Wie findet ihr YOLT?

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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

706
ENDLICH Eric!!!! Sehr schön geschrieben. Habe das von dir vermisst. Ich kann jeden deiner Kritikpunkte nachvollziehen, Teile aber nicht immer deine Meinung. Vieles sehe ich vielleicht auch positiver als du.

Die riesige Massenschlacht am Ende ist aber lahm, der Film hat deplazierte Momente und wirkt oft unstrukturiert. Sehr schade.

Und ja, der erste Film der Reihe der mehr schwächelt imo. Aber der schwächste ist er nicht.

Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

707
Schön, dass ich dich aus deinem Winterschlaf geweckt habe :D und danke für das Lob. Ich denke wir haben bzgl. YOLT einen ähnlichen Grundtenor trotz anderer Wertungen: der Film ist nicht (nur) schlecht aber oft belanglos und/oder unter seinen Möglichkeiten.
Agent 009 hat geschrieben:Und ja, der erste Film der Reihe der mehr schwächelt imo. Aber der schwächste ist er nicht.
Natürlich nicht, DAF kommt ja erst noch. 8)
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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

708
GoldenProjectile hat geschrieben:"Do you live here alone?" -- "Yes. My parents are dead. Have a seat."
Sie mochte ihre Eltern halt nicht... du bist manchmal aber auch eine echte Zimperliese, lieber Eric. :D Aber ich muss dir Recht geben: Das YOLT-Drehbuch ist mehrmals äußerst komisch und das vor allem deshalb, weil Roald Dahl, der Meister der schwarzhumorigen Literatur, es angeblich geschrieben haben soll. Mir ist es wirklich ein Rätsel, wie bei einem von Dahl geschriebenen Bondfilm am Ende ein doch so (sieht man von den Schauwerten ab) gewöhnlicher Bond bei rumgekommen ist. In der Hinsicht ist YOLT vermutlich einer der Bondfilme, mit dem meisten verschenkten Potenzial. Wüsste ich nicht um YOLT, so würde ich mir einen Dahl Bond zynisch und richtig schön pechschwarz vorstellen. Aber im Gegenteil: Im Vergleich mit den anderen 5 Bondfilmen der 60er ist YOLT diesbezüglich der zahmste Serienbeitrag. Kurios. Eine gewisse tonale Unentschlossenheit merkt man YOLT ironischerweise immer wieder an, schon rein inhaltlich: Wenn Bond in der Hafenszene mit seiner PPK minutenlang statisch rumstehend unbewaffnete Hafenmitarbeiter über den Haufen ballert, wirkt das schon befremdlich. Wenn dann aber eine Minute später die schönst gefilmte Szene des Films kommt, in der Bond mit Aki über das Dach flüchtet, und Barry das Geschehen mit sinnlichen Klängen unterlegt, ist das ein merkwürdiger Kontrast. Manchmal könnte man den Eindruck kriegen, dass da einfach Teile fehlen oder man erst im Schnitt gemerkt hat, dass das Erzähltempo nicht richtig passt. So dauert beispielsweise Bonds Verwandlung zum Japaner inklusive Fake-Hochzeit eine Ewigkeit (auch wenn es kulturell teils interessant anzusehen ist), während sein erster Einbruch inklusive sofortigen Ausbruchs bei Osato unglaublich gehetzt vonstatten geht. Gilbert inszeniert da einige schöne Szenen, aber das Pacing im Allgemeinen geht hier gerne gewaltig schief. Besonders merke ich das bei der Autojagd, die mit der Magnet-Abschleppaktion endet. Fängt schnell und plötzlich an, wird dann aber sofort wieder entschleunigt und mündet in einen finalen Gag, der viel zu lange dauert.
GoldenProjectile hat geschrieben:In YOLT fehlen sinnige Verknüpfungen gleich zuhauf oder sind bemerkenswert uninspiriert umgesetzt, das Meiste wirkt sprunghaft und lieblos aneinandergereiht.
Da ist definitiv was dran und hier versagt Gilbert sicher in Teilen da, wo Hamilton und Young besser aufgestellt waren. YOLT wirkt gerade deswegen auch deutlich normaler und gewöhnlicher, obwohl er von den Schauwerten der bis dato mit Abstand gewaltigste Bond ist. Was Ken Adam da mit dem Vulkanset geschaffen hat, ist sagenhaft und ein Aushängeschild für die hohe Qualität der Reihe. Es ist aber richtig, dass es Gilbert (noch) nicht gelingt, den Bondschen Unsinn mit so viel Verve auf die Leinwand zu bannen, dass man problemlos über die vielen Notwendigkeiten und Blödsinnigkeiten hinweg sehen kann. YOLT ist mehr Stückwert als seine Vorgänger und die meisten seiner Nachfolger. Selbst DAF fühlt sich da insgesamt homogener und fließender an. YOLT hat immer wieder verrückte Elemente, etwa den an sich tollen Little Nelly Ausflug, der aber losgelöst vom Film abläuft oder das erste Aufeinandertreffen mit Tanaka, dessen Herleitung (mit der flüchtenden Aki und Bonds Metallrutschgang) mir bis heute nicht so richtig einleuchtet. Also klar, Tanaka soll da anfangs vom Zuschauer für Blofeld gehalten werden, aber dennoch ist das merkwürdig in den Film integriert. Allerdings gibt es ja gerade bei YOLT Gerüchte darüber, dass sehr vieles letztlich auf dem Boden des Schneideraums angelangt ist. Sollte das stimmen, würde es einiges bestens erklären, denn in der Tat wirkte YOLT immer so, als wenn man einige wichtige Szenenbausteine herausgenommen hätte.
GoldenProjectile hat geschrieben:Das Erkunden der japanischen Kultur und Facetten durch den in dieser Welt noch fremden Bond wird zwar immer wieder angedeutet und kleinere Einblicke in die Volkstümlichkeit gewährt, richtig vertieft wird das Ganze allerdings kaum.
Mag stimmen, aber nur wenn man eine Erwartungshaltung hat, die dann streng genommen kein anderer Bond in dieser Hinsicht jemals erfüllen wird. Für mich sind die Einblicke in die japanische Kultur (und besonders in den kulturellen Mix aus Tradition und Moderne) das Aushängeschild des Films und gerade das Element, dass YOLT von allen anderen Filmen der Reihe abhebt. Höchstens DN und TMWTGG können da in Ansätzen mithalten, aber YOLT lässt diesen Momenten mehr Raum und bietet ein Mehr an Betrachtung. Vertieft wird das natürlich nicht, aber das ist auch ein Bondfilm und nicht Lost in Translation. Dennoch vermittelt mir Gilbert viel japanisches Flair, auch wenn das nicht nur ihm, sondern vor allem auch John Barry zu verdanken ist, der hier in die Vollen greift. Nicht vergessen werden sollte auch, dass besonders die Tiger Tanaka Figur durch ihre recht beachtliche Präsenz (die ein Darsteller von der Qualität wie Tetsurō Tamba sie mitbringt eben hat) viel Flair ausstrahlt. Ich mag seine Rolle sehr, wenngleich der Film noch viel mehr aus ihr hätte rausholen können. Die beiden Damen mag ich ebenfalls, wenngleich Mie Hama schon sehr schwach spielt (eigentlich nur noch gerade so an der Grenze des erträglichen), weshalb ich mir immer wünsche, Aki würde den Film bis zum Ende überleben und mit Bond verdient in den Sonnenuntergang fahren. Na ja, es hat nicht sollen sein. Übrigens ist ihr Tod eine sehr schöne Szene, von Gilbert sehr gekonnt inszeniert, die schon andeutet, in welch bondschen Höhen der Mann uns 10 Jahre später führen sollte. Auf jeden Fall ist YOLT bezüglich der kulturellen Schilderung seiner Location für mich deutlich ein Ausnahmefilm der Reihe.
GoldenProjectile hat geschrieben:Sean Connery ist einer der charismatischsten Köpfe die je den Sprung auf die grosse Leinwand geschafft haben, aber YOLT bietet dem schottischen Urtier nur wenig um zu glänzen
Au contraire! Mein unangefochtener Lieblingsdarsteller überzeugt mich auch hier auf ganzer Linie. Höhepunkt ist sicherlich die saucoole Szene auf der Ning-Po (im Wechselspiel mit der großartigen Karin Dor), aber der Film hat viele Connery-Höhepunkte. Das fängt schon bei seinem Fake-Tod an (als er lapidar im U-Boot direkt nach seiner Auferstehung um Erlaubnis bittet, an Bord kommen zu dürfen), geht über zu dem kongenialen "Wie immer, Sir", als M ihn daran erinnert wenig Zeit zu haben, und bietet später weitere coole Momente, etwa das "I love you"-Treffen mit Aki, das Henderson-Intermezzo, die Szene in Tanakas Haus, "You sound like a commercial" bei Tanaka, "This is my second life" bei Blofeld oder meine persönliche Lieblingsszene (und der fraglos beste Dialog) des Films, wenn Bond bei Mr. Osato zu Gast ist. Connery-Fans kommen auch in YOLT voll auf ihre Kosten.
GoldenProjectile hat geschrieben:Die grosse Schlussballerei setzt innerhalb der Reihe zwar neue Massstäbe in Sachen Aufwand, Spektakel und Pyrotechnik, überzeugt in ihrer Dramaturgie aber nicht so richtig. Es fehlt an Variationen und Spannungsbögen, abgesehen von Bonds finalem Vordringen in den Kommandoraum schaut man überwiegend zwei Privatarmeen dabei zu, wie sie sich mit allen verfügbaren Mitteln und Explosionseffekten gegenseitig ins Jenseits befördern möchten.
Wie kann man etwas so schönes so negativ klingen lassen? Die große Balleraction im Showdown ist doch einfach nur gewaltig. Was für ein Crescendo! So muss das bei Bond! Natürlich ist das im Kern nichts anderes als eine Variation des vorher dagewesenen (eigentlich enden GF, TB, YOLT, OHMSS und DAF alle gleich), aber: Who cares? Was für ein Finale. Toll. Zumal es ja nun nicht so ist, als würde das eine Ewigkeit gehen und GAR NICHTS anderes passieren. Bond muss sich immerhin unter anderem mit Hans prügeln (ein sehr ordentlicher Kampf mit schönem Schlussgag), der als Henchman unter Ferner liefen läuft, aber andersrum ordentlich austeilen kann. Ne, am Schlussakt von YOLT habe ich nichts zu meckern. Davor passt das Tempo oft nicht, aber am Ende knallt es so wie es soll. Wenn man da etwas kritisieren will, dann Blofelds sagenhaft dämliches Verhalten. Warum lässt er Bond rauchen? Warum tötet er ihn nicht einfach? Warum tötet er Osato, lässt Bond am Leben und versucht dann 20 Sekunden später auf einmal doch, Bond zu töten? Als ich in der Pubertät war gab es gleichaltrige Mädchen, die in schlimmsten Liebeskummer inklusive Perioden-Phasen emotional besser aufgestellt waren als Blofeld es hier ist. Das ist so eine Sache, die sich auch bei Bond nicht so wirklich entschuldigen lässt, sondern so auffallend dämlich ist, dass sie zurecht immer wieder parodiert wurde. Wie ja leider Pleasance allgemein in YOLT den Vorgänger von Dr. Evil porträtiert. Schade, wenn man bedenkt, was für eine dämonische Präsenz er erreichen kann, wenn er denn will - und man ihm keine dumme Narbe ins Gesicht malt.
AnatolGogol hat geschrieben:2001 entstand fast zeitgleich – das sind Galaxien die da tricktechnisch dazwischenliegen.
Vergleicht man mit 2001 ist das in der Tat traurig, was da in YOLT gezeigt wird. Vergleicht man aber mit dem ebenfalls zeitnah erschienenen Planet of the Apes, dann geht es eigentlich wieder. :wink: Man muss nur wissen, wo man den Maßstab anlegt. Natürlich stimme ich dir zu, dass die Bondfilme für sich immer höchstes technisches Niveau beanspruchten und YOLT das defintiv nicht bietet. Trotzdem halte ich die Szenen für okay und auch wenn sie heute etwas putzig aussehen, gefallen sie mir um Welten besser, als die antiquierten Shots in GE - und das war immerhin knapp 30 (!) Jahre später. Von daher kann ich damit gut leben. Blöde sind natürlich diese ganzen Kamerashots in YOLT, die Filmszenen zeigen, die sie gar nicht zeigen dürften. Das wird in diesem Forum oft bemängelt und die stören mich weitaus mehr als die angestaubten Weltraumszenen. Zumal ich gerade die PTS sehr gelungen finde, die Musik von Barry ("Capsule in Space") ist einfach große Klasse. Hach... mit Berry hat die Bondwelt schon einiges an Flair eingebüßt. Muss man leider so nostalgisch sagen.
GoldenProjectile hat geschrieben:Auch das von Frankie-Töchterchen Nancy Sinatra gesungene wehmütige Titellied ist betörend schön
Ja, ein toller Bondsong, mit sehr schönen Lyrics. "One life for yourself and one for your dreams"... einfach klasse. Überhaupt schön, was der Song aus dem wirklich coolen Fleming-Titel gemacht hat.
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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

709
Casino Hille hat geschrieben:Das YOLT-Drehbuch ist mehrmals äußerst komisch und das vor allem deshalb, weil Roald Dahl, der Meister der schwarzhumorigen Literatur, es angeblich geschrieben haben soll. Mir ist es wirklich ein Rätsel, wie bei einem von Dahl geschriebenen Bondfilm am Ende ein doch so (sieht man von den Schauwerten ab) gewöhnlicher Bond bei rumgekommen ist. In der Hinsicht ist YOLT vermutlich einer der Bondfilme, mit dem meisten verschenkten Potenzial. Wüsste ich nicht um YOLT, so würde ich mir einen Dahl Bond zynisch und richtig schön pechschwarz vorstellen. Aber im Gegenteil: Im Vergleich mit den anderen 5 Bondfilmen der 60er ist YOLT diesbezüglich der zahmste Serienbeitrag.
Inder-Tat. Ich habe zu meiner Gymnasialzeit in Englisch einen ganzen Dahl-Kurzgeschichtenband gelesen und mein sechzehnjähriges Ich war begeistert ob der morbiden Bösartigkeit. Auch Dahls Kinderbücher The Witches und Charlie and the Chocolate Factory (wobei ich von letztem nur die lahme Burton-Verfilmung kenne) haben bei aller Eignung für eine junge Leserschaft noch etwas Verschrobenes und Schwarzhumoriges an sich, für Kinder zwar, aber trotzdem. Die zahme und biedere YOLT-Story hat so gar nichts zu tun mit dem Dahl, wie ich ihn kenne. Ungeachtet der Qualität hätte ich ihm eher noch das skurrile DAF-Skript zugeschrieben.
Casino Hille hat geschrieben:Au contraire! Mein unangefochtener Lieblingsdarsteller überzeugt mich auch hier auf ganzer Linie. Höhepunkt ist sicherlich die saucoole Szene auf der Ning-Po (im Wechselspiel mit der großartigen Karin Dor), aber der Film hat viele Connery-Höhepunkte. Das fängt schon bei seinem Fake-Tod an (als er lapidar im U-Boot direkt nach seiner Auferstehung um Erlaubnis bittet, an Bord kommen zu dürfen), geht über zu dem kongenialen "Wie immer, Sir", als M ihn daran erinnert wenig Zeit zu haben, und bietet später weitere coole Momente, etwa das "I love you"-Treffen mit Aki, das Henderson-Intermezzo, die Szene in Tanakas Haus, "You sound like a commercial" bei Tanaka, "This is my second life" bei Blofeld oder meine persönliche Lieblingsszene (und der fraglos beste Dialog) des Films, wenn Bond bei Mr. Osato zu Gast ist. Connery-Fans kommen auch in YOLT voll auf ihre Kosten.
Dann bin ich also kein Connery-Fan? :wink: ne, also ich finde schon dass er in YOLT unter seinen Möglichkeiten bleibt bzw. nicht optimal eingesetzt wird. Aber ich meine natürlich nicht, dass er im Film verschenkt oder nicht sehenswert ist. Lass mich erklären:

Ich war gestern im neuen Ridley Scott Film, da ist auch Marky Mark vom Funky Bunch rumgerannt und hat als in den Privatsektor abgewanderter CIA-Sicherheitsexperte die Verhandlungen einer Entführung mitverhandelt und begleitet. Leider hatte seine Figur den ganzen Film hindurch kaum nennenswerte Möglichkeiten, interessant zu agieren und war daher abgesehen von einer gemeinsamen Szene mit Kevin Spa... ääh, Christopher Plummer nur Deko. Wäre der Film in den 1960ern gedreht und die Marky-Rolle mit Connery besetzt worden, so bin ich mir sicher dass Uns Sean mit seiner Präsenz und seinem kernigen, unverwechselbaren Mannestypus in derselben blassen Rolle viel mehr geglänzt hätte als der etwas biedere Marky, der in der Regel genauso gut ist wie seine Rollen und Regisseure. Connery ist einfach ein cooler Bolzen mit einer ganz eigenen Ausstrahlung, und adelt mit seiner Anwesenheit sogar noch Gurken vom Ausmasse der Liga der Gentlemen oder des jämmerlichen Highlander-Sequels. Natürlich ist es töfte wenn Connery dem mit den Fischen schwimmenden Hans ein "Bon Appetit" hinterherknurrt oder seine Kidnapperin Helga Brandt in drei Sätzen verführt. Aber in YOLT sind es für mich eben vor allem einzelne Momente sowie die generelle Wertschätzung für Connery (die eben jeden Moment mit ihm automatisch besser machen als mit einem austauschbaren Darsteller), die meinen Connery-Genuss ausmachen, und weniger ein durchgehendes, funktionierendes Bündel aus Storytelling, Protagonist und Connery wie z.B. in DN und TB. Und zumindest gemessen an den Standards dieser beiden Filme aber auch FRWL und GF würde ich das tatsächlich "Connery-light" nennen.
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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

711
Auch wenn ich bekanntlich YOLT generell und im Speziellen auch das Drehbuch etwas positiver sehe, so kann ich die hier geäusserte Enttäuschung angesichts Dahls Oevre und Ruf durchaus nachvollziehen. Ich finde dennoch, dass auch YOLT einiges an sehr schönen Dialogen zu bieten hat, als Beispiele kämen mir spontan folgende in den Sinn: Bond und Tanakas erstes Treffen, die Badehausszene, Bonds Besuch als Vertreter bei Osato, Bonds Geplänkel mit Moneypenny und natürlich Bond und Helga an Bord der Ning Po. Von daher kann ich die Enttäuschung wie gesagt zwar nachvollziehen, die Kritik an der Qualität der Dialoge gemessen am Serienstandard aber nur bedingt (wobei zB GF oder in Teilen auch TB fraglos die spritzigeren Dialoge zu bieten hat).

Eher teile ich die Kritik am Drehbuch in Bezug auf die Handlungsentwicklung, die desöfteren nicht wirklich elegant und zuweilen auch etwas konstruiert bzw. „scripted“ von statten geht. Dennoch: auch hier möchte ich relativierend hinzufügen, dass ich ein in Teilen etwas holpriges, aber hinsichtlich Dramaturgie und Aufbau sich insgesamt logisch entwickelndes Drehbuch wie das von YOLT jederzeit den beiden in meinen Augen überkomplizierten, unrunden und dramaturgisch nicht wirklich schlüssig verlaufenden Drehbüchern der Mendes-Filme vorziehe. Um es noch etwas zu konkretisieren: man kann den älteren, gerade auch den nicht unbedingt brillanten, Bonddrehbüchern sicherlich vorwerfen, dass sie es sich zuweilen etwas einfach machen und auch eine gewisse Schablonenhaftigkeit besitzen. Dennoch finde ich, dass sie ihre Geschichte immer klar und strukturiert und eben wie bereits angesprochen dramaturgisch sinnig erzählen, vor allem die Höhepunkte (gerade im Finale) sitzen einfach. Im Gegensatz dazu vermisse ich genau dies bei SF und SP, die fraglos einen ambitionierteren und komplexeren Ansatz haben, diesen nach meinem Empfinden aber nur teilweise gelungen umzusetzen wissen und vor allem hinsichtlich der dramaturgischen Struktur mich nicht überzeugen können.
GoldenProjectile hat geschrieben:Aber in YOLT sind es für mich eben vor allem einzelne Momente sowie die generelle Wertschätzung für Connery (die eben jeden Moment mit ihm automatisch besser machen als mit einem austauschbaren Darsteller), die meinen Connery-Genuss ausmachen, und weniger ein durchgehendes, funktionierendes Bündel aus Storytelling, Protagonist und Connery wie z.B. in DN und TB. Und zumindest gemessen an den Standards dieser beiden Filme aber auch FRWL und GF würde ich das tatsächlich "Connery-light" nennen.
Das kann ich durchaus nachvollziehen, da auch bei mir Connery in Gänze etwas weniger gut „funtioniert“ als in den vorangegangenen Filmen. Das liegt aber denke ich nur bedingt an ihm selbst, als mehr daran, dass die Figur Bond in YOLT – obwohl eigentlich permanent präsent – nicht so stark im Zentrum steht, wie in den Vorgängern. Gadets, Action und Sets drängen den eigentlichen Zentralcharakter in YOLT schon ein wenig zur Seite und zuweilen hat es den Anschein, dass Bond gerade in den grossangelegten Szenen auch mitspielt, statt dass er wirklich agiert (wie z.B. in FRWL, in welchem die Figur Bond eigentlich immer im Zentrum steht, auch in den spektakulären Actionszenen oder den Gadgetmomenten. Bond „macht“, während er in YOLT oft nur „dabei ist“). Fairerweise muss man aber auch sagen, dass YOLT diese Entwicklung nicht gestartet hat, sondern zumindest in TB es bereits in Teilen ähnlich war (vor allem im Finale). Ich finde aber auch, dass Connery abseits der „Spektakelmomente“ in YOLT sehr stark agiert, eben immer dann, wenn es ihm der Film erlaubt. Connerys Kritik an Rolle und Filmen zielte seinerzeit ja auch genau in diese Richtung, eben dass man sich immer mehr von Figur und Handlung entfernte zu Gunsten von Spektakel und Gadgets. So ganz unrecht hatte er damit sicher nicht und seine Kritik ist umso verständlicher, da er als Darsteller davon geschwächt wurde.


Und abschliessend noch ein paar Worte über meine persönliche Beziehung zu YOLT, die in Teilen auch begründet, warum ich den Film vergleichsweise positiv sehe. Bei meiner Erstsichtung war ich 11 Jahre alt und für dieses Alter war YOLT genau der richtige Film mit seinem easywatching-Spektakelansatz und den stark betonten fantastischen Elementen. Es verwundert daher auch nicht, dass ich seinerzeit mit Filmen wie FRWL, GF oder OHMSS deutlich weniger anfangen konnte (gleichwohl auch sie mir damals schon gefielen) als mit YOLT, zumal ich damals eh sehr stark von den Moore-Filmen der 70er Jahre geprägt war. Auch wenn ich heute die diversen Dinge, die in YOLT nicht ganz so gut funktionieren sehr deutlich wahrnehme, so schmälert dies dennoch nur bedingt meinen Genuss, da ich mich nach wie vor am Spektakel und den Schauwerten in ähnlichem Maße erfreuen kann wie seinerzeit als 11jähriger. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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AnatolGogol hat geschrieben:

Und abschliessend noch ein paar Worte über meine persönliche Beziehung zu YOLT, die in Teilen auch begründet, warum ich den Film vergleichsweise positiv sehe. Bei meiner Erstsichtung war ich 11 Jahre alt und für dieses Alter war YOLT genau der richtige Film mit seinem easywatching-Spektakelansatz und den stark betonten fantastischen Elementen. Es verwundert daher auch nicht, dass ich seinerzeit mit Filmen wie FRWL, GF oder OHMSS deutlich weniger anfangen konnte (gleichwohl auch sie mir damals schon gefielen) als mit YOLT, zumal ich damals eh sehr stark von den Moore-Filmen der 70er Jahre geprägt war. Auch wenn ich heute die diversen Dinge, die in YOLT nicht ganz so gut funktionieren sehr deutlich wahrnehme, so schmälert dies dennoch nur bedingt meinen Genuss, da ich mich nach wie vor am Spektakel und den Schauwerten in ähnlichem Maße erfreuen kann wie seinerzeit als 11jähriger. :)
Sehr guter Punkt und absolut nachvollziehbar. Ich denke das Alter in dem man die (alten) Filme das erste Mal gesehen hat, spielt eine ganz entscheidene Rolle.
Zuletzt geändert von Goahead am 28. Februar 2018 21:39, insgesamt 1-mal geändert.
Morgenstund' ist aller Laster Anfang

Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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Maibaum hat geschrieben:Für mich nicht, die alten Filme müssen meinen heutigen Sehgewohnheiten entsprechen, sonst wird das nichts mehr. Aber im kleinen Rahmen ist natürlich auch Nostalgie ein Faktor.

Im Falle Bonds aber wirkten die Filme meist auch später noch ähnlich wie in meiner Kindheit. Aber ich war auch kein Kind mehr als ich sie erstmals sah.
Also können sie nicht wie in deiner Kindheit wirken, wenn du sie damals nicht gesehen hast.
Welchen Film aus deiner Kindheit kannst du denn heute z.B. noch gut anschauen und welchen nicht?
"Everybody needs a hobby.” -- “What’s yours?” -- “Resurrection."

Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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Aber ich war trotzdem noch ziemlich jung, und mein Filmgeschmack noch weit von dem entfernt was mir dann nur 2 - 3 Jahre später Spaß machte.

Aus meiner Kindheit inkl. TV gefällt mir immer noch so manches, wenn auch jetzt oft aus anderen Gründen, aber es gibt auch viele Filme und auch viele TV Serien von damals, die jetzt gar nicht mehr funktionieren. Was mir dann auch leid tut, aber das ist nicht mehr zu ändern.

Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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Schön, wenn man sich selbst so analysieren kann.
Stelle das auch eher bei Serien als bei Filmen fest. 'Ein Colt für alle Fälle' und leider auch 'Remington Steele' damals top, heute eher Flop (übertrieben!!). 'Miami Vice' funktioniert für mich heute noch gut.
Das kann auch an der Erzählweise liegen. Der horizontale Erzählstil bietet heute doch mehr/interessantere Möglichkeiten als der 'Fall des Tages'.
Wobei es das natürlich noch nicht so lange gibt, zumindest nicht in der Häufigkeit.
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Re: Filmbesprechung: "You Only Live Twice (YOLT)"

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Die Szenen mit Little Nelly sind schlecht eingebunden. Der Krater war hervorragend getarnt. Mit dem Angriff hat sich Blofeld nur verraten, dass Bond in der richtigen Gegend sucht. Der Minijet bei OP wurde besser in die Handlung integriert.

Warum wurden selbst bei Autofahrten immer Rückprojektionen genutzt? Zumindest wenn Connery von vorne im DB5 oder Toyota sitzt, hätte doch eine Attrappe auf einen Lkw installiert werden können.

Welche alte Serie mir immer noch gefällt, "Magum". Sympathischer Hauptdarsteller und klasse Nebendarsteller.