JamesBond.de

James Bond ist zurück – Filmkritik zum 2. Bond mit Daniel Craig

Das 22. James-Bond-Abenteuer EIN QUANTUM TROST (Quantum Of Solace) startet am 6. November in den deutschen Kinos (Österreich-Start am 7. November), JamesBond.de hatte bereits heute die Gelegenheit, den Film zu sehen – here we go.

Filmkritik zu Quantum Of Solace, von Gernot Seidl.

Ich muss schon zugeben, die teilweise schlechten Kritiken der vor allem britischen Filmkritiker, die seit voriger Woche im Internet kursieren, haben mich (und viele andere Bondfans) schon ein wenig verunsichert. Aber ich kann euch gleich vorweg Entwarnung geben: EIN QUANTUM TROST ist sicherlich ein untypischer aber auch ein sehr vielschichtiger, abwechslungsreicher, zynischer, actiongepackter & moderner Actionthriller – ein großartiger Bondfilm, ganz im Sinne von Ian Fleming.

Nun der Reihe nach: Ein Novum in der 46-jährigen Filmserie stellt natürlich die direkte Fortsetzung der Handlung aus Casino Royale dar, das Bonds Anfänge im britischen Geheimdienst zeigt. Allen, die Daniel Craigs ersten Bondfilm das letzte Mal vor 2 Jahren gesehen haben, rate ich, sich noch schnell die DVD zu besorgen, ansonsten könnte man bei der ein oder anderen Sequenz etwas ins Straucheln kommen, da immer wieder auf Ereignisse aus CR (Casino Royale) zurückgegriffen wird bzw. etliche Charaktere auch in EQT (EIN QUANTUM TROST) wiederkehren (zB. Felix Leiter, Mathis, Mr. White).

Die Story rund um Bonds Rachefeldzug wegen Vesper Lynds Tod aus CR erinnert natürlich ein wenig an Timothy Daltons „Lizenz zum Töten“, hat aber, wie sich im Laufe des Filmes herausstellt, weit mehr zu bieten. Bond (der sich sichtlich immer noch in seiner „Charakterentwicklung“ befindet!) und das Hauptbondgirl Camille sind beide aus unterschiedlichen Gründen darauf aus, Dominic Greenes mysteriöse Verbrecherorganisation zu stoppen, gleichzeitig geizen die Drehbuchautoren Paul Haggis, Robert Wade & Neil Purvis sowie Regisseur Marc Forster aber auch nicht mit gesellschaftlicher Kritik an Wirtschaft und (Geheimdienst-) Politik und fassen einige brisante und aktuelle Themen auf, was man von einem Bondfilm nicht unbedingt gewohnt ist.

Der Film startet mit einer fulminanten und atemberaubenden Verfolgungsjagd mit dem Aston Martin in Italien, die uns einen netten Vorgeschmack auf die feine Machart der noch bevorstehenden Actionsequenzen gibt. Wie bei CR hat man auch die Pre-Title-Sequenz von EQT eher kurz gehalten.
Die Titelsequenz, zum ersten Mal vom MK12-Team kreiert, ist durchaus gelungen, beinhaltet einige bekannte Elemente aus vergangenen Zeiten, setzt aber keine neuen Maßstäbe. Der kontrovers diskutierte Titelsong „Another Way To Die“ von Alicia Keys und Jack White, schlägt sich, wie vermutet, zusammen mit bewegten Bildern sehr gut und wird es sicherlich noch schaffen, den ein oder anderen Kritiker zu überzeugen (an die großen Bondklassiker wie etwa „Goldfinger“, „Diamonds Are Forever“, „Live And Let Die“ oder „GoldenEye“ kommt er zugegebener Maßen nicht heran).

Viel Zeit zum Ausruhen hat 007 in den 106 Filmminuten jedenfalls nicht. Schon lange nicht mehr ist Bond in einem seiner Abenteuer so viel gereist wie in diesem: Nach dem Verhör in Italien geht es für ein kurzes Briefing zurück nach London, danach nach Haiti, wieder zurück nach Europa ins österreichische Bregenz, wieder ein Abstecher nach Italien, danach nach Bolivien und sogar noch weiter.

Wie von den Produzenten angekündigt, bietet EQT deutlich mehr Actionsequenzen als sein Vorgänger. Und wie bereits aus CR gewohnt, sind die Action- und vor allem die Kampfszenen sehr schnell, hart, brutal und real gefilmt. Obwohl Bond im Film quasi von einer Actionszene in die nächste schlendert, gibt es jedoch immer wieder auch ruhigere Sequenzen, die dem Zuseher ein wenig Zeit zum Verschnaufen geben. Die Non-Stop-Action wirkt dennoch nicht störend (man muss natürlich auf Action gefasst sein – aber hey, das ist ein Bondfilm!), denn Marc Forster hat es geschafft, mit den einzelnen Actionsequenzen die Handlung voranzutreiben und hält so den Spannungsbogen stets aufrecht. Vielleicht hätte Forster bei der ein oder anderen (Action-) Szene mit weniger Schnitten auskommen können, manchmal ist es doch schwierig, bei den Actionsequenzen der Handlung zu folgen.
Eine der besten Verfolgungsjagden des Filmes zeigt Forster zusammen mit Aufnahmen aus Puccinis „Tosca“ auf der Bregenzer Festspielbühne, die ganze Sequenz erinnert an den großen Francis Ford Coppola – genial!

Aber auch die ruhigeren Bilder beinhalten etliche tolle „Bondmomente“, so dürfen sich Bondfans etwa auf einen Dialog aus Ian Flemings Originalroman „Casino Royale“ freuen, es gibt jede Menge trockenen britischen Humor (Bonds legendäre One-Liner sind wieder mitdabei) und auch die berühmte Gunbarrel-Sequenz kehrt wieder zurück, wenn auch in etwas modifizierter Form. Trotz der relativ knappen Filmlänge und der vielen Schauplätze nimmt sich Forster immer wieder ein wenig Zeit und versucht durch Aufnahmen von Menschen und Landschaften ein stimmiges und authentisches Bild der jeweiligen Location zu überliefern, was ihm oft auch bis ins kleinste Detail gelingt. Q, Moneypenny oder „Mein Name ist Bond, James Bond“ tauchen in EQT nicht auf (was mich persönlich nicht stört, da zu einem Bondfilm mehr als das gehört), werden aber in den folgenden Abenteuern sicherlich wieder zurückkehren, wenn sich die Einführung als passend erweist.

Natürlich wäre es kein Marc-Forster-Film, wenn man nicht auch auf die einzelnen Charaktere eingehen würde. So sehen wir zwischen der vielen harten Action auch den „anderen“ Bond, dem, wie im Vorgängerfilm CR, noch Fehler unterlaufen, der sich jedoch ständig weiterentwickelt und aus Kummer und Verzweiflung auch gerne den ein oder anderen Drink zu sich nimmt (auch hier sei ein Verweis auf Flemings Originalbond angebracht). Schließlich gibt es dann auch noch jene Szenen, die man bisher nur selten bis gar nicht in den Bondfilmen gesehen hat, die diesen Film einzigartig und Daniel Craigs Bond menschlich und nachvollziehbar machen und ihn somit zurück zu Ian Flemings Wurzeln führen (welche Szene ich damit ua. meine, werdet ihr spätestens bei eurem ersten Kinobesuch merken).

Neben dem wieder gut spielenden Daniel Craig, der in EQT erneut eine sehr gelungene Performance hinlegt (physisch topfit, hart, brutal, ironisch, in der einen Szene unantastbar, in der nächsten verletzt und mitgenommen), wird der Film natürlich von Schauspielgrößen wie Mathieu Amalric (der aber leider wenig Screentime hatte!) und Judi Dench bereichert. Die hübsche Olga Kurylenko legt eine passable Leistung hin, Gemma Arterton (von der bis auf eine Homage an einen früheren Bondklassiker nur wenig zu sehen ist) und Anatole Taubman sind nur Randfiguren mit kurzen aber witzigen Auftritten.
Besonders hervorzuheben ist noch Giancarlo Giannini, der es schafft, seine Darbietung aus CR noch einmal zu übertreffen und in eine der bewegendsten Szenen des Filmes involviert ist; vom großartigen Jeffrey Wright, der zum zweiten Mal Bonds loyalen CIA-Freund Felix Leiter mimt, hätte ich auch gerne noch mehr gesehen. Leider sieht man dem Film in manchen Szenen und Dialogen die kleinen Probleme mit dem Drehbuch doch an.

Alles in allem ist Marc Forsters EQT einerseits sicherlich ein untypischer, andererseits aber auch ein gelungener Bondfilm, mit rasanter äußerst schnell-geschnittener Action, einer ansprechenden (Bond-) Story, einer Portion trockenem Humor und einigen starken Momenten. Klar, wer mit der harten, menschlicheren und realistischen Gangart von CR und Daniel Craigs Bond nicht viel anfangen konnte, der wird wohl auch mit EQT seine Schwierigkeiten haben. Der Film lebt von seiner „Kompaktkheit“ und wird deshalb sicherlich auch einen besonderen Platz in der Bondgeschichte einnehmen – trotzdem hätten dem Film ein paar mehr ruhigere Momente und ein paar Schnitte weniger (in den Actionsequenzen) sicherlich nicht geschadet…

Insgesamt bekommt EIN QUANTUM TROST von mir 8 Punkte, wobei das heute sicherlich nicht mein letzter Kinobesuch war und es mir wirklich nicht leicht gefallen ist, so kurz nach dem 1. Ansehen bereits ein Review zu verfassen ;)

JamesBond.de hält euch auf dem Laufenden und hat rechtzeitig zum Kinostart noch die ein oder andere Überraschung für euch – 007 is back!

Die mobile Version verlassen