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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Escape Plan
Nachdem sie in "The Expendables" gemeinsam mit Bruce Willis einen kurze Szene hatten und in "The Expendables - Back for War" immerhin ein paar Minuten lang Seite an Seite die Bösewichter erlegten, stellt Mikael Håfströms Thriller "Escape Plan" 2013 das erste große filmische Aufeinandertreffen von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger dar, jenen Darstellern, die in den 80er Jahren mit ihren kompromisslosen Actionfilmen eine ganze Generation von "harten Männerfilmen" prägten und im 21. Jahrhundert bislang mittelprächtig erfolgreich versuchten, an ehemalige Glanzzeiten wieder anzuknüpfen. Dabei wird vielleicht nicht unbedingt das Rad neu erfunden und das Drehbuch von Miles Chapman kann in Punkto Originalität nicht zwingend auftrumpfen, doch Schwarzenegger und Stallone wären nicht bei ihren Fans so beliebt, wenn sie aus "Escape Plan" nicht trotz dessen einen spaßigen Film machen könnten.
Auch, wenn dieser Film unter dem Genre Thriller verkauft wird und das sicherlich auch so sein soll, so sollte man diese Bezeichnung aber auch nicht zu ernst nehmen. "Escape Plan" ist in erster Linie ein Film, der einzig und allein dazu gedacht ist, den beiden großen Actionlegenden im Zentrum viele Möglichkeiten zu geben, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, verkommt gleichzeitig aber nicht nur zur Mucki-Modenschau. Und in dieser Hinsicht hat er dem "Expendables"-Franchise auch gleichzeitig mehreres voraus. Während diese Filme (besonders der zweite Teil) besonders auf selbstironische Kommentare und Hommageszenen setzen, geht Håfström das ganze schon etwas ernster an. Vordergründig will er dem Publikum eine Geschichte erzählen und so einfältig diese anfangs noch wirken mag, mit dem ein oder anderen netten Twist weiß sie im späteren Verlauf doch tatsächlich aufzuwarten. Überhaupt ist das Konstrukt hinter den Geschehnissen in der Tat ein wenig ausgelutscht, die Umsetzungen selbst (am meisten natürlich die Ausbruchsversuche) geraten dafür aber überraschend pfiffig und sind durchaus dazu in der Lage, den Zuschauer das ein oder andere Mal verblüfft zurückzulassen. Ebenfalls sehr gelungen sieht die allgemeine Entwicklung des Filmes aus. Das fetzige Intro, die Exposition der Handlung, das langsame Annähern der Protagonisten, die erste Aktion, der Fehlschlag, der Aufbau der zweiten Aktion... der Genrekenner mag berechtigt das Schema F kritisieren, die Versatzstücke funktionieren für sich genommen aber und wirken erstaunlich gut zusammengesetzt.
Håfström als Regisseur ist es, der dem Drumherum Leben einhaucht. Die Farbwahl, die Settings, das Spiel mit der Kamera, es sind einfache Tricks, derer er sich bedient, die allerdings nicht willkürlich eingesetzt werden, sondern stets das Ziel im Auge behalten. Die wahren Stars sind dann aber selbstredend Sly und Arnie und die Show, die sie da abliefern, ist für Fans ihres Lebenswerkes ein Genuss. Sly ist auf den sympathischen Einzelkämpfer mit tragischer Vergangenheit ja ohnehin abboniert, doch was Arnie als Ex-"Terminator" aus seinem Emil Rottmayer macht, erstaunt sogar seine größten Bewunderer. Schreiend, fluchend, betend, ängstlich zusammenzuckend und völlig losgelöst erlebt man in mehreren packenden Momenten den wohl schauspielerisch entfesselndsten Schwarzenegger aller Zeiten. Schön, dass er hier noch mal unter Beweis stellt, was er drauf hat und wofür man sich "Escape Plan" eigentlich anschaut. Ein Kompliment gilt noch einem weiteren Darsteller, denn auch wenn der Rest des Casts gemäß Heldenverehrung der Protagonisten blass bleiben muss, liefert Jim Caviezel eine nicht ganz Klischee-freie, aber immerhin diabolische Performance als Schurke ab und darf sich, dank des Mitwirkens vom physisch stärkeren Vinnie Jones, den man als Juggernaut aus "X-Men: Der letzte Widerstand" kennen sollte, ganz auf sein Mimenspiel verlassen.
Es sind im Detail nur wenige Elemente, die den Spaß ein Stückweit trüben. Die dramaturgische Entwicklung mag gelungen sein und dies auch etwas einfordern, doch selbst dann fliegen im Showdown zu viele Kugeln und die Materialschlacht nimmt etwas Überhand. Genauso ist es schade, dass der tolle Caviezel dann auch noch derart unwürdig und vorhersehbar in einem zu schnellen Schluss das Zeitliche segnen muss. Einen stärkeren Abschluss hätte man ihm schon noch gegönnt. Was aber wirklich über weite Strecken ein starkes Ärgernis ist, sind der Charakter des Arztes, welcher von Sam Neill verkörpert wird und ungewollt lächerlichen Pathos in die Chose bringt (beispielsweise bei seiner Rückbesinnung auf den Eid des Hippokrates), genauso wie der schwache Soundtrack von Komponist Alex Heffes, der gefühlt die selben zwei Themen immer und immer wieder in endloser Variation wiederholt und in dieser Eintönigkeit fast schon darauf ausgelegt scheint, durch permanente Wiederholung ein Minimum an Einfallsreichtum zu überspielen. Dieser Versuch darf aber ganz gehörig als gescheitert angesehen werden.
Fazit: Der erste große Zusammenprall zweier Actionheroen muss natürlich gehörig knallen. Leider knallt es am Ende etwas zu oft und etwas zu laut. Und über die ein oder andere inhaltliche Darstellung sollte man lieber nicht zu intensiv nachdenken. "Escape Plan" ist als Thriller unterhaltsames und kurzweiliges Durchschnittsmaterial. Doch wegen der Handlung wird wohl kaum einer diesen Film angeschaut haben, denn hier sind die beiden Namen auf den Plakaten Programm und Stallone und Schwarzenegger sind beide stark genug, um ihrem Publikum eine würdige Vorstellung zu präsentieren, die nicht zuletzt auch wegen der passend-unterwürfigen Inszenierung und Jim Caviezels wahrhaftigem Arschloch-Fiesling jedem Fan zwei launige Stunden bereiten dürfte. Wer eine 80er-Jahre Rückbesinnung im Sinne der "Expendables" erwartet, wird aber enttäuscht werden. Die Zeiten haben sich geändert und die beiden sind nun gerade noch rechtzeitig im 21. Jahrhundert angekommen. Auf ein Neues, Jungs!
7,5/10
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Let the sheep out, kid.