dernamenlose hat geschrieben: 14. Oktober 2019 14:34
Casino Hille hat geschrieben: 13. Oktober 2019 19:27
Hätte Harvey den Joker da im Krankenhaus erschossen, hätte der im Jenseits noch bis zur Unendlichkeit darüber gelacht.
Natürlich, denn der Joker konnte ja nur gewinnen. Es ging ihm eben darum (zumindest interpretiere ich das so) Harvey Dent auf die böse Seite zu ziehen. Und das hätte er ja in beiden Fällen geschafft, ob der Joker danach noch lebt oder nicht.
Sollte das ein Widerspruch oder eine Ergänzung sein?
Ja, es geht Joker in der Szene darum, Harvey von etwas zu überzeugen bzw. ihn zu etwas zu bringen. Und deshalb geht es auch nicht darum, wie Joker reagiert, wenn Harvey die Münze wirft und was dann passiert. Dass er Harvey überhaupt dazu kriegt, die Münze zu werfen, ist der Gag - und der geht natürlich auch auf die Kosten von Batman und Gordon und befriedigt sein eigenes Weltbild, dass jeder da draußen im Kern verdorben ist. Eine Einsicht, die durch die Fährenszene herausgefordert wird, nur das Joker absolut nicht so reagiert, wie es ein normaler Geschichtenerzähler machen würde. Stattdessen reagiert er trotzig und nach kurzer Irritation mit Egal-Haltung. Noch eine beispielhafte Szene dafür, warum The Dark Knight im Writing so viel subtiler ist als der übliche Action- oder Comicfilm.
Aber trotzdem verfolgt Joker im Film keine klare Agenda - Harvey zur dunklen Seite zu bekehren hätte er viel einfacher haben können und wenn das sein Ziel war, dann ergibt nichts was er zwei Stunden lang tut in The Dark Knight einen Sinn. Joker ist ein Anarchist und als solcher will er Anarchie und Chaos verbreiten - und dazu hat er natürlich gewisse Vorhaben, die die drei Ordnungshüter der Stadt (Gordon, Batman, Dent) betreffen. In dem Wort Ordnungshüter steckt ja schon, warum er diese drei als seine persönlichen Feinde betrachtet. Aber - und das ist so genial an der Figur - "he makes it up as he goes along". In der tollen Szene im Joker-Film am Ende vor Live-Kameras ist der einzig schwache Moment auch der, in der Phoenix dem Moderator De Niro vorab erklärt, warum er ihn jetzt abknallen wird. So einen furchtbar schlecht geschriebenen Satz wie "You get what you f***ing deserve" hatte Ledgers Joker gar nicht nötig, weil er gar nichts sagen, sondern einfach Spaß haben will. Deshalb ist er auch so eine unaufhaltsame antagonistische Kraft -- du kannst ihn nicht besiegen, außer du tötest ihn. Dieser Mann wird niemals aufhören, weil er kein Ziel hat, dass er je erreichen könnte. Ein brillanter Schurke.