmen vor Greenscreens entstanden. Ich wage gar zu bezweifeln, dass Brosnan überhaupt je auf so einem Luftkissenfahrzeug gestanden hat, sondern eher vor einer großen, grünen Wand. Des Weiteren schauen einige Sequenzen so aus, als wären sie komplett am Computer entstanden. Um einige Beispiele zu nennen: Die Kite-surf-szene direkt nach der Flucht aus dem Eispalast und einige Außenaufnahmen animationen von Graves Flugzeug.

Mir fällt noch eine Sache ins Auge, nämlich die Schnitte. Oft wird mit Zeitlupe gearbeitet und es passiert auch mal, dass die Kamera, mit dementsprechenden Geräusch unterlegt, zuerst um die Szenerie herumrast und dann ruckartig stehenbleibt und erst dann die eigentliche Szene beginnt, das gefällt mir absolut nicht.

Das Drehbuch stammt wieder mal vom Autorenduo Neal Purvis und Robert Wade, die eigentlich gar keine schlechte Arbeit abgeliefert haben. Wären die Gesichts-OPs nicht, dann wäre das Drehbuch sogar ganz ok, aber leider gibt es sowohl die Gesichts-OP, als auch den „verwundbarer-Bond-Teil“. Erst ist Bond tot und muss wiederbelebt werden, er überlebt, springt auf und geht als wäre nichts gewesen, hä? Entweder muss Bond nach so einem Ereignis ein bisschen unter seinem „Tod“ leiden (wie in SF), oder man lässt diesen Teil komplett weg.
Nach einem halbwegs spannend geschriebenen/inszenierten Mittelteil folgt dann das Finale, welches ich für fünf Minuten zu lang halte und das eigentlich nur aus einer immer wiederkehrenden Abfolge aus Explosionen, IKARUS an, IKARUS aus und Tod besteht.

Die Locations sind eigentlich gar nicht so schlecht, aber gerade Nordkorea wurde extrem lahm umgesetzt. Von der Landschaft her könnten die Aufnahmen auch im Wald hinter den Pinewoodstudios entstanden sein. Die Exotik fehlt komplett, was vielleicht auch auf den auffallenden Graustich des Bildes liegen mag. Der exotische Faktor sollte dann wahrscheinlich nach Kuba verschoben werden, aber Kuba tritt dafür zu kurz in Erscheinung und verfügt praktisch über keine größeren Außenaufnahmen die die Exotik vermitteln könnten. Island wurde dafür voll ausgenutzt und bietet das, was man erwartet, ist aber für einen Bondfilm keine besonders geeignete Location, wie ich finde.

Zum mittlerweile dritten Mal stammt der Soundtrack von David Arnold. Leider überzeugt er mich dieses Mal nicht komplett, denn er absolut kein Bondfeeling aufbaut, sondern mehr nach dem Score zu einer Fernsehserie klingt. Er passt zwar irgendwie zum Film und seinen merkwürdigen Schnitten, ist aber bestimmt keine Glanzleistung.

Fazit:

Die Locations und die vielen Greenscreen-Szenen sorgen schließlich dafür, dass kaum Bondfeeling aufkommt und darin ist wahrscheinlich die geringe Beliebtheit des Films zu erklären. Für mich war der Film lange Zeit Pierce Brosnans stärkster, aber nach dieser Sichtung ist er stark abgestürzt und liegt jetzt bei 5 von 10 Punkten.

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

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Filmkritik: James Bond 007: Casino Royale

Mein Marathon begibt sich jetzt in die finale Phase, deren Beginn für mich Casino Royale aus dem Jahre 2006 darstellt, der Film den ich heute gesichtet habe. Viel Spaß mit meiner Kritik!

Bond, der gerade erst zum Doppelnullagenten befördert worden ist, soll herausfinden wie sich ein Netz von Terrorgruppen finanziert. In Madagaskar tötet er einen Bombenleger und vernichtet eine Botschaft. M ist nicht begeistert und schickt ihn in den Urlaub. Bond aber ermittelt weiter und kommt über einen Hintermann des Bombenlegers auf Le Chiffre, einem Börsenspekulation, dem 007 prompt in die Quere kommt. Le Chiffre verliert durch das von Bond vereitelte Attentat viel Geld und möchte ein Pokerspiel auf die Beine stellen um das Geld seiner Kunden zurückzubekommen. Bond bekommt den Auftrag gegen Le Chiffre zu gewinnen und bekommt das nötige Geld von Vesper Lynd, einer Mitarbeiterin des Schatzamtes. 007 und Vesper gewinnen, werden aber von Le Chiffre entführt und gefoltert. Am Ende stirbt aber Le Chiffre, der von einem seiner Kunden ermordet wird. Bond und Vesper kommen schließlich frei und verlieben sich. Bond ist drauf und dran seinen Dienst zu quittieren, erfährt aber, dass Vesper ihn verraten hat. Als Bond Vesper mit seinen Vorwürfen konfrontieren will, begeht sie Selbstmord. „Der Job ist erledigt, die Schlampe ist tot!“

Nach dem Iren Pierce Brosnan ist der neue Bond mal wieder ein Engländer, aber wer sich jetzt an den Gentlemen Roger Moore erinnert fühlt, der wird enttäuscht sein, denn Daniel Craig ist mehr ein Trampeltier als ein Gentlemen. Ich habe früher nie verstanden warum der Hype/Entsetzen über Craigs Härte so groß war, aber wenn man ihn mit dem wirklich sehr smarten Brosnan vergleicht, dann wird mir einiges klar ;) Daniel Craig spielt Bond mit einer wirklich nie dagewesenen Härte und Kaltblütigkeit, wie sie kein anderer Darsteller vorher an den Tag gelegt hat. 007 ist ein ausgebildeter Killer, was man an seiner guten Reaktionsfähigkeit sehen kann und Daniel Craig ist dafür die zu 120% passende Besetzung, ich würde sogar so weit gehen und ihm in CR die beste Darstellung Bonds seit Sean Connery attestieren.

Bisher gab es oft Bösewichte die über eine besondere Stärke verfügten, in Casino Royale heult der Bösewicht…..er heult Blut, auch eine Form der Verängstigung. Le Chiffre ist der Name der von Mads Mikkelsen dargestellten Figur. Mikkelsen ist zwar nicht das erste Gesicht das mir als Bondbösewicht einfallen würde, aber so wie er hier spielt kann er locker mit Goldfinger und Konsorten mithalten. Was es bisher bei Bösewichten auch nicht gab ist, dass der böse einen Angriffspunkt hat und eigentlich ab der Hälfte aus reinem Frust handelt, das gefällt mir gut!

Eva Green spielt Vesper Lynd, das Bondgirl des Films. Vesper ist sicherlich ein Bondgirl welches man nicht so einfach vergessen wird und dazu trägt Eva Green sicherlich den größten Teil bei. Eva Green verleiht Vesper das was die Figur braucht, nämlich eine kühle Fassade hinter der sich ein sehr zerbrechliches Wesen versteckt, das natürlich nur darauf wartet von Bond entdeckt zu werden. Volle Punktzahl für Green!

Martin Campbell leitet schon zum 2ten mal den Einstand für einen neuen Bonddarsteller und wie man CR erkennen kann: Übung macht den Meister. Er macht Bond härter als je zuvor, was auch durch die Maintitles erkennbar wird, denn nackte Frauen mit einer Walter sind hier nicht zu finden, stattdessen beobachtet man einen sich prügelten Bond bei der Arbeit. Humor ist fast gar nicht mehr erkennbar und wurde durch Brutalität ersetzt, sprich: Bond wurde der Realität ein Stück näher gebracht. Das Drehbuch, geschrieben von Neal Purvis, Robert Wade und Paul Haggis, ist erfreulich nahe am Roman, was ich persönlich nicht erwartet hätte und wirkt sehr realistisch. Natürlich wurde der vorhandene Stoff an das Jahr 2006 angepasst, aber die Grundidee ist immer noch dieselbe! Das Ende des Films wird lange in Erinnerung bleiben, denn so viel Drama gab es seit OHMSS nicht mehr. Allerdings sind Bonds Reaktionen auf den Tod der Geliebten total anders, in OHMSS ist Bond den Tränen nahe, in Casino Royal lässt er sich nur zu einem bösen Kommentar hinreißen: „Der Job ist erledigt, die Schlampe ist tot“.

Viele Leute mögen den Film nicht, weil er der „Re-start“ der Reihe ist. Ich, für meinen Teil kann nicht erkennen warum das ein Problem sein sollte, denn Bond Beförderung wird nur in der PTS und in einigen (austauschbaren) Dialogen zwischen M und Villiers behandelt. Vielleicht kann man das fehlende Vertrauen Ms in Bond noch als Folge seiner erst kurzzeitigen Tätigkeit als Doppelnullagent deuten, aber auch das lässt sich durch Bonds Auftritt in der Botschaft erklären.
Trotz des „Re-starts“ verfügt der Movie über alles was einen guten Bondfilm bisher ausgemacht hat: exotische Locations, eine spannende Handlung, ein faszinierendes Bondgirl, gut gemachte Action und last but not least einen überzeugenden Bonddarsteller.

Über fehlende exotische Locations kann sich bei diesem Film keiner bescheren, zwar sind die Bahamas bei weitem keine unbekannten Schauplätze in der Bondreihe, aber so viel „Urlaubsfeeling“ hat nicht einmal Terence Young in Thunderball zu Stande gebracht. Die in Uganda spielenden Szenen sind so wie ich sie mir in DAD für Nordkorea gewünscht hätte und die in Montenegro spielenden Sequenzen sind selbstverständlich auch große klasse.

In diesem Streifen sind einige der spektakulärsten und spannendsten Actionsequenzen zu finden. Mir gefällt die Verfolgungsjagd in Madagaskar besonders, da man so etwas nie zuvor sehen konnte. Natürlich ist auch der Weltrekord in Sachen Überschläge nicht zu unterschlagen, denn hier fährt Bond seinen Aston Martin, das einzige Gadget des Films. Also, tolle Action, knackig inszeniert und mit David Arnolds wunderbare Musik unterlegt. Der Soundtrack gehört zu Arnolds besten Arbeiten und gefällt mir vollends gut. Er verfügt über ein Leitmotiv und übernimmt auch Elemente aus dem Titelsong.

Fazit:

Bond 21, oder Daniel Craigs Nummer 1 überzeigt zu 97% und gehört deshalb zu den besten Bondfilmen überhaupt. 10 von 10 Punkten. Ich hoffe meine Kritik hat euch gefallen, wenn nicht, dann bin ich für Anregungen und Aufregungen offen!
Zuletzt geändert von ProfessorDent am 5. März 2016 18:04, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

22
Filmkritik: James Bond 007: Ein Quantum Trost

Hallo liebes Forum und welcome back zu meinen Reviews. Heute war der 2008 erschienene, 22. Bondfilm an der Reihe, den ich jetzt bewerten werde! Viel Spaß damit!

Bond hat einen der Hintermänner von Le Chiffre ausfindig gemacht und bringt ihn nach Sienna, wo dieser von M verhört werden soll. Der Hintermann, Mr. White, kann jedoch durch die Mithilfe eines MI6 Agenten, der anschließend von 007 getötet wird, fliehen. In London kann der MI6 durch Rückverfolgung von registrierten Geldscheinen eine Verbindung zwischen dem MI6-Verräter und einem in Haiti lebenden Mitglied von Le Chiffres Organisation erkennen und 007 wird dorthin geschickt. Bond kommt dem Umweltaktivisten Dominic Green auf die Spur, der in Bolivien eine Dürre vortäuscht um den Präsidenten an sich zu binden, auf die Spur. Bond und eine bolivianische Agentin besiegen Greene nach einem Showdown in der Wüste und erfahren mehr über seine/ Le Chiffres Organisation.

Bond ist noch tief von Vespers Verrat gezeichnet und deshalb besonders verbittert und hart, wie man in Daniel Craigs Darstellung erkennen kann. Craig macht seine Sache gewohnt gut und baut seine Version von James Bond weiter aus. Besonders am Ende wird klar das Bond mit Vesper abgeschlossen hat und deshalb ist es auch gut, dass man in Skyfall Quantum erst einmal hat ruhen lassen. So wie ich es beobachten konnte macht DC fast alle Stunts selber (oder hat zumindest sehr gute Doubles), kein Wunder, denn Craig hat in QOS einen noch trainierten Body als im Vorgänger, einzig die Frisur ist meistens so ganz optimal. Ich störe mich nicht daran, aber irgendwie sieht mir die zu „plattgedrückt“ aus. Ok, aber wie gesagt ist das eine Nebensächlichkeit und nicht weiter schlimm, da sonst alles an Craig passt.

Nach dem Dänen Mads Mikkelsen darf sich jetzt mal wieder ein Franzose als Bösewicht beweisen: Mathieu Amalric alias Dominic Greene ist der Name der Person, die Bond das Leben schwer macht. Amalric ist zwar sicherlich passend, aber irgendwie wirkt er mir zu abhängig von seinen Handlangern. Man kann es erkennen immer wenn sich Bond und er begegnen, Greene wirkt dann immer etwas überfordert mit der Situation. Ich weiß nicht ob das Absicht ist, oder nicht, aber auf jeden Fall verhindert es die bestmögliche Bewertung des Bösewichts.

Wieder mal hat es Bond mit einer hübschen Agentin zu tun, hier heißt sie Camille und wird von Olga Kurylenko dargestellt. Genau wie Bond ist auch Camille auf Rache aus, zwar nicht auf Quantum, aber auf einen Kunden von Dominic Green. Dieser Fakt verhindert Liebesszenen komplett und lenkt den Fokus mehr auf die Handlung. Kurylenko (beim Namen kommt ein wenig FRWL Nostalgie auf) macht einen guten Job, auch wenn sie mit Eva Green natürlich nicht mithalten kann.

Für Bondverhältnisse sind relativ viele Charaktere aus dem Vorgänger wieder dabei: M (natürlich), Rene Mathis, Felix Leiter (sogar derselbe Schauspieler, eine Seltenheit bei Leiter) und Mr. White. Mathis überzeugt mich wieder besonders. Ich hatte vergessen ihn in meinem CR-Review zu erwähnen, schade, denn er gehört zu den interessantesten Kontaktmännern die es bei Bond je gab. Leider stirbt er in QOS.

Nach Martin Champell übernimmt in QOS der Schweizer Marc Forster den Regieposten. Sein Film beruht auf einem wieder einmal genialen Drehbuch von Haggis, Purvis und Wade. Die Thematik wird sehr gut wiedergegeben und der gesamte Film schafft es über 106 Minuten pure Spannung aufzubauen. Man erkennt deutlich, dass der „Romantik-Teil“ in diesem Film nicht vorhanden ist und für kleiner Affären bleibt in 106 Minuten auch keine Zeit. 106 Minuten, davon gerade einmal eineinhalb Stunden reine Handlung ist für einen Bondfilm außergewöhnlich kurz, was im Umkehrschluss bedeutet, dass der Film nie langweilig wird, geschweige denn zu lang erscheint.

Was der Film an Minuten nicht hat, das hat er an Schnitten. Die Anzahl dieser würde für einen 2 ½ stündigen Thriller reichen. Ich habe an sich nichts gegen schnelle Schnitte und bei Actionszenen ist es oft sogar passend, aber bei einer einfachen Schlägerei verliert man schnell den Überblick. Ich glaube den folgenden Satz habe ich sogar hier im Forum gelesen und er trifft es sehr gut: „202 Schnitte in 180 Sekunden PTS sind zu viel“

Ein weiteres Problem ist, dass der Film nicht wirklich in die Bondreihe passt. Ich störe mich nicht an der am Anfang fehlenden Gunbarrel und am Fehlen von Q und Moneypenny, aber für Kinogänger die mit einer gewissen Erwartungshaltung in einen Bond gehen, für die dürfte dieser Streifen schon sehr….wie soll ich sagen….“aus der Mythologie entrissen“ gewirkt haben. Hier hat Marc Forster wirklich Mut bewiesen und für die Leute die sich darauf einlassen können auch einen super Thriller geschaffen. Leider gab es nach diesem Film, wie nach fast jedem umstrittenen Bond, ein Paar Jahre Pause.

Der Film spielt an wunderbaren Schauplätzen und in tollen Sets. Letztere wurden erstmals von Dennis Gassner erbaut. Mir gefallen die Sets allesamt sehr gut, gerade auch, weil sie sich an die modernen Locations anpassen. Zu erwähnen sind Das Hotel in der Wüste und Bonds Hotelzimmer in Bolivien.

Wo wir gerade schon bei modernen Einflüssen sind, komme ich nicht um David Arnolds Soundtrack herum. Seine bisher (leider) letzte Arbeit überzeugt mich mehr denn je. Das Bondthema wird mit einer Leichtigkeit variiert und erweitert, dass es richtig Spaß macht zuzuhören. Doch nicht nur bei den Variationen des Bondthemas brilliert, nein, auch bei neuen Themen kann er punkten. Night at the Opera ist hier besonders lobend zu erwähnen.

Fazit:

Marc Forsters etwas eigenwilliger Bondfilm bekommt, nicht zuletzt durch Daniel Craig und die spannende Story, 8 von 10 Punkten. Mehr gibt es aufgrund der Kürze und der schnellen Schnitte leider nicht.

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

23
Filmkritik: James Bond 007: Skyfall

Hallo liebes Forum, heute geht mit dem 2012 erschienenen Film Skyfall mein Marathon zu Ende. Viel Spaß mit der folgenden Kritik!

Dem MI6 wird die Festplatte mit den Identitäten sämtlicher Agenten gestohlen, doch als Bond versucht die Festplatte wiederzufinden wird er nach einem Kampf mit einem Killer (anscheinend) tödlich verwundet und taucht erst einige Wochen später wieder in London auf. Der Dieb beginnt schließlich die Daten zu veröffentlichen und viele Agenten werden exekutiert. Nach Bonds Rückkehr in den Außendienst wird der Aufenthaltsort des Killers in Shanghai ausfindig gemacht und Bond wird geschickt um ihn zu befragen und anschließend zu töten. 007 erledigt seinen Auftrag und findet bei seinem Opfer eine Münze aus Macau. Bond reißt nach Macau und findet schließlich mit Hilfe eines Bondgirls den Bösewicht des Films, Raoul Silva. Es stellt sich heraus, dass Silva selbst Agent des MI6 war und schließlich von M, die damals noch in Hongkong gearbeitet hat, im Stich gelassen wurde. Er wird in London eingesperrt, flieht aber und möchte M töten woraufhin er von 007 mit M als Köder nach Skyfall, Bonds Geburtshaus, gelockt wird, wo M angeschossen wird und an ihren Verletzungen stirbt. Zurück in London wird Bond dem neuen M, Gareth Mallory und dessen Sekretärin Eve Moneypenny vorgestellt.

Kein anderer Bonddarsteller vor ihm hat eine so lange Pause überlebt und erst recht nicht so unbeschadet: Daniel Craig, der in Skyfall zum dritten Mal James Bond darstellt, liefert hier eine seiner besten Auftritte als 007 ab. Bond, der am Anfang verwundet wird, wird als gealterter Top-Agent dargestellt, der in Sachen Leistung seinen Zenit lange überschritten hat. Daniel Craig, der im Film wirklich alt ausschaut, passt hier wie die Faust aufs Auge, denn nach den Charakterstudien in Casino Royale und Ein Quantum Trost ist Skyfall die optimale Fortsetzung. Bond ist nicht mehr ganz so bierernst wie in QOS und lässt sich gelegentlich auch zu einem kleinen, ironischen Spruch hinreißen. Trotzdem verfügt er immer noch über die Härte aus den Vorgänger und Craig bringt diese Eigenschaften perfekt zusammen.

Ein Ex-Agent des MI6 ist der Bösewicht, nicht gerade neu, aber immer noch sehr wirkungsvoll. Nachdem die Rachepläne Trevelyans in GoldenEye nicht gerade realistisch rübergekommen sind, wirken Silvas Rachepläne gut durchdacht und überzeugend. Der ehemalige Schützling Ms, quasi Bonds Vorgänger, wird vom spanischen Schauspieler Javier Bardem gespielt, dem die Rolle wie auf den Leib geschrieben scheint. Sein erster Auftritt ist sicherlich der Höhepunkt. Nach gut einer Stunde erwartet man sehnsüchtig den Drahtzieher des Diebstahls und plötzlich kommt da dieser...harmlos wirkende Hübschling aus dem Aufzug. Erst mit der Zeit kommt man darauf, dass der von Bardem dargestellte Charakter einen derart ausgeklügelten Plan entwickelt hat, wie es ihn selten gab (vllt. noch das Unternehmen „Grand Slam“). Toller Plan einer tollen Figur!

Kommen wir zum Bondgirl: In diesem Film ist es nicht ganz eindeutig, da das richtige Bondgirl nur eine Nabenrolle und keine Hauptrolle spielt, deshalb ist als Hauptbondgirl am ehesten M zu betrachten. Judi Dench hat ihre Rolle zwar schon 6 mal wunderbar gespielt, eine solch schauspielerische Glanzleistung ist ihr in dieser Dimension vorher jedoch nicht gelungen. Man merkt, dass sie weiß, dass ihre Zeit abläuft und sie ihren Laden ohne große Schäden weitergeben will. Klasse gemacht von Dench, sie und ihre Darstellung werten den Film ungemein auf.

In Skyfall werden eine Menge neuer Charakter eingeführt, so zum Beispiel Gareth Mallory, grandios besetzt mit Ralph Fiennes, der in diesem Film Dench als M ablöst. Endlich sind auch Moneypenny und Q wieder dabei. Beide haben sie neue Gesichter: Moneypenny wird von Naomi Harris gespielt, die ihre Sache gut macht, aber mehr im Außeneinsatz überzeugt, als hinter dem Schreibtisch und Q, jetzt mehr ein Computerfreak als ein (Spielzeug)Bastler, dargestellt von Ben Wishaw. Mir gefallen alle drei und ich bin gespannt wie sie sich in Spectre entwickeln werden!

Die Regie führt in Skyfall niemand geringeres als Oscar-Preisträger Sam Mendes. Was Mendes geschafft hat, ist nur wenigen Bondregisseuren vorher geglückt: Er hat eine Brücke zwischen den Bondklassikern wie Goldfinger und Feuerball zu den modernen Handlungsansätzen von CR und QOS geschlagen und das mit gigantischen Erfolg wie die Einspielergebnisse belegen. Doch nicht nur das Feeling lässt Skyfall wie einen Klassiker wirken, auch mit dem oben erwähnten (wieder)eingeführten Charakteren kommt ein Stück „Bondklassik“ zurück, der Aston Martin DB5 und Ms altes Büro, das in SF sein Comeback feiert, erledigen den Rest. Besonders beim Ende in London bekomme ich immer Gänsehaut, Moneypenny stellt sich vor, und Bond trifft M in seinem alten (und schönsten) Büro, unterlegt mit dem Bondtheme, welches sich immer weiter steigert und schließlich in der Gunbarrel wahrhaft explodiert. Apropos Gunbarrel, ich verstehe Sam Mendes total, wenn er sagt, dass die Gunbarrel am Anfang nicht geklappt hätte, denn zweimal im Prinzip die gleich Szene hintereinander braucht auch keiner, oder?
Kommen wir zum Drehbuch. Erneut ist das Duo Purvis & Wade dafür zuständig, diesmal mit Unterstützung von John Logan. Das Drehbuch, bzw. die Story gefällt mir ausgesprochen gut, da die Grundhandlung (Rache von Silva erst einmal außen vor) wunderbar logisch ist und es vollkommen klar was Bond wann zu tun hat.
..aber was wäre ein tolles Drehbuch ohne eine gute Umsetzung? Nichts. Hierfür trägt selbstverständlich Mendes einen großen Teil bei, aber auch Roger Deakins als Kameramann macht einen fantastischen Job. Es gibt keine Wackeleinstellungen und keine 20 Schnitte pro Sekunde mehr, was dazu führt, dass man immer den Überblick über jede Situation hat und trotzdem wirkt jede Actionsequenz flott und spannend. Großes Lob an Deakins und an den Cutter!

Der Soundtrack kommt dieses Mal nicht von David Arnold sondern, auf Mendes Wunsch hin, von Thomas Newman. Ich kann die Kritik an seiner Arbeit mittlerweile nicht mehr verstehen, er macht halt etwas anderes und klingt natürlich auch nicht wie eine Doublette von Arnold. Sein Soundtrack vermittelt deutlich mehr Bondfeeling, da das Bondthema ständig in den Tracks eingebaut ist und häufig Film verwendet wird. Alles in allem überzeugt auch er mit seinem Score, aus dem (mir) besonders „Shanghai Drive“ und Voluntary Retirement in Erinnerung bleiben!

Fazit:

Skyfall überzeugt auf ganzer Linie und ist absolut würdiger „50-Jahre-Geburtstags-Bond“. Er kann locker mit Casino Royale mithalten und bekommt deshalb (logischerweise) auch 10 von 10 Punkten.
Zuletzt geändert von ProfessorDent am 6. März 2016 01:45, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

24
Filmkritik: James Bond 007: Spectre

Hallo, liebes Forum! Nun ist es schon eine ganze Zeit lang her, dass ich meinen Pre-Spectre Bond-Marathon abgeschlossen habe, einen Tag später habe ich mir SP im Kino angetan und war dabei so aufgeregt im Vorfeld (mein erster Bondfilm als Bondfan), dass ich mich nur in gewisser Weise auf den Film einlassen konnte. Als ich damals völlig benommen nach Hause kam, war ich nicht sicher, wie ich den Film einordnen sollte und erst mit der Zeit (ich habe SP nicht noch einmal gesehen) kam ich zu der Erkenntnis, dass es sich hier wohl um einen recht guten Beitrag zur nunmehr 24-teiligen Bondreihe handelt. Eigentlich wollte ich mir Daniel Craigs Nummer 4 noch einmal im Kino ansehen, aber weil sich nichts ergab, beschloss ich, die Vorfreude auf die Heimkino-Premiere zu steigern und es bei diesem einem Kinobesuch zu belassen! So, jetzt habe ich aber genug geschwafelt, Film ab, viel Spass bei meiner Kritik!

James Bond reist im Auftrag von der alten M nach Mexiko City und eliminiert Sciarra, einen Killer einer unbekannten Organisation. In London wird er vom amtierenden M suspendiert, da er in Mexiko ohne Auftrag gehandelt hat. Er gewinnt Moneypenny und Q als Vertraute und reist nach Rom zu Sciarras Begräbnis, wo er über dessen Witwe in jene Organisation eingeschleust wird. Dort wird oft von einem „blassen König“ gesprochen, der eliminiert werden soll. Währenddessen sollen der MI6 und andere Geheimdienste zusammengelegt werden und mit dem Nine-Eye-System, von Max Denbigh „C“ entwickelt, zusammenarbeiten. Bond bekommt in Rom mit Hilfe von Moneypenny den Aufenthaltsort des Blassen Königs alias Mr White in Österreich(bekannt aus CR und QOS als Quantum-Mitglied) heraus und begibt sich dorthin. Als er in Österreich ankommt begegnet er einem totkranken verlassenen Mr White der Bond kurz vor seinem Selbstmord den Aufenthaltsort seiner Tochter (Bond soll sie beschützen) und den Begriff „L’Americain“ mit auf den Weg gibt. Mithilfe von Whites Tochter, Madeline Swan, und Q erfährt Bond den Namen der Organisation, Spectre, und dass sich hinter L’Americain ein Hotel in Tanger versteckt. Bond und Swan reisen ins L’Americain, wo Bond in einem versteckten Zimmer die Koordinaten des Spectre-Hauptquartiers in der Wüste findet, wo er auf Ernest Stavro Blofeld, den Kopf von Spectre stößt, von dem er erfährt, dass C zu Spectre gehört. Bond lässt das Hauptquartier im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft gehen und geht davon aus, dass Blofeld stibt. In London verhindert er mit M gerade noch den Start des Nine-Eye-System, tötet C und nimmt Blofeld, der doch noch überlebt hat, fest.

SP ist der vierte Bondfilm mit Daniel Craig, der seinen Job wie immer absolut super macht. Leider sind auch an ihm die Spuren des Alters nicht mehr zu leugnen. Er sieht schon ein wenig älter aus als in SF, aber es ist immer noch in Ordnung. Somit wäre auch Craig Nummer 5 durchaus denkbar. Was mir im Vergleich zu den Vorgängern auffällt, ist, dass Bond humorvoller geworden ist, immer einen passenden Spruch auf den Lippen, der die Komik der Situation perfekt widergibt. Als Beispiel wäre hier zum Beispiel der Mickey Maus Gag, oder „Sie haben recht, sie haben einen schweren Tag vor sich“ zu nennen. Auch wenn mehr Humor in die Darstellung Craigs eingeflossen ist, bleibt Daniel Craigs Version des 007 immer noch so, wie wir ihn aus den 3 Vorgängern kennen, hart, analytisch, aber dennoch mit einem wunden Punkt versehen. Also einerseits die Fortführung von CR, QOS und SF, aber andererseits Humorvoller und etwas distanzierter! Super!

Nach entweder 34 oder 44 Jahren Abstinenz (wie man FYEO einordnen will) taucht der gute alte Ernest Stavro Blofeld endlich wieder auf, natürlich mit einem GROSSEN Namen besetzt, Christoph Waltz. Viele Leute halten die Figur für „verheizt“ oder „nicht gut eingesetzt“ und auch ich war teilweise einverstanden mit diesem Argument. Mal ehrlich, ich hätte mir etwas Schöneres vorstellen können, als eine mehr oder weniger familiäre Beziehung zwischen Bond und Blofeld, hinter Moriarty verbirgt sich ja auch nicht Mycroft Holmes. Dennoch ist Waltz mehr als nur passend für die Rolle, er zeigt schon Präsenz und auch der Humor wirkt nicht überdreht (Kuckuck). Und so kam es dazu, dass meine Antwort auf die Frage „Verheizt oder nicht?“ mittlerweile nur noch NEIN lauten kann! Waltz bereichert den Film ungemein und er ist sicher einer der Bösewichte, die in Erinnerung bleiben werden! Alles in allem eine tolle Besetzung!

Das Bondgirl dieses Films trägt den Namen Madeline Swan (Bondgirl Name durch und durch) und wird von Léa Seydoux dargestellt. Im Gegensatz zu Blofeld halte ich Swan für nicht optimal. Wie schon oft geschrieben, war die Platzierung der Liebesszenen etwas unglücklich, eigentlich hätten diese schon im L’Americain nach dem Finden des geheimen Zimmers stattfinden müssen und nicht erst im Zug. So hätte der Flirt im Restaurant eine bessere Grundlage gehabt und der Break (Kampf mit Hinx) wäre noch stärker gewesen! Swan selbst bleibt deshalb zu lange zu verschlossen, hängt aber trotzdem an Bond und so wirkt die „Beziehung“ der beiden auch später eher wie eine Zweckgemeinschaft. Swan, als Psychologin, hätte ruhig etwas mehr Bonds Tätigkeit in Frage stellen können und ein bisschen mehr Selbstsicherheit wäre auch nicht schlecht gewesen. Was mir an ihr jedoch gefällt, ist, dass sie sich in Bonds Arbeit "einmischt" und dass sie nicht nur ein Anhängsel ist, sondern auch die Handlung des Films beeinflusst. Seydoux/Swan gefällt mir also an sich gut, aber sie hätte die Rolle etwas souveräner darstellen können.

Kommen wir zu der MI6 Family, bestehend aus M, Q und Moneypenny. Wenn man so darüber nachdenkt, dann fällt auf, dass alle 3 erst in SF eingeführt wurden und sich somit nach dem gelungenen Einstand in SF, in SP beweisen müssen. Alle 3 sind einfach wunderbar, besonders Ralph Fiennes macht einen großartigen Job! Er verkörpert einen ganz anderen M, er ist nicht mehr so festgenagelt hinter dem Schreibtisch, sondern darf auch aktiv mit in den Handlungsverlauf eingreifen! Q im Außeneinsatz ist ebenfalls wunderbar und ich hoffe inständig, dass Ben Whishaw der Reihe ganz lange erhalten bleiben wird!

Einer fehlt noch und das ist Max Denbigh, oder wie Bond ihn nennt: C. Diese Figur wird vom Moriarty-Darsteller Andrew Scott dargestellt, dessen Interpretation von C immer wieder an Moriarty erinnern lässt, eigentlich kann man kaum einen Unterschied machen. Er ist dieser fiese kleine Teufel mit dem Milchbubi Gesicht, vielleicht sind das einfach seine Rollen! Er überzeugt mich voll!

Auf der Hülle meiner DVD steht „Spectre ist die extrem gelungene Fortschreibung von Skyall“. Ok, aber das war doch zu erwarten, wir haben den gleichen Regisseur, den gleichen Bond und ein paar andere Charaktere aus dem Vorgänger. Also einfach eine Kopie von Skyfall? Nein, wirklich nicht. Spectre beschreitet ganz eigene Wege und macht das extrem gut! Die Kameraarbeit ist perfekt, so entsteht zum Beispiel der Eindruck, die halbe PTS wäre in einem Take gedreht worden, es gibt keine hektischen Hin-und-her-Schwankungen und die Kameraführung sticht gerade auch bei Landschaftsaufnahmen extrem hervor! Wie schon bei SF setzt Sam Mendes auch bei SP auf den „Bewährten“ Sepia-Look in der Post-Produktion. Ok, doch eine Fortführung, auch weil SP den in SF eingeschlagenen „Back-to-the-roots-Weg“ konsequent fortführt. SP ist ein klassischer Bondfilm, der sich allerdings nicht der modernen Realität verschleißt oder gar in das Reich der Fantasie abtaucht. Die Handlung ist logisch und die Idee mit der großen Organisation hinter all den Anschlägen ist in Zeiten von IS und Konsorten nicht unrealistisch. Bis auf das oben erwähnte zu späte Einsetzten der Liebesszenen ist das Timing des Films ausgesprochen gut. Die ersten 60 Minuten geben einem kaum Zeit um zu Atmen und eigentlich wird nur in Tanger das Tempo ein wenig gedrosselt. Auch die Szenen in Blofelds Hauptquartier wurden spannend inszeniert, allerdings finde ich die Folterszene extrem seltsam. Wofür wird Bond gefoltert? Klein Franz will sich am bösen James rächen und ihm einen qualvollen Tod bereiten? Naja. Ich hatte heute direkt das Gefühl, man hat bloß einen Grund gesucht um Bond und Swan wieder befreien zu können, schließlich klagt Bond zu keinem Zeitpunkt danach über Schmerzen oder etwas in der Art. Gut, man hat auch nicht die Zeit sich großartig Gedanken darüber zu machen, da es danach sofort mit Volldampf in den Showdown weiter geht. Die folgenden Szenen in London gefallen mir noch ein wenig besser als die London Szenen des Vorgängers, da hier noch einmal richtig Spannung aufkommt und das Tempo ordentlich gesteigert wird. Dennoch bleibt Zeit für eine Sache, die den Film über die gesamte Länge auszeichnet: die Anspielungen auf Vorgängerfilme, Bücher und sonstigen Elementen des Bond-Universums. Angefangen bei M und Silva in der TS bis zum geheimen Treffpunkt in einem alten Laden namens „Hildebrandt“ usw. Damit hat man sicherlich viele Fans befriedigt und auch ich musste gestern als Thanner, Moneypenny und M in das alte Haus eingetreten sind wieder einmal schmunzeln als ich die Aufschrift auf der Tür sah.

Ein wenig über Locations habe ich ja nun schon geredet, dennoch möchte ich noch kurz auf Mexiko City und Österreich eingehen. Die TS in Mexiko City gehört zu den besten Sequenzen des ganzen Films, die Atmosphäre wird eindrucksvoll eingefangen und mit einer genialen Action-sequenz abgerundet. Es gab irgendwo in den unendlichen Weiten des Forums mal dieses CGI Links und ich muss ehrlich zugeben, wenn ich es nicht gewusst hätte, mir wäre nichts dergleichen aufgefallen. Nur bei dem Kampf im Hubschrauber ist die Greenscreen zu erkennen, aber das lässt sich wohl auch nicht anders lösen. In Österreich sind wir atmosphärisch gesehen wieder ganz woanders. Die nebelige Überfahrt über den See und die Topmoderne Klinik, die ein wenig an den Piz Gloria erinnert, sind stark umgesetzt worden und fügen sich perfekt in die Handlung ein.

Kommen wir zur Musik. Wie in SF hat David Newman den Job übernommen, leider ist hier zu viel SF mit dabei. Ich finde es auch nicht schlecht, dass zum Beispiel für Moneypenny ein Stück wiederverwendet wird, aber bitte nicht den halben Score wieder ausbuddeln. Die Stücke die neu sind, sind dennoch richtig gut. Im ganzen Score gibt es ein passendes Grundthema, bzw. einen roten Faden, welches auch zum Film passt und das ist die Hauptsache.

Fazit:

Mit Spectre ist ein rundum gelungener Beitrag zur Bondreihe. Mir gefällt er sehr gut und ich hatte einen wunderbaren Abend gestern. Perfekt ist er nicht, da Swan nicht optimal charakterisiert wurde und ich die Tatsache das Bond und Blofeld Halbbrüder sind finde ich auch nicht soo super, alledings fällt das m.E. nicht so sehr ins Gewicht. Insgesamt 9,8/10 Punkten. Ich hoffe die Kritik hat euch gefallen und ich wünsche euch allen viel Spaß bei eurer ersten Heimsichtung von Spectre!
Zuletzt geändert von ProfessorDent am 6. März 2016 21:44, insgesamt 4-mal geändert.

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: ProfessorDent

25
Es hat jetzt eine ganze Weile gedauert, aber gestern hatte ich zwischen Schule und lernen Zeit die Rangliste auszuarbeiten. Die Punktestände sind bei einigen Filmen gleich, dann bin ich immer nach dem Film den ich persönlich lieber mag ausgegangen. Viel Spaß!

Ranking:
Punkteverteilung:
DN: 7,5/10
FRWL: 10/10
GF: 9,75/10
TB: 8/10
YOLT: 6/10
OHMSS: 9,5/10
DAF: 4,5/10
LALD: 8/10
TMWTGG: 6/10
TSWLM: 7,5/10
MR: 2,5/10
FYEO: 8/10
OP: 6,5/10
AVTAK: 6,5/10
TLD: 7,5/10
LTK: 5/10
GE: 4,5/10
TND: 7/10
TWINE: 7,5/10
DAD: 5/10
CR: 10/10
QOS: 8/10
SF: 10/10
SP: 9,8/10
---------------------------------------------------------------------------------------------------------
1. CR
2. FRWL
3. SF
4. SP
5. GF
6. OHMSS
7. TB
8. LALD
9. QOS
10. FYEO
11. DN
12. TSWLM
13. TWINE
14. TLD
15. TND
16. OP
17. AVTAK
18. YOLT
19. TMWTGG
20. DAD
21. LTK
22. GE
23. DAF
24. MR