Welchen Film von Ben Affleck findet ihr am besten?

Gone Baby gone - Kein Kinderspiel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
The Town - Stadt ohne Gnade
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
Argo
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (50%)
Live by Night (Keine Stimmen)
Witness for the Prosecution
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8

Re: Ben Affleck und seine Filme

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Heute endlich The Town zum ersten Mal in der Kinofassung, statt im viel längeren Extended Cut mit alternativem Ende gesehen, und was soll ich sagen, The Town ist einer der Filme, dem die Kürzungen für das Theatrical Release definitiv gut getan haben. Ich erinnere mich noch, bei der Erstsichtung sehr enttäuscht darüber gewesen zu sein, wie sehr die für sich genommen stark geschriebenen Charakterszenen (insbesondere die Beziehung zwischen Affleck und Hall) den Plot immer wieder stark ausgebremst haben, sodass man zwar viel Arbeit in die Vertiefung der Figuren hatte, für seine Geduld aber meist erst viel zu spät belohnt wurde. Das Pacing funktionierte in diesem Cut überhaupt nicht und siehe da, die Kinofassung entfernt größtenteils (meiner Erinnerung nach zumindest) vor allem viele der Paarszenen, die für den Handlungsentlauf nicht entscheidend sind oder zumindest später keinen größeren Payoff erhalten. Und schon wird aus einem zu lang geratenen, etwas schwer fälligem Melodram ein packender Mix aus Milieustudie und Actionreißer. Die zwei größeren Shootouts (Nonnen-Verfolgungsjagd und das bleihaltige Finale) sind drastisch, packend und brillant naturalistisch inszeniert und brauchen den Vergleich zum übergroßen Vorbild Heat auf gar keinen Fall zu scheuen. Alle Darsteller leisten wunderbare Arbeit, wobei Ben Affleck als Protagonist fast noch am wenigsten heraussticht bei dem farbenfrohen Supporting Cast. Blake Lively war selten so gut wie hier als abgehalfterte White Trash Tussi, Jeremy Renner spielt ganz groß auf als fast schon psychopathischer Adrenalinfreak, Rebecca Hall ist so umwerfend authentisch wie immer und Jon Hamm wurde für die Rolle des mies gelaunten FBI-Ermittlers geboren. Das Drehbuch besticht vor allem in der hohen Dialogqualität (die Gastauftrittler Chris Cooper und Pete Postlethwaite etwa dürfen sich dank famoser Monologe von ihrer besten Seite zeigen) und mag sich sicher in einigen Plotpoints etwas zu stark an Heat orientieren (besonders das letzte Telefonat ist quasi einszueins entnommen), bringt seine Schäfchen aber emotional allesamt ins Trockene. Im Vergleich zum Alternative Ending hat mir dieses Ende hier deutlich besser gefallen und wirkt weitaus abgeschlossener als der etwas kurios gesetzte Schlusspunkt der längeren Fassung. Richtig klasse ist die (in dieser Länge) entwickelte Romanze zwischen Hall und Affleck, die ohne überzogenen Kitsch auskommt und sich sehr nachvollziehbar aufbaut, man spürt die wachsende Verbundenheit der beiden ganz wunderbar. Der große Unterschied zu Heat ist wohl, dass Affleck seinen Film keinesfalls als Gangster-Epos begreift und einen viel geerdeteren Ansatz verfolgt, der eher an einen The Killing von Kubrick denken lässt. Auf jeden Fall zeigt The Town stilistisch eine deutliche Weiterentwicklung von Regisseur Affleck nach Gone Baby Gone, die dann in Argo noch mal eine neue Qualität erreichen sollte. Ironischerweise hat man nach den zwei Stunden in Charlestown fast das Bedürfnis, sich nach mehr von diesen Charakteren und ihrem Umfeld zu sehnen, doch wie meine Erfahrung mit der Langfassung zeigt: Manchmal ist mehr das was man will, aber nicht was man braucht.
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Re: Ben Affleck und seine Filme

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iHaveCNit: Out Of Play (2020)
23.07.2020


Regisseur Gavin O´Connor hat bereits zwei Sachen bewiesen. Er kann gut mit Ben Affleck zusammenarbeiten - in „The Accountant“ - und realistische bodenständige Dramen mit Bezug zum Sport inszenieren – in „The Warrior“. In „Out Of Play“ kombiniert er beides miteinander, packt etwas Basketball mit in den Mixer und bekommt einen Film, der mich komplett mitgerissen hat.

Einst war Jack Cunningham ein begnadetes Talent im Basketball, doch er hat sich damals gegen eine große Karriere entschieden. Mittlerweile arbeitet er auf dem Bau und ist sonst nur noch damit beschäftigt, immer und überall Alkohol jeglicher Art zu tilgen. Als er ein Angebot seines ehemaligen Schuldirektors erhält, das Team seiner ehemaligen Schule zu trainieren und auf Vordermann zu bringen, trifft er nur mit Widerwillen die Entscheidung. Der sich daraus ergebende Ehrgeiz auch einen positiven Effekt auf seine Sucht, doch kann er dieser widerstehen, wenn alte Wunden wieder aufbrechen ?

„Out Of Play“ erfindet zwar das Rad im Bezug auf Sportlerdramen nicht neu. Dafür überzeugt er aber auf einer komplett anderen Ebene – die durchaus ihren Bezug auch in der Realität hat. Wenn ein Schauspieler auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann, dann kann er auch eine absolut realistische, bodenständige, authentische und überzeugende Darstellung liefern. Klar könnte diese Aussage widerlegt werden, aber hier trifft diese Aussage den entscheidenden Dreier. Ben Affleck, der selbst mit seiner Alkoholsucht zu kämpfen hatte, weiß genau worauf er sich mit der Rolle des Jack Cunningham eingelassen hat. Unabhängig davon, welche Rollen er bereits in seiner Vita vorzuweisen hat, so komme ich zu dem Schluss, ihn nie besser gesehen zu haben als hier in „Out Of Play und ich wünsche ihm vielleicht sogar ein wenig Würdigung durch Berücksichtigung bei künftigen Filmpreisen. Der Film schafft es mit einem eher grauen, tristen und körnig rauen Bild sowie einem eher dezenteren, wummernden und dumpfen Soundtrack die Grundstimmung perfekt einzufangen. Der Schnitt des Films ist dazu auch sehr effektiv. Auch wenn das Rad nicht neu erfunden wurde, hat mir der Anteil des Sportlerdramas um die Basketball-Mannschaft auch sehr gut gefallen, weil die Teamdynamik in Ansätzen großartig ist und die kleineren Nebengeschichten um ein paar der Spieler sich großartig in den Film eingefügt haben. Ich hätte davon gerne mehr gesehen. Allgemein hat der Film mich komplett mitgerissen und alle meine Emotionen bedient. Ich war über die Ausmaße des Alkoholismus geschockt, ich habe mit dem Basketballteam und mit Jack Cunningham gefiebert und bei seinen persönlichen Schicksalen durchaus die ein oder andere Träne verdrückt. Ich habe gelacht und den Kinosaal nach dem Film mit einem guten Gefühl verlassen – auch wenn ich natürlich noch gerne viel mehr gesehen hätte. Aber dafür kann ich ihn ja durchaus auch mehrmals im Kino schauen oder später im Heimkino.

„Out Of Play“ - My First Look – 9/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Directing by Night - Ben Affleck und seine Filme

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iHaveCNit: AIR – Der große Wurf (2023) – Ben Affleck - Warner
Deutscher Kinostart: 06.04.2023
gesehen am 07.04.2023
Cinestar Frankfurt Mainzer Landstraße – Kino 5 – Reihe 4, Platz 8 – 17:00 Uhr


„Nike“ ist als Brand und beliebte Sportmarke in unserer Kultur absolut nicht mehr wegzudenken. „Nike“ ist kurz und prägnant, aber auch symbolisch zu nehmen, weil Nike die griechische Siegesgöttin ist. Doch lange Zeit war nicht klar, ob „Nike“ wirklich dieser Big Player wird und der griechische Bezug auch Programm wurde. So ganz überraschend habe ich dann auch vor kurzem erst etwas über „AIR – Der große Wurf“ mitbekommen, der von und mit Ben Affleck inszeniert worden ist und ein tolles Ensemble rund um Matt Damon, Ben Affleck und Viola Davis zu bieten hat, aber auch den Grundstein für Nikes Erfolgsgeschichte und den wichtigsten Businessdeal der Firmengeschichte erzählt. „Just Do It“, dachte ich mir dann auch, als es um den Kinobesuch geht.

1984 steht es schlecht für Nike, gegenüber den Marktanteilen der Konkurrenz von Adidas und Converse ist Nike nur ein kleiner Fisch im Haifischbecken der Sportmarken. Auf der Suche nach neuen Basketball-Talenten für entsprechende Businessdeals ist für den Experten bei Nike, Sonny Vaccaro klar, es kann nur Michael Jordan sein. Doch dafür muss er einige Entscheidungsträger bei Nike als auch dessen Agenten und vor allem seine Mutter von dem Deal überzeugen, denn die Konkurrenz bei Adidas und Converse hat Jordan auch ins Auge gefasst.

Mit einem großartig aufspielenden Ensemble, bei dem neben Matt Damon, Ben Affleck und Viola Davis auch Personen wie Jason Bateman, Chris Tucker, Marlon Wayans und Chris Messina zu sehen sind, schaffen Ben Affleck und Drehbuchautor Alex Convery einen Film, der sich mit der Verhandlung eines Businessdeals irgendwo zwischen Biographie, Drama, Komödie und Thriller befindet und vor allem mit seinem stimmigen audiovisuellen Design eine tolle Atmosphäre des Jahres 1984 schafft. Der Film ist rasant, unterhaltsam und leichtfüßig geworden. Selbst wenn wir größtenteils nur Dialoge über Basketball und das Sportbusiness geliefert bekommen, sind die Dialoge mit einer Schärfe und Rasanz gesegnet und wirken hier schon etwas wie Dialoge in Filmen von Adam McKay als auch Aaron Sorkin doch „AIR – Der große Wurf“ hebt sich vor allem durch seine spritzig erfrischende Leichtigkeit ab. „AIR – Der große Wurf“ ist tatsächlich filmisch gesehen ein großer Wurf geworden. Nachdem mich Ben Affleck zuletzt mit „Out Of Play – Der Weg zurück“ bereits ebenfalls im Basketball-Sektor als Trainer und ehemaliger Spieler überzeugen konnte, überzeugt er mich nun ebenfalls in der Rolle der Regie als auch dem Firmenchef Philip Knight. Unabhängig davon ob man sich nun fragt, ob es überhaupt einen Film über einen Businessdeal zwischen Nike und Michael Jordan sowie die Entwicklung der Schuhlinie „Air Jordan“ braucht, muss ich sagen, dass diese Idee sehr witzig und interessant ist und nur einen Hauch davon entfernt war, mich vollkommen in seinen Bann zu ziehen und ein regelrecht filmischer Slam Dunk zu werden. Ein Film, dessen Geschichte beispiellos die Bedeutung von Nike auch im übertragenen Sinne präsentiert und der den Startschuss für beispiellose Erfolgsgeschichten nahezu aller Beteiligten legt. Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Produktion der Sportartikel durchaus kritisch zu betrachten ist, aber das ist nicht Bestandteil des Films, der hier den Fokus auf den Deal legt und eher den Feelgood-Moment im Blick hat.

„AIR – Der große Wurf“ – My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Directing by Night - Ben Affleck und seine Filme

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Ich habe Air auch gesehen. Keine Ahnung wie die beiden Boston Boys auf die Idee gekommen sind, den Geschäftsabschluss der Nike Air Jordan Schuhlinie zu verfilmen, aber der Film ist viel besser als er es aufgrund dieser gelinde gesagt lahmen Biopic-Prämisse verdient hätte. Dies liegt vor allem am gewinnenden und charismatischen Zusammenspiel von Affleck, Damon und Jason Bateman (Chris Tucker ist der vierte im Bunde, gibt aber den chargierenden Pausenclown). Das Biopic hat etwas verschwörerisches an sich, und ich habe mich ertappt, am Ende wirklich mit diesen doofen Schuhmanagern und ihren Hoffnungen, das Jordan unterschreibt, mitzufiebern. Die grösste Schwäche: Affleck war wohl der Meinung, Michael Jordan könne nicht gebührend gespielt werden. Dies führt zu allerhand bizarren Momenten, in denen Jordan zwar auftritt, aber nicht richtig zu sehen ist, und seine Eltern in jeder Hinsicht für sich sprechen und handeln lässt, selbst wenn er im gleichen Raum sitzt. Ganz skurril.

Erst The Last Duel und jetzt das hier - mir werden die Boston Boys mit fortschreitender Zeit immer sympathischer, und gerade Affleck stehen diese nicht ganz so ernsten Nebenrollen als Damons verschrobener Sidekick-Boss ausgesprochen gut. 6,5 / 10
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Re: Directing by Night - Ben Affleck und seine Filme

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Ich fand den richtig launig und die Idee Jordan nicht auftreten zu lassen, ist eine der Stärken des Films. Denn es ist eine Geschichte der Hintergrundfiguren und nicht des Stars. Super getroffene 80er Atmosphäre - damit kriegt man mich immer - und unglaublich wohltuend mal normale Menschen in einem normalen Umfeld mit normalen Dialogen zu sehen. Affleck kann solche entspannten Ensemble-Stücke und ist im Team mit Buddy Damon immer in Höchstform. 7-8/10
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Directing by Night - Ben Affleck und seine Filme

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Habe gestern auch Air geschaut.
Ich mag ja Biopics selten so richtig, weil sie oft immer nach den gleichen Mechanismen funktionieren (sollen) und oft aus dramaturgischen Gründen komprimiert werden und dann nur auf Highlights der Biographie fokussieren, und das Ganze dann mit Inszenierungs Gimmicks aufgepeppt wird.

Das ist hier anders - im Grunde ist es ja auch kein Biopic. Es ist die kleine aber feine Story um ein paar Marketing Jungs die einen Deal einfädeln wollen.
Mir hat das sehr viel Spaß gemacht. Affleck inszeniert locker flockig ohne Gimmicks, es gibt viel 80er Flair von Ausstatung über Klamotten, Musik, etc., und das Zusammenspiel der Darsteller ist excellent. Vor allem Affleck/Damon funktionieren immer noch wunderbar zusammen.

Was Vodka anspricht auch in Bezug auf "normale" Menschen kann ich 100% nachempfinden! Ich vermisse einfach viel mehr von diesen "normalen Menschen in einer normalen Realität". Völlig folgerichtig, dass Jordan hier gar nicht auftauchen muss
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Directing by Night - Ben Affleck und seine Filme

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danielcc hat geschrieben: 15. Mai 2023 13:46 Was Vodka anspricht auch in Bezug auf "normale" Menschen kann ich 100% nachempfinden! Ich vermisse einfach viel mehr von diesen "normalen Menschen in einer normalen Realität". Völlig folgerichtig, dass Jordan hier gar nicht auftauchen muss
Mein "Problem" ist eher, DASS er auftaucht aber dann auf so merkwürdige Weise ignoriert wird. Es wäre völlig cool, wenn er seine Eltern zu den Geschäftsverhandlungen schicken würde. Aber dass er mit ihnen dort hin geht, dann aber kein Wort sagt, nach Ihnen aus dem Auto steigt und kaum begrüsst wird etc. fiel etwas gar auf.
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Re: Directing by Night - Ben Affleck und seine Filme

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Ja, genau, ich fand das auch nicht durchweg schlüssig, denn so, wie der Film ihn dann auftreten, aber irgendwie doch nicht auftreten lässt, wird er zur Lichtgestalt überhöht, und das bricht mir zu doll den vergleichsweise geerdeten Film auf. Ich hätte ihn auch besser ganz weggelassen. Aber es ist jetzt auch sicher nichts, was den Film wirklich runterzieht und ein wenig Geschmackssache.
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