Zeitgerecht zum Kinostart von NO TIME TO DIE, der 5. und letzte Film der Serie mit Daniel Craig als James Bond, hat die Bond-Produktionsfirma EON Productions nun auch die langerwartete Daniel-Craig-Retrospektive Being James Bond veröffentlicht. Die Doku kann noch bis Anfang Oktober kostenlos über die Streaming-Plattform von „Apple“ angesehen werden. Darüber hinaus wird sie in den nächsten 2 Wochen auch im deutschsprachigen TV ausgestrahlt – Details dazu siehe weiter unten.
Kurz zusammengefasst ist die Doku von Craigs Freund Baillie Walsh (mit dem Craig u.a. an dessen Film „Flashbacks Of A Fool“ zusammenarbeitete) wirklich sehr zu empfehlen, nicht nur für eingefleischte Bondfans. Vor allem als Vorbereitung auf den (hoffentlich) krönenden Abschluss der Daniel-Craig-Ära mit KEINE ZEIT ZU STERBEN – es werden keine Spoiler aus dem neuen Film verraten. Die 45-minütige Doku ist ein überraschend emotionaler Streifzug durch die vergangenen 15 Jahre mit Daniel Craig als Agent 007 und enthält zahlreiche bis dato noch nicht veröffentlichte Behind-The-Scenes-Aufnahmen der Bond-Dreharbeiten. Begleitet wird die Doku durchgehend mit Kommentaren und Gesprächen zwischen den beiden Bond-Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli und Daniel Craig selbst.
Daniel Craig IS James Bond
Die Doku führt uns noch einmal sehr bildlich Craigs „Transformation“ vor Augen, die er damals durch die Übernahme der James-Bond-Rolle persönlich auf vielen Ebenen vollzog. Vom angesehenen Charakterdarsteller – beliebt und gefragt, aber dennoch immer „nur“ der talentierte Nebendarsteller in vielen Produktionen – zu einem führenden (und finanziell erfolgreichen) Hauptdarsteller der Filmbranche. Es war vor allem Produzentin Barbara Broccoli, die Craigs Potential schon früh erkannte. „Wann auch immer er in einer Szene zu sehen war, konnte ich meine Augen nicht mehr von ihm lassen.“ Wie sie selbst sagt, sei Craigs Auftritt in Elizabeth der Punkt gewesen, als sie für sich beschlossen hatte: „Der muss es werden“.
„Die Szene, ab der ich wusste, dass er es einfach sein muss, war jene Szene aus „Elizabeth“, als er den Korridor hinunterschreitet. Das ist die charismatischste Person, die ich jemals in einem Film gesehen habe.“
Barbara Broccoli über Daniel Craigs Casting
Während Broccoli und Bond-Casting-Chefin Debbie McWilliams Craig unbedingt wollten, mussten andere Studioverantwortliche noch überzeugt werden – was letztlich ja gelang. Eine damalige Probeaufnahme von Craig gemeinsam mit Regisseur Martin Campbell zeigt, wieso die Wahl schlussendlich auf ihn fiel.
Es wirkt mittlerweile befremdlich und viele können sich die damaligen Reaktionen auch gar nicht vorstellen, aber als Daniel Craig im Oktober 2015 als neuer Bonddarsteller der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde und ein regelrechter (völlig schwachsinniger) „Shitstorm“ der Boulevardmedien über ihn einprasselte – er sei zu klein, schlecht gelaunt, zu blond, er könne nicht Autofahren usw. – nahm das Craig natürlich persönlich auch mit. Er ließ sich davon nicht unterkriegen, trainierte und arbeitete weiterhin täglich verbissen für seine Rolle in CASINO ROYALE. Ausgerechnet das Foto eines Paparazzi, als Craig durchtrainiert aus dem Wasser steigt, sollte dann die Wende zur positiven Berichterstattung für Craig bringen. Der Film wurde ein riesen Erfolg – u.a. auch weil die Produzenten Craig großes Mitspracherecht einräumten (so sei die berühmte Duschszene aus CASINO ROYALE erst auf Craigs Wunsch hin angezogen gefilmt worden). Daniel Craig hatte es allen gezeigt, viele seiner Kritiker verstummten.
Der aus cineastischen Aspekten durchaus gewagte Nachfolger EIN QUANTUM TROST, der mit Produktionsschwierigkeiten aufgrund eines Autorenstreiks zu kämpfen hatte, kam beim Publikum nicht so gut an wie erhofft (auch wenn er auf vielen Bondfanlisten auf dem Weg nach oben ist – völlig zu Recht, wie ich finde!). Es sei immer noch ein guter Film, meinte Barbara Broccoli – doch man hätte den Fokus des Filmes nicht richtig gesetzt, resümierte Michael G. Wilson.
Dafür brach man dann bekanntlich mit Craigs 3. Bondfilm SKYFALL alle Rekorde – sehr emotional war dabei für alle Beteiligten die Abschiedsszene von Judi Dench als „M“, als nicht nur der Filmbond sondern auch Regisseur Sam Mendes und Produzentin Barbara Broccoli während der Dreharbeiten zu weinen anfingen, wie in der Doku zu sehen ist. Eine Ära ging zu Ende.
Man erfährt, dass Craig vor allem nach QOS mit seiner Berühmtheit durch die Bond-Rolle haderte (das hätte man ihm schon vorher sagen können!) und sich eine Zeit lang am liebsten versteckte. Er erst durch seinen Kollegen & Freund Hugh Jackman lernte er mit seiner Prominenz positiv umzugehen, wie er verrät.
Die Doku behandelt auch eines der größten Probleme während der 5 Craig-Bonds. Beginnend mit EIN QUANTUM TROST zog sich Daniel Craig durch seine intensive Stunt- und Actionarbeit bei jeder Bond-Produktion relativ schwere Verletzungen zu (bei SKYFALL war es „nur“ eine Muskelverletzung, die keine Verzögerungen für die Dreharbeiten bedeuteten), wodurch er immer wieder mit Selbstzweifeln zu kämpfen hatte – auch wenn er niemals aufgab. Selbst in SPECTRE, als er eigentlich operiert hätte werden müssen (was mindestens 9 Monate Pause bedeutet hätte), machte er nach einer kurzen Pause auch mit seinem kaputten Knie weiter. Und auch bei seinem letzten Bondfilm NO TIME TO DIE hätte eine Fußverletzung die Dreharbeiten fast wieder gestoppt.
Goodbye Mr. Bond
Und das bringt uns auch zum emotionalen Ende der Doku – Daniel Craigs letzter Auftritt als James Bond 007 in NO TIME TO DIE.
Eigentlich hätte Craig ja schon nach SPECTRE aufhören wollen, aber er wusste, dass er mit dieser Entscheidung nicht glücklich gewesen wäre. Für Barbara Broccoli wäre das aber sowieso nicht in Frage gekommen, wie sie sagt. Craig wusste das aber auch. „Die Geschichte ist noch nicht fertig“ – ein letztes Mal musste Craig also noch einmal ran für einen gebührenden Abschluss seiner erfolgreichen Bond-Karriere.
Dabei zeigt die Dokumentation auch Craigs letzte Szene am Set, das allerletzte Mal als James Bond vor der Kamera. Dabei läuft Bond zusammen mit dem Wissenschaftler Waldo (David Dencik) weg von der Kamera eine Gasse entlang. Craig biegt rechts ab und verschwindet. Das Ende der Szene. Das Ende seiner Bond-Laufbahn.
Kurz darauf sieht man Craig am Set mit Tränen in den Augen vor versammelter Mannschaft, die trotz der nächtlichen Dreharbeiten alle gekommen und bis zum bitteren Ende geblieben sind: „Es war die größte Ehre meines Lebens, jeden Tag mit euch gearbeitet zu haben.“ Alle klatschen, die sichtlich gerührte und weinende Produzentin Barbara Broccoli umarmt ihn. Sie könne sich niemanden vorstellen, der diese Rolle jetzt spielen könne. Daniel Craig habe James Bond auf ein anderes Niveau gehoben.
Die Rolle zu verlassen sei alles andere als einfach für ihn, so Craig abschließend. Dabei gehe es ihm nicht um Geld oder Ansehen, das habe er schon alles, vielmehr gehe es um eine mentale Verbindung zu dieser Rolle, die er 15 Jahre lang gespielt und für die er alles gegeben habe. Und die er jetzt hinter sich lassen müsse.
„Aber ich denke, es ist jetzt OKAY für mich. Wirklich. Weil wir diesen Film gemacht haben.
Durch NO TIME TO DIE könne Daniel Craig nun endlich ohne schlechtes Gefühl „loslassen“, wie er am Ende von Being James Bond resümiert.
Es ist alles gut jetzt.“
Daraufhin endet die Dokumentation mit „We Have All The Time In The World“ und weiteren Bildern aus Craigs Bondfilmen.
Danke Daniel.
Being James Bond Sendetermine
Being James Bond bei AppleTV (noch bis 7.10. kostenlos verfügbar, eine Registrierung bei Apple ist jedoch notwendig):
https://tv.apple.com/movie/umc.cmc.4j4qdb76wzl0ipxdwh6qs109d?at=11luho
Being James Bond (In der Haut von James Bond) im deutschsprachigen TV:
Fr. 24.9., 19:05 | SRF2 (Schweiz)
Sa. 25.9., 03:50 | SRF2 (Schweiz)
So. 3.10., 17:40 | RTL
Mo. 4.10., 04:10 | RTL
[…] Herz gelegt – diese kann ohne Spoiler-Bedenken angesehen werden. Mein Review dazu findet ihr hier. Die Doku ist noch bis Anfang Oktober auf Apple+ kostenlos verfügbar. In der Schweiz wird sie […]
[…] Bei uns in Deutschland wird RTL am Dienstag ab 18 Uhr in einem 45-minütigen “Exclusiv Spezial: Bond is back! Die große 007-Premiere live” vom roten Teppich berichten. Frauke Ludowig und Guido Maria Kretschmer werden versuchen, die geladenen Gäste vors Mikrofon zu bekommen. Darüber hinaus wird das “Red Carpet”-Event ab 18 Uhr per Livestream in seiner gesamten Länge auf rtl.de, ntv.de, Guido.de und stern.de übertragen. RTL wird außerdem ein “europaweit exklusives TV-Interview” mit Daniel Craig vor der Premiere aufzeichnen (geführt von Fraue Ludowig), wie man selbst bekanntgab. Für den 3. und 4. Oktober hat RTL sein TV-Programm geändert und zeigt… Weiterlesen »
Was glaubt hier wie geht es nach no time to die mit bond 26 weiter
Theoretisch wäre 2024 möglich, wenn sie nächstes Jahr tatsächlich mit den Vorbereitungen beginnen würden. Da sie aber einen neuen Darsteller, Konzept und Drehbuch benötigen, ist 2025 oder 2026 Stand heute realistischer. Dazu kommt noch der Amazon-Deal, der erst bestätigt werden muss – das kann eine Beschleunigung sein für 007, könnte aber auch zur Verzögerungen führen, wenn es da noch Probleme gibt.