Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread
46Die Sparks haben ja dutzende Stilwechsel vollzogen und sind eine sehr interessante Band. In den 90ern war ich ein großer Fan von "When Do I Get To Sing 'My Way'", das Video ist superb.
Wenn ich sowas lese, bin ich immer dankbar in einer Stadt mit dutzenden Kinos zu leben, so dass ich jeden erdenklichen Neustart sehen kann, wenn ich will.GoldenProjectile hat geschrieben: 14. November 2021 16:13Jedenfalls habe ich jegliches Vertrauen in meine Kinos verloren und muss tatsächlich morgen für Soho in eine andere Stadt fahren.
Keine Ahnung, mir hat der Film aber anders als den anderen beiden gar nicht gefallen und ich betrachte ihn als den bisherigen Tiefpunkt von Edgar Wrights Regiekarriere – und ich mag seine Filme durchaus sehr gerne, finde die Cornetto-Trilogie hervorragend, insbesondere Hot Fuzz. Zu den Themen institutionalisierter Sexismus, Castingcouch und "die Gefahren der Nostalgie" hat Wright nichts Intelligentes oder Substanzielles zu sagen, stattdessen verkommen sämtliche Ansätze des überladenen Scripts zu einer visuellen Protzerei. Die zweite Hälfte ist dann Geisterbahn-Kino aus der Retorte und nicht mal sonderlich interessant oder ungewöhnlich aufgemacht – was bei mir den Eindruck erweckte, hier wurde eine leidliche Giallo-Hommage mit einem künstlichen #metoo-Überbau versehen, um das Teil zeitgemäßer zu machen. Ein Reinfall in meinen Augen. Leider macht es mir keinen Spaß, Kritiken zu schlechten Filmen zu schreiben, daher werde ich es mir hier wohl auch ersparen.vodkamartini hat geschrieben: 16. November 2021 10:55 Irgend wo habe ich gelesen, dass etwa ein Jahr nach Fertigstellung 7 Wochen Nachdrehs angeordnet wurden. So etwas ist meist gar kein gutes Zeichen. Ist da was dran?
Die Frage ist, ob er das überhaupt will (auch wenn es laut Interviews sicher ein gutes Stück von Intention und Inspiration ausmacht). Shaun of the Dead handelt nun mal auch nicht von Zombies (auch wenn es ein Zombiefilm ist), sondern von Kompatibilitätsproblemen zwischen juveniler Männerfreundschaft und ernsthafter Frauenbeziehung. Scott Pilgrim ist die schönste und wahrhaftigste Reflektion von Beziehungs- und gesellschaftlichen Dynamiken unter jungen Erwachsenen. The World's End handelt von einem schwer depressiven Alkoholiker und seinem Rückweg ins Leben. Und mit weiteren Sichtungen könnte Soho schwuppstibuppsti eine faszinierende Studie über Wunsch, Traum und Besessenheit werden. Muss er natürlich nicht, er kann auch weiterhin stagnieren. Aber bei Meister Edgar lohnt es sich halt, doppelt und dreifach hinzuschauen. Aus dem Kopf will mir der Film schon mal nicht.Casino Hille hat geschrieben: 16. November 2021 11:35 Zu den Themen institutionalisierter Sexismus, Castingcouch und "die Gefahren der Nostalgie" hat Wright nichts Intelligentes oder Substanzielles zu sagen
Vielleicht, vielleicht nicht. Die Frage würde ich mir nur dann stellen, wenn ich mehr als das im Film erkennen würde. Alles was ich vorgefunden habe, war eine Genre-Hommage, die gleichzeitig die Vergangenheit ehrt, aber auch die Gefahren hinter so einer historischen Verklärung zeichnet und dabei einen starken #MeToo-Unterbau hat. Und für diese Kernthemen des Films ist mir "Last Night in Soho" viel zu oberflächlich und nichtssagend. Die Tonalität stimmt hier für mich einfach gar nicht. Matt Smith als "Schurke" ist beispielsweise einer dieser Charaktere, die ich wahnsinnig langweilig und unehrlich finde. Er müsste und könnte locker die spannendste Figur des Films sein, denn er verkörpert all das, wovon der Film handelt: Er verkörpert all die Sehnsüchte, die er in Sandy weckt, aber er steht auch für alles schlechte an dem Leben, in das sie sich aus Naivität hinein begibt. Aber er bleibt so eindimensional für mich, dass er nicht mehr ist als "der böse Mann" in einem von Frauen dominierten Film. Hier macht es sich Wright a) zu einfach und b) trifft es auch sein Thema nicht wirklich. Toxische Maskulinität, die Wright anprangern will, ist sehr viel mehr, als nur ein böser Mensch mit Schniedelwutz zu sein. Und bei seiner Erzählung über "Nostalgie und ihre Gefahren" bleibt er bei nicht viel mehr stehen, als bei einem: "Für Frauen war es in der Vergangenheit immer schlimmer als es heutzutage ist. Aber heute ist es immer noch nicht gut." Ach was. Danke Edgar.GoldenProjectile hat geschrieben: 21. November 2021 01:12Die Frage ist, ob er das überhaupt willCasino Hille hat geschrieben: 16. November 2021 11:35 Zu den Themen institutionalisierter Sexismus, Castingcouch und "die Gefahren der Nostalgie" hat Wright nichts Intelligentes oder Substanzielles zu sagen
Der Clou ist ja, dass ich in Wrights Filmen längst nicht alles auf Anhieb erkenne, manche davon können auch nach der fünften oder zehnten Sichtung noch besser und reichhaltiger werden und das 10er-Spektrum munter in Richtung Unendlichkeit sprengen. Die Frage ob Baby (der - Schimpf und Schande! - noch auf die Zweitsichtung wartet) und Soho tatsächlich weniger gut sind als die ersten vier Meisterwerke bleibt also noch spannend, da offen. Trotz aller Lobhudeleien tendiere ich basierend auf dem, was ich weiss, zwar eher zu einer gewissen kreativen Stagnation von Eddie Hasenzahn, aber man kann halt nie wissen.Casino Hille hat geschrieben: 29. November 2021 14:09 Vielleicht, vielleicht nicht. Die Frage würde ich mir nur dann stellen, wenn ich mehr als das im Film erkennen würde.
Heiraten möchte ich nicht , aber ansonsten hat Last Night In Soho aus diesen und anderen Gründen viel Spaß gemacht. Ob die 2. Hälfte nicht trotzdem durch eine andere hätte ersetzt werden können, darüber denke ich noch nach, und auch wenn ich in dieser 2. Hälfte nicht alles mochte, so habe ich doch das Gefühl daß der Film beim Wiedersehen dazu gewinnt. und spätestens dann bei 8/10 landet.GoldenProjectile hat geschrieben: 16. November 2021 10:17 und ob eine gewisse Orientierungslosigkeit, die sich mehr und mehr einstellt, gewollter Teil des cleveren Konzepts oder eher etwas unvorteilhaft ist. Bis dahin ist Soho stylish und unterhaltsam mit einem grandiosen Soundtrack und einigen brillant ausgetüftelten Tanzszenen und Thomasin McKenzie möchte ich heiraten. Für den Anfang mal vorsichtige 8 Punkte,
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