Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Casino Hille hat geschrieben: 13. August 2020 20:56
Ich habe das nicht per Stoppuhr gemessen, aber Barquero wirkt auf mich ruhiger, fokussierter, weniger Action- und Tempo-lastig. Ist ja oft eher Empfindungssache. "Rio Bravo" ist für mich der deutlich schnellere und auch actionlastigere Film im Vergleich zu "Der schwarze Falke", obwohl bei den Suchenden mehr geballert und geritten wird.
Das ist allerdings auch eine etwas eigenwillige Sicht. Denn Rio Bravo lässt sich jede Menge Zeit, und bringt seine Action-Höhepunkte sehr sparsam ein, und ist auch für einen 50er Jahre Western erstaunlich lang, erst recht mit einer solchen Thematik.

Mit der Stoppuhr habe ich auch nicht nachgemessen, aber in Hängt ihn Höher gibt es keine wirklich große Ballerei, und es könnte sein daß in Barquero schon in dem Anfangsgemetzel mehr geschossen wird als dort, und ich bin sicher daß der Body Count von Barquero insgesamt ein vielfaches beträgt.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 13. August 2020 21:46 Das ist allerdings auch eine etwas eigenwillige Sicht. Denn Rio Bravo lässt sich jede Menge Zeit, und bringt seine Action-Höhepunkte sehr sparsam ein, und ist auch für einen 50er Jahre Western erstaunlich lang, erst recht mit einer solchen Thematik.
Tja, und trotzdem empfinde ich so. Subjektives Erleben ist irre. :wink:

"Rio Bravo" lässt sich Zeit, und trotzdem ist er gefühlt sehr schnell getaktet, während The Black Falcon eine Schwere mit sich bringt, die ihn auf mich langsamer, tragender wirken lässt. Ja, es wird bei Ford in dem Fall mehr geschossen und gestorben, mein Empfinden ist aber ein anderes.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Samedi hat geschrieben: 17. August 2020 20:47 Ich finde es übrigens ziemlich schade, dass alle Wayne-Filme vor 1939 erst sehr spät (im Großteil erst 2006) synchronisiert wurden.

1963 hat man ja Stagecoach mit GGH neu synchronisiert, da hätte man die anderen alten Filme dann auch gleich mitnehmen können.
Wobei das eine Fassung ist, die ein klein wenig verboten gehört, denn der Score ist eine für 1939 total unpassende teils elektronisch klingende Neufassung. Das wäre ungefähr wie einen Leone Western nur noch mit Techno Musik statt Morricone anzubieten.

Und diese frühen B-Western, die interessieren doch nur wenig, und wahrscheinlich stimmt da der Score der deutschen Fassungen ebenfalls nicht, wie leider bei sehr vielen alten Filmen, auch vielen Klassikern, die erst deutlich später synchronisiert wurden. Jedoch nur wurden wenige so unpassend verhunzt wie Stagecoach oder Der Malteser Falke.

Aber witzig, ich finde diese Musik in beiden Fällen recht hübsch, obwohl sie so vollkommen verkehrt ist ...

Ansonsten habe ich Stagecoach gerade mal wieder geschaut ,aber so sehr ich all das wunderschön geschriebene von Hembus oder Seeßlen oder Bazin da drinnen wieder finden würde, es wird mir wohl nie gelingen. Stagecoach ist einfach zu schlicht in der Anlage seiner Charaktere und seiner Dialoge und seiner Handlung.
Aber bei anderen Fords hat das gerade mal wieder geklappt, die sind jetzt sogar besser denn je. Und ich bin von Wagonmaster so beeindruckt, daß ich ihn zu Fords Meisterwerk erkläre. Denn hier, und nicht in The Searchers oder Stagecoach, hat er seine typischen Themen über den Gegensatz von Wüste und Paradies, von Zivilisation und Barbarei, also auch die zentralen Themen des Western an sich, in seiner schönsten Form und (fast) vollkommensten zum Ausdruck gebracht. Und gleich danach kommt My Darling Clementine, in dem das fast genau so großartig funktioniert.

Damit wäre Wagonmaster momentan mein einziger 10er von Ford, und My Darling Clementine folgt mit, ach ich weiß nicht, ... 9,5/10?

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Stagecoach mochte ich erst in der OV, der Genuss des Films in der Synchro war zuvor sehr überschaubar. Obwohl GGH ja eigentlich immer gut ist und passt so war seine Besetzung auf den (jungen) Duke ungewohnt und irritierend. Aber das ist noch das kleinste Problem bei der deutschen Fassung, die von Maibaum bereits erwähnte ausgetauschte Musik ist dann schon ein echter Dealbreaker. Wenn man keine IT-Spur vorliegen hat sollte man ja trotzdem bemüht sein Alternativmusik in einem möglichst ähnlichen Stil zu verwenden, aber das ist hier ähnlich wie beim bereits erwähnten Malteser Falken überhaupt nicht der Fall. Mindestens genauso problematisch empfinde ich die Tatsache, dass man das Vierteljahrhundert, mit der die Synchro verspätet entstanden ist, durchgängig hört. Bild und Ton wollen dadurch nicht zueinanderpassen und der Idealfall einer Verschmelzung von Synchro und Bild und die dadurch entstehende Illusion einen deutschsprachigenen Film zu sehen kommen so nicht zustande.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Habe nur auf YouTube oberflächlich in die deutsche Version reingehört (und den Film selbst nur einmal vor zwei Jahren auf YouTube im Original gesehen), aber so schlecht klang die alternative Musik jetzt nicht. Klar, das ist ein unverzeihlicher Eingriff in das filmische Original, aber gerade das neue "Theme" ist schon nicht so übel.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 6. Oktober 2020 01:19 Was soll denn ein "Epic Western" sein?
Da zitier ich mal Tante Wiki:
The epic Western is a subgenre of the Western that emphasizes the story of the American Old West on a grand scale. Many epic Westerns are commonly set during a turbulent time, especially a war, as in Sergio Leone's The Good, the Bad and the Ugly (1966), set during the American Civil War, or Sam Peckinpah's The Wild Bunch (1969), set during the Mexican Revolution. One of the grandest films in this genre is Leone's Once Upon a Time in the West (1968), which shows many operatic conflicts centered on control of a town while utilizing wide scale shots on Monument Valley locations against a broad running time. Other notable examples include The Iron Horse (1924), Duel in the Sun (1946), The Searchers (1956), Giant (1956), The Big Country (1958), Cimarron (1960), How the West Was Won (1962), Duck, You Sucker! (1971), Heaven's Gate (1980), Dances with Wolves (1990), The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford (2007), Django Unchained (2012) and The Revenant (2015).
https://en.wikipedia.org/wiki/Western_( ... ic_Western
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Ja, ich habe das mittlerweile auch schon gelesen.

Aber das sind so Wiki-Artikel, die danach aussehen, als seien sie mit zu viel Halbwissen geschrieben worden. In all den Büchern die ich früher über den Western gelesen habe wird zwar auch der Begriff epische Western oder Western-Epen verwendet, aber das ist dabei kaum als feste Gruppe definiert worden, so wie der Italo-Western oder der Spätwestern (auch ein Begriff der von vielen mittlerweile eher verkehrt verwendet wird) oder der Post-Western.

Scheint jedenfalls in dem Artikel ein Sammelsurium von Western zu sein die eine lange Laufzeit haben und irgendwie etwas historisch Bekanntes zum Inhalt haben.
Aber die beiden Tarantino Western sind für mich ganz sicher eher das Gegenteil eines epischen Westerns, und die Dollar Trilogie von Leone ebenfalls. Auch wenn Leone in Il buono, il brutto, il cattivo seinen anti-epischen Stil gegen einen epischen Hintergrund gesetzt hat.

Mit Edelwestern hat man in den 50ern in Deutschland versucht, inhaltlich ambitioniert scheinende Filme von dem damals verachteten Genre abzuheben. Die Musterbeispiele dafür waren und sind High Noon und Shane, das sollten dann Filme sein, für die man das Konstrukt "mehr als ein Western" bemühte, mit dem Ergebnis, daß genau diese beiden Filme dieser Attitüde wegen, dann von den Entdeckern der Qualität des Westerns in seiner Einfachheit, eher verachtet wurden.
Aber später haben dann auch diese "Edelwestern" wieder ihre Anhänger gefunden.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 6. Oktober 2020 09:19 Aber das sind so Wiki-Artikel, die danach aussehen, als seien sie mit zu viel Halbwissen geschrieben worden. In all den Büchern die ich früher über den Western gelesen habe wird zwar auch der Begriff epische Western oder Western-Epen verwendet, aber das ist dabei kaum als feste Gruppe definiert worden, so wie der Italo-Western oder der Spätwestern (auch ein Begriff der von vielen mittlerweile eher verkehrt verwendet wird) oder der Post-Western.

Scheint jedenfalls in dem Artikel ein Sammelsurium von Western zu sein die eine lange Laufzeit haben und irgendwie etwas historisch Bekanntes zum Inhalt haben.
Aber die beiden Tarantino Western sind für mich ganz sicher eher das Gegenteil eines epischen Westerns, und die Dollar Trilogie von Leone ebenfalls. Auch wenn Leone in Il buono, il brutto, il cattivo seinen anti-epischen Stil gegen einen epischen Hintergrund gesetzt hat.
Wenn ich an epische Western denke, dann denke ich vor allem an "Das war der wilde Westen" und "Der Schwarze Falke". Also an Western mit einem großen Budget und einer weiten Handlungsspanne. OUATITW passt da auch noch ganz gut rein. TGTBATU für mich eher nicht.
Maibaum hat geschrieben: 6. Oktober 2020 09:19 Mit Edelwestern hat man in den 50ern in Deutschland versucht, inhaltlich ambitioniert scheinende Filme von dem damals verachteten Genre abzuheben. Die Musterbeispiele dafür waren und sind High Noon und Shane, das sollten dann Filme sein, für die man das Konstrukt "mehr als ein Western" bemühte, mit dem Ergebnis, daß genau diese beiden Filme dieser Attitüde wegen, dann von den Entdeckern der Qualität des Westerns in seiner Einfachheit, eher verachtet wurden.
Aber später haben dann auch diese "Edelwestern" wieder ihre Anhänger gefunden.
Dann ist der entscheidende Unterschied zwischen "epischen Western" und "Edelwestern" wohl der, dass es beim "epischen Western" vor allem um Budget und den Umfang der Geschichte geht, beim "Edelwestern" aber vor allem die Handlung als solche und ihre moralische Ausrichtung im Vordergrund steht. Man könnte den "Edelwestern" also auch als sozialkritscher Western bezeichnen, wenn ich dich richtig verstanden habe.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Eher als Western die einen auf Kunst machen.
Shane ist kaum ein sozialkritischer Film, eher ein mhyto-poetischer. High Noon mag man als sozialkritisch bezeichnen, aber na ja, das scheint mir eine Kategorisierung zu sein die für High Noon falsche Erwartungen weckt

The Searchers habe ich bislang nie wirklich als "epischen" Western empfunden. Fords 2 Stummfilmepen The Iron Horse und 3 Bad Men repräsentieren sicherlich ganz gut den Begriff, aber bei seinen späteren Filmen sehe ich das weniger, auch dann nicht wenn sie historische Themen aufgreifen. Lediglich sein letzter Western Cheyenne Autumn fällt dann für mich wieder in die Kategorie.

Hmm, dieser Begriff episch hat sich ja stark gewandelt. Heute scheint er im Filmbereich nur noch ein Synonym für "Groß" zu sein in Verbindung mit Überlänge.