(K)Ein Agent für alle Fälle: Die "OSS 117"-Filme

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Bald erscheint eine sehenswerte französische agentenfilmparodie auf DVD und Bluray. Sieht aus wie 1962 gefilmt stammt aber aus 2006 und bietet einen Hauptdarsteller der aussieht wie ein junger Connery.

Sieht selbst auf der deutschen Homepage. Lasst euch nicht von Oliver Kalkofe abschrecken, seine Synchroarbeit ist sehr nah dran an der Originalversion die durch feinen ironischen Humor besticht und nicht wie Blödel-Dialoge wie viele Komödien hierzulande. Nach dem Kalkofe-statement auf der Startseite zeigt das Video den Trailer in deutscher Sprache (ein Muss!):

http://www.oss117.de/

Viel Spass!

PS: Auf der Seite selbst findet man unter "Trailer und Videos" weitere Ausschnitte und Infos zum Film. Sehr sehenswert!
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: OSS 117 -Der Spion der sich liebte (OT:Cairo, Nest Of Spies)

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muss ganz ehrlich sagen, dass ich das, was ich gesehen habe, nicht so besonders fand. Der Look ist tatsächlich nicht schlecht, der Humor schien mir aber sehr niedrig angesetzt, also Klamauk auf sehr einfachem und leider auch sehr seichtem Niveau. Ich glaube diese Art von Film ist für Franzosen einfach nichts.
Bild

Bond... James Bond

"Ach übrigens: Der Drink ist gerührt und nicht geshakt, das war doch in Ordnung?" - "Vollkommen."
(James Bond - Man lebt nur zwei mal)

Re: OSS 117 -Der Spion der sich liebte (OT:Cairo, Nest Of Spies)

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das stimmt. ich kann mit dem französischen humor generell nix anfangen und leider noch viel weniger mit kalkofes nicht-vorhandenem gespür für geschliffene filmdialoge. schade, aber allein wegen der optik finds ichs gut und im französischen ganz witzig. aber DAS wäre vielleicht eine art, wie tarantino einen 60er bondfilm hätte machen können.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: OSS 117 -Der Spion der sich liebte (OT:Cairo, Nest Of Spies)

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danielcc hat geschrieben:das stimmt. ich kann mit dem französischen humor generell nix anfangen und leider noch viel weniger mit kalkofes nicht-vorhandenem gespür für geschliffene filmdialoge. schade, aber allein wegen der optik finds ichs gut und im französischen ganz witzig. aber DAS wäre vielleicht eine art, wie tarantino einen 60er bondfilm hätte machen können.
Mit Klakofe als Komiker kann ich auch nur wenig anfangen. Als Synchronsprecher versucht er aber immer sehr nah am Original zu bleiben, was ausdrücklich lobenswert ist.

der Humor schien mir aber sehr niedrig angesetzt, also Klamauk auf sehr einfachem und leider auch sehr seichtem Niveau. Ich glaube diese Art von Film ist für Franzosen einfach nichts.
Haben wir den gleichen Trailer gesehen? :wink:

Fäkalwitze und Gags unter der Gürtellinie wird man in OSS 117 vergebens suchen. Die Franzosen setzen eher auf Wortwitz und Situationskomik (siehe u.a. die Taxi-Filme).

Achja ursprünglich war OSS 117 eine französische Agenten-Romanserie. Das erste Buch wurde wenn ich mich recht erinnere 1949 geschrieben. VOR BOND! ^^
Das ganze wurde in den 50ern und 60ern auch öfters verfilmt im Zuge des Agentenfilmbooms...
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: OSS 117 -Der Spion der sich liebte (OT:Cairo, Nest Of Spies)

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Ich bin ja der festen Überzeugung, dass es mehrere Indikatoren für (subjektiv) "guten Humor" gibt, als die hier genannte Fäkalsprache(die übrigens nicht immer abwertend fungiert).

Ich finde die Franzosen einfach nicht witzig, und das im Trailer gesehene bestätigt mich da. Wirkt auf mich konstruiert und aufgesetzt. Nicht falsch verstehen, ich schätze viele französische Filme, und die oftmals melancholisch-traurige Ironie (meinetwegen auch den Witz), welche hierbei durchaus öfters entstehen kann (und nicht muss).

Eben weil viele französische Filme sehr feinfühlig und intelligent konstruiert sind, da entsteht manchmal einfach eine grandiose Situationskomik. Was nicht lustig ist, sind solche gezielten Parodien und fröhlich-lustige Slapstick-Komödien, denn das können die Franzosen einfach nicht.

edit: Muss dazu noch anmerken, dass ich Kalkofe durchaus beizeiten sehr lustig finde. Leider muss man jedoch sagen, dass er das eigene Niveau in letzter Zeit immer niedriger anzusetzen scheint. Hier muss man tatsächlich anmerken, dass es scheint, als ob die seinerseits immer häufiger verwendete Fäkalsprache, speziell in seinen TV-Produktionen, einen Verlust an Witz und Originalität früherer Zeiten zu verdecken sucht.
Bild

Bond... James Bond

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Re: OSS 117 -Der Spion der sich liebte (OT:Cairo, Nest Of Spies)

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Habe den Film nun gesehen und bin restlos begeistert.

Ich hatte zwar schon hohe Erwartungen aber die wurden sogar übertroffen. OSS 117 ist meilenweit vom Austin Powers-Rüschenhemd-Klamauk entfernt. Der Film ist zugleich grandiose Hommage an das Agentenkino der 60er, als auch eine Parodie mit ganz feinen Humor. Die allzu vorhandenen Spitzen über die alten Bondfilme lassen dabei auch das Herz der Bondfans aufgehen. Allein die Hommage/Parodie (so genau kann man es nur selten sagen) der Flughafenszene aus DN ist der Wahnsinn.
Vergleicht man den film mit anderen deutschen Genreparodien ( z.B. Der Wixxer) so stellt man hier fest, dass der Humor nicht mit dem Holzhammer kommt. Die Gags sind manchmal sogar so fein, dass man sie wohl erst bei einem späteren zweiten Sehen des Films erkennt. Ebenso bleibt fast alles humoristische weit über der Gürtelinie, die zwei Gags die doch tiefer angesiedelt sind haben allerdings nicht mit Fäkalhumor á la Austin Powers zu tun, sondern parodieren eher die Machohaftigkeit und den Sexismus der alten Agentenfilme. Dieser Film ist die beste Agentenparodie die es zur Zeit gibt.
Dazu kommt noch die unglaublich authentische Optik. Der Film sieht geradezu aus als hätte man ihn 1962 gedreht und heute erst aus dem Archiv geholt. Unterstreicht wird das ganze durch klassischen Soudtrack im 60er-Jahre John Barry-Stil. Die Illusion ist quasi perfekt. Aber nada, der Film stammt aus 2006 und zeigt wie großartig manchmal das europäische Kino sein kann.
Für Bondfans die Parodien oder Homagen an ihren Jimbo mögen ist der Film ein Muss. Auf die Fortsetzung (spielt in Rio De Janiero) bin ich schon gespannt wie ein Flitzebogen.

Meine Wertung: 9/10


Eine weitere ausführliche Kritik von Filmstarts.de:
http://www.filmstarts.de/kritiken/75344 ... iebte.html
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: OSS 117 -Der Spion der sich liebte (OT:Cairo, Nest Of Spies)

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007James Bond hat geschrieben:Vermarktet werden die Filme aber scheinbar nicht gut, wenn sie uns vorenthalten werden.
Ausländische Filme gehen in Deutschland nicht gut. Ausnahmen sind die Filme von bekannten Leuten. Aus Frankreich schaffen es deshalb fast nur Filme von Luc Besson (als Regie oder Produzent) ins Kino oder in die Videothek. Ansonsten liegen französische Filme wie Blei in den Regalen. Das finde ich als Fan des französischen Kinos sehr Schade. Die Franzosen machen meiner Meinung nach aktuell die besten Filme außerhalb Hollywoods. Das Maß an Professionalität und Ausgefeiltheit was unsere Nachbarn durchweg an den Tag legen sucht man in Europa vergebens. Aus England gibt's Ab und Zu mal tolle Filme, Italien scheint im cineastischen Winterschlaf (Ausnahme Gomorrha), Spanien ebenso und Deutschland erwacht nur sehr langsam. Abseits der Produktionen von Bernd Eichinger hat sich in der Vergangenheit wenig im deutschen Kino getan was international relevant wäre. Deutschland hat sich zu sehr auf die Nische der historischen Stoffe spezialisiert. Thriller oder Actionfilme die auch Drehbuchtechnisch (daran hängt's am meisten hierzulande) auf internationalen Niveau sind werden hierzulande nicht gedreht. In letzter Zeit gibt es zwar Bestrebungen größere und mehr deutsche Filme für den internationalen Markt zu machen, dennoch überwiegen nach wie vor die historischen Filmstoffe. Blockbusterkino aus Germany wird's also wohl erstmal nicht geben...
Frankreich dagegen (so sehr ich die Sprache nicht ausstehen kann) mauserte sich in den letzten 30 Jahren zu cineastischen Großmacht. Mittlerweile
haben französische Produktionen sogar internationale Casts. Beispiele dafür sind die "The Transporter"-Reihe, "96 Hours" (mit Liam Neeson), die Verfilmung von Hitman und ab Januar "From Paris with Love" (mit John Travolta). Alle diese Filme wurde sogar von einer einzigen französischen Firma als treibende Kraft: EuropaCorp. Die Firma wurde von Luc Besson gegründet in der Absicht moderne europäisch/französische Filme zu drehen, die international ankommen und dennoch einen ganz eigenen Stil haben. Mission accomplished würde ich sagen...
Ansonsten gibt es in Frankreich noch mehrere Filmstudios die besonders herausstechen. "Le Petit Rheine" ist eine Independent-Firma die den Oscar-Nominierten "Tage des Ruhms" mitproduzierte und auch für "Pakt der Wölfe" verantwortlich war. Sehenswert auch "Intimate Enemies" einer der besten Antikriegsfilme der letzten Jahre. Darin geht es um den Algerienkrieg und den verzweifelten Kampf von Soldaten die angesichts einer Guerilla-Gegners auch sich selbst verlieren. Aktuell arbeitet die Firma an einer Neuinterpretation von "Fantomas" in Stile von "The Dark Knight". Dieses Projekt hat allein ein Budget von 80 Mio €. Zum Vergleich: "Der Baader-Meinhof-Komplex" war einer der teuersten deutschen Filme der jüngeren Vergangenheit und hatte 23 Mio € Budget. Die Franzosen machen sich langsam zum einem kleinen Alternativ-Hollywood.
Erwähnung verdient auch die Firma Gaumont. Sie ist sogar das älteste noch existierende Filmstudio (Gründungsjahr 1895) beschreitet in letzter Zeit einen Weg ähnlich der EuropaCorp: Mittels internationalen Cast werden die Filme für ein breites multinationales Publikum interessant. Allerdings steht bei Gaumont der künstlerische Aspekt noch weiter im Vordergrund. Nebenbei werden aber auch noch Komödien wie OSS 117 gedreht. Einige Highlights der letzten Jahre aus dem Hause Gaumont:
"Die Purpurnen Flüsse" (dürfte weitgehend bekannt sein)
"Chrysalis" (düsterer Zukunfts-Thriller)
"Das Imperium der Wölfe" (Thriller mit sehr dichter Atmosphäre)
"36 - Tödliche Rivalen" (Krimi-Thriller mit Gerard Depardieu)

Natürlich werden einige der Filme nicht jedermanns Geschmack sein. Allerdings hat das französische Kino weit mehr zu bieten als Komödien. Ich habe echt keine Prozente daran oder ähnliches. Es geht mir nur darum, dass ich allerortens zuerst Ablehnung beim Thema "Französisches Kino" höre, aber dann nach einigen Klarstellungen ("The Transporter ist ein franz. Film") auf einmal merke dass viele eigentlich gar nichts von franz. Kino wissen. Dabei gehen an denjenigen so viele tolle Filme vorbei, die es mehr Wert sind anzusehen als die 23ste Fortsetzung von SAW oder anderer Standardware.
Dabei freue ich mich jedes Mal wenn ich einen meiner Bekannten/Freunde wieder höre "Der Film war so toll!" wenn sie einen Film aus unseren Nachbarland sahen, den sie sich sonst nie angesehen hätten.

So genug der Lanzen brechen :wink:

Hier mal noch ein paar deutsche Trailer von einem paar der erwähnten franz. Filme:

Intimate Enemies: http://www.youtube.com/watch?v=SnopWkzUL_0
Das Imperium der Wölfe: http://www.youtube.com/watch?v=Xt9-mCy90_0
Chrysalis: http://www.youtube.com/watch?v=YdTqAevPejU

Letzteren Trailer fand ich leider nur in Englisch...


Freut mich dass ich euer Interesse für OSS 117 wecken konnte :D
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Terence Young

Re: OSS 117 -Der Spion der sich liebte (OT:Cairo, Nest Of Spies)

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Dein kleiner Exkurs ist sehr interessant.
Seit den 50ern findet das französische Kino international Anklang, aber ich muss sagen das mir seine Größen wie Jean Luc Godard oder die zu Filmemacher gewordenen Kritiker der Cahiers du cinéma in ihrer Inszenierung und Montage oft zu expressionistisch waren. Das gleiche betrifft bei aktuelleren Produktionen wie Leon der Profi die Drehbücher - zu "abgefahren".
Aber zweifelsfrei kommt aus Frankreich nach den USA das beste Kino. Die Briten haben außer ein paar Jahre Hitchcock noch nie gutes Kino gehabt, die Spanier sowieso nicht, die Italiener hatten mal eine Chance und dem damals sehr bedeutenden deutschen Kino haben die Nationalsozialisten den Todesstoß gegeben, indem sie alle großen Techniker und Regisseure verjagt haben, von denen die besten sich in Hollywood etablieren konnten: Joe May, Fritz Lang, F. W. Murnau, Billy Wilder (damals nur Drehbuchautor) usw. Seit dem sind Die Drehbücher und die Inszenierung langweilig, lahm und uninspiriert. Das scheinbar nur historische Filme Anklang finden, liegt wohl daran, das hier das gewöhnliche und lahme Gewand als Fakt verkauft wird, authentischer wirkt.