Re: Zuletzt gesehener Film

9737
Soviel Not war da nicht was Pate und Dollar betrifft.
Dollar war an das beschränkte Budget angepasst, und das war für einen Italowestern in Wahrheit eher üppig als dürftig, und beim Paten waren die Probleme im Vorfeld der Produktion, aber FCC konnte sich ja letzlich in fast allen Punkten durchsetzen. Da waren glaube ich auch nicht mehr Probleme als sie in fast allen kommerziellen Produktionen auftreten.

Re: Zuletzt gesehener Film

9738
Zumal zu bedenken ist, dass gerade bei älteren Filmen, die sich auch einen gewissen Status erarbeitet haben, die üblichen Probleme im Vorfeld später umso größer gemacht und breitgetreten werden. Das stärkt den Legendenstatus. Es erzeugt das Gefühl: "Wow, trotz aller Widrigkeiten haben die am Ende doch noch so ein Meisterwerk hinbekommen." Eine richtige Einordnung im Kontext allgemeiner Voraussetzungen im Filmgeschäft bleibt da meist aus.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9739
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2021 12:00 beim Paten waren die Probleme im Vorfeld der Produktion
Beim Paten gab es schon auch noch einige Probleme während der Produktion. Ich glaube, die kurze Einstellung, in der Michael in der Zeitung von dem Attentat auf seinen Vater erfährt, wurde z. B. von George Lucas gedreht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9740
Ach und das ist ein großes Problem? Oder deutet gar auf Chaos hin?

Bei Produktionen dieser Größenordnung gibt es fast immer auch Probleme vielfältiger Art, das ist fast schon unvermeidbar, und wie Hiile richtig sagt, je mehr man über Filme liest, desto mehr erfährt man über all das was nicht so glatt lief wie man sich das als Laie so vorstellt. Und je bekannter die Filme sind, desto mehr wird das diskutiert.

Re: Zuletzt gesehener Film

9741
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2021 13:09 Ach und das ist ein großes Problem?
Es ist kein Problem, wenn ein Freund des Regisseurs eine Szene dreht, aber wenn Coppola kein Problem gehabt hätte, dann hätte Lucas das nicht übernehmen müssen.

Das war ja auch kein geplanter Einsatz als Gastregisseur wie z. B. von Tarantino in "Sin City", sondern eben wirklich nur deshalb, weil Coppola das grad nicht hinbekommen hat.

Ob man das dann "Chaos" nennt oder ob man sich lieber ein anderes Wort dafür sucht, das sei jedem selbst überlassen.

Es ist aber eben so, dass oft gerade die Filme so nahezu perfekt werden, bei denen in der Produktion nicht alles so läuft, wie es geplant war oder bestimmte Sachen gleich gar nicht geplant wurden.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9742
Samedi hat geschrieben: 15. Februar 2021 13:37
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2021 13:09 Ach und das ist ein großes Problem?
Es ist kein Problem, wenn ein Freund des Regisseurs eine Szene dreht, aber wenn Coppola kein Problem gehabt hätte, dann hätte Lucas das nicht übernehmen müssen.

Das war ja auch kein geplanter Einsatz als Gastregisseur wie z. B. von Tarantino in "Sin City", sondern eben wirklich nur deshalb, weil Coppola das grad nicht hinbekommen hat.

Ob man das dann "Chaos" nennt oder ob man sich lieber ein anderes Wort dafür sucht, das sei jedem selbst überlassen.
Nicht wenn jemand versucht Nichtigkeiten aufzubauschen.

Die Gründe warum Lucas da eine Szene gedreht hat (insofern das überhaupt stimmt) können auch ganz banale sein, und auch wenn Probleme die Ursache waren, sind das noch längst keine "großen Probleme".

Es ist aber eben so, dass oft gerade die Filme so nahezu perfekt werden, bei denen in der Produktion nicht alles so läuft, wie es geplant war oder bestimmte Sachen gleich gar nicht geplant wurden.
Ach, ist das so?
Macht wenig Sinn ... so wie es generell wenig Sinn macht von Einzelfällen auf das Ganze zu schließen.

Re: Zuletzt gesehener Film

9743
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2021 17:03 so wie es generell wenig Sinn macht von Einzelfällen auf das Ganze zu schließen.
Ich sage ja auch nicht, dass es immer so ist, aber in den genannten Fällen ist eben trotzdem was ganz tolles (um nicht zu sagen: Meisterwerke) draus geworden.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9745
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2021 17:15 mehr Chaos bei Dreharbeiten geht nicht ...
Hab ich sowas geschrieben? Natürlich geht immer auch mehr Chaos, aber wenn man sich die genannten Filme ansieht, würde man als nicht informierter Zuschauer eben denken, dass alles, was man da sieht, genauso geplant war, weil es eben so perfekt ist. Und das ist in diesen drei Fällen eben nicht der Fall. Die Umstände, die am Set herrschten, haben sich überhaupt nicht auf das Endprodukt niedergeschlagen und vielleicht hatten sie an machen Stellen sogar noch einen positiven Einfluss.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9746
Samedi hat geschrieben: 15. Februar 2021 17:07
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2021 17:03 so wie es generell wenig Sinn macht von Einzelfällen auf das Ganze zu schließen.
Ich sage ja auch nicht, dass es immer so ist, aber in den genannten Fällen ist eben trotzdem was ganz tolles (um nicht zu sagen: Meisterwerke) draus geworden.
Aber "oft" hast du gesagt, und das halte ich für falsch, und in 2 der 3 genannten Fälle sehe ich weder Chaos noch allzu große Probleme, und das was diese beiden Filme groß machte (auch wenn Für eine Handvoll Dollar kein Meisterwerk ist) hat für mich nichts mit Problemen zu tun, sondern mit Inspiration. Und generell ist auch eher Inspiration und Intiution für "Großes" verantwortlich als Improvisation oder eben Chaos.

Und in 2 der 3 Fälle sehe ich ja nicht mal das Meisterwerk, und ob SW seinen Erfolg auf Grund von großen Problemen oder gar Chaos hatte sei von mir ebenfalls angezweifelt angesichts deiner anderen 2 Beispiele. Aber da müssen andere hier drüber urteilen, da ich mich dafür zu wenig interessiere.

Re: Zuletzt gesehener Film

9747
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2021 17:25 Und in 2 der 3 Fälle sehe ich ja nicht mal das Meisterwerk, und ob SW seinen Erfolg auf Grund von großen Problemen oder gar Chaos hatte sei von mir ebenfalls angezweifelt angesichts deiner anderen 2 Beispiele. Aber da müssen andere hier drüber urteilen, da ich mich dafür zu wenig interessiere.
Ist natürlich immer jedem selbst überlassen, wie man am Ende einen Film bewertet. Für mich sind das schon drei Meisterwerke, obgleich Leone im Anschluss noch viel bessere Filme abgeliefert hat. U. a. auch den für mich besten Film aller Zeiten "Es war einmal in Amerika".
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Re: Zuletzt gesehener Film

9748
Der Schakal (Michael Caton-Jones)

In der zweiten Hälfte der 90er waren Remakes noch deutlich seltener anzutreffen als in der heutigen Zeit, aber dennoch gab es sie. So wagte sich Michael Caton-Jones, der kurz zuvor mit dem atmosphärisch-packenden Rob Roy auf sich aufmerksam gemacht hatte, an Fred Zinnemanns Klassiker "Der Schakal" und spendierte ihm eine zeitgemäße Neu-Interpretation.

Wobei Remake bei Caton-Jones Schakal eigentlich kaum der richtige Begriff ist, denn außer einem titelgebenden Killer und dem Versuch diesen bei seinen Attentatsbemühungen aufzuhalten gibt es keinerlei Berührungspunkte zum Vorgänger von 1973. Und das macht dann auch den Reiz der 90er Vesion aus, nämlich dass er aus einer bekannten Prämisse einen ganz neuen und eigenständigen Film macht. Dabei geht die Neu-Interpretation deutlich weniger subtil vor als der Zinnemann-Schakal und setzt viel mehr auf vordergründige, knallige Action und Tempo denn auf ruhig-präzisen Spannungsaufbau.

Die 1997er Version wartet dabei mit einer prominenten Besetzungsriege auf, die ihren Job durch die Bank hervorragend macht. Bruce Willis ist in der Titelrolle zwar weit entfernt von der chamäleonartigen, undurchsichtigen schauspielerischen Glanzleistung des Ur-Schakals Edward Fox, dafür gibt er hier aber eine Gala-Vorstellung in Sachen Coolness. Richard Gere macht als Gegenspieler und Protagonist ebenfalls einen guten Job und punktet wie so oft vor allem durch sein Charisma und seine hohen Sympathiewerte. Schauspielerisch herausragend ist Diane Venora, die mit ihrer eindrucksvollen Darstellung dem Film sogar eine gewisse Tiefe zu verleihen weiss. Und mit dem gewohnt souveränen Sidney Poitier als FBI-ler ist der Schakal dann am Ende sogar sowas wie die inoffizielle Fortsetzung zu Roger Spottiswoodes Survival-Kracher Mörderischer Vorsprung, da Poitier im Grunde mit seiner Rolle direkt an seinen Warren Stantin aus dem früheren Film anknüpft.

Vorwerfen kann man dem 97er Schakal sicher, dass er eigentlich ein recht oberflächlicher Film ist mit vergleichsweise wenig "inneren Werten", aber angesichts seines hohen Unterhaltunsgwertes ist das nicht so wirklich zielführend (da der Film nie mehr sein will als knalliges Popcornkino). Die Dreiecksbeziehung zwischen Willis, Gere und Mathilda May ist auch ziemlich weit hergeholt und unglaubwürdig, aber immerhin effektiv eingebaut und die daraus resultierende Schlusspointe wird sogar recht subtil von langer Hand vorbereitet. Von daher gibt es angesichts des hohen Spass-Faktors eigentlich wenig zu meckern, der 97er Schakal macht auch heute noch ordentlich Laune und ist auch wenn er den Standard des Vorgängers nie erreicht eine würdige, da extrem eigenständige, Neu-Interpretation.

Wertung: 8 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

9749
Interessant, alter Freund. :) Ich mag den irgendwie auch, obwohl ich damals im Kino etwas enttäuscht war, Bruce ist hier tatsächlich ein Fest mit seiner wölfischen Aura, die Verkleidungen machen Spaß und man hofft beinahe, dass Gere es nicht schafft (zumindest mir geht es jedesmal so). Ich sehe ihn auch als Spaßfilm und Kind seiner Zeit, er ist durch und durch ein 90er Hochglanzstreifen, was ich jetzt nicht abwertend meine. Manches ist etwas cheesig, aber Optik, Darsteller und Tempo reißen es raus. Irgendwie mag ich besonders die Segelszene, kombiniert mit dem insgesamt sehr gelungenen Score von Vielvertoner Carter Burwell. 7/10 allemal
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

9750
Ich hab den damals auch im Kino gesehen und der traf schon ziemlich genau meinen damaligen Geschmack. Ich weiss noch, dass am Abend des Kinobesuchs das mir bis dahin unbekannte Original im TV lief und ich den einprgrammiert und am nächsten Tage dann angeschaut habe. Erstaunlicherweise fand ich den Zinnemann-Film dann nur so lala, irgendwie recht bieder und altmodisch. Das Remake musste in den anschliessenden Jahren aber mit jeder weiteren Sichtung Federn lassen, während ich das Original erst ein paar Jahre später so richtig zu schätzen lernte. Die 97er Version hatte ich nun fast 15 Jahre gar nicht mehr gesehen und um so erfreuter war ich dann gestern, als ich tatsächlich wieder ähnlich begeistert war wie seinerzeit im Kino. :)
vodkamartini hat geschrieben: 20. Februar 2021 11:39 Bruce ist hier tatsächlich ein Fest mit seiner wölfischen Aura, die Verkleidungen machen Spaß und man hofft beinahe, dass Gere es nicht schafft (zumindest mir geht es jedesmal so).
Das geht mir genauso, Bruce ist halt nun mal der Star des Films und die Inszenierung lässt daran ja auch keinen Zweifel. Witzig und auch bezeichnend im Vergleich zum Original finde ich, dass bei Willis Verkleidungen eine auffälliger ist als die andere, dabei sollte der Schakal doch eigentlich daran interessiert sein möglichst unauffällig zu agieren (so wie im 73er Film) . Stattdessen sind Willis Alter Egos lauter Exzentriker (mein liebster ist davon der dicke, kurzatmige Kanadier mit Schnauzer). Gleiches Spiel bei den Waffen der Schakale: während Fox eine Präzisionswaffe benutzt, setzt Willis auf eine grosskalibrige Minikanone. Ist halt alles ein paar Nummern größer und lauter im Remake :)
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