Casino Hille hat geschrieben:Thunderball1965 hat geschrieben:Dass diese Potenzialverschwendung aber daher kommen soll, dass TLD ein Bondfilm ist, sehe ich dagegen nicht, im Gegenteil: TLD profitiert viel davon, ein Bondfilm zu sein.
Magst du das näher ausführen? Würde mich doch glatt interessieren, inwiefern TLD davon profitiert bzw. was genau du damit meinst.
Nun, ich würde sagen, dass
- TLD davon profitiert, gängige Bond-Muster zu variieren.
- die üblichen Erzählmuster von Glen hier durch die Dynamik sehr sehr gut funktionieren.
- TLD nicht unbedingt ausgerechnet daran schwächelt, dass er ein Bond ist:
Casino Hille hat geschrieben:Für mich bleibt TLD ein Film der vergebenen Chancen, ein Film, bei dem ich es manchmal etwas schade finde, dass er nur ein Bondfilm ist, weil er somit viele Wege nicht gehen kann (oder will), die ihn noch viel interessanter gemacht hätten. Besonders zu nennen ist da der ganze Plot rund um Koskov und Pushkin. Ich finde nach wie vor, dass TLD diese Dinge immer etwas zu früh auflöst. Koskovs Überlaufsplan hält sich insgesamt etwa 5 Minuten im Film. Bond findet nahezu sofort heraus, dass an der Sache etwas faul ist und nach ein paar Szenen mit Kara hat der Film auch gar keine Lust mehr, dass ganze ambivalent zu halten, sondern zeigt Pushkin als eindeutig "gute" Person, wenn dieser bei Whitaker vorstellig wird und entlarvt auch direkt im Anschluss (den am Pool hängenden) Koskov als Bad Guy.
Bond zweifelt letztlich nie daran, dass Pushkins Smiert Spionom Programm nur eine Inszenierung anderer ist und das nimmt dem Film vorab bereits seinen größtmöglichen Trumpf. Denn in der stärksten Szene des Films (von Dalton und Rhys-Davies intensiv gespielt), wenn Bond Pushkin mit vorgehaltener Waffe stellt, bleibt ob der vorherigen Haltung Bonds offensichtlich, dass dieser Anstandsbesuch von 007 dazu dient, Koskov eine Finte zu stellen. Hätte man Bond vorher zweifelnder gezeigt und uns auch als Zuschauer NICHT verraten, wie es um Koskov, Whitaker und Pushkin genau bestellt ist, wäre diese Szene merklich dramatischer gewesen und auch das scheinbare Attentat Bonds auf Pushkin hätte womöglich eine größere Schockwirkung gehabt, da schlicht unklar gewesen wäre, ob Bond hier das richtige getan hat (man hätte dann viel später auflösen müssen, dass Pushkin nur zum Schein erschossen wurde - was eine Wendung!). So bleibt TLD in dieser Hinsicht im Mittelteil stets hinter den Möglichkeiten, die die reizvolle Ausgangsposition der äußerst packenden ersten halben Stunde geboten hätte. Nichts desto trotz ist TLD ein gelungener Bondfilm, mit einem starken Hauptdarsteller, einem interessanten Schurken-Trio, einer komplizierteren und deshalb etwas seriöser daher kommenden Geschichte. Am meisten aber lebt der Film von seinem gigantisch guten Score, der für mich zu den besten Arbeiten der Reihe zählt. Es bleibt ein guter Mix aus bombastischer Action, lockerem Humor und etwas düsterer Ernsthaftigkeit (besonders Saunders Tod und die PTS sind wohl die Highlight-Momente des Films). Und wenn man, so wie ich es gemacht habe, die gesamte Aston Martin Verfolgungsjagd inklusive Cello-Rutschpartie mit dem schnellen Vorlauf überspringt, wirkt er sogar gleich noch mal etwas besser.
Da sehe ich eben nicht, inwiefern die Schwächen daher kommen, dass TLD ein Bondfilm ist. Ich stimme soweit zu, dass die Auflösung der Gemengelage, wer nun Bösewicht und wer keiner ist, zu früh aufgelöst wird. Natürlich hätte man das anders machen können, aber wieso hätte mans nicht auch in einem Bondfilm anders machen können?