Re: Die Filme des Ron Howard

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AnatolGogol hat geschrieben:Im Herzen der See (2015) - Ron Howard

Zumindest einen Superlativ verdient sich Howards jüngstes Werk: er ist der wohl am hässlichsten ausschauende Film, den ich je gesehen habe. Nicht nur dass Howard offensichtlich bestrebt war neue Maßstäbe im "Teal&Orange"-Wahn zu setzen (viele Szenen ersaufen regelrecht in türkis), auch generell sieht der Film optisch durch die komplett verdrehte Farbpalette und den oftmals übermäßig digitalen Look extrem künstlich aus, was sich wiederum wunderbar beisst mit der Handvoll offensichtlich vor realen Hintergründen gedrehten Szenen, die wiederum einen fast schon hyperrealen Touch haben. Inhaltlich verlässt sich Im Herzen der See auf eine Melange aus Meuterei auf der Bounty, Survival-Dramen a la Castaway oder Alive und eben Moby Dick selbst, zu welchem der Film ja die mehr oder weniger reale Hintergrundgeschichte liefert. Das funktioniert in der ersten Hälfte noch ganz gut, während sich die zweite Hälfte dann zusehends mehr zieht, aber wirklich das Mittelmaß kann Howard eigentlich nie durchbrechen. In Summe ein sehr mittelmäßiger, optisch potthässlicher Film mit ein paar guten Ansätzen.

Wertung: 5 / 10
Ich fand den Film super. Würde von mir 8 bis 10 Punkte kriegen.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Die Filme des Ron Howard

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danielcc hat geschrieben:Rom gab es doch kaum wirklich. Der Film hat doch an allen Ecken und enden getrickst.
Auch was die handlungsorte angeht verspricht Inferno spektakuläres Bond Niveau
Egal, dann war es halt gut getrickst. Freu mich auf Inferno mit Florenz und vor allem mit den klassischen Bondschauplätzen Venedig und Istanbul. Als Buch gefällt mir Inferno nach Illuminati am zweitbesten.
#Marburg2024

Früher war mehr Atombombe

Re: Die Filme des Ron Howard

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Als Dan Brown-Buch gefällt mir Diabolus am Besten - Schade, dass man noch nicht auf die Idee gekommen ist, Diabolus zu verfilmen.

Ob ich mir am Ende auch "Inferno" im Kino ansehen werde, entscheide ich dann ganz kurzfristig - Die Filme kommen ja durch die schönen Schauplätze und das Storytelling leicht bondmäßig rüber !
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Re: Die Filme des Ron Howard

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iHaveCNit: The Da Vinci Code – Sakrileg (2005)

Die Romane von Dan Brown um dem Harvard-Symbologen Robert Langdon erfreuen sich bei der Leserschaft großer Beliebtheit, weswegen es kein Wunder gewesen ist, dass man in Hollywood über eine filmische Umsetzung nachgedacht hat, die dann im Jahre 2005 ins Kino gekommen ist. Auch wenn „Angels and Demons“ der erste Langdon-Roman ist, hat man sich jedoch für „The Da Vinci Code“ entschieden. Bevor ich mir nun im Oktober 2016 „Inferno“ sichte, wollte ich mir beide Filme vorher nochmal ansehen und einer Prüfung unterziehen.

Ein toter Museumsdirektor des Louvre mit kryptischen Symbolen. Robert Langdon darf ermitteln und trifft auf die Kryptologin Sophie Neveu. Eine historische und mythologische Schnitzeljagd durch den Globus beginnt, die mit ihren Offenbarung die Menschheit in den Grundfesten erschüttern kann.

„The Da Vinci Code“ zu bewerten ist extrem schwierig. Ich habe zwar die Langdon-Romane „Illumati“ und „Sakrileg“ im Schrank stehen, doch sind beide noch ungelesen. Als Filmfan habe ich mich jedoch dazu entschieden, dem Film eine Chance zu geben. Nach der Sichtung muss ich feststellen, dass wir es hier mit einem klassischen, historischen, mythologischen Abenteuerkrimi zu tun haben. Thematisch werden uns hier unzählige, religiöse, historische und mythologische Faktoren in einen Topf geschmissen um einen Krimi zu erzählen. Die sich daraus ergebende Schnitzeljagd selbst ist sehr konstruiert und absurd – so dass es schwierig ist zu sagen, ob das Gebotene und Erzählte vollkommen interessant oder belanglos uninteressant ist. Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Das Schauspiel der Beteiligten ist routiniert, die Musik und die Optik sorgen dafür, dass die sonst sehr langatmige Erzählung leicht aufgewertet wird. Somit taugt der Film eben als massentauglicher Krimi, der weniger zum Mitraten, sondern eher zum Staunen geeignet ist. So bewegt sich der Film irgendwo sehr durchschnittlich zwischen „Tomb Raider“ ; „National Treasure“ ; „James Bond“ ; „Indiana Jones“ oder auch „Die Neun Pforten“.

„The Da Vinci Code“ - My Second Look – 6/10 Punkte
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Re: Die Filme des Ron Howard

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iHaveCNit: Illuminati (2009)

4 Jahre nachdem Ron Howard den Büchern von Dan Brown um den Harvard-Symbologen eine erste filmische Umsetzung mit „The Da Vinci Code“ geliefert hat, kam mit „Angels and Demons“ bzw. Illuminati die zweite Umsetzung ins Kino. Tom Hanks übernimmt zum zweiten Mal die Rolle des Robert Langdon. Nachdem im Erstling bereits große Schauspieler wie Audrey Tatou, Ian McKellen, Alfred Molina, Paul Bettany, Jürgen Prochnow und auch Jean Reno verpflichtet wurden, setzt die Fortsetzung diesen Trend fort. Hier sind Ayelet Zurer, Ewan McGregor, Armin Müller-Stahl, Stellan Skarsgaard, Pierfrancesco Favino und auch die beiden Dänen Nikolaj Lie Kaas und Thure Lindhardt dabei. Nachdem der Erstling durch seine Länge und seinem konstruierten absurden Plot von mir nur eine 6/10 bekommen hat, muss ich sagen, dass der zweite Film bei mir definitiv besser wegkommt.

Im Zentrum der Handlung steht nach dem Tod des Papstes ein Konklave an, um den nächsten Papst zu bestimmen. Kurz vorher wird Antimaterie aus dem CERN gestohlen und die Illuminati drohen mit einer Sabotage des Konklaves und der Ermordung der Preferiti. Langdon wird von der Schweizer Garde um Hilfe gebeten und arbeitet auch mit der CERN-Wissenschaftlerin Vittoria Vetra zusammen.

Was im ersten Teil noch eine extrem abstruse, absurde und konstruierte Schnitzeljagd mit den diversesten Versatzstücken von Leonardo Da Vinci und dem heiligen Gral war, weicht im zweiten Teil einer extrem rasanten und spannenden Schnitzeljagd durch die Vatikanstadt mit Rätseln um die Illuminati und anderen Versatzstücken. Es bleibt absurd und konstruiert, aber der Unterschied zum Vorgänger liegt darin, dass die Handlung sich hauptsächlich auf Rom und die Vatikanstadt beschränkt und natürlich auch ein zeitlicher Druck auf den Charakteren lastet. Das gibt dem ganzen eine übersichtlichere und kompakte Handlung und das Erzähltempo ist defintiv straffer als im Vorgänger. Und ich finde die Situation um das Konklave und auch die Einbindung eines „The Traitor Within“-Motivs gut gelungen.

Natürlich haben aber beide Filme klare Nachteile. Der Plot ist extrem konstruiert und funktioniert bedingt, weil man sich stellenweise bei der Exposition die Frage stellt, ob das spannend oder vollkommen uninteressant ist. Für den Teil, der sich dafür interessiert, wird die Handlung viel zu selbstverständlich aufgelöst – Der Zuschauer kann nur staunen und nicht mitraten, er wird quasi für dumm verkauft. In unzähligen Fällen wären beide Filme absolute Katastrophen geworden.. Doch die hochwertige Inszenierung von Ron Howard, die tolle Musik von Zimmer und die namhaften Darsteller bewahren die Filme davor, absolut uninteressante Totalausfälle zu sein.

Ich bin mal gespannt, was man nun 2016 mit der dritten Verfilmung „Inferno“ herausholt.

„Illuminati“ jedoch ist spannender, rasanter und interessanter als der Vorgänger, auch wenn er noch an den typischen Schwächen krankt.

„Illuminati“ - My Second Look – 8/10 Punkte.
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Re: Die Filme des Ron Howard

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Ist zwar schon etwas länger her, aber mir gefiel Illuminati auch besser als Sakrileg, gerade weil er einige Dinge aus der Handlung von Anfang an weglässt und sich auf die anderen fokussiert, so funktioniert er als eigenständiger Film wesentlich besser und vermag als temporeicher Mystery-Thriller wahrlich gute Laune zu verbreiten. Jedoch stehen beide bei mir deutlich im Schatten der hervorragenden Romane. Dan Browns Werke - auch die ohne Langdon - gehören für mich zum spannendsten was ich je erlebt habe, da wirkt dann auch die Handlung nicht konstruiert. Nächste Woche Inferno.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme des Ron Howard

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iHaveCNit: Inferno (2016)

Ron Howard hat in den letzten Jahren schon für einige Filme gesorgt, die mir gut im Gedächtnis geblieben sind. Zum einen die Filme mit Russell Crowe in „A Beautiful Mind“ und „Cinderella Man“ ; „Backdraft“ ; „Rush“ und zuletzt auch mit „Im Herzen der See“. In den Jahren 2006 und 2009 kamen dann auch die ersten Mysteryschnitzeljagden aus den erfolgreichen Büchern von Dan Brown um den Harvard-Symbologen Robert Langdon, „The Da Vinci Code“ und „Illuminati“ in die deutschen Kinos. Der Mix aus historischen Fakten, dezenten Halbwahrheiten und ggf. auch einem Schwung eigener Meinung und Systemkritik ist eben sehr massentauglich – hat jedoch auch einige Schwächen zu verkraften, wenn es darum geht, alles nicht zu zufällig und konstruiert wirken zu lassen. Denn genau das ist eben für mich ein Problem, was in meinen Augen bei einem Film einiges an Potential verschenken lässt. Wo „The Da Vinci Code“ eben sehr extrem mit seiner Länge und einer uninteressanten und belanglosen Story seine Problem hatte, wird in „Illuminati“ ein bisschen mehr auf Tempo und ein öffentliches Thema gesetzt und somit etwas von den Problem des Vorgängers gelöst bzw. gekonnt überspielt. „Inferno“ ist nun mit seinen 2 Stunden der kürzeste der Reihe und liegt für mich gleichauf mit „Illuminati“ Das Problem einer Schnitzeljagd, bei der der Zuschauer für dumm verkauft wird und eher mehr am Staunen und eher weniger am selbst Mitraten ist, ist auch hier wieder existent, doch nicht so stark wie in den Vorgängern.

Doch worum geht es in „Inferno“ eigentlich ? Der Multimilliardär Bertrand Zobrist ist ein sehr öffentlich medienwirksamer Biologe mit seinen Forschungen zur Überbevolkerung der Welt. Der Biologe hat ein Virus entwickelt, um dieses Problem zu lösen und vor seinem Sturz in den Tod ein Rätsel angelehnt an Dantes „Inferno“ an Robert Langdon übermittelt. Dieser wacht ohne Kenntnis der letzten 48 Stunden nach einer apokalyptischen Vision in einem Krankenhaus in Florenz auf und muss mithilfe der Ärztin Sienna Brooks nicht nur sein Gedächtnis wiederherstellen, er muss auch das Rätsel von Zobrist lösen und gefährliche, undurchsichtige Verfolger der WHO und privaten Organisationen entkommen bzw. einen Schritt voraus sein.

Der Film setzt nun etwas weniger darauf, das Rätselraten extrem zu überfrachten und konzentriert sich auf das Wesentliche. Das kommt dem Film aufgrund der kürzesten Laufzeit aller 3 Filme nun auch zu gute. Das Rätselraten ist zwar vorhanden, aber aufs wesentliche fokussiert und lässt eben mehr aus der Handlung, den Charakteren und den Twists heraus den Film entwickeln.Das macht ihn sehr unterhaltsam, mitreißend, spannend und temporeich, wie es sich für mich bei einem Mysterythriller wie diesem hier gehört. Der Gedächtnisverlust von Langdon ist auch ein gutes Mittel, den Film weniger durch Exposition aufzubauen, sondern mehr auf den „Fish-out-of-Water-Character“ zu setzen. Auch ist das angesprochene Thema des Films mit der menschlichen Überbevölkerung nicht unbedingt als total unwichtig und uninteressant abzustempeln und liefert uns eine gute und ambivalente Anregung. Der Film sieht vor allem visuell großartig aus. Jede Aufnahme der Städte Florenz, Venedig und Istanbul sieht aus wie aus einem perfekten Reiseführer und setzt die Orte richtig gut in Szene. Der Soundtrack von Hans Zimmer bindet das Hauptmotiv der beiden Vorgänger ein um hier ein rundes musikalisches Bild mit Wiedererkennungswert zu schaffen. Die integrierten elektronischen Elemente wie aus dem Soundtrack von „Tron Legacy“ oder auch mit dem Klavier wie in „Interstellar“ fügen sich auch überraschend gut in den Soundtrack ein, um den ganzen eine eigene Note zu geben.

Auch eine Stärke des Filmes sind die Darsteller. Tom Hanks macht wie immer ein gute routinierte Figur. Ben Foster passt als Zobrist auch sehr gut. Irfan Khan, Omar Sy und Sidse Babett Knudsen bieten uns auch gute, ambivalente und undurchsichtige Figuren. Doch in meinen Augen war ich am meisten von Felicity Jones und ihrer Ärztin beeindruckt, die sich nun mit ihrem nächsten Kinofilm „Rogue One“ als „meine Schauspielerin des Jahres“ empfehlen kann.

Kurzum: Wem „The Da Vinci Code“ und „Illuminati“ gefallen hat, dem wird auch „Inferno“ gefallen.

„Inferno“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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