Wie findet ihr TSWLM?

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Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

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Henrik hat geschrieben:
Nico hat geschrieben:Und das Geheimnis ist, dass der Rest des Films so fantastisch ist, dass man die Logiklöcher (wüsste jetzt auch gar nicht, welche das sein sollten) gar nicht wahr nimmt.
So ist es. Trotzdem, irgendwann fällt dann schon der ein oder andere Fehler auf. Aber der Film bleibt trotzdem absolut sehenswert.
Dann zähl doch bitte mal welche auf. Wie ich bereits schrieb, weiß ich nicht, was für Fehler das sind.
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

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The Spy Who Loved Me (1977, Lewis Gilbert)

"Nobody does it better, makes me feel sad for the rest. Nobody does it half as good as you, Baby, you're the best."
- Carly Simon

Mit TSWLM wurde zum ersten Mal in der Bondreihe ein Jubiläum im grossen Stil gefeiert - zehn Filme und fünfzehn Jahre galt es zu zelebrieren - und Produzent Broccoli, nach dem Ausstieg seines Partners Harry Saltzman aufgrund finanzieller Schwierigkeiten alleine an der 007-Front, wollte den Fans etwas ganz besonderes bieten. So ist es nur verständlich, dass TSWLM eine Art "Best-of-Bond" geworden ist. Das Motto lautete: Noch mehr Spektakel, noch mehr Exotik, noch mehr Gadgets, noch mehr Humor und noch mehr Fantasie als je zuvor, nicht weniger als das ultimative Spasspaket, das maximale Vergnügen sollte es werden. Diese "ultimative" Herangehensweise gepaart mit der progressiven Zelebration von fünfzehn Jahren Tradition sind es wohl auch, die TSWLM zu einem rundum anerkannten Fanliebling und bis heute zu einem der besten Bondfilme machen.

Roger Moores drittes Outing als Gentleman-Spion ist der Beweis, dass es um einen richtig guten Film zu machen manchmal gar nicht eines besonders ausgefeilten oder Szene für Szene durchdachten Skripts bedarf. Die Handlung von TSWLM liesse sich sicher leicht zerpflücken, viele Szenen bauen nicht wirklich logisch aufeinander auf und sind vielmehr an ihrer eigenen Aussagekraft und den Schauwerten interessiert als an so etwas trivialem wie Kausalität. Der Witz an der ganzen Sache ist dass einem die von einem Höhepunkt zum nächsten springende und darum herum gestrickte Story gar nie wirklich negativ auffällt, weil alles einfach viel zu viel Spass macht. Der Regisseur heisst Lewis Gilbert, genau wie der Macher des zehn Jahre zuvor entstandenen YOLT, also erstaunlicherweise ein Namensvetter. Es kann sich nämlich gar nicht um denselben Regisseur handeln, der Connerys Japan-Mission einst so mechanisch und monoton inszeniert hat. Dieser Gilbert hier beherrscht seine Dramaturgie im Schlaf und lässt die Szenen geschmeidig ineinandergreifen, wählt kluge und einfallsreiche Bildausschnitte und schneidet dynamisch wie eh und je. Das unverkrampfte Spiel mit Spannung, Action, Abenteuer und Humor seitens der Inszenierung wirkt wie selbstverständlich und verleiht dem Film einen grossen Anteil seines erheblichen Charmes.

Visuell ist TSWLM ein absoluter Leckerbissen und macht ordentlich Gebrauch von der Rückkehr der 007-Reihe zum Scope-Format. Die Locations auf Sardinien, in Ägypten und den Alpen sind bildgewaltig und pittoresk eingefangen, noch besser sind höchstens die eigens für den Film angefertigten Sets. Produktionsdesigner Ken Adam übertrifft sich mit der ausgefeilten und üppigen Ausgestaltung des Liparus-Tankers und der trickreichen Unterwasserbasis Atlantis selber, was er da auf die Beine gestellt hat ist wahrlich nicht mehr von dieser Welt. Auch die Actionszenen können das hohe Niveau halten, sei es die schmissige Skiverfolgung zu Beginn, die rasante Autoverfolgung entlang der sardinischen Küste oder der ausladende Showdown in der Liparus, der zu den besten seiner Art gehört. Gilbert setzt in den Actionszenen allerhand Tricks und Wendungen ein, und sorgt damit immer wieder für Überraschungen. Etwa wie er Bonds aussichtslos scheinende Skiflucht mit dem Asgard-Stunt und dem Union-Jack-Fallschirm auflöst, oder den Lotus als "Wet Nellie" unter Wasser bringt. Oder all die Spannungsbögen im Finale mit der Demontage eines atomaren Sprengkopfes und Bonds anschliessendem Ritt auf einer Überwachungskamera. Von den harten aber humoristischen Zweikämpfen, die immer wieder eingestreut werden, ganz zu schweigen.

Als ob das alles nicht schon genug wäre setzt Marvin Hamlischs Score ein Ausrufezeichen unter viele Szenen, unter anderem in Form seiner schmissigen, elektronisch angehauchten Neuinterpretation des Bond-Themes alias "Bond 77" oder des mystisch-majestätisch anmutenden Atlantis-Stücks, das jedes Mal erklingt, wenn die sich die spinnenartige Meeresfestung aus dem Wasser erhebt oder anderweitig in die Handlung mit einbezogen wird. Hamlischs Arbeit rundet das stimmige Gesamtbild des Films zusätzlich ab und gibt der dynamischen Melange aus Spass und Abenteuer in vielen Momenten den letzten Schliff.

Roger Moore ist mit seinem dritten Abenteuer endgültig in der Bondrolle angekommen und liefert eine Interpretation, die sich vor Sean Connerys allerbesten Auftritten nicht zu verstecken braucht. Fieses Macho-Gehabe wie in den beiden Vorgängern gibt es keines mehr, stattdessen legt Moore noch mehr Wert auf Humor, Charisma und Heldentum und überzeugt damit auf ganzer Linie, völlig gleich ob in amourösen, witzigen oder ernsteren Momenten, wie seinem Austausch mit Anya über Sergejs Tod. Bei Moores leichtfüssigem und rundum gekonntem Spiel erscheint einem der Text zu Carly Simons melodischem Titelsong wie die in Stein gemeisselte Wahrheit über diesen Bond: Es gibt nichts, was dieser Mann nicht kann und niemand macht es besser. Mit Barbara Bach als russischer Agentin hat Moore glücklicherweise auch gleich noch eines der besten Bondgirls an seiner Seite. Bach begeistert nicht nur optisch, sondern überzeugt in der für einen Bondfilm erstaunlich differenzierten Rolle auch darstellerisch und hat darüber hinaus die perfekte Chemie mit Old Rog, wobei die Dynamik der beiden vor allem in der ersten Hälfte Züge einer launigen Screwball-Komödie aufweist und treffend eingesetzt wirkt.

Auch auf Seiten der Bösen ist alles im grünen Bereich, Curd Jürgens' Stromberg-Rolle hätte aufgrund ihrer Passivität auch schnell behäbig wirken können, aber der normannische Kleiderschrank legt die Figur dank sonorer Stimme und eiskaltem Blick stattdessen gleichermassen galant wie sinister an. Auch ist Bonds letzte Konfrontation mit Stromberg in all ihrer Härte, Kürze und Schlichtheit sehr gelungen und ein guter Kontrastpunkt zum ansonsten so extravaganten und ausladenden Finale. Der Höhepunkt ist natürlich Richard Kiels hünenhafter Killer Jaws, der sich seinen Status als populärster Handlanger der Bondreihe redlich verdient hat. Trotz oder gerade wegen seiner ständigen Missgeschicke und Niederlagen, die gerne auch mit trockenem Slapstick ausgeschmückt werden, verliert er in seiner stoischen Unbeirrbarkeit und Unbesiegbarkeit nie seinen Effekt als stetige Bedrohung.

TSWLM ist so etwas wie der feuchte Traum für Bondfans, ein gewitztes und grossangelegtes Spektakel das auf allen Ebenen zu überzeugen weiss und vermeintliche Handlungslücken auf der Fahrt zum nächsten Höhepunkt einfach mühelos überspringt. Gilberts stimmige und einfallsreiche Inszenierung verzahnt gekonnt Abenteuer, Action und Spass und liefert exotische, ausgefallene und spassige Setpieces am laufenden Bond. Roger Moore thront wie ein König über dem ganzen und beweist sich in einer makellosen Performance als furchtloser, charmanter und gewitzter Filmheld, vor allem aber als praktisch idealer James Bond.

Wertung: 9,5 / 10
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Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

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Berufshartzer hat geschrieben: 25. Juli 2018 18:26 Wer bei Analysen zu TSWLM immer zu kurz kommt ist Caroline Munro. Ich hätte sie lieber als Bondgirl gesehen oder in einer größeren Rolle als Handlanger. Als kesse, zwinkernde Killer-Pilotin hebt sie die Verfolgungsjagd erst auf das grandiose Niveau. Einfach nur charmant.
Absolut. Das vielleicht heisseste Bond-Girl überhaupt..... BONA
Morgenstund' ist aller Laster Anfang

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

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Berufshartzer hat geschrieben: 25. Juli 2018 18:26 Wer bei Analysen zu TSWLM immer zu kurz kommt ist Caroline Munro. Ich hätte sie lieber als Bondgirl gesehen oder in einer größeren Rolle als Handlanger. Als kesse, zwinkernde Killer-Pilotin hebt sie die Verfolgungsjagd erst auf das grandiose Niveau. Einfach nur charmant.
Klar, Caroline ist super. Als traditionelles Bondgirl hätte ich sie aber nicht sehen wollen, sie versprüht genau die mörderische Bösewichts-Erotik die ihre Rolle als heisse Killerin braucht. Ein kleines bisschen mehr Screentime hätte aber sicher nicht geschadet, nur schon, um die Funken noch etwas sprühen zu lassen. Ihr Blickwechsel mit Bond und Old Rogs charmantes Zunicken - später in GE kopiert - ist ein kleines Highlight der wunderbaren Verfolgungsszene.
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Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

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Bond trägt hier unter anderem seine Navy-Uniform. Er ist mit ganzen 2 Orden "hoch" dekoriert (die Bandschnallen an der linken Brustseite). Es scheint sich zudem um Phantasie-Produkte zu handeln. Ein Held, der ständig sein Leben riskiert und die Welt rettet, ist eben bescheiden. Pierce Brosnan trägt 6 Auszeichnungen, müsste unter anderem ein Ritterorden und eine hohe Navy-Auszeichnung sein. Der Rest ist mir unbekannt, womöglich auch fiktional. Vielleicht das Sportabzeichen in Bronze oder die Blutspendernadel (gibts tatsächlich bei der Bundeswehr).

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: 25. Juli 2018 12:55Produzent Broccoli, nach dem Ausstieg seines Partners Harry Saltzman aufgrund finanzieller Schwierigkeiten alleine an der 007-Front, wollte den Fans etwas ganz besonderes bieten
Ganz ganz ganz wichtige Info! Ich weiß nicht, wie viele hier die Spaghetti-Geschichte kennen, aber ich sehe in Cubby einen der wichtigsten Motoren für das Gelingen der Mission TSWLM - was passenderweise auch in der Sekundärliteratur oder im Making Of der Ultimate Edition so hervorgehoben wird. Der Ausstieg von Saltzman sorgte definitiv für eine umso größere Motivation Broccolis, den bestmöglichen Bondfilm auf die Beine zu stellen. Dementsprechend gewaltig und opulent sieht TSWLM auch aus und vermutlich holte man auch gerade deswegen Lewis Gilbert zurück, dessen YOLT bis dato die wohl höchste Größenordnung der Reihe darstellte (man denke nur an das fantastische Vulkan-Set, welches Ken Adam hier mit dem Tanker noch einmal überragt). Auch wenn das ein wenig die Frage nach Henne oder Ei ist, meine ich schon in der Ausrichtung der beiden 70er Gilbert Bonds den unbedingten Willen zum Supererfolg Broccolis erkennen zu können, so wie auch ab FYEO sein Rückfall zum Sparfuchs eine Auswirkung auf die Filme der Glen-Ära hatte.
GoldenProjectile hat geschrieben: 25. Juli 2018 12:55 Die Handlung von TSWLM liesse sich sicher leicht zerpflücken, viele Szenen bauen nicht wirklich logisch aufeinander auf und sind vielmehr an ihrer eigenen Aussagekraft und den Schauwerten interessiert als an so etwas trivialem wie Kausalität
Ist das so? TSWLM baut schon logisch aufeinander auf. Die Szenen sind ja alle einem klaren Handlungsmuster unterstellt und treiben den Plot voran. Es mag sein, dass vieles bei genauerer Betrachtung nicht so wirklich Sinn ergibt (Warum muss Bond erst Fekkesh treffen, um Max Kalba treffen zu können?), aber dennoch hat TSWLM eine interne Filmlogik, auf die die Sequenzen auch selbstredend aufbauen. Ich würde auch nicht sagen, dass in Bondfilmen Logik per se keine Rolle spielt, es ist nur nicht vergleichbar mit den Abläufen der Realität und alles mit etwas vielen Unwahrscheinlichkeiten versehen. Grundsätzlich stimmt aber natürlich, dass es unter Gilberts Regie nicht so recht auf den Plot an sich ankommt, sondern um den Spaß der Erzählung.
GoldenProjectile hat geschrieben: 25. Juli 2018 12:55 Die Locations auf Sardinien, in Ägypten und den Alpen sind bildgewaltig und pittoresk eingefangen
Wirklich spannend ist, was für ungewöhnliche Kameraperspektiven Gilbert teilweise wählt (und dabei denke ich auch deutlich von Kameramann Claude Renoir profitierte, der u.a. gemeinsam mit Ken Adam sich die Inspiration für die schwierige Beleuchtung des Tankersets übrigens bei Stanley Kubrick holte). Ich denke da etwa an den Gang durch die Ruine zum MI6-Hauptquartier oder an die Pyramiden-Szene oder auch ganz besonders an den Kampf gegen Sandor auf dem Dach von Fekkeshs Anwesen. Hier gibt es einen Schnitt auf eine weit in der Luft an einem anderen Gebäude befestigte Kamera, die einen auf interessante Art vom Kampf wegführt. Sehr ungewöhnlich und rein stilistisch ist TSWLM in meinen Augen sicherlich der schönste Bondfilm, und gleichzeitig auch der eleganteste. A propos: Äußerst passend zu dieser durchgehend charmant-eleganten Inszenierung ist auch der Einsatz der Lawrence of Arabia Musik in der Wüstenszene, ein herrlich britischer Gag, den man in kaum einem anderen Bond so machen könnte (tatsächlich ist MR, also der TSWLM am ähnlichste Bond, der einzige Film, der etwas vergleichbares macht, als das Theme der Magnificent Seven ertönt).
GoldenProjectile hat geschrieben: 25. Juli 2018 12:55 "Nobody does it better, makes me feel sad for the rest. Nobody does it half as good as you, Baby, you're the best."
Es ist schon ein großer Schmunzler (und zeugt wieder von dem auch von Cubby intendierten Hang zum Superevent), dass ausgerechnet der wohl größte Spektakelbond in seinem Song das größte aller Loblieder auf die Bondfigur spendiert bekommt, welche jene Lobesarie in Thunderball noch einmal übertrifft. Ich mag das Lied sehr gerne, gerade weil es nach den recht fetzigen LALD und TMWTGG Songs und den pompösen Bassey-Balladen deutlich reduzierter und harmonischer arrangiert ist. Toll ist auch, wie Hamlisch die Melodie in seinen Score verwebt, die Szene auf dem Nil mit Bond und Anya ist hier ein atmosphärischer Höhepunkt für mich und eine meiner liebsten Bond/Bondgirl-Szenen.
GoldenProjectile hat geschrieben: 25. Juli 2018 12:55 Hamlischs Arbeit rundet das stimmige Gesamtbild des Films zusätzlich ab
Zweifellos. Bond 77 ist wie du erwähnst eine der besten Interpretationen des Originalthemas, wenn nicht sogar die beste (und auf jeden Fall der 2006er-CR-Adaption von Arnold weit überlegen), das Atlantis-Thema ist klasse, aber richtig richtig richtig groß ist seine musikalische Unterstützung der stilistisch sehr schwierig zu vertonenden Pyramiden-Szene. Besonders Bonds Abgang am Ende ist der vielleicht coolste und zugleich selbstironischste Moment der Serie und zweifellos ein Highlight der Reihe. Auf dem Soundtrack dürfte das Stück "Conclusion" heißen. Hamlisch wird allgemein etwas unterschätzt in Fankreisen, ich finde er bringt etwas unverwechselbar eigenständiges in TSWLM, sodass ich mir einen Barry-Score zu diesem Film gar nicht vorstellen könnte. Gleichzeitig steht er aber sehr in den Traditionen der bisherigen Reihe, anders als beispielsweise ein Michael Kamen oder Eric Serra, die bei ihren späteren Arbeiten einen deutlich anderen Kurs einschlugen (ob gelungen oder nicht, ist dann eine andere Frage, aber zweifellos verlangte der Best-of-Bond TSWLM auch einen Bond-typischen Sound).
GoldenProjectile hat geschrieben: 25. Juli 2018 12:55 Roger Moore ist mit seinem dritten Abenteuer endgültig in der Bondrolle angekommen und liefert eine Interpretation, die sich vor Sean Connerys allerbesten Auftritten nicht zu verstecken braucht. Fieses Macho-Gehabe wie in den beiden Vorgängern gibt es keines mehr, stattdessen legt Moore noch mehr Wert auf Humor, Charisma und Heldentum und überzeugt damit auf ganzer Linie, völlig gleich ob in amourösen, witzigen oder ernsteren Momenten
Vielen Dank! Sehr sehr schön geschrieben. Der Moore von TSWLM - OP ist für mich der definitive Bond. Es stimmt, dass Moore in seinen beiden Vorgängern noch eine Spur mehr Macho-Gehabe à la Connery in seine Interpretation legt (auch wenn er dabei nie wirklich bösartig rüberkommt, das war einfach nicht sein Wesen), dennoch hast du völlig recht, dass eine gewisse Härte in seinem Auftreten auch danach nicht verloren geht (wie es anders oft in Fachbüchern suggeriert wird). Der recht zynische Kommentar zum kaltblütigen Mord an Sandor wäre hier nur ein Beispiel, aber es gibt auch andere tolle ernste Momente mit Moore. Ganz richtig erwähnst du hier die wunderschöne Szene, in der Anya herausfindet, wer ihren Freund auf dem Gewissen hat. Der Dialog zwischen den beiden ist auch ganz toll geschrieben - und in meinen Augen einerseits nachdenklich, aber nicht so aufdringlich wie in den späteren Brosnan und Craig Filmen bei ähnlichen Themen. "In our business, Anya, people get killed. We both know that. So did he. It was either him or me." Und Moore spielt das ganz wunderbar, wen kümmert's, ob Dalton oder Connery ihr Schauspiel-Handwerk besser beherrschten? Nobody does it better. :wink:

Vollste Zustimmung auch zu Barbara Bach, Curd Jürgens und Richard Kiel. Gerade Jürgens gelingt das Kunststück, eine eigentlich langweilige, weil sehr wenig aktiv agierende Rolle mit sehr viel Gravitas auszugestalten, wobei er als Stromberg am ehesten einer mit Gesicht ausgestatteten Blofeld-Rolle nach dem Vorbild von FRWL und TB entspricht. Ein wenig erinnert er da an Joseph Wiseman in Dr. No, aber seine Figur ist sogar noch besser geschrieben, äußerst effektiv in ihrem Weltbild charakterisiert (die Szene, in der der dem Undercover-Bond seine Unterwasserwelt darstellt) und sein Abgang ist großes Kino. Eine starke Szene, die so völlig anders ist, als das Publikum hätte erwarten dürfen und extrem kaltschnäuzig präsentiert wird (zumal Roger gar nicht mehr aufhört, dem ablebenden Stromberg Kugeln in den Körper zu jagen). Zu Kiel braucht man nix sagen, der ist zurecht eine Ikone geworden, und Bach ist viel besser als ihr Ruf. Sie sieht fantastisch aus, spielt ihre wichtigsten Szenen sehr gut und hat mit Moore eine reizvolle Chemie. Gutes Casting, in allen Belangen, auch kleinere Nebenrollen in TSWLM (Fekkesh oder die Assistentin, die Stromberg am Anfang des Films über die Klinge springen lässt) haben das gewisse Etwas und machen sie äußerst erinnerungswürdig.
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