Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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Casino Hille hat geschrieben: 9. März 2011 16:00 Filmografie:

1985: Drei gegen Drei
Kleine Anekdote aus Anatols Film-Geschichte: Drei gegen Drei war mein allererster Graf-Film! Gesehen im Februar 1988 im Nachtprogramm des ZDF irgendwann um nach 2 Uhr nachts, nachdem die Live-Übertragung der Olympischen Spiele in Calgary rum war und der halbwüchsige Anatol noch kein Bock hatte ins Bett zu gehen. Für alle, denen der Film nix sagt: Drei gegen Drei ist so eine Art deutsche Version der Beatles-Filme von Richard Lester - allerdings mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass hier die NDW-Superstars Trio ("Da Da Da") die mehr oder weniger schauspielernden Musiker gaben. Inhaltlich kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, nur noch dass ich den Klamauk ganz witzig fand. Ich hab erst viele Jahre später, als ich Graf schon in hohen Ehren hielt, erfahren, dass er auch für dieses Stück deutsche Filmgeschichte verantwortlich ist - da wär ich im Leben nicht drauf gekommen. :D
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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vodkamartini hat geschrieben: 11. Juli 2019 16:15 Der DC ist in den allermeisten Fällen eine Spielerei der Regisseure, die hier im Nachhinein noch einmal ihr vermeintlich gekränktes Ego aufpolieren wollen und natürlich eine super Gelegenheit einen Film noch einmal neu zu vermarkten.
Da sehe ich aber gar nicht so. Das mag es auch geben, aber meist ist es eine Möglichkeit kommerzielle Zugeständnisse wieder rückgängig zu machen.
Mir fallen da Dutzende, vielleicht sogar hunderte alter Filme ein, bei denen ich wünschte ein DC wäre noch möglich. Leider ist im teuren Filmbusiness das verschlechternde Eingreifen von Leuten mit Einfluss (Produzenten, Verleiher, Stars) häufiger als in anderen Kunstbereichen, wo das natürlich auch zuhauf vorkommt.
Und natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, bei denen solche Eingriffe eher positiv waren.

Bei Die Sieger ist es aber eindeutig die Fassung die Graf ins Kino bringen wollte. Also ein wirklicher DC.
AnatolGogol hat geschrieben: 11. Juli 2019 19:40
Casino Hille hat geschrieben: 9. März 2011 16:00 Filmografie:

1985: Drei gegen Drei
Kleine Anekdote aus Anatols Film-Geschichte: Drei gegen Drei war mein allererster Graf-Film! Gesehen im Februar 1988 im Nachtprogramm des ZDF irgendwann um nach 2 Uhr nachts, nachdem die Live-Übertragung der Olympischen Spiele in Calgary rum war und der halbwüchsige Anatol noch kein Bock hatte ins Bett zu gehen. Für alle, denen der Film nix sagt: Drei gegen Drei ist so eine Art deutsche Version der Beatles-Filme von Richard Lester - allerdings mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass hier die NDW-Superstars Trio ("Da Da Da") die mehr oder weniger schauspielernden Musiker gaben. Inhaltlich kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, nur noch dass ich den Klamauk ganz witzig fand. Ich hab erst viele Jahre später, als ich Graf schon in hohen Ehren hielt, erfahren, dass er auch für dieses Stück deutsche Filmgeschichte verantwortlich ist - da wär ich im Leben nicht drauf gekommen. :D
Sehr schön.

Obwohl ich schon seit Jahren eine DVD davon besitze, habe ich es bis heute noch nicht geschafft den mal zu schauen.

Ich bin mit Graf beinahe schon aufgewachsen. Ich kannte seien Namen schon vom Lesen her, über Das 2. Gesicht (1982), den ich bis heute noch nicht sehen konnte, und dann kamen etwas später auch die Seherfahrungen dazu. Treffer, Der Fahnder, Die Katze und und und ...

Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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Kurze Info: Concorde (nicht wie von mir hier mehrfach fälschlicherweise genannt EuroVideo) hat mittlerweile bzgl. der anstehenden Sieger-VÖ bestätigt, dass tatsächlich nur der DC enthalten sein wird. :cry:

Aber gibt auch gute Neuigkeiten: Fernsehjuwelen wird im April 2020 die vierteilige Serie "Morlock" mit Götz George in der Hauptrolle auf DVD veröffentlichen, darunter auch Dominik Grafs abendfüllenden Beitrag "Die Verflechtung". :)
https://www.dvd-forum.at/medium-details ... -filmreihe
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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Mich hat „Die Sieger“ leider nicht überzeugt. Knaup (den ich z.B. als Kluftinger sehr mag) nehme ich die Rolle des coolen SEKlers, auf den die Frauen fliegen, leider nicht ab. Überhaupt sind die Polizisten sehr klischeehaft gezeichnet, mit diesem ständigen Machogehabe und Besäufnissen, die Dialoge sind teilweise unterirdisch. Aus heutiger Sicht finde ich den Film reichlich angestaubt. Er wirkt von der Ausstattung wie aus den 80ern, die Klamotten und Frisuren wirken unfreiwillig komisch. Dazu noch eine miese Tonqualität, einige Dialoge habe ich kaum verstanden. Die „neuen“ Szenen finde ich dabei nicht störend.

Die Actionszenen sind auch nicht besonders, die Szenen am Schluss in den Bergen kann man vor Dunkelheit kaum erkennen. Auch inszenatorisch hat mich der Film nicht überzeugt.

Kurzum, mich wundert es nicht, dass „Die Sieger“ in den Kinos gefloppt ist. Der Film soll 12 Million DM gekostet haben, für damalige Verhältnisse ein ordentlicher Betrag. Leider sieht man das dem fertigen Film überhaupt nicht an. Da hat mancher aktueller Krimi im Fernsehen mehr Schau- und Unterhaltungswert. Natürlich ist es schwierig, „alte“ Filme aus heutiger Zeit zu beurteilen. Aber was bleibt mir übrig? Für mich leider nur 5 Punkte.
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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Doch, klar muss der kommen. Ich will ja meinen Mojito.

Ich stehe auch eher auf der Seite der Sieger-Fans, und kann seine extremsten Aussagen wie unterirdische Dialoge, reichlich angestaubt oder inszenatorisch nicht überzeugend so gar nicht teilen, würde gleichzeitig aktuell aber nicht mehr als eine sehr gute 8 vergeben. Der Showdown liess glaube ich für mich ein kleines bisschen nach, ohne dass ich genau sagen könnte warum. Die Entführung bei der da das Auto in die Luft fliegt war für mich der grösste Höhepunkt.

Bewertet doch mal lieber die ganze Filmografie, dann hat man auch einen besseren Überblick.
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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Maibaum hat geschrieben: 22. Juli 2019 13:11 Hmm, komm besser nicht zum Forentreffen ...
Nein, nein, dort kannst Du (und Anatol) mir sicher genau erklären, warum ich den Film nicht verstanden habe. :D

Ich mag Graf eigentlich (so fand ich z.B. "Die Zielfander" stark, der letztes Jahr oder vorletztes Jahr lief). Aber mit dieser sexistischen Macho-Polizeiwelt im 80er Look kann ich einfach nichts mehr anfangen. Einmal anschauen war ganz okay, aber kein Film, den ich nochmal anschauen möchte.
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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Maibaum hat geschrieben: 22. Juli 2019 13:11 Hmm, komm besser nicht zum Forentreffen ...
solange er nix gegen "Drei gegen Drei" sagt ist alles in Butter. :D


DonRedhorse hat geschrieben: 22. Juli 2019 13:21 Ich mag Graf eigentlich (so fand ich z.B. "Die Zielfander" stark, der letztes Jahr oder vorletztes Jahr lief). Aber mit dieser sexistischen Macho-Polizeiwelt im 80er Look kann ich einfach nichts mehr anfangen. Einmal anschauen war ganz okay, aber kein Film, den ich nochmal anschauen möchte.
Den Zielfahnder hab ich vor anderthalb Wochen auch nochmal gesehen und der ist schon toll, aber die zweite Hälfte baut leider immer noch etwas ab. Aber sag mal Don, woran machst du denn den von dir angesprochenen Sexismus und 80s Look fest? Kannst du da Beispiele nennen? Weil ich tu mich da grad bei den beiden Sachen schwer in den Siegern was davon zu finden.
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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AnatolGogol hat geschrieben: 22. Juli 2019 13:39 Den Zielfahnder hab ich vor anderthalb Wochen auch nochmal gesehen und der ist schon toll, aber die zweite Hälfte baut leider immer noch etwas ab. Aber sag mal Don, woran machst du denn den von dir angesprochenen Sexismus und 80s Look fest? Kannst du da Beispiele nennen? Weil ich tu mich da grad bei den beiden Sachen schwer in den Siegern was davon zu finden.
80er oder meinetwegen auch früher 90er Look mache ich an den Klamotten, Frisuren, Autos fest. Und ständig wird geraucht als gäbe es keine morgen. :)

Die SEKler halten sich für unwiderstehlich und gehen mir mit ihren Sprüchen und machohaftem Verhalten tierisch auf die Nerven, z.B. in der Disko- und Hotelszene. Oder auch die Duschszene, bei der Hoenig vorher nackt durch das Polizeirevier rennt, was soll das? Und Knaup, der sich an Flint ranschmeißt (oder umgekehrt), und seine Frau betrügt, sorry für mich total unglaubwürdig.
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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Noch zwei generelle Punkte:

Grundsätzlich bin ich kein Freund von Polizeifilmen, will sagen, Krimis, in denen es um Polizisten als Protagonisten geht. Ich finde das meistens langweilig und auch ernüchternd.

Gerade Krimis altern in der Regel sehr schlecht. Ich kann mir heute keinen Tatort von 2005 mehr anschauen, weil sich die Sehgewohnheiten dermaßen geändert haben.
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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Wer soll denn sonst der Protagonist eines Krimis oder Polizeifilms sein? Vielleicht noch ein Privatdetektiv, okay. Aber Krimi bedeutet für mich die Aufklärung eines Kriminalfalls durch Ermittler oder Behörden im Mittelpunkt der Handlung. Nicht nur, aber gerade in all diesen deutschen Fernsehkrimis (bin kein Tatort-Mensch aber immerhin mit Dem Alten und Fall für 2 aufgewachsen).
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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GoldenProjectile hat geschrieben: 22. Juli 2019 14:14 Wer soll denn sonst der Protagonist eines Krimis oder Polizeifilms sein? Vielleicht noch ein Privatdetektiv, okay. Aber Krimi bedeutet für mich die Aufklärung eines Kriminalfalls durch Ermittler oder Behörden im Mittelpunkt der Handlung. Nicht nur, aber gerade in all diesen deutschen Fernsehkrimis (bin kein Tatort-Mensch aber immerhin mit Dem Alten und Fall für 2 aufgewachsen).
Ich meine damit, wenn die Polizei im Mittelpunkt steht.
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Re: Dominik Graf - Wider die Diktatur der Moderne

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DonRedhorse hat geschrieben: 22. Juli 2019 13:48 80er oder meinetwegen auch früher 90er Look mache ich an den Klamotten, Frisuren, Autos fest. Und ständig wird geraucht als gäbe es keine morgen. :)


Natürlich ist auch Die Sieger nicht frei von Zeitkolorit, ich finde ihn jetzt aber diesbezüglich auch nicht stärker behaftet als zB den kurz danach entstandenen GE. Die Sieger sind doch vergleichsweise nüchtern gehalten und jetzt nicht solch zeitgenössische Panoptiken wie z.B. Dallas, Dynasty oder auch LALD. Hab gestern den ersten Morlock-Film mit Götz George geschaut, der ist von 1992 und den fand ich deutlich stärker zeitgenössisch geprägt was Frisuren, Mode und Autos angeht (Old Götz natürlich im protzigen 8er BMW).
DonRedhorse hat geschrieben: 22. Juli 2019 13:48 Die SEKler halten sich für unwiderstehlich und gehen mir mit ihren Sprüchen und machohaftem Verhalten tierisch auf die Nerven, z.B. in der Disko- und Hotelszene. Oder auch die Duschszene, bei der Hoenig vorher nackt durch das Polizeirevier rennt, was soll das? Und Knaup, der sich an Flint ranschmeißt (oder umgekehrt), und seine Frau betrügt, sorry für mich total unglaubwürdig.


Ich hab das immer so verstanden, dass das recht extreme Auftreten und Verhalten zwischen den Einsätzen eine Art Ventil für die enorme Anspannung im Job darstellt. Der Film macht es ja auch recht deutlich, dass wir es hier nicht mir „normalen“ Leuten im Sinn von „der Norm entsprechend“ zu tun haben (was gerade durch die neuen Flashback-Szenen im DC nochmals betont wird). Da passt der flitzende Hoenig dann wie ich finde sehr gut rein wie auch das eher linkisch anmutende Balz-Verhalten der SEKler im Hotel (wobei ich hier übrigens keinen Sexismus sehe, da die bebalzten Damen mindestens genau so offensiv mit ihren Gegenüber spielen). Und im Gegensatz dazu hast du dann aber auch die leisen Töne und Brüche in den Figuren, wie z.B. wenn Grigull von seinem sterbenden Vater erzählt. Dieser umfassende Blick auf die Figuren macht Die Sieger für mich so reizvoll, weil hier eben nicht nur eindimensionale Charaktere aufgefahren werden, sondern Figuren mit Stärken, Schwächen und viel Facettenreichtum.
Übrigens habe ich es auch nie so empfunden, dass sich Knaups Simon an Flints Melba ranschmeisst, sondern eher so, dass sich ihre Beziehung erst aus den besonderen Umständen ergibt. Wie ich auch die Flint-Figur in dieser Beziehung als die bestimmende und entscheidende ansehe. Wenn Simon also „ran darf“, dann nur weil sie es so will und nicht, weil er sie „im Sturm erobert“.

DonRedhorse hat geschrieben: 22. Juli 2019 14:10 Noch zwei generelle Punkte:

Grundsätzlich bin ich kein Freund von Polizeifilmen, will sagen, Krimis, in denen es um Polizisten als Protagonisten geht. Ich finde das meistens langweilig und auch ernüchternd.

Gerade Krimis altern in der Regel sehr schlecht. Ich kann mir heute keinen Tatort von 2005 mehr anschauen, weil sich die Sehgewohnheiten dermaßen geändert haben.
Gilt das auch für die Tatorts mit Götz George aus den 80ern? Weil die sind ja auch sowohl was Zeitkolorit als auch bezüglich der Sehgewohnheiten ziemlich weit weg vom heutigen Standards.
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