Ich muss gestehen, mit meinem letzten Artikel vor genau 1 Monat kam auch bei mir wieder etwas Optimismus auf, was einen baldigen Start der (Pre-) Produktion von BOND 26 betrifft. Die jüngsten Aussagen von Bond-Produzentin Barbara Broccoli im britischen Guardian im Zuge der Vor-Berichterstattung des Streaming-Starts der ersten Bond-Reality-TV-Show „007’s Road to a Million“ (ab 11. November auf Amazon Video) haben der winzig aufflammenden Bond-Euphorie aber gleich wieder einen Dämpfer versetzt.
Hat man sich bei EON Productions in den letzten 4 Jahren (ja, genau 4 Jahre ist es her, als die letzte Klappe der Dreharbeiten zu NO TIME TO DIE in den Londoner Pinewood Studios fiel!) tatsächlich nicht einmal eine Sekunde mit BOND 26 und der Zukunft des Franchises beschäftigt? Vor allem nach diesem für die gesamte Bond-Historie einzigarten Ende und dem emotionalen Abschied von Daniel Craig soll man immer noch überhaupt keine Ahnung haben, wie man weitermachen könnte oder möchte? So ganz kann ich das nicht glauben, aber lassen wir Barbara lieber selbst ausführen.
Zeit für ein neues Kapitel
Es liege noch ein langer Weg vor ihnen, bevor man die Figur für das „nächste Kapitel“ neu erfunden habe, so Broccoli. Die Verantwortlichen hätten noch nicht einmal begonnen, am Prozess der Modernisierung des Franchises zu arbeiten. BOND 26 müsse die Art und Weise widerspiegeln, wie sich die Welt in den zwei Jahrzehnten verändert habe, seit Daniel Craig 2005 als sechster 007-Darsteller vorgestellt wurde. Außerdem sei Bond ja schon oft neu erfunden worden.
„Ich denke an „GoldenEye“, als alle sagten: ‚Der Kalte Krieg ist vorbei, die Mauer ist gefallen, Bond ist tot, Bond ist nicht mehr nötig, die ganze Welt lebt in Frieden und jetzt gibt es keine Bösewichte mehr‘ – Junge, war das alles falsch!“
Bond-Produzentin Barbara Broccoli über die bevorstehende „Modernisierung“ des Franchises.
Laut Broccoli sei die angesprochene Modernisierung immer notwendig, wenn ein neuer Darsteller den Dienst antrete. Mit Craigs Bond wollte man zeigen, wie ein Held des 21. Jahrhunderts aussehen würde: „Daniel gab uns erstmals die Möglichkeit, das Gefühlsleben der Figur auszuloten… und auch die Welt war bereit dafür. Ich denke, diese Filme spiegeln die Zeit wider, in der sie sich befinden, und es liegt noch ein sehr langer Weg vor uns, sie für das nächste Kapitel neu zu erschaffen, und damit haben wir noch nicht einmal begonnen“, erläutert Broccoli im aktuellen Guardian-Interview.
Auf die Frage, ob es abseits von „007’s Road to a Million“ bald noch weitere Bond-TV-Produktionen geben wird, sagte Broccoli: „Unser Fokus liegt auf der Produktion von Spielfilmen. Wenn wir mit den Arbeiten an einem Bondfilm beginnen, braucht er drei oder vier Jahre lang unsere volle Aufmerksamkeit, also ist das unser Fokus.“
Man mache die Bondfilme für die große Kinoleinwand und alles an diesen Filmen sei für das Publikum weltweit in diesem Format zu sehen, deshalb wolle man hierfür auch nicht zum TV wechseln. Heißt also für uns Bondfans: Der nächste Bond wird sicherlich im Kino laufen (ja, wo denn sonst!?), aber ob das noch in diesem Jahrzehnt sein wird, wer weiß das schon…
EONS Mühlen mahlen langsam
So ganz kann ich das nicht glauben, dass man in den letzten 4 Jahren überhaupt noch keine Zeit für BOND 26 aufgebraucht hat bei EON Productions. Es widerspricht auch früheren Aussagen von Broccoli, die sie etwa im Sommer 2022 tätigte. Damals sagte sie nämlich gegenüber Baz Bamigboye von Deadline, dass man noch keinen Darsteller gefunden hätte, weil man noch nicht so weit sei und man sich eben gerade noch im besagten Neuausrichtungsprozess befinde.
„Wir überlegen gerade, wohin wir mit dem neuen Bond gehen sollen, wir diskutieren das durch. Es gibt noch kein Drehbuch und wir können uns auch keines ausdenken, bis wir entschieden haben, wie wir den nächsten Film angehen wollen, denn in Wirklichkeit handelt es sich um eine Neuerfindung von Bond. Wir erfinden ihn neu, und das braucht Zeit. Ich würde sagen, dass es noch mindestens zwei Jahre bis zu den Dreharbeiten dauern wird.“
Barbara Broccoli im Interview mit Baz Bamigboye (Deadline) im Juni 2022.
Die Hoffnung besteht also weiterhin, dass man auf Seiten der Produzenten zwar offiziell aktuell noch nichts verlautbaren darf bzw. möchte, im Hintergrund aber dennoch „bereits“ Arbeiten stattgefunden haben – trotz der aktuellen, relativ deutlichen Aussagen von Broccoli. Da ist natürlich ein bisschen Fan-Wunschdenken dabei, aber wie eingangs erwähnt scheint es selbst für das behäbige EON Productions eine sehr lange Zeit, überhaupt nichts in diese Richtung getan zu haben in den letzten Jahren. Dass man den Neuausrichtungsprozess noch nicht abschließen konnte, noch kein Regisseur gefunden wurde (und an den im Boulevard vieldiskutierten Gerüchten rund um Chris Nolan vielleicht gar nichts dran ist), es noch kein Casting etc. gab, das glaube ich alles sofort, davon gehe ich aus.
Aber wie auch immer, wir können sowieso nur hoffen, dass EON Productions und MGM/Amazon in den kommenden Wochen und Monaten den Fokus voll und ganz auf BOND 26 richtet (und wir das auch irgendwie mitbekommen). Aufgrund von Broccolis Aussagen von Mitte 2022 habe ich bisher auch einen Kinostart Ende 2025 für denkbar gehalten. Das ist zwar theoretisch immer noch drinnen, aber die Chancen dafür vergehen und sinken rapide mit jeder Woche bzw. müssten dafür die Arbeiten im Hintergrund schon auf vollen Touren laufen. Aktuell sieht es somit schon eher nach einem Kinostart Ende 2026 aus, frühestens.