Was ist der beste Film von Ridley Scott?

Die Duellisten (The Duellists)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Alien
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (17%)
Blade Runner (Keine Stimmen)
Legende (Legend) (Keine Stimmen)
Der Mann im Hintergrund (Someone to Watch Over Me) (Keine Stimmen)
Black Rain
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Thelma & Louise (Keine Stimmen)
1492 – Die Eroberung des Paradieses (Keine Stimmen)
White Squall (Keine Stimmen)
Die Akte Jane (G.I. Jane) (Keine Stimmen)
Gladiator
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Black Hawk Down (Keine Stimmen)
Hannibal
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (13%)
Tricks (Matchstick Men) (Keine Stimmen)
Königreich der Himmel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Ein gutes Jahr (A Good Year) (Keine Stimmen)
American Gangster (Keine Stimmen)
Der Mann, der niemals lebte (Body of Lies)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Robin Hood
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Prometheus
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
The Counselor
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Exodus: Götter und Könige (Keine Stimmen)
Der Marsianer - Rettet Mark Watney (The Martian)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Alien: Covenant (Keine Stimmen)
All the Money in the World (Keine Stimmen)
The Last Duel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (13%)
House of Gucci (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 24

Re: Die Filme des Ridley Scott

586
GoldenProjectile hat geschrieben: 19. Dezember 2021 00:14 So ganz aus seinem "Wheelhouse" fallen die Filme aber nicht, oder? Mal als ganz einfacher Versuch eines Erklärungsansatzes: Vielleicht hat er einfach ein gewisses Faible für Historien- und Monumentalfilme, siehe Duellists, Gladiator, Kingdom of Heaven und daher nun TLD ohne Dalton.
Stimmt, Robin Hood und Exodus könnte man in diese Reihe auch noch mitaufnehmen. Aber ich sehe das nicht als Widerspruch zu meiner These, eigentlich sogar eher im Gegenteil. Hollywood sucht ja eigentlich immer nach einer standardisierten Vorgehensweise zum Erfolg und versucht daher bereits vorhandene Erfolge "nachzubauen". Das hat zur Folge, dass Schauspieler und Regisseure immer wieder Angebote bekommen für Projekte, die ihren früheren Erfolgen ähneln. Und ich könnte mir vorstellen, dass der gute Ridley auch überproportional oft historische Stoffe angeboten bekommt, eben weil er hier in der Vergangenheit große Erfolge feiern konnte. Aber die vielen historischen Filme fallen dann eben erst in die Phase ab Gladiator, zuvor waren es mit den Duellisten und 1492 gar nicht mal so viele, die in dieses Schema reinpassen (nichtzuletzt, da beide Filme kommerziell recht überschaubare Erfolge waren). Ab seinem diesbezüglich grössten Erfolg Gladiator waren es dann mit 5 entsprechenden Filmen wesentlich mehr in praktisch der gleichen Zeit.

P.S. ich habe White Squall nicht mitgerechnet, da das zwar auch ein historischer Stoff ist, aber die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts dennoch zu weit weg sind vom typisch Scottschen Historienfilm. Ansonsten müsste man strenggenommen Black Hawk Down und American Gangster ja auch miteinrechenen.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Ridley Scott

588
GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Dezember 2021 00:16 Statt die alten Schinken von Ridel-Radel-Ridelei zu bejubeln könntest du eigentlich mal die beiden neuen von ihm schauen. (...)The Last Duel könnte "dein Ding" sein, nicht zuletzt weil dein geschätzter Affleck hier sehr stark agiert.
Der Aufforderung bin ich im alten Jahr jetzt zumindest zur Hälfte noch nachgekommen und habe mir gestern die drei glorreichen Duellisten angeschaut (extra nen Monat Mäuse+ gekauft und siehe da: kaum ist man mal ein halbes Jahr nicht bei dem Verein gewesen hat sich gar nichts getan von wegen Programm, das mich interessieren könnte...aber ich schweife ab...). Ich kann deine Prognose nur teilweise bestätigen. Ja, der Film hätte eigentlich "mein Ding" sein können angesichts Thematik, Darsteller und Regisseur. Und auch aufgrund der Umsetzung - aber eben nur in Teilen.

Denn dass Ridley und seine bewährte Crew Mittelalter können, daran bestand ja eigentlich nie ein Zweifel und das bestätigen sie auch hier wieder eindrucksvoll. Allerdings: gerade visuell bietet TLD (nicht der mit Dalton) geradezu eine Art Best-Of von des Riddlers vorherigem Epen-Werk. Ich hätte ja bereits im Vorfeld Haus und Hof darauf verwettet, dass sollte TLD auch Szenen im Winter haben wir fraglos wieder den bewährten Scottschen Blaufilter und den ziellos in der Luft umherschwirrenden Kunstschnee bekommen würden - aber mit welcher Häufigkeit er dieses typische Eigen-Trademark tatsächlich anwendet hat mich dann doch überrascht. Und so gibt es diverse Elemente und Momente, in denen sich der Altmeister etwas arg eigenverliebt selbst zitiert und dadurch für wiederkehrende Deja-vu-Momente beim kundigen Zuschauer sorgt. Wobei: das mag jetzt negativ klingen, ist es für mich aber nicht wirklich gewesen. Eher hat mich diese etwas einfallslose und eben auch durchaus eitle Vorgehensweise eher amüsiert.

A propos einfallslos: deutlich negativer empfand ich, dass Scott anscheinend weder seiner zu vermittelnden zeitgemäßen Botschaft noch den intellektuellen Aufnahmefähigkeiten seines Publikum so recht vertraut hat und daher die gewünschte Moral im Schlussdrittel dem Zuschauer förmlich mit dem Holzhammer aufdrängt. Ich hatte schon beim zweiten Segment ein ungutes Gefühl. in welche Richtung sich der Film entwickeln könnte. Endgültig besorgt war ich dann aber mit Einsetzen der Titel des dritten Segments, welches ja bereits als "wahre Wahrheit" angekündigt wird. Und genau das ist dann auch enttäuschend, da Scott hier dem Zuschauer die intendierte Moral vorkaut und ihm damit sämtliche Arbeit abnimmt. Ebenso enttäuscht hat mich das Fehlen jeglicher Grautöne beim Erzählen der "Wahrheit" im dritten Segment. Auf der einen Seite die bösen, selbstsüchtigen Männer, auf der anderen das arme, ausgenutzte weibliche Opfer, unschuldig in jedweder Hinsicht. Dazu passt dann auch das noch schnell hingesaute "Happy End" in Form einer Texttafel, wodurch unsere Heroin glücklich und vor allem unbemannt bis ans Ende ihrer Tage leben darf.

Das titelgebende finale Duelle reisst es dann glücklicherweise wieder etwas raus, da Onkel Ridley hier es ordentlich und durchaus auch explizit krachen lässt. Allerdings verblüfft er uns auch hier wieder mit einer geradezu fantastischen Bewegbarkeit seiner Kombattanten, was angesichts kiloschwerer Rüstungen schon irgendwie kurios erscheint. :wink:

Und so bleibt am Ende bei mir das vertane Potenzial weit mehr haften als die durchaus vorhandene solide Qualität. Das ist schade, denn gerade handwerklich hat sich der Film kaum etwas vorwerfen zu lassen. Die Darsteller machten ihre Sache gut und ja, Uns Ben war auch dieses mal für mich wieder der diesbezügliche Höhepunkt (und hatte auch den besten Satz des ganzen Films mit "Kommt rein und zieht eure Hose aus!" :mrgreen: ). Das mag jetzt alles recht negativ klingen, ist aber eigentlich mehr Ausdruck meiner Enttäuschung, dass Scott hier vor allem in der zweiten Filmhälfte so uninspiriert und plump agiert. Ich hätte mir hier einen ambitionierteren Ansatz gewünscht und vor allem deutlich weniger Schwarz-und-weiss-Malerei hinsichtlich der Charakterisierung. Aber vielleicht spielen mir meine Erwartungshaltung und meine filmische Prägung da auch einen Streich, denn Ridel-Radel-Ridelei ist nun mal kein Holländer. :)

Versöhnliche 7 Punkte
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Ridley Scott

589
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Dezember 2021 08:42
GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Dezember 2021 00:16 The Last Duel könnte "dein Ding" sein
Der Aufforderung bin ich im alten Jahr jetzt zumindest zur Hälfte noch nachgekommen und habe mir gestern die drei glorreichen Duellisten angeschaut (extra nen Monat Mäuse+ gekauft und siehe da: kaum ist man mal ein halbes Jahr nicht bei dem Verein gewesen hat sich gar nichts getan von wegen Programm, das mich interessieren könnte...aber ich schweife ab...). Ich kann deine Prognose nur teilweise bestätigen. Ja, der Film hätte eigentlich "mein Ding" sein können angesichts Thematik, Darsteller und Regisseur. Und auch aufgrund der Umsetzung - aber eben nur in Teilen.
Falls du mich jetzt auf einen Monat Mäusegebühren verklagen will kann ich mich immer auf meinen Konjunktiv beziehen. :wink:
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Dezember 2021 08:42 deutlich negativer empfand ich, dass Scott anscheinend weder seiner zu vermittelnden zeitgemäßen Botschaft noch den intellektuellen Aufnahmefähigkeiten seines Publikum so recht vertraut hat und daher die gewünschte Moral im Schlussdrittel dem Zuschauer förmlich mit dem Holzhammer aufdrängt. Ich hatte schon beim zweiten Segment ein ungutes Gefühl. in welche Richtung sich der Film entwickeln könnte. Endgültig besorgt war ich dann aber mit Einsetzen der Titel des dritten Segments, welches ja bereits als "wahre Wahrheit" angekündigt wird. Und genau das ist dann auch enttäuschend, da Scott hier dem Zuschauer die intendierte Moral vorkaut und ihm damit sämtliche Arbeit abnimmt. Ebenso enttäuscht hat mich das Fehlen jeglicher Grautöne beim Erzählen der "Wahrheit" im dritten Segment.
Den Titel habe ich so gar nicht mitbekommen. Mich könnte so was auch leicht stören, aber in diesem Fall hat es sich dann doch schlüssig angefühlt, weil es mir logisch erschien dass der erste Erzähler eben nicht direkt dabei war und der zweite Erzähler lügt bzw. schönredet, da muss die dritte Wahrheit dann halt irgendwie auch die wahrste sein. Aber es ist sicher nicht der grautönigste aller Filme, das stimmt.
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Dezember 2021 08:42 Das titelgebende finale Duelle reisst es dann glücklicherweise wieder etwas raus, da Onkel Ridley hier es ordentlich und durchaus auch explizit krachen lässt. Allerdings verblüfft er uns auch hier wieder mit einer geradezu fantastischen Bewegbarkeit seiner Kombattanten, was angesichts kiloschwerer Rüstungen schon irgendwie kurios erscheint.
Dann hat der Konjunktiv zumindest hier treffen können. Ich fand die Brutalität, die buchstäbliche Kälte und auch die Schwere des Kampfes exzellent, dass sie zu beweglich agieren habe ich so nicht in Erinnerung, eher das Gegenteil.
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Dezember 2021 08:42 Uns Ben war auch dieses mal für mich wieder der diesbezügliche Höhepunkt (und hatte auch den besten Satz des ganzen Films mit "Kommt rein und zieht eure Hose aus!" :mrgreen: ).
War auch mein dialogisches Highlight (zusammen mit "If she got raped, then she couldn't get pregnant. That's science!") wie ich sowieso jedem Auftritt Bens als dekadenter Oberar$ch freudig entgegengefiebert hatte.
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Dezember 2021 08:42 Ridel-Radel-Ridelei ist nun mal kein Holländer. :)
Ein Franzose auch nicht, und ausgerechnet ist es wieder Uns Ben, der gefühlt noch am französischsten wirkt in diesem Film. Sehr amüsant fand ich, dass bei jedem Szenenwechsel nach Paris die im Bau befindliche Cathédrale Notre-Dame im Establishing Shot gezeigt wird. So geht man vor, wenn der Film zu einer Zeit vor dem Eiffelturm spielt. :mrgreen:
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme des Ridley Scott

590
GoldenProjectile hat geschrieben: 31. Dezember 2021 11:59 Falls du mich jetzt auf einen Monat Mäusegebühren verklagen will kann ich mich immer auf meinen Konjunktiv beziehen. :wink:
Wenn hier jemand verklagt gehört, dann bin ich es, weil ich genau wusste, auf was ich mich da einlasse. :) Ne, alles gut. Hab das schon bewusst wegen TLD gemacht und gleich am ersten Tag dann auch wieder gekündigt. Aber halt schon erstaunlich, wie weit weg ich von Disneys Zielgruppe bin. Wobei, eigentlich eher beruhigend denn erstaunlich. :lol:
GoldenProjectile hat geschrieben: 31. Dezember 2021 11:59 Den Titel habe ich so gar nicht mitbekommen. Mich könnte so was auch leicht stören, aber in diesem Fall hat es sich dann doch schlüssig angefühlt, weil es mir logisch erschien dass der erste Erzähler eben nicht direkt dabei war und der zweite Erzähler lügt bzw. schönredet, da muss die dritte Wahrheit dann halt irgendwie auch die wahrste sein. Aber es ist sicher nicht der grautönigste aller Filme, das stimmt.
Der Titel des 3. Segments ist zuerst identisch zu dem der ersten beiden Segmente "The Truth according to Lady Soundso", dann verschwinden aber die Wörter und übrig bleibt nur "The Truth". Und genau so kam es ja auch und das fand ich halt schade, weil ein Film, der mehrere Sichtweisen derselben Geschichte zeigt sollte doch eigentlich den Punkt machen, dass es eben nicht so etwas wie eine richtige Wahrheit gibt. Bei einem so heiklen Thema wie Vergewaltigung ist das natürlich in der Tat schwierig, da hier im Zweifel tatsächlich nur eine Person entscheiden kann wie es war. Aber das ist ja hier auch nicht mein Kritikpunkt, sondern dass Scott unabhängig von der Vergewaltigung die weibliche Sichtweise automatisch als Wahrheit deklariert und das ist dann in meinen Augen schon problematisch bei einem Film, der sich ja ganz offensichtlich als aufgeklärt versteht. Und aufgeklärt ist das dann gerade nicht, weil es das jahrhundertelange "Der Mann hat immer recht" Credo durch ein neues, aber nicht weniger falsches "Die Frau hat im Zweifel immer recht" ersetzt. Und das ist mir zu plump, gerade weil das 3. Segment keinerlei Anstalten macht die Männer irgendwie differenziert zu zeichnen. Und letztlich ja auch die Protagonistin nicht, die grautonfrei einfach nur unschuldig und gut ist (was prinzipiell auch ok wäre, wenn es nur ihr subjektives Segment wäre, aber eben nicht in der per Regie-Dekret verkündeten einzig richtigen Wahrheit).
GoldenProjectile hat geschrieben: 31. Dezember 2021 11:59 Dann hat der Konjunktiv zumindest hier treffen können. Ich fand die Brutalität, die buchstäbliche Kälte und auch die Schwere des Kampfes exzellent, dass sie zu beweglich agieren habe ich so nicht in Erinnerung, eher das Gegenteil.
Sobald ohne die Gäule gekämpft wird scheint oftmals die Schwerkraft keine Rolle mehr zu spielen. Wie die beiden Kerle da hin und herspringen und den Schlägen schnell ausweichen dürfte in diesen Rüstungen schlicht unmöglich sein. Aber keine Frage, die Actionszene für sich ist toll und eindrucksvoll gefilmt, aber halt ziemlich unrealistisch, auch weil die (inhaltlich ja sogar zuvor angesprochene) Ermüdung der Kämpfer kaum eine Rolle spielt. Das hat man z.B. bei El Cid oder Robin & Marian deutlich besser und überzeugender dargestellt.
GoldenProjectile hat geschrieben: 31. Dezember 2021 11:59 Ein Franzose auch nicht, und ausgerechnet ist es wieder Uns Ben, der gefühlt noch am französischsten wirkt in diesem Film. Sehr amüsant fand ich, dass bei jedem Szenenwechsel nach Paris die im Bau befindliche Cathédrale Notre-Dame im Establishing Shot gezeigt wird. So geht man vor, wenn der Film zu einer Zeit vor dem Eiffelturm spielt. :mrgreen:
Mir hat sich halt immer der Vergleich mit Verhoeven aufgedrängt, auch weil er einen vergleichbaren Stoff in Flesh & Blood wesentlich überzeugender und differenzierter dargestellt hat, gerade auch hinsichtlich der Rolle der unterdrückten und missbrauchten Frau. Aber auch Ridley selbst hat in "The Duellists" ein weit differenziertes Bild zweier sehr unterschiedlicher Sichtweisen des gleichen Konflikts in seiner Vita, von daher sollte er das eigentlich besser können. Ansonsten bin ich da aber ganz bei dir, die Notre Dame-Establishing shots sind mir auch jedes mal wieder aufgefallen und sonderlich französisch war das alles nun wirklich nicht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Ridley Scott

591
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Dezember 2021 13:53
GoldenProjectile hat geschrieben: 31. Dezember 2021 11:59 Den Titel habe ich so gar nicht mitbekommen. Mich könnte so was auch leicht stören, aber in diesem Fall hat es sich dann doch schlüssig angefühlt, weil es mir logisch erschien dass der erste Erzähler eben nicht direkt dabei war und der zweite Erzähler lügt bzw. schönredet, da muss die dritte Wahrheit dann halt irgendwie auch die wahrste sein. Aber es ist sicher nicht der grautönigste aller Filme, das stimmt.
Der Titel des 3. Segments ist zuerst identisch zu dem der ersten beiden Segmente "The Truth according to Lady Soundso", dann verschwinden aber die Wörter und übrig bleibt nur "The Truth". Und genau so kam es ja auch und das fand ich halt schade, weil ein Film, der mehrere Sichtweisen derselben Geschichte zeigt sollte doch eigentlich den Punkt machen, dass es eben nicht so etwas wie eine richtige Wahrheit gibt.
Warum sollte er das? Warum darf er es nicht anders machen? Für mich gewinnt "The Last Duel" dadurch, dass uns Scott klipp und klar sagt, wer "The Truth" spricht, denn das gewinnt den vorherigen Blickwinkeln auch neue Facetten ab. Wenn das, was im dritten Segment passiert, die Wahrheit ist, also das wirklich Passierte, dann stellt sich ja die Frage, wie die Darstellung der Vergewaltigung im zweiten Segment da ins Bild passt. Lügt Adam Driver einfach oder zeigt uns sein Handlungsstrang auf, wie sehr seine Wahnehmung die tatsächlichen Geschehnisse gefiltert hat, wie sehr seine Blase ihn unfähig hat werden lassen, die Realität als solche wahrzunehmen? Ich finde, "The Last Duel" wird durch seine Klarstellung komplexer, nicht einfacher. Das Gegenteil wäre eine 100-Prozent-Wiederholung von "Rashomon" und das hätte ich nun auch nicht gebraucht.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme des Ridley Scott

592
Casino Hille hat geschrieben: 31. Dezember 2021 14:41 Warum sollte er das? Warum darf er es nicht anders machen? Für mich gewinnt "The Last Duel" dadurch, dass uns Scott klipp und klar sagt, wer "The Truth" spricht, denn das gewinnt den vorherigen Blickwinkeln auch neue Facetten ab. Wenn das, was im dritten Segment passiert, die Wahrheit ist, also das wirklich Passierte, dann stellt sich ja die Frage, wie die Darstellung der Vergewaltigung im zweiten Segment da ins Bild passt. Lügt Adam Driver einfach oder zeigt uns sein Handlungsstrang auf, wie sehr seine Wahnehmung die tatsächlichen Geschehnisse gefiltert hat, wie sehr seine Blase ihn unfähig hat werden lassen, die Realität als solche wahrzunehmen? Ich finde, "The Last Duel" wird durch seine Klarstellung komplexer, nicht einfacher. Das Gegenteil wäre eine 100-Prozent-Wiederholung von "Rashomon" und das hätte ich nun auch nicht gebraucht.
Ok, dann lass es mich anders formulieren. Es ist weniger die Tatsache, dass er die Wahrheit dem Zuschauer vorgibt als mehr die Art und Weise, wie er dies tut. Oder um präziser zu sein, es ist die Kombination aus beidem, die mir nicht gefällt. Aber die Art und Weise ist hier für mich tatsächlich problematischer. Denn wenn es ihm schon um die Wahrheit geht (und dies wäre tatsächlich absolut legitim, da hast du völlig recht), gerade im Kontrast zur subjektiven Wahrnehmung der Männer, dann finde ich es irritierend und kontraproduktiv, dass diese mindestens genau so subjektiv gefärbt erscheint wie die beiden anderen "Wahrheiten". Der Punkt ist: sollte eine als solche vom Regisseur klar zu verstehen gegebene objektive Wahrheit so ein einseitiges Bild zeichnen? Hilft dies der Glaubwürdigkeit dieser Wahrheit bzw. der Verdeutlichung des Anliegens? Oder ist es eher kontraproduktiv, da es einfach unglaubhaft wirkt, wodurch auch das ehrenwerte Grundanliegen (Unterdrückung der Frau) nicht mehr für voll genommen wird? Ich kann da nur für mich sprechen, aber ich finde das viel zu vereinfacht und ja, auch plump in der gleichen Art und Weise, wie viele "Agenda"-Filme in den letzten Jahren vorgegangen sind nach dem Motto: wenn unser Grundanliegen ehrenwert und gerecht ist, dann können wir ruhige auch ordentlich über die Stränge schlagen und die Gegenseite so negativ wie möglich darstellen. Das ist in meinen Augen aber ein generelles gesellschaftliches Problem, nämlich dass ein langanhaltendes Unrecht nicht dadurch ins Gleichgewicht gebracht wird, indem man bewusst zu weit in die andere Richtung steuert. Das alles einem kleinen Ritterfilm anzulasten mag etwas zu weit gehen, aber ich sehe in Scotts stark vereinfachter Problembehandlung da durchaus die gleiche Vorgehensweise.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Ridley Scott

594
Ich konnte mit House of Gucci nun auch den zweiten Vorjahres-Riddler nachholen und finde das Mode-Epos so la la. So wirklich vom Hocker hat mich das alles nicht gehauen, die Story klingt in Papierform irgendwie spektakulärer, als sie auf der Leinwand dann daher kommt. Gut, langweilig wird der Film trotz über 2,5 Stunden Lauflänge nie, aber wirklich packend halt auch überhaupt nicht. Defizite sehe ich neben der unspektakulären Inszenierung (oder war es doch eher das weitgehend Höhepunktlose Drehbuch?) vor allem bei den Figuren, die allesamt merkwürdig blass und distanziert bleiben. Ich mag Driver und Lady Gaga eigentlich sehr gern und sie sind auch hier sicher alles andere als schlecht, aber es gelingt ihnen auch nie ihren Figuren echtes Leben einzuhauchen. So bleiben am Ende die wild draufloschargierenden Pacino und Leto die darstellerischen Glanzlichter, da ihre Zirkusnummern zumindest höchst amüsant anzuschauen sind (wobei rein schauspielerisch Jeremy Irons die Glanzlichter setzt). Von daher: kann man schauen, bleibt im Riddler-Oeuvre aber nicht nachhaltig haften.
6 / 10
GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Dezember 2021 00:16 Eine Synchronfassung kann bei House of Gucci vielleicht sogar die nervigste Schauspielleistung des Jahres etwas abfedern (keine Bange, abgesehen vom Jared ist der gut)
Ne, ist in der Synchro vermutlich genau so übertrieben überdreht. Aber wie gesagt hatte ich durchaus meinen Spass an dem Zirkus. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Ridley Scott

597
Revoked hat geschrieben: 7. November 2022 12:55 Ich würde mir gerne eine Blade Runner BluRay zulegen.
Die Auswahl gestaltet sich aufgrund der großen Auswahl an Fassungen eher schwierig.

Hat jemand eine eine Empfehlung?
So wie ich das sehe dürfte es momentan schwierig (oder zumindest extrem teuer) für dich werden, irgendeine andere Fassung auf BD zu erstehen als den Final Cut. Es gab vor ein paar Jahren eine schöne Collection, in der alle 5 Fassungen enthalten waren, u.a. die von mir bevorzugte Kinofassung (ganz klar die einzig wahre Fassung! :D ). Aber die ist mittlerweile vergriffen und nur noch schweineteuer gebraucht zu bekommen.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"