Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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Durchaus ein interessanter Gedanke, für mich aber bislang kaum zutreffend. Im Kino laufen immer noch eine ganze Reihe wunderbarer Filme - die letzten (und teilweise noch nächsten) Wochen konnte man unter anderem "Greatest Showman", "The Shape of Water", "Three Billboards outside Ebbing, Missouri", "Lady Bird", "Alles Geld der Welt", "Die Verlegerin", "Die dunkelste Stunde", "The Florida Project", "Das schweigende Klassenzimmer", "Der Hauptmann", "Wonder Wheel", "Call Me By Your Name" usw. im Kino sehen. Davon wird einem - logisch - nicht jeder Film gefallen und es ist auch nicht jedes Projekt immer so gut wie es klingt, aber es gibt definitiv immer noch genügend ambitionierte und tolle Filme abseits der dicken Mainstream-Blockbuster (unter denen sich auch mal eine positive Überraschung verbirgt - für mich letztes Jahr besonders Star Wars VIII). Dagegen hat mir bislang keiner der Netflix-Filme wirklich gefallen (mit einer Ausnahme: Die Kriegssatire "War Machine" hatte wirklich ihre Momente), Schlaftabletten wie "Bright", "Annihilation" oder "Victoria" hätten mich auch im Kino kaum mehr beeindruckt.
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Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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Ich sehe das keineswegs so dramatisch wie Anatol und viel eher wie Hille. Mit Ausnahme vielleicht der 70er Jahre hat das Kino immer schon auf die Massen und leicht Konsumierbares geschielt und dabei vornehmlich die etwas jüngere Klientel bedient. Meine Eltern hatten jedenfalls in den 80ern nicht das geringste Interesse an "Back to the Future", "Beverly Hills Cop", "Star Wars" etc. Auch heute gibt es noch reihenweise sehr gut und nicht ganz billig produzierte Filme für eine erwachsenes Publikum (die diesjährigen Oscars haben das gezeigt). Unsere ARthouse-Kinos sind jedenfalls immer sehr gut besucht.

Natürlich hat die Qaulität im TV mit den Streaming-Plattformen spürbar zugenommen, das aber vor allem im Sereinformat und weit weniger beim klassischen Spielfilm. Zudem war es nicht sonderöich schwer die jahrzehtelange Seichtigkeit des Fenrsehens zu toppen.
Zuletzt geändert von vodkamartini am 28. März 2018 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Die von mir gezeichnete Szenerie ist natürlich eine zukünftige, der Status quo sieht ander aus, das ist klar. Im Moment ist es lediglich eine Entwicklung, ob die am Ende dann tatsächlich den von mir umrissenen Weg nimmt bleibt abzuwarten. Interessanterweise läuft der Grossteil der von dir genannten FIlme bei uns hier überigens im Arthouse-Kino unter Ausschluss einer größeren Öffentlichkeit, während der Multiplex-Seelenverkäufer wenn überhaupt für solche Filme nur Platz am Rande des Programms entbehren kann neben dem geballten Mainstream von Marvel, Pacific Rim & Tomb Raider. :wink:
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vodkamartini hat geschrieben: Meine Eltern hatten jedenfalls in den 80ern nicht das geringste Interesse an "Back to the Future", "Beverly Hills Cop", "Star Wars" etc.
Aber vielleicht haben sie sich Amadeus angeschaut in einer der unzähligen Aufführung während er ein gutes Jahr nicht aus den (Mainstream-)Kinos verschwinden wollte? :wink: Es ist wie gesagt eine Entwicklung und die Tendenz zu immer zielgruppenorientierteren, konturloseren, möglichst allen irgendwie ein bisschen gefallenden Filmen ist finde ich klar wahrnehmbar. Wer bei uns hier im besten (im Sinne von Komfort und Ausstattung) Kino einen Film sehen will, der wird an solchen "Produkten" nicht vorbeikommen oder muss sich halt mit dem runtergekommenen, recht versifften Charme unseres lokalen Arthaus-Kinos begnügen (und das sage ich mit allem Respekt, da mein Liebelingskino, aber die Sessel stinken trotzdem, als sei schon mal jemand drin verendet :D ).
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Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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Amadeus habe ich selbst im Kino geshen, mit meiner Oma. :wink:
Aber solche Filme gibt es doch heute auch noch.

Das Hauptproblem ist imo die Heimkino-Konkurrenz und da meine ich in allererster Linie die technische Ausstattung, weniger die Qualität der Filme. Die Bilder werden immer größer und schärfer und Surround hat heute ja inzwischen auch schon beinahe jeder.

Kino ist und bleibt aber ein gesellschaftliches Event, das mit dem Herumlümmeln auf der Couch und dem oft begleitenden Small Talk nicht zu vergleichen ist. Ich gehe inzwischen gerne vorher oder nachher zum Essen und tausche mich mit meiner Begleitung aus, man unternimmt etwas. Dieses Gefühl habe ich zu Hause definitiv nicht. Auch wenn es stimmt, dass einige Arthouse-Kinos immer noch auf den versifften Porno-Kino-Look setzen. :)

Und konturloses Massenkino gab es doch schon immer. Viele der gefühlt 5000 Western der 40er bis 60er Jahre passen genau in diese Kategorie.
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vodkamartini hat geschrieben: Das Hauptproblem ist imo die Heimkino-Konkurrenz und da meine ich in allererster Linie die technische Ausstattung, weniger die Qualität der Filme. Die Bilder werden immer größer und schärfer und Surround hat heute ja inzwischen auch schon beinahe jeder.
Man muss dem Publikum eben etwas bieten und als jemand, der Wert auf Qualität legt (nicht nur in Bezug auf den Film, sondern eben auch auf die Präsentation und die technische Darbietung im Kino) fühle ich mich da angesichts der aufgerufenen Preise nicht wirklich „hofiert“.
vodkamartini hat geschrieben: Kino ist und bleibt aber ein gesellschaftliches Event, das mit dem Herumlümmeln auf der Couch und dem oft begleitenden Small Talk nicht zu vergleichen ist. Ich gehe inzwischen gerne vorher oder nachher zum Essen und tausche mich mit meiner Begleitung aus, man unternimmt etwas. Dieses Gefühl habe ich zu Hause definitiv nicht.
Dafür hast du daheim aber auch nicht die nicht unerheblichen Nebenkriegsschauplätze eines durchschnittlichen Kinobesuchs wie blinkende Handy, Dauergequassel, raschelnde Chips und Popcorn, stinkende Nachos, Sextanerblasen-Inhaber, nervige Blagen etc.
Und genau diese Klientel treffe ich bei meinen mittlerweile immer spärlicher werdenden Kinobesuchen dann genau wo? Eben im Mainstream-Kino! Und das hängt meiner Meinung nach auch mit der Wertigkeit von Kino an sich und in letzter Konsequenz auch mit den gezeigten Filmen zusammen. Bei Transformers 11 brauch ich nun mal nicht von der ersten bis zur letzten Minute meinen Grips auf vollen Touren laufen lassen, da kann man ruhig auch mal kurz Facebook checken oder nen kleinen Schnack halten. Wobei das Gequassel bei den 60jährigen, bis zum Anschlag aufgetackelten und parfümierten Society-Dämchen im Arthouse-Kino (beim einzigen Kinobesuch im Vierteljahrhundert) auch nicht besser ist. Die empören sich dann sogar noch über die Impertinenz des „jungen Schnösels“, der sich unaufgefordert in ihre Gespräch eingemischt und um etwas Ruhe gebeten hat.
vodkamartini hat geschrieben: Und konturloses Massenkino gab es doch schon immer. Viele der gefühlt 5000 Western der 40er bis 60er Jahre passen genau in diese Kategorie.
Aber mit dem feinen Unterschied, dass der durchschnittliche Marvel-Film das zigfache von nem Randolph Scott-Western kostet und einspielt und sich daher die Kommerzialisierung und Durchkonzipierung hier in ganz anderen Dimensionen abspielt.
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Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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Komisch, ich werde im Kino kaum von der angesprochenen Klientel tangiert. Bin immer noch jedes Jahr gut über 30 Mal im Kino, habe also durchaus Erfahrungen. Gehe aber auch nie am Samstag Nachmittag oder Abend. Die ewige Preisnörgelei kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Alle Multiplexe bieten Rabattsysteme an, nur kaum jemand nutzt die. Ich zahle auch bei Überlänge und Loge immer deutlich unter 10 Euro. Kino ist für mich eines der günstigsten Freizeitvergnügen übrhaupt und bevor das wieder kommt: Snacks und Getränke kann man sich auch außerhalb besorgen, wenn man sie denn braucht.

Wenn dir die Western zu billig sind, wobei ich das Argument da nicht sehe, dann kannst du dir die sündteuren Antiken-Schinken vornehmen, die ebenfalls häufig auf den kleinsten gemeinsamen Nenner aushgerichtet waren und imo im Schnitt nicht qualitativ hochwertiger sind alas die heutigen Marvel-Filme.
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Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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Vielleicht sind die Kinogänger in Augsburg zivilisierter, nach meinen Erfahrungen hier in Frankfurt kann ich Anatol nur zustimmen. Und damit meine ich nicht nur die Vorstellung von SPECTRE während unseres Forumstreffens 2015. :D

Bei Star Wars habe ich drei hinter mir sitzende und schwatzende Jugendliche dermaßen angeschnauzt, dass danach Ruhe war. Da könnte ich Amoklaufen ...
#Marburg2024

Früher war mehr Atombombe

Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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Tja, das ist halt Bayern :D duck und weg.

Unsere Bahnhofsgegend sieht auch nicht ganz so aus wie die in Frankfurt, wenn du weißt was ich meine. :wink:

Aber ernsthaft, ich gehe meist wochentags am Abend oder auch mal Sonntag Abend und kriege davon kaum etwas mit. Kenne das nur von Schulsondervorstellungen. Aber das sitzen dann 150 sich kennende Gleichaltrige in einem Film, den sie nicht ausgesucht haben.
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Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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vodkamartini hat geschrieben:Die ewige Preisnörgelei kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen.
Preis ist mir egal (Achtung! Großkotzalarm :D ), Rabatte nehm ich aus Prinzip wenn möglich trotzdem mit (5-Sterne-Ticket). Die erwähnten "Defizite" eines normalen Kinobesuchs sind mein Problem. Wären die behoben würde ich auch 25 Euro für einen Film bezahlen, das müsste dann aber eben wirklich eine komfortable und angemessene Präsentation sein. Ich würde mir wünschen, Kino wäre mehr wie Theater oder Oper, dann hätte die Kunstform Film wohl auch eine andere Anerkennung. (nach dem Großkotz- nun also auch noch Snobalarm, Prost Mahlzeit! :mrgreen: ).
vodkamartini hat geschrieben:Wenn dir die Western zu billig sind, wobei ich das Argument da nicht sehe, dann kannst du dir die sündteuren Antiken-Schinken vornehmen, die ebenfalls häufig auf den kleinsten gemeinsamen Nenner aushgerichtet waren und imo im Schnitt nicht qualitativ hochwertiger sind alas die heutigen Marvel-Filme.
Den Vergleich finde ich auch nicht besonders treffend, da gerade diese Filme sehr stark auf die Drama-Komponente ausgerichtet waren und damit wenn man so will genau das verkörpern, was heute mehr und mehr aus den Mainstream-Kinos verschwindet. In Bezug auf Schauwerte mag dein Vergleich besser passen, dennoch sehe ich einen gewaltigen Unterschied, da ich bezweifle, dass es eine allzu große geschmackliche Schnittmenge zwischen einem Publikum, das sich vier Stunden Cleopatra anschaut oder der Teenager-Hauptzielgruppe einer Comicverfilmung gibt. Hinzu kommt, dass die marketinggeprägte Konzeption und Ausrichtung bei den Epen der 50er und 60er nicht annähernd so stark war wie bei den heutigen Blockbustern.
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Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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Viele der Epen sind enorm seicht, der dramatische Aspekt ist recht oberflächlich und wird meist mit pompösen Gesten und Reden erzeugt. Andersherum sind dei Marvel Filme nicht so seicht, wie sie häufig gemacht werden. Unter der Superhelden-Oberflächliche lauern jede Menge gesellschftapolitische Kommentare und auch psychologische Zwischentöne.

Das mit dem Marketing zieht imo auch nicht. heute kat man da dank Internet etc. auch ganz andere Möglichkeiten und die Epen wurden seinerzeit ebenfalls massiv beworben. Die Merchandisierung von Filmen hat erst George Lucas so richtig in Gang gebracht, das gab es also da noch nicht so, wobei Bond bereits kräftig mitgemischt hatte.
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Re: Filmdiskussion "Streaming": Netflix, Amazon Prime etc.

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vodkamartini hat geschrieben:Das mit dem Marketing zieht imo auch nicht. heute kat man da dank Internet etc. auch ganz andere Möglichkeiten und die Epen wurden seinerzeit ebenfalls massiv beworben. Die Merchandisierung von Filmen hat erst George Lucas so richtig in Gang gebracht, das gab es also da noch nicht so, wobei Bond bereits kräftig mitgemischt hatte.
Du hast mich hier falsch verstanden. Wenn ich von Marketing spreche meine ich die bewusste marktorientierte Konzeption der Filme. Das geht soweit, dass für jede potenzielle Zielgruppe eine Identifikationsfigur eingebaut wird, daher tummeln sich momentan ja auch so viele Chinesen in Blockbustern. Sowas gab es in den 50er und 60ern noch nicht. Natürlich hat man sich auch damals Gedanken gemacht, wie man am besten viele Leute in einen Film lockt. Aber das hörte weitgehend bei großen und erprobten Stars und bewährten Themen/Genres dann schon auf. Heute wird ja wirklich jede Kleinigkeit unter dem Aspekt der Marktchance „optimiert“, viel Platz für künstlerische Visionen ist da dann nicht mehr. Und das ist dann auch wieder ein Unterschied zu den großen Epen, bei denen Leuten wie De Mille, Wyler oder Mann dann eben doch ein größeres Mitspracherecht eingeräumt wurde und ihnen auch – zumindest in Grenzen – die Freiheit zugestanden wurde ihre künstlerische Vision eines Stoffes zu verwirklichen.
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AnatolGogol hat geschrieben:Wenn ich von Marketing spreche meine ich die bewusste marktorientierte Konzeption der Filme. Das geht soweit, dass für jede potenzielle Zielgruppe eine Identifikationsfigur eingebaut wird, daher tummeln sich momentan ja auch so viele Chinesen in Blockbustern. Sowas gab es in den 50er und 60ern noch nicht. Natürlich hat man sich auch damals Gedanken gemacht, wie man am besten viele Leute in einen Film lockt. Aber das hörte weitgehend bei großen und erprobten Stars und bewährten Themen/Genres dann schon auf.
In den 60ern war das ja zum Teil sogar noch krasser als heute. Da wurden nicht nur aus bestimmten Ländern Stars in die Filme eingebaut, sondern gleich verschiedene Filmfassungen mit verschiedenen Schauspielern für die entsprechenden Länder gedreht. Ein Beispiel ist da der Wallace-Streifen "Das Geheimnis der weißen Nonne".
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