Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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Samedi hat geschrieben: 22. Juli 2020 19:32
Invincible1958 hat geschrieben: 21. Juli 2020 12:45 Hier aktuellen deutschen Kinocharts vom letzten Wochenende:

http://insidekino.de/DTop10/20/DTop20JUL16.htm

15% weniger Besucher als die Woche davor, und 89% weniger Besucher als am gleichen Wochenende vor einem Jahr.
Ist bei den Filmen, die aktuell angeboten werden aber auch kein Wunder.
Ich habe die fünf Neustarts, die es in die Top 20 geschafft haben, alle seit letztem Donnerstag gesehen.
Und ist keine Gurke bei.

"Unhinged" ist perfekt für nen Freitagabend mit Freunden - wenn man einfach mal wieder den Kopf abschalten und ein paar reale Auto-Stunts sehen will. Sehr kurzweilig.

"Marie Curie" zeigt mal wieder, dass Rosamund Pike eine richtig gute Nach-Bond-Karriere hinlegt.

"Into The Beat" ist ein solider Coming-of-Age-Film aus Deutschland, in dem man Tanz-Performances sieht, die es so im deutschen Film noch nie zu sehen gab, und die mindestens auf Hollywood-Niveau sind. Über ein paar platte Dialoge kann man locker hinwegsehen.

"Berlin Alexanderplatz" ist ein Gangster-Epos wie man es sonst nur von Brian De Palma oder Martin Scorsese zu sehen bekommt. Klara Kinoempfehlung von mir.

"Waves" ist der beste der fünf Neustarts - aber der "älteste" Film - er kam in den USA bereits letztes Jahr ins Kino. Der Film hat eine Sogwirkung wie nur wenige Filme.

Was ich damit sagen will: da ist theoretisch für alle was dabei.

Ich sehe es schon kommen: in einem Jahr läuft ein Film wie "Waves" auf Netflix und ich werde gefragt, ob ich diesen genialen Film schon gesehen habe. Dann antworte ich: "Klar, damals im Kino - aber du hattest ja kein Interesse mitzukommen." Sowas kommt häufiger vor.

Ich vertrete ja die Meinung, dass jeder Film im Kino geschaut gehört und nicht zuhause. Aber ich verstehe auch, wenn jemand für ein "Marie Curie"-Bio-Pic nicht ins Kino rennt. Aber "Berlin Alexanderplatz" oder "Waves" haben so epische Bilder - die gehören zu 100% auf die große Leinwand.

Und ja, ich verstehe deinen Kommentar - der sich nicht unbedingt auf die Qualität dieser Film bezog, sondern auf die Anziehungkraft der Filme bzgl. der breiten Masse. Da zieht ein Disney-Blockbuster ("Mulan"), ein Regie-Star-Blockbuster ("Tenet") oder ein Filmstar-Blockbuster natürlich mehr.

Und natürlich würden und werden diese großen $200 Mio Produktionen ganz andere Besucherzahlen haben als die jetzige Auswahl. Aber es starten trotzdem jede Woche um die 10 Filme, von denen mindestens 5 mehr als nur "guckbar" sind. Das Problem in Deutschland ist einfach, dass wir über Jahrzehnte so erzogen wurden, dass man nur zu bestimmten "Events" ins Kino geht. Wenn man sich da die französischen Charts ansieht - da haben die gleichen Filme zum Teil 5x soviele Besucher, obwohl Frankreich 20 Mio Einwohner weniger hat als Deutschland. Das ist halt ne Kino-Nation - Deutschland ist keine.

Ich würde mir wünschen, dass die Leute einfach mal Lust aufs Kino haben, Lust aufs Entdecken.
Ein Film wie "Waves" hat keine Geschichte, die man eben auf einen Bierdeckel schreiben kann, er hat keine bekannten Schauspieler, keinen bekannten Regisseur. Trotzdem ist er ein kleines Meisterwerk. Ich liebe es ins Kino zu gehen, und überhaupt nicht zu wissen was mich erwartet. Es ist doch das Langweilgste der Welt sich in einen Film anzusehen, der nach Muster XY gestrickt ist, und man schon vorher genau weiß was man bekommt. Bei manchen Leuten habe ich geradezu das Gefühl, dass die Angst haben sich auf was Unbekanntes einzulassen.
Kein Star, kein Franchise, keine bekannte Vorlage - dann trauen sie sich nicht ins Kino. Ich würde mir wünschen, dass sich das mal wieder ändert.

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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Mal schauen, ob Disney das Risiko mit "Mulan" eingehen wird !

Aber nächstes Wochenende ist "Wacken World Wide" vom 29.07.2020 bis 01.08.2020 angekündigt, so dass ich mich erstmal nächstes Wochenende mit Musik beschäftigen werde.

Aber "Into The Beat" ; "Auf der Couch in Tunis" und vielleicht auch "The King Of Staten Island" stehen dann als nächstes auf der Liste.
Zuletzt geändert von HCN007 am 22. Juli 2020 22:35, insgesamt 1-mal geändert.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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HCN007 hat geschrieben: 22. Juli 2020 22:22 Mal schauen, ob Disney das Risiko eingehen wird !
Ich wäre positiv überrascht von Disney, wenn sie "Mulan" am 20. August starten.

So wie es aussieht, wird sich Warner jetzt ja für einen gestaffelten Release von "Tenet" entscheiden.

Deutschland soll wohl bereits am 26. August dabei sein, während andere Länder (auch die USA) erst später in den Genuss des Films kommen.
Vielleicht wird Disney ja ähnlich verfahren.

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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Invincible1958 hat geschrieben: 22. Juli 2020 22:15 Ich habe die fünf Neustarts, die es in die Top 20 geschafft haben, alle seit letztem Donnerstag gesehen.
Und ist keine Gurke bei.
Ich wollte damit auch nicht sagen, dass die Filme schlecht wären. Aber sie sind eben nicht publikumswirksam.

"Unhinged" ist trotz Crowe eher ein B-Movie.

"Marie Curie" und "Waves" wären wohl eher als "Der besondere Film" gelaufen, wenn nicht gerade Corona wär.

Von "Into The Beat" hab sogar ich noch nie was gehört und ich kenne die meisten Filme schon Monate vor dem ersten Trailer.

"Berlin Alexanderplatz" ist auch eher etwas für Cineasten als für den Mainstream. Die zwei vorherigen Verfilmungen kennt die breite Masse leider auch nicht.
Invincible1958 hat geschrieben: 22. Juli 2020 22:15 Das Problem in Deutschland ist einfach, dass wir über Jahrzehnte so erzogen wurden, dass man nur zu bestimmten "Events" ins Kino geht.
Vor Corona war ich auch jede Woche im Kino. Und die Sneak war auch so gut wie immer voll. Nur sind das eben doch hauptsächlich Leute unter 25 und das ist eben ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung.

Dass die älteren Leute "planmäßig" nur alle heiligen Zeiten ins Kino gehen glaube ich übrigens nicht. Aber wer einmal die Woche ins Kino geht, der bekommt eben auch viel mehr mit, welche Filme sonst noch im Kino laufen. Wer nie ins Kino geht, der bekommt dann eben auch nur mit, wenn wieder der neue Bond läuft oder etwas von Marvel.

Und wenn man ohnehin öfter ins Kino geht, dann ist natürlich auch die Hemmschwelle geringer, sich noch einen Film mehr im Kino zu gönnen, denn das Kino ist für Leute wie dich und mich ohnehin sowas wie die Alternative zum Stammtisch. :wink:
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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Samedi hat geschrieben: 22. Juli 2020 22:46Vor Corona war ich auch jede Woche im Kino. Und die Sneak war auch so gut wie immer voll. Nur sind das eben doch hauptsächlich Leute unter 25 und das ist eben ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung.

Dass die älteren Leute "planmäßig" nur alle heiligen Zeiten ins Kino gehen glaube ich übrigens nicht. Aber wer einmal die Woche ins Kino geht, der bekommt eben auch viel mehr mit, welche Filme sonst noch im Kino laufen. Wer nie ins Kino geht, der bekommt dann eben auch nur mit, wenn wieder der neue Bond läuft oder etwas von Marvel.
Ich glaube die Leute, die NIE ins Kino gehen, machen den Großteil der Bevölkerung aus.
Und ich glaube, dass das in anderen Ländern ein wenig anders ist.

Im "corona-freien" Jahr 2019 wurden in Deutschland 118.611.962 Kinotickets verkauft.
Bei 83,2 Mio Einwohnern ist Jeder im Schnitt 1,4 mal ins Kino gegangen.

Wenn man jetzt Kinder unter 6 und Rentner über 80 komplett abzieht, kann man vielleicht sagen, dass alle anderen im Schnitt 2x im Jahr ins Kino gehen.

Da es aber Leute wir dich und mich gibt, und davon auch noch ein paar andere, gibt es unter der restlichen Bevölkerung gefühlt 50 Millionen, die nie ins Kino gehen.

Das Rekordjahr war übrigens 1956: da wurden 817,5 Mio Kinotickets in (West-)Deutschland verkauft.
Bei knapp über 50 Mio Einwohnern ist im Schnitt jeder 16x ins Kino gegangen, also mindestens einmal im Monat.
Dann kam das Fernsehen, und innerhalb weniger Jahre hat sich diese Zahl halbiert. 1963 waren es "nur" noch 366,0 Mio verkaufte Tickets.

1992 nach der Wiedervereinigung waren es nur noch 105,9 Mio.
Das ging dank der neuen Welt der Multiplexxe in den Jahren darauf wieder hoch bis auf 177,9 Mio verkaufte Kinokarten im Jahr 2001.

Seitdem geht es aber Jahr für Jahr wieder bergab.

Na klar. Die Konkurrenz wird immer vielfältiger.
Dennoch werde ich immer weiter für das Kino kämpfen, und alle Leute im meinem Umfeld dazu nötigen. ;-)

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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Disney hat nun "Mulan" auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die vier "Avatar"-Fortsetzungen wurde auch alle um ein Jahr auf 2022, 2024, 2026, 2028 verschoben,
ebenso die nächste "Star Wars"-Trilogie (jetzt 2023, 2025, 2027).

Dazu wurde "Tod auf dem Nil" von Anfang Oktober 2020 auf Ende Oktober 2020 verschoben, einige andere Disney-Filme wurden wie Mulan auf unbestimmte Zeit verschoben.

"Bill & Ted 3" wurde auf Anfang September verschoben (und erscheint zumindest in den USA zeitgleich als VOD).

Wenn die Gerüchte um "Tenet" (Warner Bros.) stimmen, wird dies nun weiterhin Ende August die erste neue Big Budget-Produktion sein, die ins Kino kommt.

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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Inzwischen könnte man sogar sagen, es wäre ein kluger Zug als absolut einziger neuer Film für ein paar Monate alle Kinos für sich zu haben :-)

egal, in meinem Umfeld sind alle genervt und fragen nur noch warum der neue Bond nicht Online veröffentlich wird. Ich verstehe es auch nicht. Nehmt 25 EUR dafür, Leute werden es bezahlen
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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danielcc hat geschrieben: 24. Juli 2020 12:11 egal, in meinem Umfeld sind alle genervt und fragen nur noch warum der neue Bond nicht Online veröffentlich wird. Ich verstehe es auch nicht. Nehmt 25 EUR dafür, Leute werden es bezahlen
Erstens bin ich immer noch nicht davon überzeugt, dass das genügend Leute machen würden und zweitens gehört Bond schlichtweg ins Kino. Ich würde ihn als VOD nicht anschauen.
danielcc hat geschrieben: 24. Juli 2020 12:11 Inzwischen könnte man sogar sagen, es wäre ein kluger Zug als absolut einziger neuer Film für ein paar Monate alle Kinos für sich zu haben
Darauf hoffe ich auch. Vor allem wenn davor ein Blockbuster wie Tenet den Leuten eventuell wieder Lust aufs Kino macht und keine negativen Schlagzeilen um Infektionen in Kinos mit sich bringt (wovon ich nicht ausgehe).
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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ich bin auch genervt von den ganzen Verschiebungen von großen Start. Studios müssten sich in dieser Situation eben auch eingestehen, dass Sie nicht den großen finanziellen Erfolg mit den Filmen machen werden und durchaus einige Flops hinnehmen müssen. Da ist eben ein Problem, dass viele Filmproduktionen absurde Unmengen an Geld verschlingen, das auch erstmal wieder gegenfinanziert werden muss. Hoffentlich besinnt man sich mit diesen Erfahrungen dann darauf, mal wieder auf kleinere und mittlere Budgets zu setzen, bei denen das Risiko eines finanziellen Flops wesentlich geringer ist.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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Die Rechnung ist eigentlich einfach - Ein Film muss das 4-Fache seines Budgets einspielen, um in die Gewinnzone zu kommen. Beispiel 100 Millionen Dollar Budget - Box-Office-Ziel 400 Millionen Dollar.

Zu den Produktionskosten gesellt sich das doppelte an Marketingausgaben hinzu (die ja immer "verschwiegen" werden). Und von den Ticketeinnahmen kann man einen Abschlag an 50 % rechnen, die beim Kino verbleiben. Dementsprechend nochmal doppeln und so kommt man auf 400 Millionen Dollar.

Aber im Beispiel von großen Filmproduktionen der letzten Jahre, die die 300 Millionen-Dollargrenze im Budget überschritten hatten, lässt sich bei den aktuellen Entwicklungen eben selbst bei dem Angebot von vollen unrestriktiven Kinosälen noch nicht die Nachfrage einschätzen und was am Ende übrig bleibt. So ist bei kleinen und mittleren Budgets bis zum Beispiel 50 Millionen Dollar ein wesentlich geringeres Risiko eines Flops vorhanden.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

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danielcc hat geschrieben: 24. Juli 2020 12:11Nehmt 25 EUR dafür, Leute werden es bezahlen.
Ich bin mir sicher, die Leute werden es nicht bezahlen.
Jedenfalls nicht in der Menge, dass da am Ende $800 Mio oder was auch immer bei rum kommen.

Ein Bondfilm, der im Kino "nur" $300 - $400 Mio macht, und ein paar Monate später als VOD etc. veröffentlicht wird, bringt immer noch mehr ein, als ein Bondfilm, der NUR als VOD veröffentlicht wird.

Die Gefahr bei VOD ist zudem, dass eine Person den Film für 25 Euro leiht, und dann mit 5 Freuden guckt.

Ich wäre mal an wöchentlichen VOD-Charts interessiert. Daran könnte man wahrscheinlich ablesen, dass dort niemals solche Summen eingenommen werden wie einige Menschen denken.