Welcher Film von Denis Villeneuve ist der beste?

Der 32. August auf Erden (Keine Stimmen)
Maelström (Keine Stimmen)
Polytechnique (Keine Stimmen)
Die Frau, die singt - Incendies
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Prisoners
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Enemy (Keine Stimmen)
Sicario
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (40%)
Arrival
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Blade Runner 2049 (Keine Stimmen)
Dune: Part One (Keine Stimmen)
Dune: Part Two (Keine Stimmen)
Dune: Part Three (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Gernot hat geschrieben: 3. September 2021 11:25 ist das alles nur ein großer hype oder wird der wirklich so gut?
Das bleibt Abzu-Warten.

Der Stoff scheint als shakespearsche Star-Wars-Alternative interessant zu sein (mein Wissen beschränkt sich auf eine weit zurückliegende Sichtung von David Lynchs Film) aber Villeneuve hat sich nach seinem Meisterwerk Incendies, einem sehr "lebendigen" und intimen Film wie er sie heute nicht mehr macht, und den sehr spannenden Prisoners und Sicario immer mehr in eine schwerfällige, Nolan-artige Sci-Fi-"Kunstblockbuster"-Ecke bewegt, die ich gewissermassen als eine Art Sackgasse für ihn empfinde, schon Blade Runner fand ich nicht mehr wirklich interessant und für meinen persönlichen Geschmack die falsche Richtung für Villeneuve. Die Besetzung reizt mich abgesehen von Chalamet auch nicht so, Skarsgård, Brolin, Isaac und Bardem sind die Sorte Schauspieler die ich für den Film auch selber hätte erraten können, das sind genau die Standardleute, die in so einem Film völlig vorhersehbar mit dabei sind. Chalamet ist aktuell einer meiner Lieblingsschauspieler, für die damals von MacLachlan gespielte Hauptrolle ist er keine Überraschung, aber er passt und hat eine coole Präsenz.
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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Als alter (Film-)Masochist habe ich - warum auch immer - Arrival und Blade Runner 4711 vor nicht allzu langer Zeit eine 2. Sichtung spendiert und das Resultat war, dass der erste Eindruck dann halt doch selten trügt bzw. lahme und uninspirierte Filme beim 2. Mal in den wenigsten Fällen besser werden. "Schwerfällige, Nolan-artige Sci-Fi-"Kunstblockbuster" - das hätte ich auch nicht besser formulieren können :) und genau das befürchte ich beim Wüstenplaneten dann irgendwo auch. Zumal der Trailer visuell extrem digital und künstlich wirkte, ausnahmsweise mal weniger wegen CGI-Overkill sondern wegen der Art der Aufnahme. Ich bleibe auf weiteres erst mal im "schwer skeptisch"-Modus.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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GoldenProjectile hat geschrieben: 3. September 2021 11:43 Der Stoff scheint als shakespearsche Star-Wars-Alternative interessant zu sein (mein Wissen beschränkt sich auf eine weit zurückliegende Sichtung von David Lynchs Film) aber Villeneuve hat sich nach seinem Meisterwerk Incendies, einem sehr "lebendigen" und intimen Film wie er sie heute nicht mehr macht, und den sehr spannenden Prisoners und Sicario immer mehr in eine schwerfällige, Nolan-artige Sci-Fi-"Kunstblockbuster"-Ecke bewegt, die ich gewissermassen als eine Art Sackgasse für ihn empfinde, schon Blade Runner fand ich nicht mehr wirklich interessant und für meinen persönlichen Geschmack die falsche Richtung für Villeneuve.
Der Roman ist wirklich enorm interessant, ich habe ihn vor Kurzem als Vorbereitung auf den neuen Kinofilm gekauft und gelesen. Das ist ein wirklich dickes, prall mit Inhalt und Ideen gefülltes Buch, und beim ersten Lesen auch sehr überfordernd in dieser Fülle an Motiven, die da eingebaut sind. Der Plot für sich ist schon kompliziert genug, weil wie du sagst nah an Shakespeare, aber dahinter schlummern dutzende politische und philosophische Theorien, die auch nur selten miteinander verknüpft sind, sondern alle ihre eigene "Handlungsebene" spendiert bekommen. Es war gleichermaßen eine große Freude das Buch zu lesen wie es auch harte Arbeit gewesen ist.

Villeneuve halte ich schon für einen sehr guten Regisseur, der aber manchmal zu verkopft ist, um mir zu gefallen. Sein Meisterwerk ist ohne Zweifel "Polytechnique", ein intensives Stück Kino um einen realen Amoklauf an einer kanadischen Hochschule, leider hierzulande kaum bekannt (obwohl Villeneuve mittlerweile für Filmkenner ein 'großer Name' geworden ist). Diese Intensität, die seine Filme eine Zeit lang hatten, sind meines Erachtens mittlerweile einer glatten, für mich zu oberflächlichen Ästhetik gewichen. Schon sein Kammerspiel "Enemy" empfand ich als eher anstrengend, wie es eine banale Geschichte auf möglichst affektierte Weise (in potthässlichem Sepia) aufbläst. "Arrival" war hübsch anzuschauen, aber hat in seinem Kunstwillen für mich nichts Lebendiges mehr gehabt, sondern war ein eher steriler, kalter Film, der mich nichts spüren ließ. Und über "Blade Runner 2049" hat Anatol hier bereits alles gesehen, der ist eine künstlerische und inhaltsleere Bankrotterklärung. Ein Film zum Abgewöhnen – und ich habe keine Ahnung, was den Denis zu dem Kram geritten hat.

Dennoch: Wer "Polytechnique" und "Sicario" gedreht hat, kann kein so schlechter Regisseur sein. Ich habe durchaus Hoffnung für "Dune". Der eine Trailer, den ich jetzt vor Kurzem auf der großen Leinwand gesehen habe, der war hübsch, sehr groß und wuchtig (was eigentlich gar nicht zu Villeneuve passt). Wichtig wird aber nicht die handwerkliche Brillanz sein (die hatte auch "Blade Runner 2049"), sondern ob da in dem Sci-Fi-Spektakel eine Seele aufzufinden ist.
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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

216
Casino Hille hat geschrieben: 3. September 2021 14:52 Wichtig wird aber nicht die handwerkliche Brillanz sein (die hatte auch "Blade Runner 2049"), sondern ob da in dem Sci-Fi-Spektakel eine Seele aufzufinden ist.
Schön gesagt, und eine Seele ist, was ich bei Villeneuve zuletzt vermisst habe, etwa ab Arrival, obwohl mir der noch sehr gut gefallen hat, aber Rade Blunner kam mir dann schon arg steril, schwerfällig und irgendwie... wichtigtuerisch vor.

Was hältst du von Incendies? Der ist dann für mich wiederum ein sehr lebendiger und natürlicher Film.
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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Ach, jetzt habe ich weiter oben in meinen Ergüssen gar nicht angemerkt, worauf ich hinauswollte. Dann hole ich das mal flott nach:

Villeneuve ist ein talentierter Regisseur, und sein handwerkliches Können ist ohne Zweifel enorm. Ich bin natürlich nicht vom Fach, aber ich erlaube mir einfach mal zu beurteilen, dass Villeneuve auf gehobenem Niveau mit Bild und Ton umgehen kann. Vor allem atmosphärisch gibt es bei seinen Sachen nichts zu meckern. Mir missfällt diese seelenlose, sterile Digital-Optik von "Blade Runner 2049", und wie leer der Film ästhetisch auf mich wirkt, aber ich kann nachvollziehen, wenn hier jemand eine greifbare Atmosphäre verspürt und sich davon einnehmen lässt. Da ist Villeneuve sehr gut drin, und inszeniert stimmig (oder meinetwegen: kohärent). Aber seine Filme stehen und fallen mit ihrer Substanz, oder böse formuliert: Das ist schon arg dünn, was er da in einigen Filmen zu erzählen hat. Wichtigtuerisch ist da ein guter Begriff von meinem liebsten Mod-Kollegen, so wirken einige seiner Sachen in der Tat auf mich. Das liegt daran, dass einige seiner Filme ein Minimum an Handlung (oder besser: ein Minimun an Inhalt) auf sehr schwerfällige, ambitionierte Art und Weise erzählen – was auf mich den Eindruck macht, dass mir Wasser als Wein verkauft werden soll.

Ich weiß noch, wie sehr ich mich über "Enemy" geärgert habe, weil der einen dermaßen dürftigen und pointenlosen Plot zur bahnbrechendsten Geschichte aller Zeiten aufplustert (wenn man versteht, was ich meine), und dabei bei mir maximal prätentiös ankommt. Bei der für viele berühmten und für mich "berüchtigten" Schlussszene war ich dann ein wenig fassungslos. Mein Lieblingsmensch sagte hinterher: "Sowas kommt wohl dabei raus, wenn eine Gruppe Filmstudenten entscheidet: 'Wir machen jetzt mal was mit Kunst'." Das fand ich dann sehr treffend. Bei "Blade Runner 2049" ist es ja auch vor allem der maximal eindimensionale Plot, der den Film für mich zum großen Langweiler macht, und der dann in Kombi mit einer bedeutungsschwangeren Darstellungsform bei mir eine "Rote Tuch"-Wirkung erzeugt.

Die Villeneuve-Filme, die ich mag, sind dann die, die aus verschiedenen Gründen diesen Defizit ausgleichen. Bei "Sicario" hat Villeneuve das Drehbuch des unfassbar starken Autoren Taylor Sheridan verfilmt, und das ist spürbar, denn Sheridans Stil und Tempo sind im ganzen Film gleichberechtigt zur Handschrift Villeneuves erkennbar. "Sicario" ist ein starker Stoff, und er passt sehr gut zu Villeneuve und seiner Bildsprache. Best of Two Worlds, sozusagen. "Polytechnique" ist herausragend, weil der Film selbst einzig und allein auf seine Darstellung einer Ausnahmesituation fokussiert ist, weil er nichts als Immersion transportieren muss. "Polytechnique" ist wenn man so will nur "Film", kaum "Storytelling" und dafür ist Villeneuve bestens geeignet.

Deshalb bleibe ich optimistisch bei "Dune", denn der Stoff, der hier verfilmt wird, ist der des Romans – und der bietet so viel an "Inhalt", an "Plot" und auch an "Bedeutung" (um es etwas schwülstig auszudrücken), dass da jeder mittelmäßig begabte Drehbuchautor einen interessanten Film draus basteln kann. Die Story existiert bereits und sie lässt sich ohne große Anstrenung so aufbereiten, dass sie auch viel hergibt, vor allem aber liefert sie selbst bei einfachster Direktadaption die nötige Substanz, die mir in manchen Villeneuve-Filmen schmerzlich fehlt.
GoldenProjectile hat geschrieben: 3. September 2021 15:18 Was hältst du von Incendies? Der ist dann für mich wiederum ein sehr lebendiger und natürlicher Film.
Ist meine Villeneuve-Lücke, und sein einziger Film ab "Polytechnique", den ich nie gesehen habe.
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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Ok, der könnte wirklich so gut sein... :o diese Reaktionen sind ja der Wahnsinn, auch Zimmers Score wird von vielen als sein bester überhaupt gelobt.

bin gespannt wie sich der durch diese guten Kritiken und Mund zu Mund Propaganda entwickelt, da braucht es wohl keine große Marketing Kampagne.

Dass Dune eine große Fanbase hat und gut ankommen wird, damit hatte ich schon gerechnet.

Edit: ok, Indie, Variety & THR haben dann doch eher zurückhaltendere Kritiken. Aber muss man eh selbst sehen, I know ;)
Bond... JamesBond.de

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Ich habe den Roman vor Ewigkeiten mal gelesen, und war dann am Ende doch eher enttäuscht. Gerade von dem schlappen Ende, das all das schnell beendet von dem ich annahm, daß es Basis der Fortsetzungen sein würde. Auf weitere Dune Bücher hatte ich danach jedenfalls keine Lust mehr.

Lynchs Film ist weitgehend eine Enttäuschung, aber das kann auch viel mit der fehlenden Kontrolle Lynchs zu tun haben. Und der viel zu kurzen Kinofassung.

Villeneuve ist insgesamt einer der unterhaltsamsten Regisseure der letzten Jahre, da mag dann schon etwas Großes bei herauskommen.

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

221
Maibaum hat geschrieben: 14. September 2021 11:43 Ich habe den Roman vor Ewigkeiten mal gelesen, und war dann am Ende doch eher enttäuscht. Gerade von dem schlappen Ende, das all das schnell beendet von dem ich annahm, daß es Basis der Fortsetzungen sein würde.
Ging mir beim Lesen ähnlich, vor allem da ich annahm, es sei der Laufzeit geschuldet, dass der Film von Lynch die Geschichte so gehetzt zu Ende erzählt – dabei ist das mit dem Roman durchaus vergleichbar.

Villeneuves Film durfte ich letzte Woche bereits sehen und obwohl es kein unangenehmer Kinobesuch war, ist es schwierig, allzu viel lobende Worte für das zu verlieren, was nicht direkt mit der Kinoerfahrung zusammenhängt. "Dune" ist ohne Frage einer der bildgewaltigsten Filme der letzten Jahre (wenn nicht aller Zeiten!) und gehört ausschließlich ins Kino, auf die größtmögliche Leinwand. Wer so wie ich sich dann dermaßen nahe an der Leinwand sitzt, dass er den Kopf leicht bewegen muss, um alles visuell erfassen zu können, wird einen besonderen "Kick" erleben.

Probematisch ist nur, dass ohne die audiovisuelle Reizüberflutung (unterstützt durch den lautesten und wummerndsten, aber auch besten Hans Zimmer Soundtrack seit Dekaden) nicht viel mehr bleibt, als unausgegorenes, teils katastrophal lahmendes Storytelling, welches entweder ganze Szenen aus Lynchs Film 1:1 kopiert oder in ewig langem, todernstem Gefasel um so schwachsinnige Angelegenheiten wie den Shai-Hulud, den Bene Gesserit oder dem Kwisatz Haderach endet. Und da der Film nur das halbe Buch adaptiert, braucht er gute 100 Minuten, um so etwas wie eine richtige Handlung zu entwickeln, die dann ohne großes Finale im Nichts endet, damit Villeneuve vielleicht und auch nur ganz eventuell in 3-5 Jahren dann mal einen Teil 2 hinterher schiebt.

Ein frustrierender, ärgerlicher Film, den man nicht anzuschauen braucht, wenn man ihn im Kino verpasst. Bekommt man ihn da aber zu sehen, sollte man ihn auf jeden Fall mitnehmen – wenn man damit leben kann, dass in dem Fall die Experience wichtiger ist als die cineastische Qualität.
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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Der digitale Look ist eine Tatsache, aber ich empfand es hier weit weniger störend als bei "Blade Runner 2049" (den ich optisch als sehr hässlich wahrnahm). Grund dafür kann sein, dass die Bilder sehr viel besser (soll heißen: natürlicher) ausgeleuchtet sind. An so schreckliche optische Augenkratzer wie "Mad Max: Fury Road" fühlte ich mich jedenfalls nicht erinnert.
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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Ich werde ihn mir vermutlich auch anschauen. Was ich nicht verstehe: bei uns gibt es Morgen für Dune zig Vorstellungen als Preview und für Bond nicht mal eine „0:07“ Vorstellung.

Dune wird auf der Kinohomepage beworben als sei es Marvel Endgame - ein Film auf denen Millionen von Menschen sehnsüchtig warten.

Mal ehrlich: außer ein paar Sci-Fi Nerds wie ihr und ich geht da doch keiner rein…
❤️☮️🧘🏻‍♂️