Re: Zuletzt gesehener Film

9886
iHaveCNit: Nowhere Special (2021) – Uberto Pasolini - Piffl Medien GmbH / Beta Cinema
Deutscher Kinostart: 07.10.2021
gesehen am 12.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt –Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 20:30 Uhr


Manche Filme habe ich erst überhaupt nicht auf dem Schirm, die mich aber dann doch sehr begeistern und berühren. Aus den Kinostarts vom 07.10.2021 war genau das Uberto Pasolinis „Nowhere Special“, der mir erst durch Trailer und Werbung eines meiner Lieblingskinos aufgefallen ist.

John lebt ein einfaches Leben als Fensterputzer in Nordirland und er kümmert sich auch liebevoll um seinen vierjährigen Sohn Michael. Dazu besucht er mit seinem Sohn immer wieder unterschiedliche Familien um sich auf eine wichtige Entscheidung vorbereiten und diese zu treffen. Er ist unheilbar an einem Hirntumor erkrankt und sucht ein neues Zuhause für seinen Sohn.

„Nowhere Special“ ist einer dieser Filme, die mich aufgrund ihrer komplett unaufgeregten und feinfühligen Inszenierung und Erzählung begeistern und berühren. Das Vater-Sohn-Drama lebt von einer unfassbar tollen Chemie zwischen James Norton und dem jungen Daniel Lamont und hier ist Regisseur Pasolini immer sehr nah an Beiden dran, so dass wir den unbeschwerten, liebevollen Alltag und die Beziehung zwischen den Beiden mitfühlen und miterleben können. Der Film geht sehr behutsam mit dem Thema Tod um und wie man sich mit diesem Thema an kleine Kinder nähert. Auch verhandelt er Fragen danach, wie gut man sein Kind in jungen Jahren kennengelernt hat und daher weiß oder glaubt, was das Kind und welchen weiteren Lebensweg das Kind möchte oder ob man einfach Vertrauen in das Kind haben und Loslassen sollte.

„Nowhere Special“ - My First Look – 10/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9887
Dead Bang - Kurzer Prozess (USA, 1989)

Als ein Laden überfallen wird und dabei zwei Personen, darunter ein Polizist, getötet werden, wird Jerry Beck (Don Johnson) vom Los Angeles Police Departement auf den Fall angesetzt. Als er einen Verdächtigen verfolgt, führt ihn die Spur zu Neonazis. Von seinen Ermittlungsmethoden wenig begeisterte Behörden und selbst sein Privatleben legen ihm jedoch Steine in den Weg.

Wir schreiben das Frühjahr 1988, und die Serie «Miami Vice» neigt sich langsam dem Ende zu. Zwar wurde die Serie noch um eine fünfte und letzte Staffel verlängert, doch ein Drehbuchautoren-Streik verzögert die Produktion.
Diese Pause nutzte Hauptdarsteller Don Johnson, der mit seiner Rolle als James «Sonny» Crockett in der genannten Hit-Serie riesige Erfolge feierte, damals wohl als Gelegenheit um sich auch als Filmstar zu etablieren.
Seine Wahl fiel auf den Cop-Thriller «Dead Bang», und als Regisseur konnte Genre-Spezialist John Frankenheimer gewonnen werden, der zuvor mit Filmen wie «Botschafter der Angst» oder «French Connection II» Erfolge feiern konnte.

Offensichtlich scheint Johnson bei der Produktion des Films grösseren Einfluss gehabt zu haben, da auffällig viele Darsteller für den Film verpflichtet werden konnten, die zuvor bei «Miami Vice» mitgespielt haben.
Neben Penelope Ann Miller, die in «Dead Bang» nur wenige Szenen bestreiten darf und kaum im Film ankommt, war auch Bob Balaban, der hier einen mürrischen Polizisten spielt, schon bei «Miami Vice» zu Gast. Balaban war gleich in zwei Episoden als Reporter zu sehen und spielt in jenen Folgen eine zentrale Rolle.
Auch Frank Military trat in der Serie in einer Nebenrolle in Erscheinung und durfte zudem für zwei sehr gelungene Episoden das Skript verfassen, während er in «Dead Bang» in die Rolle eines zwielichtigen Ganoven schlüpft.

Johnson selbst versucht mit seiner Rolle als Jerry Beck wohl auch ein wenig vom schillernden «Sunnyboy»-Image abzurücken, für welches er bei «Miami Vice» bekannt war: Beck ist geschieden, pleite und lebt in einem heruntergekommenen Motel direkt neben dem Flughafen. Dazu hat er ein offensichtliches Alkoholproblem, was ein verdächtiger Ganove später unfreiwillig bezeugen muss.
Johnson scheint offensichtlich viel Spass an der Rolle gehabt zu haben und spielt den zielstrebigen und etwas streitsüchtigen Polizisten durchaus überzeugend. Dabei vermag er den Film sehr gut auf seinen Schultern zu tragen.
Angesichts dessen ist es durchaus schade, dass seine Kino-Karriere nie so recht durchstarten wollte, aber immerhin konnte Johnson später nochmals für eine Hauptrolle in einer beliebten Actionserie («Nash Bridges») gewonnen werden und ist auch heute erfreulicherweise wieder öfters in grösseren Produktionen anzutreffen.

Die Nebendarsteller machen derweil einen soliden Job ohne besonders aufzufallen, wobei Jerry Becks Streitigkeiten mit dem von William Forsythe («Stiletto») dargestellten FBI-Agenten Kressler noch am ehesten einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Das Drehbuch von Robert Foster, basierend auf einer Geschichte von Jerry Beck (dem Polizisten, den Don Johnson in diesem Film darstellt) schickt den Hauptcharakter auf eine Reise durch mehrere US-Bundesstaaten - was auch für einige schöne Postkarten-Ansichten sorgt - und hält das Tempo erfreulicherweise durchgehend hoch, obwohl auch hier versucht wird, noch einige persönliche Nebengeschichten des Hauptcharakters in den Film einzubauen, welche grundsätzlich für den Film wenig von Belang sind.
Dennoch atmet der Film leider ein gewisses «B-Movie»-Flair und kann trotz der ordentlichen Regie von John Frankenheimer nicht an Genre-Grössen aus dieser Zeit anknüpfen. Gerade das im Grunde nett gemachte Weihnachts-Setting des grösstenteils in Kanada gedrehten Thrillers lässt Erinnerungen an den ein Jahr zuvor veröffentlichten Action-Klassiker «Stirb langsam» aufkommen und hier kann der Film im Vergleich nur verlieren, was sich an den Kinokassen dann auch zeigen sollte.

Nichtsdestotrotz finden sich durchaus einige zwar nicht allzu zahlreiche, aber gut umgesetzte Actionszenen im Film wieder. Diese bestehen hauptsächlich aus einigen eher kurzen, jedoch gut choreografierten Schiessereien sowie vereinzelten Prügeleien und etwas Blechschäden. Am ausuferndsten gestaltet sich dabei der Showdown, dessen Schauplatz, ein Tunnel, jedoch leider optisch wenig hermacht.

Die am Ende präsentierte Wendung ist auf den ersten Blick durchaus überraschend geraten, doch einer genaueren Betrachtung hält diese zumindest in der deutschen Fassung wenig stand – insbesondere, wenn man sich die Mühe macht, nochmals zu den Schlüsselszenen zurückzuspulen.
Der Soundtrack von Gary Chang («Alarmstufe: Rot») liefert derweil einen typischen 80er-Klangteppich, wirkt unter dem Strich jedoch leider etwas einfallslos.

In Summe bietet der mit einigen gelungenen Actionszenen angereicherte Cop-Thriller solide, überdurchschnittliche Genre-Unterhaltung mit einem gut aufgelegten Hauptdarsteller, kann sich jedoch aufgrund fehlender Höhepunkte und eines mässigen Drehbuchs nicht restlos gegen die damals starke Konkurrenz behaupten.

6/10

Re: Zuletzt gesehener Film

9888
iHaveCNit: Supernova (2021) – Harry MacQueen – Weltkino
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 15.10.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Lumiere – Reihe 5, Sitz 12 – 20:15 Uhr


Ein weiterer feiner Film, der sich auch relativ kurzfristig auf meine Kinoplanung gesetzt hat, ist der von Harry MacQueen inszenierte „Supernova“ indem Colin Firth und Stanley Tucci die Hauptrollen spielen. An dieser Stelle kann ich sagen, dass mich mein Gespür mal wieder nicht im Stich gelassen hat, denn das war eine gute Entscheidung, diesen Film zu sehen.

Der Pianist Sam und der Schriftsteller Tusker kennen und lieben sich bereits seit über 20 Jahren. Gemeinsam brechen sie mit ihrem Wohnwagen in den Norden Englands auf, damit sie wichtige Orte ihres gemeinsamen Lebens noch einmal besuchen und eine große Feier mit wichtigen Bekannten feiern. Die Reise hat jedoch einen leicht tragischen Hintergrund. Bei Tusker wurde vor 2 Jahren Demenz diagnostiziert und diese schreitet rapide voran. Während der Reise kommt Sam einem Geheimnis von Tusker auf die Spur, dass die Beziehung und die Vorstellungen von einer gemeinsamen Zukunft auf die Probe stellen wird.

Demenz ist ein hochaktuelles Thema auch im Film. Vor einigen Jahren mit Til Schweigers „Honig im Kopf“ und dem großartigen „Still Alice“ sowie aktuell mit vielen weiteren Filmen wie „Wege des Lebens“ , „Falling“ und „The Father“. Doch gerade die Phase des Anfangs ist hier noch nicht klar skizziert worden. Da kommt „Supernova“ ins Spiel, bei dem durch feine Nuancen die anfänglichen Symptome bereits dargestellt werden und das großartig durch Stanley Tucci verkörpert. Der große Unterschied zu den oben genannten Filmen liegt in der Einbettung einer etablierten Liebe zwischen zwei Männern und den Herausforderungen, die die Diagnose einer Demenzerkrankung mit sich bringt – sowie auch durchaus unterschiedlichen Vorstellungen auf die Zukunft bezogen. Sowohl die Liebe als auch die Konflikte werden mit einer glaubwürdigen Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit auf die Leinwand gebracht und Colin Firth und Stanley Tucci geben ein so warmherziges, charmantes, natürliches und sympathisches Leinwandpaar ab, sogar ganz frei von stereotypisch homosexuellen Klischees, was ich sehr erfrischend fand und mehr zur Normalisierung im Film beiträgt als alles andere. Der Roadtrip durch den malerischen Norden Englands wird dann auch von Kameramann Dick Pope großartig eingefangen, so dass dieser auf der großen Leinwand richtig gut zur Geltung kommt – aber auch die kleinen feinen Momente werden mit einer intimen Eindringlichkeit inszeniert, sowohl bei intelligenten, feinsinnigen Dialogen als auch bei komplett intimen rein auf die visuelle Erzählung fokussierten Momenten. „Supernova“ ist eine feine Empfehlung und einen Blick wert.

„Supernova “ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9889
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (2018)
Jim Knopf und die Wilde 13 (2020)

Die Realverfilmungen wurden bereits Anfang der 2000er geplant, konnten aber aufgrund der phantasievollen Welt nicht so umgesetzt werden, wie es sich die Macher vorgestellt haben. Mit den fortschreitenden Möglichkeiten in der Computeranimation konnte die Geschichte rund um Jim Knopf nun verfilmt werden. Waren die Filme doch noch bis vor wenigen Jahren vor dem ersten Release als internationale Produktion gedacht (man engagierte sogar Oscarpreisträgerin Shirley MacLaine für die englische Fassung von Frau Malzahn), besetzte man schlussendlich überwiegend deutschsprachige Schauspieler.

Wie vermutlich einige von euch (die die Geschichten kennen) bin ich überwiegend mit der TV-Adaption der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen und habe diese als Kind oft, auch heutzutage noch 1x im Jahr zur Weihnachtszeit, geschaut. Da ich auch die Bücher mit ihren unterschwelligen und sehr schönen Weisheiten sowie Angst- und Konfliktbewältigungen (die auch heute wieder sehr aktuell sind) sehr lieben gelernt habe, waren meine Erwartungen an beide Filme recht hoch.

Direkt ab der ersten Szene sieht und hört man das hohe Produktionsbudget. Teil 1 ist mit einem Budget von 35 Mio. € die teuerste deutsche Kinoproduktion. Die Kameraarbeit ist sehr wertig, die CGI-Animationen können gut mit internationalen Produktionen mithalten und alle Schauspieler sind in ihrer Rolle absolut klasse. Gerade Henning Baum als Lukas und Solomon Gordon als Jim Knopf haben eine tolle Chemie. Der Score hat auch schöne Verweise auf das Lummerland-Lied und das Piratenlied aus der Augsburger Puppenkiste. Eine sehr schöne Verwendung und Interpretation der durch die Puppenkiste bekannten Lieder. Zudem halten sich beide Teile schon sehr nah an den Buchvorlagen - sehr schön!
Wer sein Heimkino auf einem gewissen technischen Stand hat, kann schon auf der BluRay Dolby Atmos genießen (Referenzmaterial - gerade bei Teil 1!) wie auch auf der 4K-Disc Dolby Vision. Beide Filme sehen perfekt aus und hören sich auch perfekt an - auch mit einer Soundbar absolut klasse.

Da es natürlich Kinder-Familien-Filme sind, wurde z.B. der Einbruch in die Drachenstadt und der Kampf mit Frau Malzahn recht stark entschärft. Auch überspielen manche Schauspieler in ihrer jeweiligen Rolle immer etwas, was aber zu keiner Zeit störend wirkt.
Beide Filme haben einen grandiosen Cast (Henning Baum, Annette Frier, Christoph Maria Herbst, Uwe Ochsenknecht, Milan Peschel, Bully, Rick Kavanian, uvm.), einen tollen Score und tolle visuelle Effekte. Wer einfach mal abschalten und in Kindheitserinnerungen schwelgen möchte, einen Fernsehabend mit der Familie plant, oder tolles Kino aus Deutschland geboten bekommen möchte, sollte sich diese beiden Filme anschauen.

Wertung:
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer 7,5/10
Jim Knopf und die Wilde 13 7/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Zuletzt gesehener Film

9890
Die Bücher haben wie eiiniges von Michael Ande (wobei ich für Momo und vor allem Die unendliche Geschichte wohl noch etwas zu jung war) eine prominente Rolle in meiner Kindheit gespielt und der erste Film war wirklich sehr nett und charmant gemacht. Schön oldschoolig (im Sinne von: Kein Bedürfnis, hier alles aktuellen Trends anzupassen und auf Blockbuster zu bürsten) aber auch modern. Die wilde 13 habe ich (noch) nicht gesehen.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9891
iHaveCNit: Resistance - Widerstand (2021) – Jonathan Jakubowicz - Warner
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 16.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt –Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 19:45 Uhr


Ein Film, dessen Trailer mir bereits vor dem letzten langen Lockdown im Kino immer und immer wieder präsentiert worden ist, ist Jonathan Jakubowiczs biografisches Kriegsdrama „Resistance – Widerstand“. Nun quasi ein Jahr später kommt er nun auch ins Kino und ich hatte ihn weiterhin auf meiner Liste und habe ihn mir jetzt auch angesehen. Meiner Meinung nach ist der Film relativ in Ordnung, auch wenn er einiges an Potential hat liegen gelassen.

Der jüdische Kleinkünstler und Pantomime Marcel Marceau schließt sich im zweiten Weltkrieg dem französischen Widerstand an und hilft nicht nur dabei, jüdischen Waisenkindern ein unbeschwertes Leben zu geben – er organisiert auch die Flucht vor den SS- und Gestapo-Leuten unter der Führung des SS-Obersturmführers Klaus Barbie.

Das Thema des Films und sein Anliegen ist natürlich in allen Ehren wert, da die Rettung von jüdischen Waisenkindern ein sehr wichtiges Thema ist – und wie der von Jesse Eisenberg dargestellte Marcel „Marceau“ Mangel mit seiner Kleinkunst und Pantomime spielerisch den Kindern ein wenig Unbeschwertheit und Freude in dieser schweren Zeit gibt ist sehr warmherzig und hat mich auch emotional abgeholt. Auch die allgemeine Geschichte um Mangel, dem Widerstand und Klaus Barbie ist natürlich sehr wichtig. Doch das biografische Kriegsdrama ist recht konventionell erzählt und auch die Charaktere wirken eher oberflächlich, blass und teilweise auch tonal inkonsistent, so dass auch eigentliche Hintergründe und Motivationen nicht ganz klar sind. Das trifft zum einen auf unseren von Jesse Eisenberg gespielten Hauptprotagonisten als auch den von Matthias Schweighöfer gespielten Klaus Barbie zu. Dazu kommt noch, dass der Film einige Elemente enthält, die der Film so in dieser Form nicht nötig gehabt hätte wohingegen an anderer Stelle andere Elemente wesentlich notwendiger gewesen wären, damit der Film in sich rund ist. Auch einige Spannungsmomente sind zwar spannend, aber auch recht konventionell geraten. Schade, dass hier insgesamt Potential liegen gelassen worden ist.

„Resistance - Widerstand“ - My First Look – 6/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9892
iHaveCNit: Es ist nur eine Phase, Hase (2021) – Florian Gallenberger - Paramount
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 17.10.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 2 – Reihe 16, Platz 16 – 18:15 Uhr


Von den aktuellen Starts habe ich mir auch die deutsche Komödie und Literaturverfilmung des Buches von Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch „Es ist nur eine Phase, Hase“ des Regisseurs Florian Gallenberger angesehen.

Paul und Emilia Mann sind schon sehr lange verheiratet und haben 3 Kinder, doch in der Ehe kriselt es schon länger so dass ein verhängnisvoller One-Night-Stand mit dem jungen Ruben von Emilia dazu führt, dass das Ehepaar eine Beziehungspause einlegt. Während Emilia weiter Ruben trifft befindet sich Paul in einer Krise, in der selbst die Ratschläge seiner Freunde und eine Affäre mit der Lehrerin seiner Tochter nicht weiterhilft und er Emilia nicht vergessen kann.

An dieser Stelle möchte ich es relativ kompakt halten, weil ich die Komödie relativ unterhaltsam und amüsant gefunden habe, aber sonst der Film etwas oberflächlich, überzeichnet und überdreht geworden ist. Interessant natürlich, wie der Film das Älterwerden und auch damit einhergehende Probleme der Midlifecrisis und der Einfluss auf Ehe und Sex thematisiert, aber damit natürlich sehr oberflächliche Gags und Witze sowie ein paar überzeichnete Charaktere und Situationen geliefert werden.

„Es ist nur eine Phase, Hase “ - My First Look – 6/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9893
iHaveCNit: Fly (2021) – Katja von Garnier - Studiocanal
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 19.10.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 11 – Reihe 16, Platz 16 – 18:45 Uhr


Als quasi letzten für mich interessanten Film des vollgepackten Kinostartwochenendes um den 14.10.2021 habe ich mir nun noch den deutschen Tanzfilm „Fly“ von Katja von Garnier angesehen. Auch wenn ich nicht unbedingt der Typ für Streetdance-Filme bin, so hat mich unter anderem im letzten Jahr auch „Into The Beat“ begeistert und hier habe ich „Fly“ auf meine Liste gesetzt, der für einen ähnlich entspannten Kinobesuch gesorgt hat.

Die junge Bex sitzt im Knast. Im Rahmen von Resozialisierungsprogrammen muss sich Bex widerwillig in eine Tanzgruppe begeben, die neu von der ehemaligen Streetdancerin Ava trainiert wird. Im Rahmen des Tanzkurses gibt es für alle Beteiligten diverse Herausforderungen, die Bex, Ava und die Tanzgruppe gemeinsam bewältigen müssen.

Auch wenn das Story- und Handlungskonstrukt von „Fly“ relativ dünn, oberflächlich und teilweise absurd ist, dient es natürlich für einen passenden Unterbau für die Tanzsequenzen, die gleichermaßen cool choreographiert und auch mitreißend inszeniert worden sind. Darüber hinaus war die Dynamik der ganzen Gruppe und der Darsteller cool und auch das engagierte Schauspiel von Svenja Jung in der Rolle der Bex. An dieser Stelle möchte ich mich auch kurz halten, weil mit der Film gefallen hat ich an dieser Stelle auch nicht viel mehr schreiben könnte.

„Fly“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9894
iHaveCNit: Online für Anfänger (2021) – Gustave Kervern/Benoit Delepine – Warner
Deutscher Kinostart: 28.10.2021
gesehen am 29.10.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 18:30 Uhr


Neben einem großen deutschen Film der diese Woche in den Kinos startet hat mich auch ein französischer Film interessiert - „Online für Anfänger“ der Regisseure Gustave Kervern und Benoit Delepine, dessen interessante Grundidee letztlich nicht ganz ausgespielt werden kann.

Marie muss die Trennung von Mann und Kind verkraften, sie hält sich mit dem Verkauf der Möbel finanziell über Wasser. Doch nach einer verhängnisvollen Nacht wird sie von einem jungen Mann erpresst, der den Beischlaf gefilmt hat und ins Netz stellen möchte. Doch auch in ihrer Nachbarschaft läuft es nicht ganz rund. Bertrand setzt alles daran, gegen das Cybermobbing gegen seine Tochter vorzugehen, verliebt sich jedoch in die Stimme einer Callcenter-Agentin, die ihn abzockt. Und Christine kämpft als „Uber-Fahrerin“ gegen schlechte Bewertungen und den Jobverlust. Gemeinsam möchten sie nun gegen die gemeinsamen digitalen Probleme vorgehen.

„Online für Anfänger“ bzw. „Delete History“ im Original ist eine sehr sympathische, französische Komödie geworden, die einen feinen Blick auf normale, alltägliche Situationen und Probleme hat und diese mit einer guten Situationskomik darstellt, mit der man sich auch stellenweise als Zuschauer identifizieren kann. Jedoch wirkt der Film in seinem Gesamteindruck und der Dramaturgie etwas holprig. Die Charaktere selbst bleiben dann doch etwas blass und naiv. Darüber hinaus werden dann doch insgesamt thematisch zu viele Baustellen und Fässer aufgemacht. So bleibt die Kritik am System und der Gesellschaft dann doch sehr oberflächlich und verfehlt sein Ziel.

„Online für Anfänger“ - My First Look – 6/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9895
An dieser Stelle hole ich noch passenderweise zum Film meinen Eintrag für die Sneak vor 10 Tagen nach und hänge direkt die hauptsächliche Kritik zum Film an.

Sondervorstellungen
iHaveCNit: Spotlight – Die Arthouse-Sneak (20.10.2021) – Überraschungsfilm
Deutscher Kinostart: ???
gesehen am 20.10.2021 in OmU
Arthouse Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Sitz 9 – 21:00 Uhr


Wie immer gibt es hier einen Überraschungsfilm zu sehen, den man am Ende benoten kann und das Kino ein eigenes Ranking aufstellt für die Filme, die hier gespielt werden.

Das aktuelle Ranking sieht wie folgt aus:

1. The Father (1,4)
2. Promising Young Woman (1,9)
3. Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders Of Justice (2,1)
4. Minari (2,3)
5. Je Suis Karl (2,4)
6. Falling / Auf alles, was uns glücklich macht (2,5)

Für den Film gab es diesmal folgenden Hinweis:

+++ Spotlight-Hinweis +++
Auch wenn man vom heutigen Filmemacher noch keinen einzigen Film selbst gesehen hat, kann man seinen Namen problemlos einigen Titeln zuordnen, ist er doch die letzten Jahre für einige Publikumshits verantwortlich. Außerdem hat der gute Mensch parallel zu seinem Film, den wir in Kürze starten, auch seinen ersten Roman veröffentlicht. Künstler eben. Und noch dazu haben wir den Hauptdarsteller in diesem Monat gleich mit zwei Filmen im Programm. Neugierig geworden? Dann ratet mit oder lasst euch überraschen. Wir sehen uns heute Abend zur Spotlight-Sneak!

Des weiteren hat das Kino durch eine kleine Nachlässigkeit auf der eigenen Internetseite auf der Seite für die Spotlight-Sneak vom 20.10.2021 zufällig Informationen zum „Überraschungsfilm“ geliefert. Ich habe das gesehen, es aber für einen Fehler seitens des Kinos gehalten und das Ganze grundsätzlich nicht weiter verfolgt.

Den Überraschungsfilm werde ich noch ein zweites Mal im Kino mit einer Begleitperson sehen und noch einmal grundsätzlich werten, nachdem ich sowohl den Film als auch sein französisches Original gesehen habe.

+++ Spotlight-Sneak Auflösung vom 20.10.2021 +++
In der gestrigen Spotlight-Sneak haben wir euch Sönke Wortmanns neuen Film CONTRA mit Drehort Frankfurt am Main gezeigt. Die bissige Komödie basiert auf dem politisch-inkorrekten französischen Original DIE BRILLANTE MADEMOISSELE NEILA und handelt von einem zynischen Juraprofessor, der eine Studentin coachen muss, um sich selbst zu rehabilitieren. Wir starten CONTRA am 28.10.
Eure Bewertung = 3,0
Note 1 = 3x
Note 2 = 13x
Note 3 =11x
Note 4 = 10x
Note 5 = 3x
Note 6 = 1x
Die kommende Spotlight-Sneak gibt es dann wieder am 3.11. in der Harmonie. Wir freuen uns auf euch!

Meine Wertung war rein abhängig von meinem Gefühl und beantwortet meine Stimmung direkt nach der Sichtung des Films, die zwischen 1 und 2 gelegen hat und wer meine Wertungsmaxime kennt, weiß, dass ich immer die bestmögliche Wertung zücke und habe eine 1 vergeben. Bei der 10er-Wertung wird der Film sicherlich nach reiflicher nachträglicher Überlegung bei einer 8 landen.

Überraschungsfilm – My First Look – 8/10 Punkte.

iHaveCNit: Contra (2021) – Sönke Wortmann – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 28.10.2021
gesehen am 20.10.2021 im Rahmen der Spotlight - Arthouse-Sneak
Arthouse Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Sitz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 30.10.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Eldorado - Balkon – Reihe 1, Sitz 10 – 18:00 Uhr


Im Jahre 2018 zur deutschen Veröffentlichung ist der kleine französische Arthouse-Film „Die brillante Mademoiselle Neila“ von Yvan Attal trotz etwas Interesse an mir vorbeigegangen. Sönke Wortmann sei Dank kam ich dann doch noch in die Gelegenheit mir den Film anzusehen und mich etwas mit ihm auseinanderzusetzen, denn Wortmann hat sich diesem Film angenommen und ihn in den deutschen Raum transferiert. Nicht nur das, er hat ihn sogar direkt im internationalen, multikulturellen Frankfurt am Main spielen lassen – meiner Heimatstadt. Da ist es auch klar, dass ich mir den Film bereits 2 mal angesehen habe – im Rahmen einer Sneak und mit Begleitung. Und mir hat sowohl „Contra“ als auch sein französisches Original sehr gut gefallen.

Naima Hamid hat sich den ersten Tag und den Start in ihr Jurastudium sicherlich anders vorgestellt. Aufgrund privater Umstände kommt sie direkt zu spät und nicht nur das, der Dozent ihrer ersten Vorlesung, Richard Pohl, macht sie für diesen Umstand im gesamten Hörsaal rund – mit höchst rassistischem und demütigenden Unterton. Pohls Verhalten bleibt nicht unbemerkt, so dass ihm als letzten Ausweg vor einer Entlassung die Mentorenrolle für den kommenden Debattierwettbewerb angeboten wird und er dafür genau Naima Hamid fit machen soll.

Wortmann sorgt für eine einigermaßen vorlagengetreue Neuverfilmung des französischen Originals, die sich jedoch nicht ganz als reine Kopie des französischen Films anfühlt. Das liegt an diversen Faktoren. Nicht nur, dass hier klar die Handlung von Paris nach Frankfurt am Main verlegt worden ist. Auch die familiären Hintergründe der beiden Hauptcharaktere werden leicht abgeändert bzw. wesentlich vertieft und an deutsche Begebenheiten angepasst – und einer Nebenrolle wird spürbar mehr Raum gegeben. Bedingt durch diese Details und diversen noch feineren Details fühlt sich „Contra“ nicht wie eine 1:1-Kopie von „Die brillante Mademoiselle Neila“ an. Die Handlung und das Thema an sich ist ja wie gemacht fürs Kino. Denn das Aufeinandertreffen von „Kulturen“, eine klassische Underdog-Geschichte und das typische Mentor/Schüler-Thema passt immer und kann in der heutigen Zeit natürlich noch um gesellschaftskritische Themen wie Rassismus ergänzt werden. In den Hauptrollen, die im Original von Daniel Auteil und der wundervollen Camelia Jordana gespielt worden sind, sehen wir hier Nilam Farooq und Christoph Maria Herbst, die sich ähnlich gute Wortgefechte liefern und eine tolle Dynamik entwickeln. Darüber hinaus muss ich aber für mich selbst sagen, dass mir Hassan Akkouch in der Nebenrolle des Mo irgendwie am Besten gefallen hat, denn er ist in gewisser Art und Weise ein bodenständiger, positiver Teil der Geschichte. Diese Bodenständigkeit und Positivität des Films selbst sorgt natürlich in seinem gesamten Verlauf zu einem Feelgood-Film, der einem eben mit gutem Gefühl aus dem Kino entlässt. Doch dieser Ansatz des Wohlfühlkinos kann natürlich auch dem ein oder anderen sauer aufstoßen, denn der gesellschaftskritische Unterbau der Geschichte wird damit nicht vollständig konsequent ausgespielt. Wenn es hier um die Figur des Richard Pohl geht ist es natürlich auch für einen vollständig konsequenten Umgang diskussionswürdig, ob genau eine einzige Rolle als Mentor mit relativ positivem Ergebnis die gesamten rassistischen, sexistischen und zynischen Entgleisungen der Vergangenheit ausgleichen kann. Genauso ist auch die Botschaft diskussionswürdig dass es jeder schaffen kann wie im Beispiel von Naima Hamid. Denn mit einem weitestgehend realistischen Blick auf die Lebensverhältnisse von jungen Menschen mit ihrem kulturellen Hintergrund ist sie nur einer von sehr wenigen Einzelfällen, die einen Zugang zu diesen Möglichkeiten bekommen, etwas aus sich machen können und quasi gesellschaftlich ankommen. Und hier haben sowohl „Contra“ als auch sein französisches Original dieses Potential für eine ausführliche Debatte über das Thema nicht vollständig ausgeschöpft. Trotzdem hat der Ansatz des Wohlfühlkinos bei mir seine gewollte Wirkung erzielt, so dass der Film mir sehr gut gefallen hat.

„Contra“ - My Second Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9896
iHaveCNit: Ammonite (2021) – Francis Lee – Tobis
Deutscher Kinostart: 03.11.2021
gesehen am 04.11.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Studio – Reihe 3, Sitz 1 – 17:45 Uhr


In einem mit 3 interessanten Arthouse-Filmen gespickten Wochenende ging es für mich als erstes in Francis Lees historisches Liebesdrama „Ammonite“ mit Kate Winslet und Saoirse Ronan in den Hauptrollen, der mir überaus gut gefallen hat.

Mary Anning ist Paläontologin, doch um 1840 herum darf sie als Frau weder studieren noch sich in entsprechenden wissenschaftlichen Kreisen bewegen. So ist sie gezwungen an der Küste von Dorset im kleinen Örtchen Lyme Regis sich neben der Pflege ihrer Mutter mit dem Sammeln und Verkaufen von Fossilien finanziell über Wasser zu halten. Ihre Funde locken Touristen aus dem gesamten Land an – auch Roderick Murchison, der auf der Durchreise ist und seine durch einen Schicksalsschlag an Melancholie leidende Frau Charlotte für ein paar Wochen bei Mary Anning gegen ein üppiges Entgelt einquartiert. Die beiden gefühlsmäßig versteinerten und distanzierten Damen werden mit der Zeit merken, dass ihre Begegnung weitreichende Folgen haben wird.

Der Film ist zum einen eine semibiografische Präsentation der Paläontologin Mary Anning und damit verbunden auch eine Aufarbeitung, wie hart das Leben und auch die berufliche Seite sowie der gesellschaftliche Status von Wissenschaftlerinnen gewesen ist. Der Film wirkt von der Inszenierung wie eine raue Küste von ungeschliffenen und ungereinigten Fossilien. Erst sehr kühl und distanziert bedingt durch einen grauen und blauen Farbstich, der sich im Laufe des Films zu immer lebendigeren, wärmeren Farben entwickelt. So ähnlich ist es auch mit dem Charakter von Mary Anning und auch mit Charlotte Murchison, die erst sehr kühl und distanziert wirken, bis sich die beiden öffnen und zusammenfinden. Hier ist das Schauspiel von sowohl Kate Winslet als auch Saoirse Ronan großartig und die Chemie der Beiden in Bezug auf die plausible Entwicklung der sich aus der Dynamik heraus entwickelnden Liebe ist großartig. Mir hat „Ammonite“ richtig gut gefallen.

„Ammonite“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9897
Hast du Portrait de la Jeune Fille en Feu gesehen? Den direkten Vergleich - der sich nun mal aufdrängt - verliert Ammonite natürlich. Für mich ein solider Film.

In Erinnerung geblieben sind die expliziten Sexszenen. Man sieht eigentlich fast nichts, aber Winslet und Ronan spielen das ziemlich expressiv und mit stöhnen.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9898
"Porträt einer jungen Frau in Flammen" liegt noch bei mir rum, wird aber demnächst gesichtet.

iHaveCNit: Bergman Island (2021) – Mia Hansen-Love – Weltkino
Deutscher Kinostart: 03.11.2021
gesehen am 06.11.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 17:15 Uhr


Auch wenn ich mit sowohl dem Werk von Ingmar Bergman als auch der Regisseurin Mia Hansen-Love nicht vertraut bin, hat mich alleine der Trailer und das Konzept ihres Films „Bergman Island“ angesprochen und so war es für mich klar, den Film zu sichten. Der Film hat mir sehr gut gefallen, wobei ich mich frage wie gut er mir gefallen hätte, wäre ich mit dem Werk von Bergman als auch der Regisseurin Hansen-Love vertraut gewesen.

Das Filmemacherpaar Christine und Anthony verbringen im Rahmen der Bergman-Woche einen gemeinsamen Urlaub auf der Insel Faro, damit sie sich neue Inspirationen für neue Projekte holen. Während Anthony keine Probleme mit seinen Ideen hat, muss Christine erst mit einer Blockade kämpfen, bis sie an einer Geschichte über eine Liebe aus der Vergangenheit arbeitet, die im Rahmen einer Hochzeit auf Faro erneut aufflammt.

Wie schon erwähnt bin ich mit sowohl Ingmar Bergman als auch Mia Hansen-Love nicht vertraut und kann daher entsprechende Referenzen an Werke von Bergman und auch deren Wirkung, Inspiration und das Leben allgemein auf die Regisseurin nicht bewerten. Trotz allem ist genau diese Wirkung und Inspiration über den gesamten Film zu spüren und so wirkt der Film als eine Liebeserklärung der Regisseurin an ihr großes Idol und das kann ich absolut wertschätzen. Es fühlt sich auch im Film absolut natürlich an, genau wie das Spannungsfeld aus Karriere und Familie , indem sich Filmemacherinnen bewegen und damit natürlich einem gewissen Druck ausgesetzt sind. Des weiteren fühlt sich damit der Film auch an wie eine semibiographische Aufarbeitung des Lebens von Hansen-Love an, was ich auch sehr interessant in seiner Konzeption finde. Das Filmemacherpaar wird von Vicky Krieps und Tim Roth sehr natürlich und großartig gespielt und die entsprechenden Konflikte umschiffen relativ gut entsprechende Klischees und fügen sich sehr natürlich in die Handlung ein. Darüber hinaus und das ist für mich kein Spoiler, da es direkt im Trailer bereits angemerkt wird, finde ich es ganz interessant, wie man hier verschachtelt noch die Handlung des von Christines ausgearbeiteten Films auf der Leinwand entfalten lässt und mit Mia Wasikowska und Anders Danielsen Lie in den Hauptrollen ein wundervolles Liebesdrama geboten bekommt, bei dem dann sogar auch einmal die vierte Wand innerhalb des Films gebrochen wird und dieses Film- in Filmkonzept mit einem Meta-Kommentar zum Filmemachen selbst auch als weitere Liebeserklärung der Regisseurin gelten kann, so dass mir „Bergman Island“ insgesamt auch mit Faro als toll bebilderten Drehort sehr gut gefallen hat.

„Bergman Island“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9899
iHaveCNit: Die Geschichte meiner Frau (2021) – Ildiko Enyedi – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 03.11.2021
gesehen am 07.11.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Studio – Reihe 3, Sitz 1 – 16:45 Uhr


Aktuell ist das Gesicht einer französischen Schauspielerin sehr präsent in den Kinos vertreten – Lea Seydoux. Neben ihrer Rolle im großen James-Bond-Blockbuster und Daniel Craigs Abschied „No Time To Die“ und ihrer Rolle im Ensemble des neuen Wes Anderson „The French Dispatch“ ist sie auch Dreh- und Angelpunkt einer Literaturverfilmung eines Romans von Milan Füst, der von der Ungarin Ildiko Enyedi inszeniert worden ist.

Der niederländische Schiffskapitän Jakob Störr bekommt nach mehrmaligen Auftreten der Seemannskrankheit empfohlen eine Frau zu suchen. Bei einem Treffen mit einem alten Freund in einem Restaurant geht er die Wette ein die erste Frau zu heiraten, die ab sofort das Restaurant betritt. Hier handelt es sich um die junge, schöne, rätselhafte Lizzy, die er kurze Zeit nach dem Treffen ehelicht. Doch einige kleine Details nach längeren Aufenthalten auf hoher See lassen sein Unbehagen wachsen und er stellt sich die Frage ob ihm Lizzy untreu geworden ist und ob er ihr trauen kann.

„Ein Mann, der in seinem Beruf sehr gut und kontrolliert ist, sich dann aber auf ein Liebesabenteuer mit Lea Seydoux einlässt und nicht weiß ob er ihr trauen kann“ - Man könnte meinen, ich habe mir erneut den aktuellen James Bond angesehen, aber nein, es ist eben ein kleines Epos im Arthouse-Sektor. Mit knapp 3 Stunden ist „Die Geschichte meiner Frau“ ein sehr langes und durchaus auch mal zähes Unterfangen, durch das man sich in gewisser Art und Weise durchkämpft. Aber der sehr lange Film sorgt mit seiner guten Struktur in quasi 7 Kapitel für einen roten Faden, an dem man als Zuschauer auch entlang geführt wird. Gerade die Optik und Ausstattung des Films sorgt richtig dafür, dass man als Zuschauer knapp 100 Jahre zurück in die 1920er-Jahre versetzt wird und die Atmosphäre des Films damit komplett verdichtet und stimmig ist, was mir sehr zusagt. Das, was diesem Film auch ein wenig Dynamik und Spannung verleiht ist die Darstellung von Lea Seydouxs Lizzy, die durch die Inszenierung und Seydouxs Schauspiel als konstant rätselhafte Person verkörpert wird, die man als Zuschauer auch nur schwer bis gar nicht durchschauen kann. Mit Gijs Nabers Jakob Störr tue ich mich aber etwas schwer. Der eher introvertierte, raue und kontrollierte Kapitän ist in seiner Gefühlswelt selbst wenn ich persönlich auch eher seinem introvertierten Typus entspreche, nicht ganz greifbar und vor allem in der Dynamik von Jakob Störr gegenüber Lizzy ist es durchaus auch ein problematisches Bild von Männern und auch der Dynamik mit Frauen, dass uns hier präsentiert wird, denn aus rationaler Sicht ist es bei Männern nie gut, stark bedürftig zu wirken und sich emotional von Frauen abhängig zu machen – so wie es Nabers Störr hier offenbar tut, wenn es um Lizzy geht. Auch wenn mir gerade wenn es um Themen wie Untreue und Eifersucht geht Filme wie Kubricks „Eyes Wide Shut“ wesentlich besser gefallen, so haben sich durchaus anfängliche Bedenken, dass ich mich regelrecht durch einen thematisch um sich selbst drehenden knapp dreistündigen Film über einen eifersüchtigen Mann durchquälen muss nicht bestätigt.

„Die Geschichte meiner Frau“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9900
HCN007 hat geschrieben: 7. November 2021 22:38 iHaveCNit: Die Geschichte meiner Frau (2021) – Ildiko Enyedi – Alamode Film
Ihr hättet mich im Kino sehen sollen als ich den Trailer gesehen und damit zum ersten Mal von dem Film gehört habe.

"Von Ildiko Enyedi" - Hurra! (Körper & Seele ist für mich einer der besten Filme der letzten zehn Jahre)
"Mit Léa Seydoux" - Nein!

:)
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.