Wie findet ihr LALD?

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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

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@Nico: Ich kann zwar nicht für Hille antworten, aber immerhin für mich :) : die Synchros der Brosnan-Filme leiden für mich insbesondere unter schwachen Dialogen, unpassenden Rollenbesetzungen und einer maßlosen Inszenierung (welche oftmals Darsteller komplett "von der Leine" und damit drauflos chargieren lässt). Ähnliches gilt leider auch für die Craig-Synchros. Die Münchner Synchros von 73-89 sind dagegen wirklich pures Gold, auch wenn der inflationäre Einsatz von den gleichen Sprechern schon etwas irritierend wirkt (aber zugegeben dann eben auch immer sehr gut zu den entsprechenden Rollen passt). Die Berliner Synchros bis 71 stellen für mich aber fraglos den Höhepunkt in der Geschichte der deutschen Bondsynchro dar, da hier alles passt.
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

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Anatol du hast da SEHR merkwürdig ungleiche Maßstäbe.
Wie kannst du die Synchros bis 71 (inkl DAF!?) über den Klee loben, aber die ab 95 für das "von der Leine lassen" kritisieren.
Was in den Filmen Connery alles in den Mund gelegt wird ist schon abenteuerlich. Von DAF will ich erst gar nicht reden denn daraus hat die Synchro ja fast einen anderen Film gemacht. Selbst der wirklich tolle GGH spricht Connery gänzlich anders als Connery und macht teilweise auch einen deutlich ironischeren Filou aus Bond.

Ich kann keine gravierenden Qualitätsunterschiede ausmachen zumindest nicht so pauschal. Sicherlich ist Mackensy auf Pryce albern und auch Rohrbeck auf Amalric aber da hat es sich schon mit den groben Fehlgriffen. Die frühen Bonds haben sich dann auch konsequent Dialekten verweigert - also es sich einfacher gemacht oder?

Schwache Dialoge? Hast du dafür konkrete Beispiele? (aber Vorsicht, für jedes Beispiel nenne ich dir eins aus den Connery Filmen)
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

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Ich kann mich - wie überraschend! - Anatol nur anschließen, obwohl ich die Brosnan Synchros in der Tendenz sogar noch etwas positiver sehe als er, finde ich auch, dass ab 95 die Qualität der deutschen Fassungen spürbar abnimmt, was die Besetzung und Interpretation/Übertragung der Originale anbelangt. Und gefühlt wird es mit jedem Film tendenziell noch etwas schlimmer, was auch dafür sorgt, dass die Bonds ab 95 für mich im Deutschen nie mit dem Charme der Prä-Brosnan-Bonds mithalten können.
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

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danielcc hat geschrieben:Wie kannst du die Synchros bis 71 (inkl DAF!?) über den Klee loben, aber die ab 95 für das "von der Leine lassen" kritisieren.
Meinem Empfinden nach ist das aber in Bezug auf die Synchroregie und die daraus resultierende Rollenauslegung so. Da du das Beispiel DAF selbst nennst: die besonders überdrehten Rollen von Gentzen und Thormann setzen ja lediglich das um, was im Original bereits vorhanden ist (nur eben meiner Meinung nach besser, da vor allem Gentzen Putter Smith weit überlegen ist - kein Wunder, der eine war ausgebildeter Schauspieler mit langjähriger Erfahrung, der andere Jazz-Musiker). Das andere von dir genannte Beispiel Pryce in TND ist ein ganz anderer Fall: hier wurde eine Rolle sehr unterschiedlich durch Mackensys Overacting angelegt und bewusst auch der Lächerlichkeit preisgegeben (was im Falle der Beispiele aus DAF zwar auch der Fall ist, aber eben bereits im Original so intendiert). Die von dir genannte Interpretation von GGH (die fraglos die von Connery variiert) setzt eine Rolle nicht in ein gänzlich anderes Licht, sondern verleiht ihr lediglich ein paar andere Facetten. So etwas lässt sich aber bei Verwendung eines anderen Stimmtypus nie gänzlich vermeiden.

Ein Beispiel für schlechte Dialoge der 2. Berliner-Phase wäre zB "ich müsste mal wieder in die Kirche gehen" oder die zotigen Stosskraft etc. Dialoge aus DAD, die im Gegensatz zu den Anzüglichkeiten zB aus DAF nichts verspieltes oder elegantes mehr haben, sondern lediglich eindeutig unter die Gürtellinie abzielen (wobei zugegebenermaßen viele der Zoten im Original schon ähnlich primitiv sind, die Synchro verschlimmert sie aber finde ich noch, da noch eindeutiger und geschmacksunsicherer). Ich finde es übrigens bezeichnend, dass sich Regisseur Danneberg selbst in seiner Cleese-Interpretation ebenfalls sehr weit vom Original entfernt.

Disclaimer: ich bin mir natürlich vollkommen der Tatsache bewusst, dass sich in allen Synchro-Phasen Beispiele für die von mir primär der zweiten Berliner Phase zugeordneten Kritikpunkte finden lassen (so ist beispielsweise Miedels Metz-Interpretation in DAF fraglos ähnlich "rollenentstellend" wie Mackensys Price-Einsatz - a propos: Daniel, da siehst du, dass auch in früheren Bondsynchros sehr wohl Dialekte und Akzente Berücksichtigung fanden :D ), so gesehen ist in der Tat keine Phase "perfekt" oder "makellos" und dein Einwand hinsichtlich eines Pauschalurteils ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Dennoch finde ich persönlich schon, dass die genannten Kritikpunkte ab den 90er überproportional häufig vorkommen und die generelle qualitative Tendenz meiner etwas pauschalisierten ersten Einschätzung entspricht :) .
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

770
AnatolGogol hat geschrieben:Ein Beispiel für schlechte Dialoge der 2. Berliner-Phase wäre zB "ich müsste mal wieder in die Kirche gehen" oder die zotigen Stosskraft etc. Dialoge aus DAD, die im Gegensatz zu den Anzüglichkeiten zB aus DAF nichts verspieltes oder elegantes mehr haben, sondern lediglich eindeutig unter die Gürtellinie abzielen (wobei zugegebenermaßen viele der Zoten im Original schon ähnlich primitiv sind, die Synchro verschlimmert sie aber finde ich noch, da noch eindeutiger und geschmacksunsicherer).
Volle Zustimmung. Besonders in der zweiten genannten Szene fällt es auch völlig auf, dass es sich um eine Synchronisation handelt. Auch wenn man weiss, dass das nicht der Fall ist, sollte man bei einer guten Synchro denken, es handle sich um Aufnmahmen vom Dreh. Das ist hier nicht der Fall.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

773
ProfessorDent hat geschrieben:Ich finde Danneberg generell unpassend für Cleese, weil einfach alles komplett überzogen wird. Die Eleganz vom "echten" Cleese geht komplett verloren und die Rolle(n) wirkt wie eine Comic-Figur.
In anderen Rollen kann man drüber streiten, aber der Cleese-Q (bzw. "R") ist eine Comic-Figur. :wink:
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

774
Live And Let Die (1973, Guy Hamilton)

"When you were young and your heart was an open book, you used to say live and let live. But if this ever-changing world in which we live in makes you give in and cry, say live and let die."
- Paul McCartney

Nachdem Connery nach DAF der Bondrolle endgültig den Rücken gekehrt hatte, standen die Produzenten aufs Neue vor der Frage, wer in die kolossalen Fussstapfen des Schotten treten und den berühmtesten Agenten ihrer Majestät in den nächsten Filmen verkörpern würde. Mit der Verpflichtung des TV-Stars und britischen Urcharmeurs Roger Moore, der schon zuvor immer wieder für die Rolle im Gespräch gewesen war, gelang ihnen schliesslich auch, was bei der Besetzung Lazenbys nicht geklappt hatte: Einen Bonddarsteller zu finden, der sich bewusst von Connery abhebt und trotzdem bzw. gerade deswegen die Fans für sich begeistern konnte. Moore liefert in LALD einen erstklassigen Einstand in einem der bis dato ungewöhnlichsten Filme der Reihe. Voodoo-Zauber, Alligatoren, verrauchte Jazzclubs und trübe Sümpfe? Wo war Blofeld, wo seine ausgefallen Schurkenbastion, wo die Casinos, die irrsinnigen Zerstörungspläne und die exotischen Hochglanzstrände? Das musste natürlich alles so sein, denn die bewussten Alleinstellungsmerkmale von LALD erlaubten Moore nicht nur einen idealen Einstieg in die Rolle ohne den Ballast der Conneryjahre, sie garantierten auch einen entschlackten und eigenständigen Film, der in den wesentlichen Punkten aber dennoch Bond pur ist.

Im Vergleich zu den immer schillernderen Bondfilmen der 1960er-Jahre kommt LALD wesentlich rauer und schlichter daher, alleine schon durch die Rückkehr zum kleineren Bildformat. Dazu gesellen sich die wild und dreckig eingefangenen Locations in den USA und der Karibik, in erster Linie Jamaika als San-Monique-Double. Versprühte die Insel elf Jahre zuvor in DN noch einen bunt-verwegenen Abenteuergeist so wird sie dieses Mal ausnahmslos von ihrer staubigen und dunklen Seite abseits touristischer Strandpanoramen inszeniert. Auch die Schurkenhandlung ist so simpel und nüchtern wie in kaum einem anderen Bondfilm, im Grunde geht es um ein schnödes Heroingeschäft, auch wenn es bondtypisch etwas ausgeschmückt wird. Mehr denn je ist dieser Plan aber kaum mehr als ein Aufhänger für eine flotte Abenteuergeschichte, die dieses Mal aber weniger mit grossen Schauwerten und trickreichen Spielereien punkten will als mit Stil und einem eigenständigen Flair. Das fängt schon im Vorspann an, der zu den besten Arbeiten des legendären Titeldesigners Maurice Binder zählt: Fackeln, Kriegsbemalung, brennende Totenköpfe, alles unterlegt mit einem brachialen und modernen Rocksong von Paul McCartney, dem bis heute besten Titellied der ganzen Reihe.

Diese Linie wird mit der Einbindung der afroamerikanischen und haitianischen Kulturen als stilgebendes Motiv konsequent weitergeführt. Bond trifft auf Drogenbanden in Harlem, Krokodilzüchter in Louisiana und einen mörderischen Inselkult auf San Monique. Diese ungewöhnlichen Hintergründe und Handlungselemente geben dem Film genau den richtigen Schuss finsterer Exotik, passend zum kleineren Rahmen des Geschehens. Gleichzeitig macht Bondveteran Hamilton immer wieder deutlich, dass man das Gesehene nicht bierernst nehmen sollte. Er verschwendet gar nicht erst zu viel Zeit daran, die Wahrsagerei mit Tarotkarten oder den finsteren Voodoo-Hexer als Scharlatane oder gegenteilig als übernatürliche Einschübe zu erklären, sondern geht völlig locker und in den richtigen Momenten auch augenzwinkernd mit ihnen um, wie es der Film gerade braucht. Die eigenständige und stimmige Atmosphäre des Films wird gekonnt betont von seinem Soundtrack. Der stammt zum ersten Mal in zehn Jahren nicht von John Barry, sondern von Beatles-Produzent George Martin, und Martin weiss sich von den orchestralen Epen seines Vorgängers abzuheben. Seine Musik ist an den passenden Stellen gefährlich, meist von bedrohlichen Trommeln untermalt, hat in anderen Szenen aber genau den richtigen Schwung und Pepp. Alleine wie er das altbekannte Bond-Theme in Jazzrock-Form neu auflegt oder McCartneys Song zitiert ist meisterhaft und gibt der Stimmung des Films den richtigen Schliff.

Auch die Actionszenen sind dieses Mal alle eine Nummer kleiner und in einem sehr ruhigen Tempo gehalten. Am meisten im Gedächtnis bleibt natürlich die grosse Bootsverfolgungsjagd in den Bayou-Sümpfen, die mit ihren spektakulären Weitsprüngen ebenso punktet wie mit ihrem sehr bedächtigen, ungewohnt langsamen Schnittrhythmus. Damit steht sie bestens in der Tradition der Busverfolgung früher im Film, die ähnlich locker und relaxt in Szene gesetzt wird, die Bootsszene geht aber noch einen Schritt weiter indem sie die Handlung immer wieder durch die Perspektive von Clifton James‘ kauzigem Sheriff Pepper aufbricht, der verzweifelt versucht, Recht und Ordnung in den Sümpfen zu wahren, was sich natürlich als äusserst schwierig herausstellt wenn Bond und Kanangas Schergen in ihren Schnellbooten allerhand Unruhe stiften. Die humoristischen Einlagen in Verbindung mit dem gemütlichen Tempo und der lockeren Attitüde, aber auch einigen deftigen Stunts, machen die Sequenz zu einem würdigen Actionhöhepunkt. Natürlich hätte man die Flughafenszene in New Orleans, in der Bond als angeblicher Vertretungslehrer an Seite einer betagten, kurz vor dem Herzkasper stehenden Flugschülerin allerhand Blech verschrottet, auch kürzen oder weglassen können, als kleinen lustig-absurden Einschub möchte ich sie aber nicht missen, vor allem in Kombination mit der anschliessenden Szene in der Leiter den erbosten Fluglehrer am Telefon beruhigen muss ("Your patriotism is beyond question, Mr. Bleeker, I'm sure you're a veteran!")

Mit Roger Moore als James Bond ist dem Produzentengespann ein wahrer Glücksgriff gelungen. Der mit seinen 46 Jahren nicht mehr ganz blutjunge Moore war damals schon kein unbeschriebenes Blatt, und es war durchaus klar, dass er keine reine Connery-Kopie sein, sondern seine eigenen Stärken in die Rolle mit einbringen würde. Mit seiner beschwingten und humorigen Art und seinem verschmitzten Charme hebt sich Moore von seinem überlebensgrossen Vorgänger ab und drückt Bond einen Stempel auf, der die Filme und ihren Protagonisten für die nächsten zwölf Jahre prägen sollte. Zwar gibt er sich in seinem Debüt noch etwas rauer und härter als in seinen späteren Auftritten, was zu LALD aber nur passt und die Kerndisziplinen seiner 007-Interpretation – Lockerheit, Charme und Witz – trotzdem schon deutlich genug herausarbeitet. Moores Rollenauslegung diktiert dann auch den Ton des Films, der sich selbst zwar immer genügend ernst nimmt, zugleich aber auch gehörig mit dem Auge zwinkert. Durch die kürzeren Haare und den Umstand dass er oft in Freizeitkleidung in der jamaikanischen Wildnis unterwegs ist wirkt Moore in LALD ausserdem jünger und körperlich vitaler als in jedem seiner anderen Bondauftritte. Eine wunderbare Ergänzung zu Moores Bond ist ausserdem der Auftritt von David Hedison als CIA-Kollege Felix Leiter, die Chemie zwischen Hedison und Moore ist perfekt und dass Leiter in LALD etwas aktiver agiert und aus seiner Stichwortgeberrolle hinauskommt lässt einen glauben, dass hier zwei eingeschworene Kumpels zu sehen sind.

Jane Seymour und Yaphet Kotto werden in ihren jeweiligen Rollen als Bondgirl bzw. Oberschurke in der Regel von den Fans mit Anerkennung bedacht, belegen aber selten die Spitzenplätze in den Ranglisten. Das ist ein Urteil, das ich unterschreiben kann, beide sind starke Vertreter ohne zu den absolut besten zu gehören. Seymour gibt die hinreissende Kartenlegerin anfangs forsch und kühl, später mit einer glaubhaften Verletzlichkeit. Eine gute Leistung und ein bezauberndes Aussehen, dennoch lässt ihre Rollenauslegung trotz aller Vorzüge ein Stückweit eine wirkliche eigene Note vermissen. Kotto ist als Dr. Kananga ein prächtiger Schurke, der gleichermassen kultiviert und humorvoll wie unberechenbar und unerbittlich auftritt und in seiner gemeinsamen Szene mit Solitaire nach deren Enttarnung sogar ebenfalls eine verletzte Seite zeigt, die bei Bondschen Gegenspielern eher ungewöhnlich ist. Weniger Akzente setzt dafür die Rolle der Rosie Carver, die mit Gloria Hendry schlicht zu wenig attraktiv und charismatisch besetzt ist und auch vom Drehbuch wenig Gelegenheit zur Entfaltung erhält, abgesehen von ihrem rigorosen Aberglauben. Umso mehr punkten kann dafür Kanangas glanzvolle Mannschaft an Verbündeten und Helfershelfern, vor allem auch da der Film auch hier seiner schlichteren Auslegung treu bleibt und statt einer anonymen Soldatenschar eine überschaubare und verschworene Bande zeigt. Geoffrey Holders diabolischer und sinisterer Voodoo-Priester Baron Samedi ist gerade wegen seiner wenigen und leicht kryptischen Auftritte einer der exzentrischsten Bondschurken, Julius W. Harris ist als mit Stahlklaue und Sonnenbrille ausgestatteter Leibwächter sowohl gefährlich und imposant als auch charismatisch und gewitzt. Auch Adam, Whisper, der Taxifahrer, der Mörder beim Begräbniszug oder der Kellner im Fillet of Soul haben alle mindestens einen unverkennbaren Auftritt und runden das schurkische Ensemble bestens ab.

LALD bewies zu seiner Entstehungszeit, dass James Bond nicht auf immer und ewig auf Sean Connery angewiesen ist, sondern dass auch andere Darsteller die Serie weiterführen und die Titelrolle mit ihren Stärken formen können. Aber auch heute noch ist Hamiltons dritter Serienbeitrag ein herrlich unterhaltsamer Film, der zwar die typischen Bond-Zutaten wahrt, aber seine Grössenordnung bewusst etwas zugunsten eigenständiger Atmosphären- und Handlungselemente zurückschraubt. Diese Elemente spielen hier wunderbar zusammen und verleihen LALD ein durchgängig konsequentes eigenes Flair. Moore spielt gekonnt seine Stärken aus und profiliert sich als anderer, aber Connery nahezu ebenbürtiger 007, eine Leistung, die er mit seinen folgenden Filmen noch weiter untermauern würde.

Wertung: 8,5 / 10
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

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Diesmal bin ich eigentlich bei allen Punkten dicht bei dir und alles was folgt ist dann nur „Detailgemosere“ – nicht zuletzt damit ich deiner erneut tollen Review zumindest ein wenig Feedback zollen kann.
GoldenProjectile hat geschrieben: gelang ihnen schliesslich auch, was bei der Besetzung Lazenbys nicht geklappt hatte: Einen Bonddarsteller zu finden, der sich bewusst von Connery abhebt und trotzdem bzw. gerade deswegen die Fans für sich begeistern konnte.
Wobei genau das, also das Abheben von Connery, ja nicht wirklich die Absicht war bei der Verpflichtung von Big L.
GoldenProjectile hat geschrieben: Der mit seinen 46 Jahren nicht mehr ganz blutjunge Moore war damals schon kein unbeschriebenes Blatt, und es war durchaus klar, dass er keine reine Connery-Kopie sein, sondern seine eigenen Stärken in die Rolle mit einbringen würde.
Hat dir beim Schreiben dieser Zeilen der selige Old Rog die Hand geführt und seinen typischen Hang zum Understatement auf dich übergehen lassen? :D Moore war 1972 nicht mehr und nicht weniger als ein Star, der gleichermaßen bekannt und beliebt beim Publikum war. Die Tatsache, dass sich sein Ruhm in erster Linie auf TV-Produktionen stützte tat seinem Starstatus keinen Abbruch (ähnlich wie z.B. bei Savalas in seiner Kojak-Blütezeit). Daher denke ich kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Moore der einzige Bond-Neuling in der EON-Serie war, der die Rolle als Star antrat und nicht erst zu einem solchen durch sie wurde (gleichwohl sein Status davon natürlich nocheinmal deutlich profitierte).
GoldenProjectile hat geschrieben: Eine wunderbare Ergänzung zu Moores Bond ist ausserdem der Auftritt von David Hedison als CIA-Kollege Felix Leiter, die Chemie zwischen Hedison und Moore ist perfekt und dass Leiter in LALD etwas aktiver agiert und aus seiner Stichwortgeberrolle hinauskommt lässt einen glauben, dass hier zwei eingeschworene Kumpels zu sehen sind.
Absolut. Die Vertrautheit zwischen den beiden ist Gold wert und ist beinahe schon greifbar. Das gibt es sonst eigentlich nur noch in NSNA, in welchem die Chemie zwischen Connery und Casey ähnlich stimmig ist.

GoldenProjectile hat geschrieben: Kotto ist als Dr. Kananga ein prächtiger Schurke, der gleichermassen kultiviert und humorvoll wie unberechenbar und unerbittlich auftritt und in seiner gemeinsamen Szene mit Solitaire nach deren Enttarnung sogar ebenfalls eine verletzte Seite zeigt, die bei Bondschen Gegenspielern eher ungewöhnlich ist.
Ich denke mittlerweile sogar, dass Kottos Auftritt in LALD zu den allerbesten schauspielerischen Leistungen eines Bondschurken gehört. Vor allem die Verhörszene ist aufgrund ihrer emotionalen Bandbreite schon außergewöhnlich gut gespielt. Kottos Auftritt ähnelt teilweise dem, was Walken 12 Jahre später mit seiner Rolle gemacht hat, bei Kotto ist die abgedeckte Bandbreite mMn aber sogar noch größer.
GoldenProjectile hat geschrieben: Umso mehr punkten kann dafür Kanangas glanzvolle Mannschaft an Verbündeten und Helfershelfern, vor allem auch da der Film auch hier seiner schlichteren Auslegung treu bleibt und statt einer anonymen Soldatenschar eine überschaubare und verschworene Bande zeigt.
Das ist auch für mich eine echte Stärke des Films und ein solches Ensemble an erinnerungswürdigen Henchmen findet man ansonsten nur noch in LTK (sieht man mal von FRWL ab, der diesbezüglich wie vor einigen Tagen ja schon diskutiert eher spezieller und nicht ganz dem Standard entsprechender Natur ist).
GoldenProjectile hat geschrieben:LALD bewies zu seiner Entstehungszeit, dass James Bond nicht auf immer und ewig auf Sean Connery angewiesen ist, sondern dass auch andere Darsteller die Serie weiterführen und die Titelrolle mit ihren Stärken formen können.
Das halte ich auch für die wichtigste Errungenschaft des Films. LALD bewies zweifelsfrei, dass es ein Leben für Bond nach Connery gab und dass das Publikum auch eine von der Rollenauslegung des Schotten abweichende Interpretation akzeptierte. So gesehen ist LALD filmhistorisch ein ähnlich entscheidender Eckpunkt innerhalb der Bondserie wie DAF, da ein erneutes Scheitern mit einem anderen Bonddarsteller (noch dazu in diesem Fall mit einem Star statt wie beim ersten Versuch einem Newcomer) vermutlich schwerwiegende Auswirkungen auf den Fortbestand der Filme – zumindest in der Form, wie wir sie kennen – gehabt hätte.
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

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Interessant daß GP die Action als eine Nummer kleiner empfindet, aber auch wenn hier keine Vulkane in die Luft gesprengt werden, die Bootsverfolgung ist für mich die bis zu diesem Zeitpunkt spektakulärste Bond Action. Sie übertrifft locker alles was es bei Connery gab, und steht auf einer Ebene mit den Ski Szenen in OHMSS, ist aber eben spektakulärer als diese.

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

778
Die Bootaction ist eine der besten Szenen der ganzen Reihe, sowie LALD allgemein ein großes Highlight im Bond-Kosmos darstellt. Ein wunderbarer Film, in jeder Hinsicht. Jane Seymour halte ich schauspielerisch wie vom Writing für eine der allerbesten Bondinen und noch wichtiger: Yaphet Kotto als Kananga gehört in die absolute Topriege der Bondschurken. Die Armbanduhr-Szene dürfte eine meiner Lieblingsszenen in der ganzen Reihe sein - und ist übrigens auch in der deutschen Synchro absolut superb gelungen. Ganz toll! Aber auch der geniale Kroko-Stunt, die wahnsinnig coole Interpretation der Leiter-Rolle, die vielen Anspielungen an DN, die facettenreichen Schurken... ein ganz toller Film.

Außerdem enthält er den wohl coolsten, bondigsten Moo7e Moment überhaupt, als Kananga Bond in seinem unterirdischen Hauptquartier fragt: "What shall we drink to, Mr. Bond?" und der lapidar antwortet: "How about an earthquake?". :mrgreen:
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"

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Casino Hille hat geschrieben:Die Armbanduhr-Szene dürfte eine meiner Lieblingsszenen in der ganzen Reihe sein - und ist übrigens auch in der deutschen Synchro absolut superb gelungen.
In der Tat, Weicker in absoluter Höchstform. Ich würde fast so weit gehen und sein "wusstest du das nicht" als einen der größten Synchronmomente EVER bezeichnen.
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