Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Hannes007

16
James Bond 007 - Lizenz zum Töten (1989)


Noch so ein Beitrag der Reihe, mit dem ich lange nix anfangen konnte. Zu brutal, zu aussergewöhnlich, dazu ein Hauptdarsteller der nur zwei Filme machen durfte - für mich war das zu der Zeit, als ich begonnen habe, mich intensiv mit der aufregenden Welt von 007 auseinanderzusetzen, einfach nichts. Aber, wie schon so oft, seit dem ich chronologisch sichte, hat sich das geändert.

Ich hatte mich ja schon bei TLD dazu entschlossen, von meinem bisherigen Schema abzuweichen und die Filme nicht mehr Szene für Szene zu zerlegen. Auch dieser Film 'funktioniert' für mich als Bondfilm. Ich mag Timothy Dalton's Art, wie er Bond spielt; nun ist es raus. Wie ich schon bei TLD geschrieben habe, er hätte sich mehr als die zwei Filme verdient.

Die PTS ist für meinen Geschmack ein Hammer, einzig die Flugzeug-an-den-Haken Szene ist etwas zu dick aufgetragen, wenn ich mir das Gesamtbild des Films so ansehe. Die Locations in der PTS/bei Leiters Hochzeit bis hin zu Bonds Lizenzrückgabe sind sehr stimmig und passen; sie verströmen richtig Flair! Überhaupt finde ich die Locationwahl völlig passend für LTK, sei es das Casino oder die Bank in Isthmus oder Sanchez' bescheidenes Heim. Traumhaft!

Die beiden Bondgirls sind ebenfalls passend und mit Talisa Soto ist auch eines meiner persönlichen Top5 Bondgirls dabei. Carey Lowell als Pam Bouvier hat richtig was drauf und darf das auch zeigen. Und Q's Einsatz ist sowieso unvergleichlich! Was Felix Leiter noch in TLD war ist in LTK Moneypenny: so einen Miniauftritt braucht man nicht.

Nun zu den Gegenspielern: der durchgeknallte, brutal-verrückte Dario ist einer der besten Henchman überhaupt! Wahnsinn, wie Benicio del Toro diese Rolle rüberbringt! Einfach perfekt. Und Franz Sanchez als brutalster Bösewicht macht seine Sache auch hervorragend! Robert Davi ist besser als sein Ruf. Und der schmierige Truman Lodge passt perfekt zu Sanchez Leuten.

Die Story 'Bond auf Rache' gefällt mir. Damit haben sich die Macher mal etwas anderes getraut. Auch wenn es beim Publikum damals nicht so gut angekommen ist; der Film hat völlig zurecht seine Daseinsberechtigung im Bonduniversum.

Fazit: Timothy's Zweiter ist leider auch schon wieder sein Abschied. Tolle Locations, eine ungewohnte Story mit dem Thema Rache, zwei brillianten Gegenspielern in Form von Sanchez und Dario machen diesen Film zu einem aussergewöhnlichen Beitrag, der für mich einfach funktioniert und den ich mir mittlerweile auch sehr, sehr gerne ansehe!
Zuletzt geändert von Hannes007 am 28. Juni 2015 18:04, insgesamt 2-mal geändert.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Hannes007

17
James Bond 007 - GoldenEye (1995)


Auftritt Pierce Brosnan, Darsteller Nummer Fünf. Mit ihm bin ich aufgewachsen, einer seiner Filme war mein erster Bondfilm im Kino und an eine GE-Sichtung als Schüler kann ich mich besonders gut erinnern. Es war bei meiner Tante in den Sommerferien und wir (Bruder und Cousine) haben GE auf VHS schauen dürfen. Vor Filmbeginn sagte meine Tante noch "und wenn er zu arg wird und ihr euch fürchtet, dann schalten wir aus." Das war er nicht und diese Sichtung damals haben meine Liebe zu 007 nur noch verstärkt, auch wenn ich damals als 13jähriger nur GF und AVTAK kannte.


Doch nun zum Film. Martin Campbell ist ein brillianter Regisseur - das hat er mit CR dann später bestätigt. Ich würde es begrüssen, wenn er BOND25 machen würde.

Die PTS ist eine der besseren in der Reihe. Die Action mit dem Bungeesprung und dem Stunt, als Bond dem Flugzeug hinterherjagt, zündet bei mir. Desweitern bekommen wir als Neuheit einen Kollegen zu sehen - 006. Den Auftritt eines anderen 00-Agenten hat es, wenn ich mich jetzt richtig erinnere, nur in der PTS von OP gegeben. Mir gefällt das Konzept und die Idee dahinter.

Die TS und der Titelsong von Tina Turner sind richtig klasse! Und endlich mal eine richtige Neuerung in der TS, nachdem es bei fast allen Filmen der 70er und 80er beinahe ein Einheitsbrei war.

Die Verfolgungsjagd mit Xenia und all die Monacoszenen inklusive der Entführung des Tiger finde ich gelungen und stilvoll. Das Baccaraspiel und der kurze Dialog im Casino - Brosnan agiert hier äussert souverän und glaubhaft. Genauso ermittelt er auch anschliessend und auch der Kampf auf der Manticore ist sehr gut geworden!

Schon an dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Famke Janssen als Xenia eine der wohl besten Hench(wo)men überhaupt ist. Einzig ihre übermässige Stöhnerei ist etwas störend.

Judi Dench als neue M hat gleich zu Beginn einen Klasseauftritt und sagt Bond ziemlich deutlich, was sie von ihm hält. Das hat in dieser Deutlichkeit noch niemand zu 007 gesagt, aber ich finde das gut und innovativ. Samantha Bond als neue Mrs Moneypenny schlägt in die gleiche Kerbe und himmelt 007 nicht mehr blindlings an. Ebenso ein Highlight des Films ist die Q-Szene; sehr humorvoll und Brosnan tritt auch mit einem gewissen Respekt gegenüber Lewellyn auf. Mir gefällt die in GE eingeschlagene Richtung!

Was ich auch sagen möchte: in GE ist beinahe jede Rolle hochklassig besetzt. So einen Cast hat man in der Reihe selten gesehen. Egal ob Coltrane als Zukovsky, Minnie Driver als 'Sängerin oder Gottfried John als Orumov - da fällt keiner ab! Einzig Boris'Rollenbild hätte man anders anlegen können, aber das könnte auch an der Synchro liegen...

Die Story selbst ist einfach klasse anzusehen und es wird nie langweilig, für mich ist es ein Bondfilm aus einem Guss. Sind es die schon erwähnten Monacoszenen oder die Verfolgungsjagd im Panzer, alles 'wirkt'. Dass bei GE sehr viel mit Modellen gearbeitet wurde, merke ich erst, seitdem ich hier im Forum darüber gelesen habe. Störend finde ich es nicht.

Izabella Scorupco ist eine sehr schöne Frau und ein tolles Bondgirl, das auch was aufm Kasten hat und überdies eine grosse Menge an Leinwandpräsenz. Im Zug benötigt Bond sogar ihre Hilfe.

Der Showdown gefällt ebenfalls sehr und dieses Duell auf der Antenne war der logische und sehr gut inszenierte Schlusspunkt. Der Score gefällt mir in den Kuba(schluss)szenen sehr gut, zu Beginn des Films eher weniger. Am schlimmsten finde ich die Untermalung der Autoverfolgung Bond/Xenia. Aber das sind nur kleinere Negativpunkte.

Fazit: ein klasse Einstand von Pierce Brosnan - und von Judi Dench! Dazu der hochklassige Cast, die tolle Story mit dem ehemaligen Mitstreiter 006 als Bösewicht. Es gibt bis auf ein, zwei Stellen im Score wenig negatives.
Zuletzt geändert von Hannes007 am 28. Juni 2015 18:03, insgesamt 1-mal geändert.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Hannes007

18
James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie (1997)


Mein erster Bondfilm im Kino! Dieses Erlebnis hat bleibenden Eindruck hinterlassen, sonst wäre ich heute nicht so ein Fanatiker und ganz sicher nicht in einem Forum angemeldet. TND fand ich immer schon klasse; mich hat dieser Beitrag seit eh und je fasziniert und das bleibt auch so nach der heutigen Sichtung. Im Umfragen-Bereich habe ich heuer schon für GE 8/10 und für TND 9/10 vergeben. Das war vor meiner Chronologie; GE konnte einen Punkt zulegen....

Nun zum Film selbst. Die PTS finde ich richtig stark! Sie hat mich auch diesmal wieder in ihren Bann gezogen. Die Umsetzung mit der Verbindung zu M und Robinson ist eine tolle Idee; die Sticheleien zwischen M und Admiral Roebuck sind herrlich amüsant und jedesmal köstlich! Warum der MIG-Pilot Bond - der Atomraketen an Bord hat - abschiessen will, wurde mir auch dieses Mal nicht klar, aber es stört mich auch nicht. Die besonders in TND übermässige MG-Verwendung durch Bond stört mich ebensowenig. Die anschliessende TS passt wie schon in GE perfekt zum Film und der Titelsong von Sheryl Crow gefällt mir auch sehr; ebenso wie Surrender im Abspann - bei beiden Songs kommt bei mir Bondfeeling auf! Der Score ist in TND um einiges besser und stimmiger als in GE. Das Serra-Experiment hat man zum Glück nicht weitergeführt.


Die Story ansich wirkt auf mich glaubhaft und gut ausgearbeitet. Ebenso wie GE finde ich den Film aus einem Guss. Einzig bei Bonds Treffen mit Wade hätte ich mir einen etwas weniger aprupten Übergang gewünscht. Das Szenario, welches gut die Macht der Medien aufzeigt, ist auch heute noch akutell - vermutlich sogar noch mehr denn je.

Viele einzelne Szenen gehören für mich zu meinen persönlichen Highlights der Reihe. Sei es der Dialog Bond/Paris Carver in Bonds Hotelzimmer oder die Verfolgungsjagd im Parkhaus - einfach komplett klasse. Wie Bond sich den Vodka einschenkt und Paris abschätzig behandelt - so gefällt mir das; für mich ist es Bond pur. Und natürlich: Bond im Smoking auf der Party als 'Bankier'. Herrlich!

Die Locations sind allesamt gut gewählt, von Hamburg hätte man vielleicht etwas mehr sehen können, aber gut...

Der Cast fällt im Vergleich zu GE etwas ab. Jonathan Pryce als Carver ist ein solider Bösewicht, ihn würde ich im Mittelfeld unter allen Bösewichtern sehen. Judi Dench und Samantha Bond sind in ihren Rollen nun endgültig angekommen und die Q-Szene ist auch dieses Mal - wie schon in GE - einfach spitze! Das Zusammenspiel Brosnan/Lewellyn funktioniert perfekt. Die Nebenrollen sind im Vergleich zum Vorgänger nicht ganz so gut. Auch bei dieser Sichtung will Götz Otto als Stamper bei mir nicht zünden. Genausowenig wie Ricky Jay als Gupta. Die Rolle des Dr. Kaufman hätte mehr Potenzial gehabt als nur für diesen Kurzauftritt! Teri Hatcher ist in diesem Abendkleid einfach bildhübsch. Ihre Rolle hat man ja aufs Nötigste zusammengestrichen; ich finde dass ihre Screentime genau richtig gewählt ist. Mit Michelle Yeoh kann ich mich zwar optisch eher weniger anfreunden, aber ihre Rolle ist klasse! Sie hat wie schon Izabella Scorupco in GE richtig was drauf und darf das auch zeigen.

Der Showdown ist vielleicht eine Spur zu dick aufgetragen. Etwas weniger Explosionen und tote Männer von Carvers Mannschaft hätten genauso ihren Zweck erfüllt.


Fazit: Pierce ist in der Rolle endgültig angekommen. Die Story, die Locations sind wie schon in GE top. Zur jeweiligen Kategorie Top5 gehört für mich die PTS und die zwei Titelsongs. Der Cast ist diesmal nicht ganz so hochklassig, manche Nebenrollen etwas eintönig. Wirklich störend ist das aber nicht. Der BMW ist ein klasse Bondcar, ebenso die Gadgets, welche passend eingesetzt werden. TND war und bleibt einer meiner Lieblingsbonds.
Zuletzt geändert von Hannes007 am 28. Juni 2015 18:02, insgesamt 1-mal geändert.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Hannes007

19
James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug (1999)


Mein zweiter Bondfilm, den ich damals im Kino sehen durfte/konnte. Damals war ich ähnlich wie Daniel der Meinung, einen der besten Bondfilme überhaupt gesehen zu haben. Mittlerweile sehe ich das anders.

Die PTS als bisher längste aller Filme gefällt mir jedesmal wieder aufs Neue. Besonders mit der Bilbao-Szene kann ich besonders viel anfangen; Brosnan zeigt sich schon hier völlig routiniert. Die Bootsverfolgung auf der Themse ist eigentlich schon das Actionhighlight in TWINE. Zur restlichen Action später noch mehr.

Die TS inklusive Titelsong von Garbage passt perfekt zu den Brosnanbonds der Neunziger, aber das war ja auch schon bei GE und TND so.

Brosnan ist allerspätestens jetzt in der Rolle angekommen. Sein Blick, wie er in Bilbao die Männer tötet oder im Finale Elektra: Bond pur. Überhaupt ist die Folterszene ein absoluter Höhepunkt in der Reihe. Eine solche Härte hat man bei Brosnan bisher nicht gesehen - leider, wie ich finde. Ein Running Gag ist sein übliches Vernaschen einer hübschen Frau am Beginn und auch diesesmal hat man das wieder gut eingebaut.

Die Locationwahl fällt in TWINE entgegen der Bondtradition ungewohnt dreckig und unexotisch aus. Das passt aber sehr gut zur Story, die wie schon in den ersten beiden Brosnanbonds auch heute noch aktuell und glaubwürdig wirkt. Wie Bond in Aserbaidschan mit dem Z8 ankommt - die Fahrt durch die Ölfelder - das hat man wirklich gut eingefangen! Sei es das MI6-HQ in Schottland, Elektras Domizil in Baku (steht real in Istanbul), Zukovskys Casino und die Kaviarfabrik, die Explosion der Pipeline oder der Showdown in Istanbul: man hat diese Richtung am Beginn von TWINE eingeschlagen und den ganzen Film über durchgezogen, das gefällt mir gut!

Zum Cast kann ich sagen, dass mir Sophie Marceau als Bondgirl/Gegenspielerin schon immer sehr gefallen hat; so wars auch diesmal. Sie spielt ihre Rolle perfekt. Renard habe ich früher immer als den Hauptgegenspieler gesehen, mittlerweile ist er für mch jedoch 'nur' noch Handlanger. Nichtsdestotrotz gefällt mir seine Figur. Manche Rollen wie die des Mr.Bull oder Akakievich hätte man auch weglassen können. M hat man in den beiden vorigen Filmen als berechnende, logisch denkende Chefin kennengelernt, die ihren Gefühlen vertraut. Von daher ist es mir irgendwie unverständlich, dass sie jetzt so anders dargestellt wirkt. Denise Richards als Dr.Jones spielt völlig eindimensional, mehr gibt das Drehbuch für ihre Rolle auch gar nicht her. Optisch ist sie wie Sophie Marceau auf jeden Fall ein Highlight. Toll finde ich auch die Comebacks von Tanner und Robinson sowie von Zukovsky.

Desmond Lewellyn bekommt hier einen würdigen Abschied. Bei der Szene, wo er im Boden verschwindet, kommt bei mir auch in Hinblick seines Ablebens kurz nach Fertigstellung des Films jedesmal ein wenig Wehmut auf. Eines sei an dieser Stelle gesagt: die mit Abstand besten 'Bond/Q Szenen' spielt Brosnan. Wie er mit Q harmoniert - traumhaft und hochklassig, gekennzeichnet von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung!

Zur Action: das Highlight ist für mich wie schon erwähnt in der PTS zu finden. Aber auch die Szene in der Raketenbasis in Kasachstan ist gut inszeniert. Auch die Pipeline-Explosionsszene weiss mich zu unterhalten und gefällt. Das Bondcar macht optisch eine Menge her, wirkt jedoch in der Kaviarfabrik-Szene völlig deplatziert. Obwohl ich solche Einzelshowdowns normalerweise eher mag als Massenshowdons, kann ich mit dem Finale in TWINE nicht mehr so richtig was anfangen. Er ist solide gemacht, jedoch zündet er bei mir im Gegensatz zu früheren Sichtungen nicht mehr so richtig.

Fazit: Brosnans dritte klasse Darbietung! So einen vierten Film - und so einen Abschied - hat er sich wirklich nicht verdient. Die Story um Elektra und Renard ist ebenfalls klasse und auch glaubwürdig. Tolle, ungewohnte Locations und ein auch diesmal wieder sehr gut gewählter Cast machen TWINE zu einem der besseren Beiträge in der Reihe. Unter meinen Top 5 wird er zwar so schnell nicht landen, dennoch mag ich ihn. Abzüge gibts für den rein werbemässigen Einsatz des Z8 sowie die Rolle von Dr. Christmas Jones, die für mich nicht recht in die Gesamtstimmung des Films passt. In einem Moore-Bond wäre sie wohl besser aufgehoben gewesen. :wink:
Zuletzt geändert von Hannes007 am 28. Juni 2015 18:01, insgesamt 1-mal geändert.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Hannes007

20
James Bond 007 - Stirb an einem anderen Tag (2002)


Im Kino habe ich DAD damals nicht gesehen. Die Gründe warum, weshalb, wieso weiss ich heute leider nicht mehr.
Ich gebe es zu, in die jetzige Sichtung bin ich mit sehr 'gemischten' Gefühlen gegangen; ähnlich war es bei YOLT und TMWTGG. Diese beiden gehören für mich zu den Tiefpunkten der Reihe und DAD macht dieses Trio komplett. Zwei Jubiläen - 40 Jahre Bondfilme, 20. Film der Reihe - und man hat sehr vieles in den Sand gesetzt. Ich versuche mal, hier aus meiner Sicht, das etwas aufzuarbeiten.

Eigentlich startet der Film solide. Die PTS fügt sich bei mir ein ins Mittelfeld, wenn ich ein Ranking machen müsste. Die Action ist nicht übertrieben und mit der Verfolgung auf Luftkissenfahrzeugen in dieser Art doch neu. Die Gefangennahme Bonds und die Folter werden gekonnt umgeleitet in die TS, welche ebenfalls Folterszenen zeigt - und auch einen Titelsong beherbergt, dem ich nix abgewinnen kann.

Nach der TS geht es sehr unterhaltsam weiter, der erste Dialog mit dem erfrischend anders aussehenden, unrasiertem Bond/M auf dem Schiff gefällt und die Flucht sowie Bonds Auftauchen im nassen Pyjama im Hongkong Jacht Club sowieso. In dieser Szene zeigt Brosnan verdammt viel Coolness und mir gefällt sie sehr! Wie er kurz darauf Chang als chinesischen Agenten entlarvt und der 'Masseuse' die Waffe abnimmt - das ist Bond, so wie ich ihn so gerne sehe.

Weiter gehts stimmungsvoll auf Kuba (das spanische Cadiz doubelt) und mir gefällt, dass Bond mal wieder längere Zeit auf sich allein gestellt ist und wirklich ermitteln muss. Eine Hommage an eine DER Szenen der Reihe schlechthin - Jinx entsteigt dem Meer und flirtet mit Bond. Auf die beinahe schon obligate Bettszene folgt noch mal ein nettes Ablenkungsmanöver mit dem Rollstuhl von Bond, um dann elegant zum Fenster einsteigt. Praktisch in dem Moment, in dem Bond den Knopf für die Geheimtür findet - fast genau nach 41 Minuten, ich hab auf die Uhr gesehen - nimmt der Film eine eine andere Richtung. Angefangen mit der komischen Gen-Maske (?) unter der Zao liegt und dem ersten CGI- Einsatz beim Klippensprung von Jinx. Hier wird schon angedeutet, was in der zweiten Hälfte alles noch auf uns zukommt....

Vorerst gehts aber noch angenehm unterhaltsam weiter; Bond und Raoul finden raus, dass die Steine aus Graves' Mine stammen. Dass im Anflug nach London 'London calling' von the Clash eingespielt wird, gefällt mir sehr. Die Landung von Graves mit dem Fallschirm vorm Buckingham Palast kann man so zeigen und erst Recht den zweiten Dialog von Bond und M in der U-Bahnststation. Für mich ein grossartiger Moment von DAD ist die Q/Bondszene, obwohl: Desmond Lewellyn fehlt mir da schon. Dass man viele Gadgets aus früheren Filmen zu sehen bekommt gefällt und ist eine gelungene Ehrerbietung.

Den Kampf Graves/Bond im Fechtclub Blade's (man hat da eine hervorragende Idee Flemings aus den Romanen aufgegriffen) würde ich nach dieser Sichtung als die für mich beste Szene in DAD nennen. Den Cameo von Madonna ignoriere ich jetzt mal grosszügig....der Schluss ist amüsant; mit dem Boten, der Bond sein Päckchen übergibt 'hier musste sowieso mal renoviert werden.'

Leider gehts mit DAD ab dann - nach 1h 5min - komplett den Bach runter. Was den Machern da eingefallen ist, werde ich nie begreifen. Der Eispalast, der massive und deutlich sichtbare CGI-Einsatz, zwei völlig unnötige Verfolgungsjagden - einmal Bond im Eisschlitten, dann Zao und Bond....Wahnsinn.
Bond flieht vor Graves und Miranda Frost, die sich als Verräterin geoutet hat in Graves Eisrenner, nur um kurz danach sofort wieder zum Eispalast zurückzukehren, um wieder von dort zu flüchten - Zao und Bond dürfen/müssen zeigen, was ihre Autos alles können - ein weiteres Mal zurückzukehren, um Jinx zu retten....was läuft denn da?? Der 'unsichtbare' Aston ist da nur die Spitze des Eispalastes, ähh Eisbergs....

Das Finale im Flugzeug ist dann mehr oder weniger eine andere Version des TWINE-Showdowns, der mir im Vergleich dazu aber um Welten besser gefällt.

Zum Cast: Toby Stephens muss einen furchtbaren Gegenspieler abgeben. Will Yun Lee als Colonel Moon hätte ich wesentlich mehr abgewinnen können. Halle Berry gefällt optisch, aber ihre Rolle gibt einfach nix her. Rosamund Pike als Miranda hätte Potenzial gehabt, allerdings darf nach auch sie nicht viel zeigen. Gabs bei TWINE noch wenigstens etwas Charakterentwicklung, so hat man bei DAD darauf komplett vergessen. Zao finde ich einen soliden Henchman, also ist da doch erwas Licht im Dunkel. Raoul als Bonds Helfer auf Kuba besitzt ebenfalls Charme! Moneypenny, M und Robinson fallen auch in Brosnans viertem Film nicht ab. Madsen als Jinx Vorgesetzter ist ein richtiger Unsympathler, aber diese Rolle steht ihm gut!

Bei der Locationwahl gefallen Cadiz als Kuba und London sehr, auch Nordkorea in der PTS 'wirkt'. Alles andere ist nicht wirklich innovativ und für den Jubiläumsfilm etwas zu wenig mMn.

Fazit: Brosnan hätte sich einen besseren Abschied verdient als dieses CGI-Fest ohne Tiefgang. Vergleiche ziehe ich sonst nicht, aber Connery wäre in DAD vermutlich untergegangen. Leider birgt DAD nur sehr wenig positives. Die zweite Hälfte ist mit die verhauteste in der Reihe. Der Neustart nach DAD war absolut nötig und die einzig richtige Entscheidung. Leider haut dieser Film Pierce's sehr guten Schnitt zusammen.
Zuletzt geändert von Hannes007 am 28. Juni 2015 17:59, insgesamt 1-mal geändert.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Hannes007

21
James Bond 007 - Casino Royale (2006)


Gleich vorweg ein 'Geständnis': nach der damaligen Sichtung im Kino hat mir CR überhaupt nicht gefallen. Kein Q, keine Moneypenny, fast keine Gadgets - das waren damals meine Kritikpunkte. Craig hat mir in der Rolle jedoch schon immer gut gefallen. Dann kam die DVD heraus, es folgte Sichtung auf Sichtung; bei Filmen wie LTK, FRWL oder DN ebenso - und dann war ich von CR begeistert. Woran es genau gelegen hat, was dann letzten Endes die Begeisterung ausgelöst hat, kann ich heute damit begründen, dass mir solche Materialschlachten wie YOLT oder DAD nicht zusagen und ich die härteren, dreckigeren 'down-to-earth' Filme einfach im Laufe der Jahre liebgewonnen habe.

CR ist so unglaublich erfrischend weit entfernt von seinem direkten Vorgänger und auch vielen anderen Filmen in der Reihe. Der Neustart nach DAD war aus meiner Sicht völlig richtig, irgendwo logisch und auch dringend nötig, denn wenn es so weitergegangen wäre, weiss ich nicht wie lange die Reihe noch gelaufen wäre.

Zum Film: die kurze PTS mit einem ersten harten, dreckigen Kampf lässt bereits erahnen wohin die Richtung in CR geht. Craig agiert mMn bereits hier völlig professionell und abgeklärt. Die Gunbarrel hat man in die PTS eingebaut und obwohl es gut gemacht ist, würde ich sie doch lieber ganz am Anfang sehen. Die TS und der Titelsong sind für mich perfekt und passen zu Bond wie kaum Andere!

Weiter gehts mit dem ersten Auftritt der Bösewichtabteilung um die beiden brilliant gespielten Mr. White und Le Chiffre. Obanno wirkt ebenfalls glaubwürdig brutal, erst recht in der Szene, als er Le Chiffre's Freundin bedroht. Womit ich schon zum Thema Cast komme. Judi Dench spielt besser als je zuvor. Sie war schon im Zusammenspiel mit Brosnan hervorragend, mit Craig steigert sie das noch. Das Fehlen von Q und Moneypenny stört mich mittlerweile nicht mehr. Eva Green als Vesper Lynd - brilliant. Schlicht brilliant, speziell der Dialog mit Bond im Zug und in der Autofahrt zum Hotel Splendide. Ich liebe diese Szene! Selbst kleinere Nebenrollen haben Charme, sei es Andreas Daniel als Croupier beim Pokerspiel, die Empfangsdame im Ocean Club auf den Bahamas oder Carlos Leal als Chef de Partie. Giancarlo Giannini als Rene Mathis und Jeffrey Wright als Felix Leiter gefallen mir unheimlich gut; speziell die Interpretation von Felix Leiter mag ich sehr. Ich finde beim besten Willen niemanden, den ich anders besetzen würde oder der mir überhaupt nicht gefällt.

Die Locations sind perfekt gewählt und erzeugen bei mir richtiges Bondsfeeling. Bahamas, das Grandhotel Pupp als Hotel Splendide, das alte Kaiserbad als Casino Royale, Venedig, die Villen Balbianello und Gaeta in der Schlussszene - all das ist richtig stimmungsvoll ins Bild gesetzt, um nur ein paar zu nennen.

Zur Story kann ich sagen, dass sie einfach sehr gut funktioniert. Und zwar drei Stränge nebeneinander: die Entwicklung von Bond selbst, die Geschichte um Le Chiffre und das Geld, die Geschichte um Vesper. Bond darf Gefühle zeigen, er darf zeigen, dass er verletzt und enttäuscht ist. Speziell die Szene mit Vesper unter der Dusche - Grosse Klasse! Sehr stark finde ich, dass Bond praktisch vom Kündigungsmodus heraus sofort wieder als Profi auftritt, nachdem er erfahren hat, dass Vesper ihn betrogen hat und mit dem Geld 'verschwinden' will.

Für mich ist und bleibt CR der perfekteste Bondfilm.

Fazit: Craigs Erstling ist für mich sein bester. CR ist im Vergleich zu vielen anderen Beiträgen in der Reihe eine echte Innovation - wenn ich jeweils den Vorgänger zum Vergleich heranziehe. Martin Campbell bestätigt mit CR sein sehr gutes Bonddebüt GE nicht nur, er übertrifft es bei weitem. Le Chiffre spielt einen durch und durch glaubwürdigen Bösewicht; ebenso wie der undurchsichtige Mr. White und seine geheimnisvolle Organisation. Jede Rolle im Cast ist perfekt besetzt. Der Score passt ebenso, genau wie die Locations! Es gibt für mich einfach nichts an CR auszusetzen.
Zuletzt geändert von Hannes007 am 28. Juni 2015 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Hannes007

22
James Bond 007 - Quantum of Solace (2008)


QOS ist wie man allein an den über 60 Seiten im Filmbesprechungsthread sehen kann ein Film der die Fans spaltet. Die einen verdammen ihn, die anderen mögen ihn. Ich gehöre definititv zur zweiten Fraktion, auch wenn ich mit so manchen Dingen meine Schwierigkeiten habe.

Mit einem Novum beginnts, QOS setzt direkt an CR an. Damit habe ich kein Problem, ich finde es gut, mal was anderes zu versuchen und man hat es gut umgesetzt und toll inszeniert.

Schade, dass man die Gunbarrel ans Ende versetzt hat. Dort ist sie für mich einfach deplatziert. In dieser Hinsicht bin ich halt Traditionalist. Sie ist aber gut gemacht! Der Filmtitel fasziniert mich wie kaum ein anderer der Reihe; wahrscheinlich weil er so herrlich exotisch klingt - finde ich. Natürlich passt er als Titel einer Fleming-Kurzgeschichte perfekt.

Die PTS selbst bietet klasse Action mit dem wohl coolsten und schönsten Bondcar überhaupt. Ich liebe den DBS einfach und brauche dringend einen grösseren Lottogewinn - das ist mir nach den CR- und QOS-Sichtungen wieder klargeworden. :-) Aber, Aber: der Schnitt ist einfach nicht gut, um es milde zu sagen. Da wackelt alles, zig Bilder prasseln auf einen in Sekundenbruchteilen ein - schade, das hätte man besser machen können/müssen.

Die TS bietet ein tolles Bild, der Titelsong selbst ist für mich solide, aber kein Aussreisser nach oben oder unten.

Bei der Befragung von Mr. White durch M kommt früh Spannung auf, die Überraschung mit dem Maulwurf im MI6 ist den Machern bei mir gelungen. Die anschliessende Vefolgung von Mitchell durch Bond parallel zum Palio ist speziell mit dem Schlusskampf sehr fein - Aber wieder diese Wackelbilder....ich hab mich bereits da geärgert, dass man das nicht besser gemacht hat.

Ein klasse 'Gadget' ist der Touch-Tisch, den man beim MI6 verwendet, der hat Style. Ich find das Teil richtig geil. Im Höchsttempo gehts weiter, Bond ist bereits nach knapp 20 Minuten in der dritten Stadt und kämpft brutal mit Slade, ohne etwas aus ihm herauszubekommen. Mehr zufällig trifft er auf Camille. Die viel diskutierte Bootszene gefällt mir, aber wieder - man hätte den Schnitt besser machen können. Richtiges Flair kommt bei mir nach dem gewonnenen Fight auf, als Bond am Anlegeplatz von Bord geht. Hier folgt ein Logikloch: warum rettet er erst Camille, nur um sie dann dem Hotelangestellten in die Arme zu werfen?

Für mich als Österreicher folgt eine meiner Lieblingsszenen der Reihe: Bond infiltriert das Quantumtreffen während der Vorstellung von Tosca. Oper, Abendgarderobe, Spionagearbeit - all das passt perfekt zu Bond und man hat es sehr gut umgesetzt. Einzig die Musik, während Bond durch den Saal und die Küche flüchtet, hätte man weglassen sollen. Dann wäre das viel besser zur Wirkung gekommen. Manchmal ist weniger doch mehr.

Die Szene und der Dialog bei und mit Mathis in Talamone nimmt dann endlich die Luft etwas aus dem Tempo. Die Dialoge mit Mathis - speziell der im Flugzeug - sind absolut klasse und nachhaltig. Die Ankunft in Bolivien mit dem Empfang durch Agentin Fields - und Craig ist in Hochform. Herrlich amüsante Einzeiler ('da wohne ich lieber im Leichenschauhaus') in Kombination mit dem hochklassigen Grand Hotel - welches total Bonds Kragenweite ist - solche Dinge liebe ich einfach.

Nach einem kleineren verbalen Scharmützel auf der Party folgt einer der emotionalsten Momente der Reihe: Mathis stirbt in Bonds Armen. Ich finde die Szene total stark! Mit der kurz darauffolgenden Flugzeugaction habe ich keinerlei Probleme, vom Hocker reisst sie mich aber nicht. Die Dialoge Camille/Bond im Flugzeug und danach in der Höhle sind dagegen wieder sehr gut.

Bonds und Camilles Rückkehr ins Grand Hotel führt zu einer - wie ich meine gelungenen - Hommage and die goldüberzogene Shirley Eeaton in GF: die mit Öl überzogene Gemma Arterton. Leider weniger gelungen finde ich, dass Bond 'urplötzlich' M's Vertrauen hat. Das wirkt auf mich zu wenig ausgearbeitet. Sehr erfrischend finde ich dann die Bond/Leiter Szene, die ist sehr amüsant und Leiter weiss, auf wessen Seite er stehen soll.

Der Showdown in der Wüste ist nicht langweilig. Ich mag ihn. Die Szenerie, wie der Polizeichef und Medrano geschmiert werden, ist ein genauso aktuelles Thema wie die Hauptgründe von Greene; das Wasser als wertvollstes Gut. Dass Camille bei diesem Showdown ebenfalls viel Screentime für ihre Rache bekommt, finde ich gut. Der letzte Dialog mit Bond, bevor sie aus dem Auto aussteigt, ist ebenfalls gelungen - wie Bonds Aussetzen von Greene in der Wüste. Sehr cool von Bond.

Die beinahe beste Szene in QOS folgt am Ende. Wie Bond mit Corrine und Youssef umgeht - absolut klasse, Craig ist für mich hier in Hochform; natürlich auch beim letzten hochklassigen, amüsanten Dialog mit M.

Die Locations sind wieder sehr gut gewählt, allerdings für den kürzesten Film in der Reihe um vielleicht einen oder zwei zuviel. Es geht bam, bam, bam und Bond ist nach 20 Minuten im dritten Land.

Der Cast ist wie schon in CR bis in die kleinste Rolle perfekt besetzt. Das Camille eigenständig ist finde ich gut. Ebenso, dass Mathis eine Chance bekommt, sich zu rehabilitieren. Greene wird ja oft vorgeworfen, dass er total blass sei. Das finde ich nicht. Sein Henchman ist es leider schon, aber mehr gibt die Rolle auch nicht her.

Fazit: Craig spielt für mich in QOS genauso klasse wie in CR, fast noch besser. Leider ist der Film etwas zu kurz. An manchen Stellen ist der Schnitt und die wacklige Kameraführung haarsträubend. Klasse Locations und ein sehr guter Cast machen diesen Film zu einem meiner Lieblinge, auch wenn andere mehr Punkte bekommen haben.
Zuletzt geändert von Hannes007 am 28. Juni 2015 17:57, insgesamt 1-mal geändert.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Hannes007

23
James Bond 007 - Skyfall (2012)


Zur Erstaufführung im Kinotempel meines Vertrauens bin ich damals im Smoking gegangen. Teilweise wurde ich begutachtet, als sei ich ein Aussetziger gewesen. Geschenkt, da stehe ich drüber. Mit meiner damaligen Freundin bin ich dann nochmal ins Kino und sie war genauso begeistert wie ich. Diese immense Begeisterung ist heute minimalst abgeklungen. Vor zwei Jahren hätte ich bedenkenlos den 10er gegeben.

Die vier Jahre Warterei seit QOS haben mich wahnsinnig gemacht. Aber SF wars wert, dass man auf ihn so lange wartet!

Gleich zu Beginn lege ich mich fest; die PTS ist für mich die Beste der Reihe. Es stimmt einfach alles. Der düstere Beginn, an welchen nahtlos die Verfolgungsjagd anschliesst. Die erste Schiesserei, dann die Motorräder. Die Location Istanbul ist dazu einfach ein Traum. Weiter gehts auf dem Zug mit dem Bagger und dem extracoolen Manschettenknopf-Adjustieren beim Abteilwechseln. Der Kampf auf dem Zug zwischen Bond und Patrice ist ebenfalls Wahnsinn! Einziger Schönheitsfehler für mich ist, dass Bond durch Eve angeschossen wird. Der Übergang in die sehr sehr gute TS, dann setzt der Titelsong von Adele ein - auch gestern hatte ich dabei wieder Gänsehaut! Einfach perfekt.

Ich weiss eigentlich gar nicht, wo ich mit meiner Schwärmerei aufhören soll. Locations, der Score, die Atmosphäre im ganzen Film, die Story, die Hommage an 50 Jahre Bondgeschichte mit dem DB5 und natürlich der Cast - für mich ist das einfach vom Feinsten! Berenice Marlohe ist eine bildhübsche Frau; für mich das hübscheste Bondgirl ever mit einem der intensivsten Dialoge - der mit Bond im Floating Dragon Casino - überhaupt. Javier Bardem hat seinen Erstauftritt als Gegenspieler relativ spät im Film, aber das passt so bestens. Er spielt einfach wahnsinnig klasse und hat sich diesen Auftritt mehr als verdient.

Ebenso dass Judi Dench als M hier zum Abschluss die mit Abstand meiste Screentime für sie persönlich bekommt und man nochmal eine neue Seite an ihr kennenlernen darf - Stichwort "ich hab Scheisse gebaut" - funktioniert perfekt. Ihr Tod ist dann in der Gesamtheit der Szene mit Silva und Bond dann einfach nur noch atemberaubend stark! SF dürfte Dench's beste Bond-Leistung sein.
Auf mich wirkt auch ihr Nachfolger sympathisch, alleine schon deshalb wie er vor dem Ausschuss für sie Partei ergreift. Auf Mallory bin ich in B24 schon gespannt!

Der neue Q, Ben Wishaw, war mir schon bei der ersten Sichtung im Kino sehr sympathisch. Er spielt und passt perfekt in die Fussstapfen eines Desmond Lewellyn. Der Dialog mit Bond in der National Gallery ist absolut köstlich und herrlich amüsant, wie überhaupt die Zusammenarbeit insgest mit Bond. Ich hoffe noch auf viele Einsätze von Wishaw...

...wie ich auch auf weitere (Innen-)Einsätze von Naomie Harris als Eve Moneypenny hoffe. Sie gefällt mir in der Rolle und besonders die Schlusszene ist ein Hammer, da kann ich mir einen Lacher einfach nie verkneifen, wenn sie ihren Namen sagt.

Die Locations Istanbul, Shanghai,
London, Schottland, Hashima Island und das Casino in Macau finde ich äusserst gut gewählt. Jede einzelne funktioniert und gefällt mir!

So und nun zu dem Thema, welches mir in SF nicht so gefallen mag:
Bonds charakterliche Entwicklung. In CR wird er zum 00-Agenten, wird verraten. In QOS muss er sich dem stellen und versucht, das zu verarbeiten - was gelingt. In SF wird er angeschossen und 'muss' bzw 'darf' den Beleidigten und Enttäuschten mimen. Die Folge, dass er körperlich in schlechter Verfassung ist, ist da auch aufgrund seiner Trinkgelage nur logisch. Aber warum lässt man ihn das alles durchmachen, wo er doch am Ende von QOS so gefestigt war? Das will ich bis heute nicht so recht verstehen und ich hätte es in SF gerne etwas anders gesehen.


Fazit: ein würdiges Geschenk zum 50er! Craig ist in der Rolle vollends angekommen. An SF funktioniert für mich - bis auf Bonds Entwicklung - einfach alles. Viel mehr muss man da auch nicht mehr sagen.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)