Maibaum hat geschrieben: 10. April 2016 12:03
Hail Caesar - Los Coens
Die Coens sind ja immer eine Reise wert, und auch wenn Hail Caesar wahrscheinlich ihr bislang schwächster Film, so ist er doch immer noch unterhaltsam. Die episodische Handlung ist hier eher etwas weniger als die Summer ihrer Teile, aber natürlich haben die Coens immer wieder Mal einige satirische Highlights zu bieten in dieser freundlichen Hommage an das gute alte verlogene Hollywood in den 50ern. Positiv betrachtet ist das aber immerhin mehr als man von dem neuen Dolph Lundgren Film erwarten darf. 6/10
Ihr schwächster Film? Ich denke nicht. Ihre Phase zwischen "O Brother, Where Art Thou?" und "No Country for Old Men" war durchgehend schwächer als "Hail, Caesar!" und auch "A Serious Man" und ihr Netflix-Film "The Ballad of Buster Scruggs" sind nicht so wirklich auf dem sonst hohen Niveau ihrer Filme. "Hail, Casear!" ist meiner bescheidenen Meinung nach unter ihren hervorragenden Filmen, also denen, die alle nicht nur über die gesamte Laufzeit unterhaltsam, sondern auch geistreich sind, der am wenigsten beeindruckende, aber ich will den Coens das nicht wirklich vorwerfen, dafür habe ich mich beim Schauen zu gut amüsiert. Dennoch denke ich, dass vermutlich keiner an dieser Verulkung und gleichzeitig auch Liebeserklärung an die Goldenen Jahre Hollywoods so viel Spaß hatte wie die Coens. Und das spürt man. Ich habe eigentlich die gesamten 106 Minuten gedacht: Was für ein liebevoller Quatschkram!
Die Musical-Szene mit Channing Tatum dürfte vielleicht sogar der Höhepunkt an Hommage, Parodie und Satire des Films sein und ist trotzdem so aufwendig umgesetzt, das ist einfach köstlich anzuschauen. Die Figuren erreichen sicher bewusst nie den Tiefgang von Charakteren wie in "The Big Lebowski", "Inside Llewyn Davis" oder "No Country for Old Men" und zugegeben der Humor zündet in "O Brother, Where Art Thou?" noch ein kleines bisschen mehr, aber viele Sequenzen sind gerade vom Writing her ein Traum: Das Treffen der religiösen Verfechter, die kommunistischen Drehbuchautoren, alle Auftritte von Scarlett Johansson, die zwei den Film umrahmenden Beichtstuhl-Fragmente... Ach, das ist schon klasse. Großer Unsinn, aber klasse. Und so gut Josh Brolin, George Clooney, Ralph Fiennes etc. alle sein mögen, das wahre darstellerische Highlight ist Alden Ehrenreich als singender Cowboy. Ich habe Tränen gelacht.
Und das zwei vermeintliche Auteure wie die Coens sich so offensiv zum Slapstick bekennen, das ist eine feine Sache, das gefällt mir richtig gut. Es steht ihnen auch gut zu Gesicht, und ich bin sicher, bei den aufwendigen Sets und Spielereien hatten die zwei eine Mordszeit, so wie vermutlich auch alle Darsteller. Da wäre ich gerne mal im Studio herum geirrt und hätte Mäuschen gespielt, wie die beiden akribisch den viel zitierten "Glamour" dieser Zeit nachstellen.