Wie der britische Journalist Baz Bamigboye (nun Deadline, vormals The Daily Mail) berichtet, hat James-Bond-Produzentin Barbara Broccoli bei einem privaten Gala-Dinner in London klargestellt, dass es noch mindestens zwei Jahre dauern werde, bis die Dreharbeiten zu BOND 26 beginnen könnten. Nach dem dramatischen Ende von Daniel Craigs letztem 007-Film NO TIME TO DIE („Keine Zeit zu sterben“) gehe es nun um nichts weniger als James Bond neu zu erfinden.
„Wir erfinden neu, wer er ist. Und das braucht Zeit“, so Broccoli. Die Suche nach einem neuen Hauptdarsteller habe deshalb noch nicht begonnen. „Niemand ist im Rennen“, antwortete Broccoli auf die Frage nach dem 007. James-Bond-Darsteller.
„Wir müssen uns überlegen, welche Richtung wir mit dem neuen Film einschlagen, darüber sprechen wir gerade. Es gibt kein Drehbuch, und wir können uns auch keines ausdenken, bevor wir nicht entschieden haben, wie wir den nächsten Film angehen wollen. Denn es ist wirklich eine Neuerfindung von Bond.“
James-Bond-Produzentin Barbara Broccoli
Obwohl es sich mancher Fan gewünscht hätte, ist mit der Verkündung eines neuen Darstellers im 60. Jubiläumsjahr der Filmreihe nicht zu rechnen. Angenommen EON Productions würde tatsächlich „noch“ 2024 mit den Dreharbeiten beginnen, wird BOND 26 demnach frühestens 2025 in die Kinos kommen. Dafür müsste jedenfalls noch 2023 mit der Detailplanung der Produktion gestartet werden (Drehbuchentwurf, Regisseur, Setaufbau, Locations etc.). Und wenn es nicht ein sehr bekannter Schauspieler werden sollte – wovon derzeit nicht auszugehen ist – dann ist mit der Präsentation des Craig-Nachfolgers erst wenige Monate vor dem eigentlichen Produktionsbeginn zu rechnen. Üblicherweise werden die Boulevardmedien aber schon mitbekommen, wenn aktiv nach dem neuen Bond gesucht wird und uns entsprechend informieren.
Reset/Reboot/Neuerfindung/Neuausrichtung?!
Dass es für BOND 26 ein drastisches Umdenken geben wird, war schon aus den Stellungnahmen von Daniel Craig nach seinem Abgang klar (damals sprach er von einem „echten Reset“, „völligem Neuanfang“ etc., siehe hier). Unklar bleibt natürlich, wie die erwähnte Neuerfindung bzw. Neuausrichtung nach der Craig-Ära aussehen wird. Kommt es zu einem erneuten „kompletten“ Reboot? Sehen wir Bond noch einmal zu Beginn seiner Karriere (oder sogar davor?) oder werden wir einen „etablierten“ Bond zu Gesicht bekommen, wie es etwa auch bei Pierce Brosnan in den 90ern der Fall war? Und welche Richtung werden die Produzenten einschlagen? Welche Eigenschaften von Craigs Bond werden (sprichwörtlich) überleben, wovon wird man sich verabschieden? Nach der dramatischen und letztlich schon emotionalen Überladung der Craig-Ära kann man fast davon ausgehen, dass man zumindest in diesem Bereich ab B26 eine Kurskorrektur vollziehen und andere Charakteraspekte in den Vordergrund rücken könnte. Auf alle diese Fragen werden aber selbst die Verantwortlichen aktuell noch keine Antwort haben – wird dürfen gespannt sein, welche Informationen uns in den nächsten Monaten dazu erreichen.
Was manche Bondfans noch verblüffen mag (vor allem wenn man sich die hohe Taktrate bei anderen großen Film-Franchises ansieht), überrascht mich und andere dagegen gar nicht mehr: Barbara Broccoli hatte jedenfalls in den letzten Monaten nicht gelogen, als sie bei diversen Gelegenheiten immer wieder betonte, dass sie (EON) sich noch nicht mit BOND 26 beschäftigen und weiterhin Craigs Abschiedsfilm feiern würden (obwohl ja bekanntlich nach dem Produktionsende von NTTD bis jetzt viel Zeit verging). Mit den aktuellen Neuigkeiten haben wir aber die Bestätigung, dass nun zumindest schon Überlegungen zu BOND 26 angestellt werden.
Womit rechnet ihr, was erhofft ihr euch?
Eines ist jedenfalls klar – James Bond will return!
Bond war oft auch nah (wenn auch fiktional und übertrieben filmisch) am Weltgeschehen. Sei es die Energiekrise (TMWGG) oder die Frage über die Macht der Medien (TND).
Vielleicht entwickelt sich wieder ein leider typisches Bond-Weltbild, wie in den 60er…. der kalte Krieg und der „alte“ Feind steht ja wieder vor der Tür.
Ob Bond verhindern muss, dass ein Größenwahnsinniger sich an einer Gaspipline zu schaffen macht und diese in 80 Metern Tiefe sprengen möchte…. Das aktuelle Weltgeschehen schreibt gerade ein Drehbuch.
Ich war nur MEGA Enttäuscht, dass BOND starb… Einen James Bond läßt man nicht sterben!!! Craig war für mich einer der Besten Bonddarsteller. Man hätte ihn am Ende des Films mit seinier Familie leben lassen sollen…
Na mein Antwort auf das Warum zwischen den Zeilen. Warum ist Craig einer der besseren Bonddarsteller für manche der Beste für andere zum vergessen. Na er hatte Härte, zeigte ne zerbrechliche Schale und nen Harten Kern mit ner mit ner flüssigen Füllung. Mit anderen Worten er kam mit nichts hatte Pech, konzentrierte sich auf den Job verlor die Cheffin. Und schlussendlich war die Familie wieder zu kompliziert.
Vielen Dank, Gernot, dass Du uns immer auf dem Laufenden hälst. Ich bin ein großer Fan der Craig-Bonds und würde mich freuen, wenn diese moderne Interpretation von James Bond in der einen oder anderen Weise fortgesetzt wird. Eventuell kann ja Craig nochmal überredet werden und einen Film machen, der die 5 Jahre nach Matera beleuchtet. Dann könnte man eine für sich stehende Geschichte erzählen. Ansonsten warte ich lieber etwas länger auf einen neuen Film, wenn der den neuen Bond dafür dann wieder so grandios einführt wie Casino Royale mit Daniel Craig.
Danke! :)
Ich hatte das einmal scherzhaft bei uns im Forum erwähnt, vielleicht können sich die Produzenten ja immer noch nicht von Craig trennen und drehen dann einen Prequel zu SKYFALL, weil zwischen QOS und SF fehlt für mich zumindest ein Film. Dann würde auch das ganze Thema „Älterwerden“ in SF viel mehr Sinn ergeben… ;)
Ja, das stimmt. Zwischen allen anderen Filmen ist der Übergang dafür quasi nahtlos. Das Thema „Älterwerden“ hätte es in SF auch nicht gebraucht. Ich fände es gut, wenn die Zeit jetzt genutzt wird, eine Rahmenhandlung für mehrere Filme zu entwickeln, die nicht mehr so nachgeschoben wirkt. Aber das ist natürlich bei den Bond-Filmen mit der Anforderung an immer wieder neue Fälle, Orte und Figuren auch nur begrenzt möglich.
Mich würde mal interessieren, inwieweit Craig als Ausführender Produzent für die Gestaltung seiner Bond-Filme mitverantwortlich war. So oder so hoffe ich, daß er beim nächsten nichts mehr zu sagen hat, denn ich habe das Gefühl, daß durch seine Mitsprache einiges verschlimmbessert wurde.
Auch einen Nolan-Film, wie es viele wollen, wünsche ich mir nicht unbedingt. Bond soll m. E. nicht irgendwelche Stempel von berühmten Regisseuren aufgedrückt bekommen. Man könnte auch bei Regisseuren eines etwas älteren Jahrganges mal anklopfen. Ich wäre z.B. sehr neugierig, wie McTiernan mit Bond umgehen würde.
Ja, es ist tatsächlich davon auszugehen, dass Craig sehr viel Mitspracherecht hatte, egal was das Drehbuch als auch Casting-Entscheidungen usw. betraf. Deswegen gaben sie ihm dann auch den Produzenten-Credit.
Bei einem neuen Darsteller wird das mit Sicherheit nicht so sein. Jedenfalls nicht am Anfang… (nein, ich denke das bleibt ein Novum, vor allem wegen Craig selbst und seines guten Drahts zu BB).
Betrachten wir 60 Jahre James Bond, so war es eigentlich immer so, dass mit einem neuen Hauptdarsteller auch neue Akzente gesetzt wurden und ein Stück weit eine Neudefinition von James Bond erfolgte: Sean Connery definierte als erster „echter“ James Bond die Filmfigur 007. George Lazenby hatte aufgrund des überhasteten Engagements für lediglich einen Film nur begrenzt möglichkeit, sich zu finden, durfte aber zumindest ein Stück Emotionalität in die Filmrolle bringen. Roger Moore verkörperte den britischen Gentleman und brachte vermehrt humorvolle Elemente, die sich fast schon zur Selbstparodie steigerten, in seine Interpretation von 007. Timothy Dalton war sozusagen die natürliche Reaktion… Weiterlesen »
Ich kann deinen Ausführungen nur zustimmen. Ich selbst wünsche mir mehr Fokus auf seine Mission, mehr Secret Agent als Action-Held, mehr Suspense als Explosions-Spektakel, mehr Gentleman als Killer, mehr Humor & Leichtigkeit als Gefühle und Dramatik…
Wünschen kann man sich ja vieles ;)
„Und bei aller Neuausrichtung fände ich es sinnvoll, etablierte Darsteller für M, Moneypenny, Q und Tanner zu halten, was Kontinuität und Vertrautheit verspricht.“
Wirklich? Dann hat man doch wieder das M-Problem von CR. Schon da war es etwas kurios, dass zwei Bond-Interpretationen die gleiche M haben, obwohl CR ja hat ein klarer Neustart war. Für mich sind das quasi zwei M’s in anderen Universen (nur eben beide von Judi Dench gespielt). Hier wäre ich diesmal für einen klaren Neustart.
Das halte ich persönlich für nicht so dramatisch. Liegt vielleicht auch daran, dass ich Bondfilme überhaupt nicht dem Realitäts-Check unterziehe, da Bond für mich Fiktion ist und ich mich einfach gut unterhalten wissen möchte. Solche Unstimmigkeiten gab es ja schon immer: So wurde Blofeld in YOLT klein, kahlköpfig und mit Narbe dargestellt. In OHMSS war die Narbe plötzlich weg. Und in DAF hatte er dann plötzlich Haare, bevor in FYEO letztlich wieder ein kahlköpfiger Blofeld beerdigt wurde. Und derartige Unstimmigkeiten gab es immer wieder, das ist nur ein Beispiel. Mich stört das aber nicht, da die Bondfilme weitestgehend für sich… Weiterlesen »
Ich verstehe was Du meinst. Die früheren Filme beziehen sich ja selten aufeinander. Aber die serielle Erzählweise ab CR markiert für mich schon einen Wendepunkt in der Reihe. Judi Dench wurde aufgrund ihrer Popularität in die neue Ära mitgenommen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass das nochmal passiert. Das würde ja nicht ganz zu der Neuausrichtung passen von der die Macher sprechen. Ich vermute, es wird in Zukunft nur noch Mini-Serien in der Bondreihe geben. Ich glaube auch, dass (egal welche Richtung man einschlägt) wir nur noch weitestgehend realistische Bonds sehen werden (die natürlich trotzdem auch humoriger sein können).
Ich hoffe, Du behältst nicht recht, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass es so kommen wird wie Du schreibst. Ich fand Daniel Craigs start fulminant und war – abgesehen von Bonds Tod und dem Bruder-Quatsch um Blofeld – auch recht zufrieden mit der Mini-Filmreihe. Aber jetzt ist die Zeit nach Daniel Craig angebrochen und hier sollte mal wieder auf einen zu reellen Bond verzichtet werden. Gernot hat unten schön ausgeführt, wie Fleming Bond geschaffen hat. Und genauso sollte er sein und bleiben.
Der nächste Bond wird in jedem Fall der ,,wokeste “ Bond aller Zeiten. Mir schwant nichts Gutes.
Diese Gefahr besteht natürlich. Ich hoffe aber, dass die Produzenten die Lage „nüchtern“ betrachten und eine Entscheidung treffen, die langfristig das beste für das Franchise ist (und nicht nur schnell mit dem aktuellen Strom schwimmt).
Vor allem wenn man sich weiterhin am Fleming’schen Original orientiert, dann ist Bond eben ein Charakter mit Kanten, durchaus überheblich, maskulin, brutal, trinkt Alkohol, liebt schöne Frauen etc. ;)
@Gernot: Genau! Das ist meine Erwartung und Wunsch, dass die Produzenten sich wieder verstärkt an Ian Fleming orientieren, da es soviele tolle charakterliche Züge gibt, die er James Bond zukommen lässt (bisschen von sich selbst inspiriert😉) und von mir aus können sie auch den Fokus auf den „bösen Russen“ legen, erschreckenderweise passt es ja zur aktuellen Lage – heißt für mich auch wir bekommen eventuell SMERSH-Inhalte zu sehen. Auch wenn das für viele hier drinnen langweilig anmutet, aber ich fände zum Beispiel eine filmische Timeline von Kindheit, Jugend und Werdegang zur Doppelnullabteilung sehr interessant und spannend, denn diese Zeitspannen sind… Weiterlesen »