Nur weil etwas verfügbar ist, muss man es noch lange nicht damit übertreiben. Den Fall, den du schilderst umfasst lediglich den unreflektierten Konsum von Medien. Ich würde der Menschheit jedoch nicht jeglichen Verstand absprechen, auch wenn es manchmal verlockend ist. Ich erkenne hier eher eine Form von Nostalgie - "damals als der Film noch etwas wert war etc.", korrigiere mich, wenn ich falsch liege.dernamenlose hat geschrieben:Das mag sein, ist aber ein völlig anderer Kritikpunkt. Für all das von dir aufgezählte muss man nämlich direkt zahlen. Es hat also finanzielle Konsequenzen und man muss sich (außer man hat Geld ohne Ende) gut überlegen, wofür man es ausgibt. Die die von dir aufgezählten Medienformen wurden Filme und Spiele zu ganz normalen Konsumgütern, die man kaufen konnte wie sein Gemüse, seine Möbel oder sein Toilettenpapier. Die Verfügbarkeit wurde damit auf ein normales Level gehoben. Sicherlich gibt es auch Leute, die damit nicht klar kommen, weil sie nie den richtigen Umgang mit Geld gelernt haben, weshalb ich ja auch vorhin schon sagte, dass die Streaminganbieter nicht Schuld an der Existenz des von mir kritisierten Problems sind.
Aber stell dir doch mal vor, es gäbe auch für die Süßigkeitenabteilung Flaterates für jeden, also auch für Kinde rund Jugendliche. Oder für Alkohol. Wäre das gut? Ich behaupte, dass es sehr schlecht wäre, da die Menschen den richtigen Umgang mit den Produkten verlernen würden, und die Produkte entwerten würde. Das ist zum einen schade, weil sowohl Süßigkeiten, als auch Filme Luxusgüter sind und etwas besonderes bleiben sollten, zum anderen aber auch schädlich, weil es den bewussten Umgang mit einem Produkt verhindert.
Wie oft habe ich schon in Diskussionen um illegales Streamen die Argumentation gehört, man habe ja nicht genug Geld um für alles, was man sich anschauen will zu bezahlen. Da merkt man schon, dass in den Köpfen vieler schon ein völlig falscher Blickwunkel ist, das das Recht Filme, die in die Welt gesetzt werden, auch bedingungslos konsumieren zu dürfen, schon voraussetzt. Teilweise wird auch heute noch so argumentiert, dass man nicht bei jedem Streaminganbieter ein Abo abschließen könne, weil das zu viel koste. Einfach zu verzichten, haben viele verlernt. Und durch Netflix, Amazon-Prime und co wird man es auch nicht lernen.
Kinder und Jugendliche haben i.d.R. ein Elternhaus, das auf den Medienkonsum achten sollte. Dass das in vielen Fällen völlig illusorisch ist, lass ich gerne gelten - schließlich hat die "Erwachsenenwelt" genug Sorgen, außerdem ist es einfacher die Kinder vor dem Rechner, der Konsole oder der Glotze zu lassen, als sich um diese zu kümmern.
Vor rund 20 Jahren haben sich z.B. "Schlüsselkinder" (beide Elternteile arbeiten auswärts) nachmittags vor die Glotze gesetzt und konsumiert was da eben so lief - in den meisten Fällen Cartoons, Soaps, Reality TV, Werbung und Schrott. Gibt ja auf RTL, Pro Sieben, Sat, MTV und Konsorten ja nicht viel anderes. ARTE interessiert 12 jährige normalerweise eher nicht. Wenn Jugendliche heutzutage stattdessen die Gelegenheit haben per Flatrate/Smart-TV hochwertig produzierte und anspruchsvolle Filme und Serien anzuschauen - auf diese Art und Weise in diese Welt eintauchen können, dann finde ich das eher toll!
Betrachte es doch mal unter folgendem Aspekt: Je weiter sich Netflix und Konsorten mit ihren hochwertigen Produktionen (natürlich nicht immer, das ist mir schon auch bewusst) durchsetzen, umso höher steigen die Ansprüche und auch die visuellen Maßstäbe.
"Massenkonsum" halte ich für ein gefährliches Wort, was nicht heißt, dass ich dir nicht zustimme. Es gibt Menschen, die nichts anderes tun als Medien zu konsumieren. Aber die gab es auch vor 20 Jahren, sowie Gelegenheiten Filme "en Masse" zu konsumieren (VHS, Videotheken, ausleihen bei Freunden u. Bekannten). Vor 20 Jahren hat Kino auch nur ein Viertel von dem gekostet wie heute. Da ging man auch immer wieder in den gleichen Film, wenn der geil war. (Pulp Fiction, Trainspotting - bei der Jugend sehr populär).
Das was eventuell passieren könnte, ist eine Verschiebung der Qualitätsansprüche und Maßstäbe, die an einen Film gestellt werden. Wenn alles technisch brilliant ist, könnte sich eine gewisse Gleichgültigkeit/Blasiertheit breit machen. Man muss auch mal mit richtigem Schrott konfrontiert werden, um schätzen zu lernen, was gut ist. Die richtig "guten" Sachen werden sich aber immer durchsetzen.
Das Zerstreuungsangebot ist schlicht und einfach unüberschaubar. Du kannst heute wirklich alles über den Computer/"virtuell" machen. Ich glaube aber, dass es sinnlos ist zu versuchen dem entgegen zu wirken, da die Generationen nach uns bereits mit einer völligen Selbstverständlichkeit an diese Dinge gehen. Das ist eben jetzt der Status Quo. Ich stelle eine Delokalisierung des Lebens in einen virtuellen Raum (Internet) fest. Warum nicht? Aber dann müssen auch im Netz Regeln gelten, schließlich kannst du auf der Straße auch nicht alles machen, nur weil es dir gerade durch den Kopf geht. Wirklich wichtig ist für mich demnach eine geeignete Umgangsform mit diesen Dingen zu finden.